Sonntag, 30. Oktober 2011

Premiere: Wenn Rosenblätter fallen. Das Musical – Theater Akzent

Fast zwei Jahre ist es jetzt her seit dem ich „Wenn Rosenblätter fallen“ zum letzten Mal – damals noch als Workshop-Präsentation – gesehen habe. Damals war ich sowohl von Stoff, Darstellerleistung als auch von Musik und Umsetzung sehr angetan und berührt. Zwei Jahre später hat es das Musical also endlich geschafft seine „richtige“ Uraufführung zu feiern und ist nun in Deutschland und Österreich auf Tour. Gestern feierte das Musical seine Wien-Premiere. Der Arbeitstitel „Ein Leben ohne dich“ wurde verworfen, „Wenn Rosenblätter fallen“ wieder aufgenommen. Eine gute Entscheidung.
Das Musical ist sehenswert, aber für mich ist es noch nicht ganz „angekommen“. Es berührt und hat viel Potential und ich stimme auch heute noch meiner „Kritik“ vom Januar 2010 zu:

„Rory Six (Musik) und Kai Hüsgen (Texte, zusätzliche Texte: Ellen de Clercq) haben ein intimes, berührendes Werk geschaffen dem unbedingt Beachtung geschenkt werden sollte. Die Musik ist sehr vielfältig - mal rockig, mal ganz zurück genommen. Die Texte ehrlich und berührend. Die Dialoge herzlich und echt. […] Dieses Musical braucht eigentlich nicht viel mehr, denn reduziert wirkt es, glaube ich, am besten.“

Der letzte Punkt spricht an, warum mir „Wenn Rosenblätter fallen“ damals besser gefallen hat als in der gestrigen Inszenierung. Das Stück hat Qualität und ich finde, dass es viele Menschen sehen sollten, aber es würde von mehr „Intimität“ profitieren. Eine kleinere Bühne, ein kleineres Theater. Zwar konnten die Darsteller die Emotionen ohne Weiteres bis in die hinteren Reihen des Theater Akzent vermitteln, aber es würde dem Musical gut tun, wenn es noch unmittelbarer, ursprünglicher und persönlicher daherkäme; vielleicht auch ohne Mikrofone. Ich glaube, dass „Wenn Rosenblätter fallen“ sich erst in einem kleineren Rahmen ganz entfalten könnte, sowie damals bei der Workshop-Präsentation.

Ich selbst störte mich neben fehlender „Intimität“ am Bühnenbild, das farblos wirkte und keinerlei Atmosphäre vermitteln konnte. Die Darsteller hatten also eine Herausforderung mehr…

Eines der beste Dinge, die diesem Musical passieren konnte ist die Besetzung von Dirk Johnston als Till. Eine Performance, die mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ursprünglich, ehrlich und glaubhaft. Sehr emotional, ohne Angst vor dem Charakter. Er hat sich in die Geschichte und in Till fallen lassen und ist darin aufgegangen. Till wurde dadurch so spürbar, die Emotionen so tief, dass sie mich im Publikum wirklich punktgenau erreicht haben. Was für eine Leistung!
Auch Carin Filipcic lieferte Höchstleistung ab, mit einer sehr glaubwürdigen Darstellung einer Krebskranken.
Jana Stelley überzeugte vor allem durch ihren Gesang. Sie spielte etwas zu viel und obwohl ihr Charakter Iris eine quirlige, sehr lebendige junge Frau ist, wäre ein bisschen weniger besser gewesen. Erst gegen Ende wo Iris endlich zu verstehen und Till wieder zu vertrauen und lieben beginnt, gelingt es Stelley mehr Ehrlichkeit mit in ihr Spiel zu bringen.

Wer Näheres zum Inhalt erfahren möchte, der informiert sich am besten auf der Homepage des Musicals, liest meinen ersten Eindruck des Musicals von der Workshop-Präsentation ODER – die wahrscheinlich beste Variante – kauft sich eine Karte für das Musical, das noch bis 3. November im Theater Akzent zu sehen ist. 10 Prozent des Kartenerlöses gehen übrigens an die Krebshilfe.

"Wenn Rosenblätter fallen" ist ein sehr emotionales Musical, da es ein Thema behandelt, das uns alle beschäftigt - der Verlust eines geliebten Menschen. Deswegen trifft es genau ins Herz. Es spielt auf mehreren Ebenen und geht nicht an einem vorbei - das ist das Besondere dieses Werkes. Hie und da könnte es noch eine Überarbeitung vertragen, vor allem wenn man es weiterhin auf einer größeren Bühne aufführen möchte. Szenen, die ohne Worte wirken könnten, können dies aber in dieser Größe weniger. Um noch mehr herauszuholen, wäre eine Rückkehr zu den Anfängen - ein kleinerer Rahmen - sicher von Vorteil.

Links:
*Image via

Sonntag, 23. Oktober 2011

Musical Tenors - Das Album

Jetzt ist sie also da – die CD der Musical Tenors. Ließ ich mich noch nach dem Konzert zu Begeisterungstürmen hinreißen – das Konzert war ja wirklich gut - ebben diese mit Veröffentlichung des Albums wieder ab. Wie einfallslos und unkreativ kann eine Tracklist eigentlich sein? Mal abgesehen von 08/15 Best of Musical CD Veröffentlichungen, von denen alle gleich klingen – bei einer Idee und Produktion dieser Qualität hätte ich mir wesentlich mehr erwartet. Die Musical Tenors haben im Moment ein Niveau erreicht, bei dem mein persönliches Interesse nachlässt. Wer braucht Tassen mit den Gesichtern der vier Tenors? Wer braucht einen Kalender? Warum begibt man sich als Produzent oder auch als Darsteller freiwillig auf diese Ebene?

Da gibt es die Idee der „Musical Tenors“, auch wenn es keine neue ist und sehr klischeebeladen daherkommt, sie funktioniert. Da stellt man eine Show auf die Beine, die neben ein paar Gassenhauern auch Verstaubtes, Unbekanntes ausgräbt. Dann streut man ein paar „All Time Favorites“ drüber, schreibt ein paar witzige Anmoderationen (die allerdings keinen Raum für Spontanes lassen), fügt ein paar Tanzschritte hinzu, die sich zwischen Boygroup und Chorus Line bewegen und stellt vier sympathische, gutaussehende Musicaltenöre geschniegelt und gestriegelt auf die Bühne. Und dann kommt die CD auf den Markt, die mich als Musicalliebhaber enttäuscht. Sehr enttäuscht. Die ausgegrabenen Musicalschätze wurden weitgehend wieder vergraben, die ewige Leier beginnt wieder einmal von vorne, aber seht selbst – die Tracklist:

1. Limelight – Gambler
2. In der Straße wohnst du – My Fair Lady
3. Memory – Cats
4. Die Musik der Nacht – Das Phantom der Oper (Solo Christian Alexander Müller)
5. The Impossible Dream – The Man of La Mancha
6. Maria – West Side Story
7. I Will Always Love You – The best little whorehouse in Texas (Solo Mark Seibert)
8. The Show Must Go On – Queen
9. Closer To Heaven – Gaudi
10. The Winner Takes It All – Mamma Mia (Solo Patrick Stanke)
11. Starlight Express – Starlight Express
12. Am Ende bleiben Tränen (Tu Cosa Fai Stasera)
13. Die unstillbare Gier – Tanz der Vampire (Solo Jan Ammann)
14. This Is The Moment – Jekyll & Hyde
15. Vivo Per Lei

Schön eingesungen ist die CD, dazwischen herrscht aber Langeweile und das ist unglaublich schade. Ein paar Songs gefallen: Limelight, Closer To Heaven, Am Ende bleiben Tränen und die Soli von Mark Seibert und Patrick Stanke. Müllers Phantom wirkt auf der CD so ohne Leidenschaft, es tut fast weh, „Die unstillbare Gier“ von Ammann kann man auf seinem Soloalbum und sonst wo auch hören, „Starlight Express“ – ohne Worte - und diese Fassung von „Maria“ muss ich auch nicht haben. „Memory“ hält man wenigstens aufgrund der viersprachigen Fassung gut aus, es muss aber wirklich nicht sein. „Vivo Per Lei“, „The Impossible Dream“ und „This Is The Moment“ – tolle Songs, keine Frage. Aber davon brauche ich keine mittelmäßigen Musical Tenors Fassungen. Gerade bei letzterer bekommt man beim Zuhören eingeschlafene Füße.

WARUM? Warum immer dasselbe? WARUM? Ich kann es nicht mehr hören. Vielleicht bin ich mit dieser Meinung die Einzige – ist mir auch recht, ich wünsche den Tenors ihren Erfolg. Gewünscht hätte ich mir allerdings, um meinen Eindruck des Konzertes vom letzten Jahr aufrechterhalten zu können, ein Album, das mich ein bisschen umhaut, etwas Anderes bietet. Meine Erwartungshaltung war klar zu hoch, aber wie immer stirbt die Hoffnung zuletzt. Ich gebe sie weiterhin nicht auf und hoffe, dass sich in Zukunft Musical-Compilation-Alben auch einmal an "neue" Songs herantrauen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Schuss nach hinten losgehen würde. Nein, er würde ziemlich sicher genau treffen – in das Herz des wahren Musicalfans.

Das Repertoire der Musical Tenors hat eine größere Bandbreite, als man glaubt - sieht man allerdings die Tracklist des Debutalbums kommt man ins Zweifeln. Aber laut Porgrammheft und Live-Konzert gibt es da doch viel mehr Gutes.
Aus diesem "Repertoire" habe ich mir eine Wunschtracklist zusammengestellt, so ungefähr hätte mich die CD eher überzeugen können:

1. Braver Than We Are (Tanz der Vampire)
2. Draußen (Der Glöckner von Notre Dame) – Mark Seibert Solo
3. I Believe In You (Das dieser Song auf der CD fehlt ist wahrscheinlich der größte Fehler.)
4. Du warst mein Licht – Patrick Stanke Solo
5. The Man of La Mancha (The Man of La Mancha)
6. Wo ist der Sommer? (3 Musketiere)
7. Look With Your Heart (Love Never Dies)
8. Those Magic Changes (Grease)
9. Love Of My Life (Queen)
10. Einsam sind alle Sänger
11. More Than Words

Bleiben dürften außerdem: Am Ende bleiben Tränen, Closer To Heaven und Limelight.
...und dazukommen dürfte noch eine kräftige Portion Innovation und verstraubte Musicalschätze aus den Tiefen der alten und neuen Musicalgeschichte.
Über diese Enttäuschung trösten mich zwei gelungene neue (Musical-)Alben hinweg - Drew Sarich: "Silent Symphony" und Kristin Chenoweth: "Some Lessons Learned" - zwei Künstler auf die man sich wenigstens verlassen kann!

Sonntag, 16. Oktober 2011

"Color and Light" - Der Song zum Sonntag

Wenn ich mir wünschen könnte jetzt sofort ein Musical anzusehen, dann würde ich wohl "Sunday in the Park with George" (Sondheim/ Lapine) wählen. Wenn ich auch noch zeitreisen könnte, dann die Inszenierung mit Bernadette Peters und Mandy Patinkin (1985) - aber auch Raúl Esparza als George hätte ich gerne gesehen...

Samstag, 8. Oktober 2011

An Evening Without Scott Alan - Theater 82er Haus

Ein Abend ohne Scott Alan - wäre er dabei gewesen, hätte er sich geehrt gefühlt. Ein Abend mit Songs, die aus dem Leben gegriffen sind und deswegen so ergreifen. Fragen, die man sich stellt, Entscheidungen, vor denen man steht, Herzschmerzen, vor denen man sich nicht schützen kann. Doch Scott Alan kann auch komisch sein, die Komik des Alltags in Songs wie „His Name“ verpacken. Gerne hätte ich auch „At Seventeen“ gehört, doch ich möchte nichts bemängeln, denn was im Theater 82er Haus in Gablitz geboten wurde, war ein besonderer Genuss.

Eine nette Truppe von Musikern und Musicaldarstellern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Scott Alan dem österreichischen Publikum vorzustellen. Rita Sereinig, Initiatorin des Projekts, scharrte Talente um sich und stellte etwas auf die Beine, was hoffentlich noch kein Ende gefunden hat. Musicaldarsteller, Künstler, die eine Message haben, eine so großartige Idee sind nicht nur bewundernswert, sondern gehören in ihrem Vorhaben unbedingt unterstützt. Da geht es nicht um Umsatz, Auslastung oder Ruhm, da geht es um Musik.

Jeder der Darsteller konnte sich gut in den Abend einbringen, u.a. auch durch kreative neue Arrangements des künstlerischen Leiters Bernd Leichtfried. Da kann man nichts herausgreifen, ein gelungenes Gesamtes. Ein Abend, der einen von innen gewärmt hat. Ich habe mich gut aufgehoben gefühlt, war berührt, habe mich gefreut wie schön die Musik in Szene gesetzt wurde und war für über 2 Stunden angenehm entspannt und glücklich. Und auch heute denke ich gerne und oft an den gestrigen Abend. Reduziert, ohne viel Drum und Dran, mit Klavier, Gitarre und Cello oder einfach nur Stimme und Instrument, die Musik und die Geschichten der Songs im Vordergrund. Sympathisch interpretiert von allen Beteiligten, doch einer muss doch besonders erwähnt werden – Philipp Hägeli. Was er in seiner Stimme und in seinem Ausdruck, seiner Hingabe transportieren kann ist unglaublich. Unglaublich bemerkenswert und schön. Kein Ton ist schief, Hägeli immer präsent und doch in der Welt des Songs.

Mit „The Distance You Have Come“ und „If I Own Today“ kam der Abend zu seinem Ende - die richtigen Songs, um das Publikum in einer kalte Herbstnacht zu entlassen. Der perfekte Abschluss eines Abends, der nach Fortsetzung seiner Art geradezu schreit.

Man kann nur hoffen, dass „An Evening without…“ weiterhin bestehen bleibt und sich auch an andere „frische“, unbekannte Musicalkomponisten heranwagt.

Mit: Rita Sereinig, Jürgen Kapaun, Ruth Kraus, Markus Richter, Philipp Hägeli, Bernd Leichtfried, Tom Delbeke, Hana Yamazaki (und Susanna Kratsch - 8.10.)

Nur noch heute um 19:30 im Theater 82er Haus in Gablitz - Restkarten an der Abendkassa.

Links:

- Theater 82er Haus
- Scott Alan
- Ein ausführlicherer Bericht bei Musical Musing
- Scott Alan - Musical Awakening

* Image via

Montag, 3. Oktober 2011

TV-Tipp: The Sound of Music - Ein Musical kehrt heim

Hinter die Kulissen des Salzburger Landestheaters und der Produktion "The Sound of Music" (Regie: Andreas Gergen, Christian Struppeck) kann man Ende Oktober mit ServusTV blicken. In drei Teilen wird die Dokumentation am 20., 27. Oktober und 3. November einen Einblick in Auditions, Proben und anderen Vorbereitungen geben, jeweils um 20:15. Wiederholt wird die Sendung außerdem am nächsten Tag um 10:50. Wer also Uwe Kröger, Wietske van Tongeren, Hanna Kastner, Sebastian Smulders und viele weitere bei der Arbeit beobachten möchte, der sollte einschalten. Premiere ist übrigens am 23. Oktober.
Ich freue mich auf die Dokumentation - eine gute Idee, hoffentlich auch interessant umgesetzt.


* Image via

Link:
The Sound of Music - Landestheater Salzburg
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...