Samstag, 28. Februar 2009

Rudolf - Affaire Mayerling

Ich muss jetzt einfach mal meinem Ärger über die ungerecht schlechten Kritiken freien Lauf lassen und meine Meinung zu Rudolf abgeben...
...ich war am Donnerstag bei der Premiere von "Rudolf - Affaire Mayerling" und begonnen hat es damit, dass um ca. 15 min zu spät angefangen wurde...anscheinend weil irgendwelche B-Promis es nicht geschafft haben, es wegen ihres ach so vollen Terminkalenders, rechtzeitig ins Raimund Theater zu kommen...ein unglücklicher Zufall wie es sich dann herausstellte, denn tatsächlich haben dann einige Kritiker behauptet das Stück hätte Überlänge...

...ich muss zugeben, dass Musical hat seine Längen (z.B. die Szene in der Zeitungsredaktion), aber auch die finde ich nicht so schlimm...das größte Problem sind die Erwartungen...das Publikum und die Kritiker gehen in "Rudolf" mit einer gewissen Vorstellung...Hits wie in Elisabeth, viel Tanz und Gesang und nach Flop "The Producers" kann es ja nur besser werden...mit diesen großen Erwartungen tut sich Rudolf sehr schwer...denn gäbe es die nicht, dann würden die Kritiken vielleicht etwas milder ausfallen.

Wildhorns Musik ist gewöhnungsbedürftig...das wissen vor allem diejenigen, die seine Werke kennen und sich z.B. beim Musicalfestival Graz "Dracula" (damals: Lisa Antoni im Ensemble) angesehen haben. Ich finde genau dieses "Gewöhnungsbedürftige" sehr anregend und interessant. Das Problem dabei ist, dass die Melodien vorerst nicht schnell ins Ohr gehen -was für Besucher, die das Musical nur einmal sehen, vielleicht ein wenig enttäuschend ist. Jonathan Larsons Kompositionen (Rent, Tick Tick Boom) sind ebenfalls gewöhnungsbedürftig, aber RENT ist eines der erfolgreichsten Musicals...bei Larson hört sich beim ersten Mal hören alles wie ein Geschrei an und erst nach und nach erkennt man die Genialität, die hinter seinen Songs steht und wird süchtig...bei Wildhorn ist es ein bisschen ähnlich. Macht man seine Ohren richtig auf und versucht ein wenig hinter die Fassade zu blicken, erkennt man die Genialität...dann findet man Hits und die gewünschten Ohrwürmer.

Mir hat Rudolf sehr gut gefallen, aber auch ich hatte anfangs meine Probleme...der Beginn ist eine kleine Katastrophe und nicht gut geglückt. Der Einstieg ist viel zu abrupt. Es gibt ein kleines orchestrales Vorspiel und das wars...eine Overtüre wäre schön gewesen, aber nicht unbedingt nötig wenn es danach vielleicht eine kleine Einstiegsnummer geben würde. Aber nein, der Zuschauer wird in eine Szene geworfen, in der er sich zunächst überhaupt nicht auskennt. Stephanie und Rudolf sind auf der Bühne und machen sich für die Eröffnung des Burgtheaters fertig. Sprechszene, kein Gesang. Eine kleine Einführungsnummer wäre gut gewesen. Vielleicht sowas wie in Elisabeth (ich wollte es vermeiden Vergleiche zu erstellen, aber hier muss ich eine Ausnahme machen). Kein Totengericht, sondern einfach eine kurze Einführung in Setting/ Zeit/ Charaktere...

Drew Sarich überzeugt von Beginn an...jeder kann sagen was er will, aber ich finde er ist einer der besten Musicaldarsteller unserer Zeit...auch Uwe Kröger überlegen, der meiner Meinung nach jetzt wirklich ins Alter kommt und stimmlich ziemlich nachlässt. Sarich spielt voll Gefühl und arbeitet seinen tragischen Charakter sehr gut heraus. Die Zerissenheit seiner Figur spielt er fantastisch und mit seinem Spiel sagt er alles, was er sagen will. Seine Stimme lässt ihn nie im Stich und seine ganz eigene Stimmfarbe trifft mich immer genau ins Herz. Eine Idealbesetzung.

Trotz Drew Sarich' fantastischer Performance, hat das Musical Probleme im ersten Akt in Gang zu kommen. Die Zuschauer sind vielleicht etwas verwirrt, gibt es doch für ein Musical ein wenig zu viele Sprechszenen...wieder das Problem der Erwartungshaltung. Ich finde auch die Sprechszenen gut. Einige hätte man vielleicht kürzen können, aber alles in allem finde ich diesen Versuch etwas Neues einzubauen ganz interessant und gut. Erst gegen Ende des 1. Aktes kommt richtig Schwung in das Stück und das mit den ersten Ohrwürmern...zumindest für mich.

Ich hatte auch meine Bedenken im 1. Akt, die sind aber bald verschwunden und ich habe das Musical ab da an wirklich genossen. Probleme hatte ich z.B. mit dem Duett zwischen Franz Joseph und Rudolf. Claus Dam fand ich stimmlich etwas schwach und chancenlos gegen Drew Sarich. Das Orchester spielte einen Tick zu laut und die sehr schnell aufeinanderfolgenden Textzeilen des Liedes gingen ein wenig unter. Nicht nur wegen der Lautstärke des Orchesters, sondern auch wegen ein paar Undeutlichkeiten in der Aussprache. Vielleicht wird diese starke Szene mit ein paar Wochen mehr Übung besser, ich hoffe es.

In der Pause wurde nun die B-Prominenz Wiens für die Fernsehberichte zu "Rudolf" befragt...ein großer Fehler. Bis zur Pause hatte das Musical viele noch nicht wirklich überzeugen können und deshalb der etwas verhaltene Applaus und die herumdrucksenden Prominenten. Hätte man bis zum Ende des 2. Aktes gewartet, wären die Kritiken vielleicht ein wenig positiver ausgefallen. Nun wurden gestern Abend die diversen Kommentare ausgestrahlt und bescheren den Vereinigten Bühnen keinen guten Start. Aber auch "Elisabeth" wurde damals nicht mit guten Kritiken gesegnet und man siehe was daraus geworden ist. Ich hoffe also das Beste...

Doch jetzt wieder zum Musical selbst...der 2. Akt beginnt mit einer fulminanten Eröffnungsnummer mit Überraschungseffekt. Eine tolle Szene mit einem richtigen Ohrwurm. Uwe Kröger gibt alles, aber wie schon gesagt kann er mich stimmlich nicht mehr ganz so überzeugen. Den bösen Graf Taaffe gibt er aber ausgezeichnet. Das Böse scheint ihm zu liegen und seine Blicke sagen alles.
Im 2. Akt folgt für mich ein Hit nach dem anderen. Die Songs gehen für mich gut ins Ohr und sind sehr schön.
Auch Lisa Antoni kommt jetzt besser zu Geltung. Die Chemie zwischen Sarich und Antoni stimmt und obwohl Antoni ab und zu stimmlich schwächelt, sieht man gerne darüber hinweg, denn die Mary Vetsera spielt sich sehr gut. Frech, keck und selbstbewusst.

Wietske van Tongeren kann man nach "Rebecca" nun in einer ganz anderen Rolle sehen. Etwas gewöhnungsbedürftig vielleicht, aber durchaus gut. Stimmlich und schauspielerisch.
Schade ist allerdings, dass Gräfin Larisch nur so ein kleine Rolle spielt. Carin Filipcic kann viel mehr, hat aber in dieser Rolle nicht wirklich die Möglichkeit ihr Können zu zeigen. Die wenigen Songs wirken für eine großartige Sängerin wie sie es ist eher unpassend...dennoch meistert sie die Herausforderung, wie gewohnt, sehr souverän.

Das Ensemble ist fantastisch und man erblickt viele bekannte Gesichter. Besonders bleibt die Zeitlupen-Szene in Erinnerung. Für mich ein Highlight der Show.

Wirklich großartig und durch und durch überzeugend sind Regie, Bühnenbild und Licht.
Das Bühnenbild wirkt sehr modern, aber durch die schönen Referenzen zu vergangenen Zeiten entsteht ein gutes und sehr interessantes Gleichgewicht. Rot dominiert und lässt das Ende schon erahnen. Aber wer kennt es noch nicht? Die Drehbühnen werden bis ins Maximale ausgenützt, das ständige Drehen stört aber nicht. Im Gegenteil: Vielleicht sollte damit auch der Lauf der Zeit betont werden, denn im Hintergrund ertönt auch in manchen Szenen ein lautes Ticken einer Uhr. Gegen Ende des 2. Aktes, wenn Rudolf und Mary sich endlich wiedersehen, gibt es in der Mitte der Bühne einen großen Abgrund. Symbolisch sehr kokett. Aus diesem Abgrund erscheint dann das Bett, auf dem das Liebespaar "in Liebe vereint" in den Tod eilt. Das Musical wartet mit fantastischen Bildern auf, sei es die "Skyline" von Wien oder die höfischen Gemächer.

Das Licht ist großartig und unterstützt die Szenen und die Thematik hervorragend.
z.B. die leuchtende Kassette...Rudolf verlangt es danach sie zu öffnen, sollte es aber nicht...dieses Verbotene, das so verführerisch leuchtet wird hier genial umgesetzt...

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es sich bei "Rudolf - Affaire Mayerling" um ein großartiges Musical handelt, das aber auch seine Probleme hat. Einiges hätte man noch überarbeiten können und manches verlangt nach einem zweiten Blick und einem zweiten Hinhören. Die Darsteller sind fantastisch. Drew Sarich überzeugt von Anfang bis Ende und geht ganz in seiner Rolle auf. Selten sieht man so eine Hingabe. Wenn man sich nicht durchringen kann sich das Musical anzusehen, dann sollte man es wenigstens wegen des Hauptdarstellers in Erwägung ziehen...

Die teilweise vernichtenden Kritiken hat das Musical nicht verdient. Es handelt sich um keinen Nachfolger von Elisabeth, aber davon haben wir doch eh schon genug, oder? Es ist etwas Neues und etwas gutes Neues. Teilweise innovativ und wirklich gut umgesetzt. Wenn auch historisch nicht korrekt...dafür aber eine herzzerreißende Geschichte über Liebe und einen zerrissenen Menschen, der seiner Zeit weit voraus war.

Den Vereinigten Bühnen Wien wäre es zu wünschen, wenn "Rudolf" ein Erfolg werden würde und es nach "The Producers" wieder ein wenig aufwärts ginge...

Freitag, 27. Februar 2009

...start of something new?...

Spontan kam mir heute die Idee es wieder einmal mit einem Blog zu versuchen...

...einem Blog mit Thema "Musical"

...einem Blog in dem ich Kritik übe, Ideen schildere oder einfach nur etwas über meine Gedanken zum Thema "Musical" schreibe...

...motiviert bin ich und ich hoffe, das bleibt auch so...mal sehen was daraus wird...:)
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