Mittwoch, 30. Mai 2012

Musical Unplugged 6.2 - free voices, one piano

"Musical Unplugged" ist Musik. Pur, einfühlsam, schnörkellos. Ohne jede Klischeebedienung…heißt es auf der Homepage von Musical Unplugged.

Eine doch sehr passende Beschreibung eines Abends, der aufgrund seiner Individualität, eigentlich unbeschreiblich ist. Man muss selbst dabei gewesen sein. Man muss selbst gesehen und gehört haben. Ein Klischee wird allerdings schon bedient – ist es eins? :) – aber da sei jetzt nicht zu viel verraten, aus Rücksicht auf zukünftige Musical Unplugged-Besucher.
Die Konzertreihe ist schon mehr als ein Geheimtipp, es ist zu einem persönlichen Event geworden. Es haben sich „All-Time-Favourites“ entwickelt, die in keinem Konzert fehlen dürfen und die man immer wieder gerne hört. Dabei bin ich oft die Erste, die aufschreit, wenn etwas zu Abgedroschen ist. Doch bei „Musical Unplugged“ kommt es zu keiner allergischen Reaktion, weil immer ein gewisser „Twist“ dabei ist. „Last Supper“, „Das Gebet“, „Die Schatten werden länger“ gefallen hier - ohne Ausnahme - immer. Ganz zu schweigen von der „Institution“ Duett Schützenhofer/Semotan und den „Kirchenschlagern“…

Dazwischen haben sich ein paar neue Überraschungen gemischt – die meisten setzten auf „Mann singt Frau“. Immer eine gute Idee. (Ich bin übrigens für eine Version von „Guys sing Dolls“ in Wien – aber bis dahin reicht Musical Unplugged vollkommen aus.) Hier kann man „Siehe da sie liebt“ von Stefan Bischoff hören, Jakob Semotan als Kaiserin erleben und Christof Messner als Susan Rigvava-Dumas…äh…Mrs. Danvers. Und wie das alles Spaß macht! Überzeugen können diese Herren in den doch etwas „anderen“ Nummern ganz und gar – auch in Duetten.
Die Besetzung hat etwas Magisches. Diese acht Sänger harmonieren so gut miteinander, dass es einfach unglaublich viel Spaß macht bei diesem Abend dabei zu sein und ihnen zuzuhören. Hier merkt man wieder einmal wie stark die Stimmung auf der Bühne auch auf das Publikum schlägt. Man wird dabei eine große Gemeinschaft, die sich in einem beschränkten Zeitrahmen im Gleichklang befindet. Irgendwie ein schönes Erlebnis.

Highlights herauszusuchen ist fast unmöglich – ganz vorne mit dabei sind aber sicher „Viva la vida“, „Under Pressure/ It’s my life“, „Bring on the Night“, „Love of my life“ und die Zugabe „Amazing Grace“, die so gut war, dass man mit einem lachenden und einem weinenden Auge den Saal verlässt – der Abend hatte sein perfektes Ende gefunden.
Die Herren haben noch einmal alles, was sie drauf haben zusammengekratzt, und sich ohne Mikro auf diesen Gospel-Evergreen eingelassen. Was das für eine Wirkung hatte? Gänsehaut. Man musste den Atem anhalten, um ja keinen Ton zu verpassen – die Nummer hat ins Schwarze getroffen. Wenn so tolle Männerstimmen zusammenklingen, kommt eigentlich nicht mehr viel dagegen an – das klingt einfach …pardon… f****** awesome!

Dieses Konzert macht  genauso viel Spaß, wie es auch berührt. Es berührt in den Momenten, in denen die Musik, überhandnimmt und man alles um sich herum vergisst. Wenn man es zulässt, kann man an diesem Abend viel erleben.
Interessant ist es auch zu sehen, wie jeder einzelne mit seinem Part umgeht – wie jeder seine Individualität einbringt. Bei Messner und Bischoff sieht man da viel über die Augen, die einen in die Songs einladen, bei Semotan und Schützenhofer viel über die Mimik, bei Neugebauer geht die Musik durch den Körper, bei Reithner durch die Finger, bei Pasching spürt man unglaubliche Energie, bei Devens muss man die Augen zusammenkneifen, um zu glauben, was da vor sich geht.

Dem Talent von Reithner hat das Publikum außerdem zu verdanken, „Altes“ in neuem Licht zu entdecken - ein bisschen Orgel zu Gigi D’Agostino, ein bisschen Conquest of Paradise zu Les Miserables.
Nicht von dieser Welt klingen Luc Devens und Florian C. Reithners Eröffnungsnummern des zweiten Aktes. Da wird man von „Jesus Christ Superstar“ weggeblasen, gefolgt von einem fulminanten Klaviersolo samt „Donauwalzer“ und „In deinem Namen wollen wir“.

Achja, fast hätte ich es vergessen – eine Neuerung bei Musical Unplugged 6.2: Der Jugendauswahl-Chor des Sacré Coeur Pressbaum. Eine kleine Schar junger Sängerinnen und Sänger, die mit leisen Stimmchen, ein bisschen mitsingen durften. Ob das wirklich „notwendig“ war, sei dahingestellt, die Sänger kommen auch ohne gut klar. Was den Schülern leider gefehlt hat  – auch wenn hier sicher Unerfahrenheit und Nervosität im Spiel waren – war Ausstrahlung. Die Mikros ein bisschen aufzudrehen hätte wenigstens der fehlenden Lautstärke etwas entgegen gewirkt, doch „Pfeffer“ kann auch das nicht bringen. Da braucht sich nur ein Luc Devens danebenzustellen – er fegt sie alle weg. Nett gesungen hat er, der Chor, auch wenn die Leidenschaft gegen null tendierte.
All das Großartige fand außerdem für einen guten Zweck – zugunsten der ÖGAST – statt. Wenn sich dieser Abend also nicht gelohnt hat, dann weiß ich auch nicht. Bitte mehr! Bald!

LINKS:

- Musical Unplugged
- Musical Unplugged youtube channel
- Kritik NÖN

Ab ins Kino...

Musicals für den Film zu adaptieren ist in den letzten Jahren mindestens ebenso beliebt geworden wie das umgekehrte Phänomen - und das eigentlich ganz erfolgreich. Man spricht nach Kassenschlagern wie "Hairspray" jetzt auch von Kinoversionen von "Spring Awakening" und "Wicked" - da scheint einiges in Planung zu sein, mal schauen was daraus wird! Doch in nächster Zeit erwarten uns zunächst "Rock of Ages" (Regie: Adam Shankman) und "Les Miserables" (von "The King's Speech"-Director: Tom Hooper). Eben erst wurde der Trailer für letzteren präsentiert und ich finde er ist doch ganz vielversprechend. Seht selbst...



Achja, Österreich-Kinostarts sind 14. Juni (RoA) und Weihnachten 2012!

LINKS:

- Rock of Ages IMDB
- Les Miserables IMDB
- Trailer #2 Rock of Ages

Dienstag, 29. Mai 2012

Uraufführung: Tee um Drei - Musicaloperette am Konservatorium

"Tock tock tock – wer steht draußen vor der Tür und will rein…“ – was für ein Ohrwurm. Ich singe ihn noch am Donnerstag auf meinem Morgenflug nach London vor mich hin und auch jetzt noch, Tage später, geistert der eingängige Song in meinem Kopf herum…

Einen besseren Zeitpunkt als mir am Abend vor meinem London-Trip „Tee um 3“ am Konservatorium anzuschauen gibt es nicht. Spät aber doch finde ich nun ein bisschen Zeit, um in ein paar Worten darauf einzugehen. Die Erinnerung ist vielleicht nicht mehr ganz so frisch, aber es gibt Stücke, die man nicht einfach so vorbei ziehen lassen kann. Dazu gehört auch die gelungene Impro-Show des ersten Kons-Jahrgangs – dazu im Anschluss.
"Ein modernes Feuer im Unterhaltungstheater zu entfachen"  – eine Herausforderung. Gerade auch in dieser Zeit. Regisseurin Isabelle Fritdum gibt den beiden „Erschaffern“ der Musicaloperette „Tee um Drei“ Rückenwind und merkt im Vorwort an, dass hier etwas Neues und Gutes gelungen ist. Und das ist es. Kreativität und Mut – auch von Seiten des Konservatoriums, das anscheinend viel Vertrauen in die vielseitigen Fähigkeiten seiner Studenten setzt – zeigen Sebastian Brandmeir (Musik) und Florian Stanek (Buch & Liedtexte) mit ihrem gemeinsamen Erstling. Es ist Unterhaltungstheater wie man es sich wünscht und der erfolgreiche und überaus gelungene Abschluss eines Semesterschwerpunkts (Operette KONS-erviert):

Buch und Musik – spritzig, liebevoll, mit viel Humor und Happy End. Sympathische Protagonisten, fiese Gegenspieler mit Format, ein bisschen Verwechslung, ein bisschen Tohuwabohu mit Augenzwinkern, und am Ende ein bisschen „heile Welt“.
Florian Stanek hat hier seine Trümpfe ausgespielt – ich bin mir aber sicher, dass er noch mehrere im Ärmel hat - und ein lustiges, charmantes Buch geschrieben. Die ein, zwei aufgelegten Witze – für allzu vorhersehbare „Wuchteln“ bin ich meistens nicht zu haben – werden von mal feinfühligen, mal ordentlich „reinhauenden“ Pointen  überboten und fallen gar nicht weiter auf oder ein. Zur Orientierung sei aber jedem Zuschauer Staneks Kommentar zu Husten, Lachen und Bierkonsum im Programmheft empfohlen.

Gleich anschließend kann man dann auch erfahren wie die Ko-Produktion Brandmeir/Stanek so vor sich gegangen ist. Vom Basteln eines Ohrwurms, vertauschten Rollen, Ärgernissen mit dem Notationsprogramm, bis hin zur „Klausur“ am Grundlsee. Und den Leitmotiven. Die schmissige Musik von Brandmeir bietet nämlich Vielschichtigkeit. Da sind interessante Harmonien und mehrstimmige Herausforderungen dabei – kurz und gut, die zwei Studenten des Abschlussjahrgangs haben hier etwas geschaffen, das nicht nur Anerkennung verdient, sondern vor allem gelungenes Unterhaltungstheater ist. Hut ab vor dieser Leistung!
Ein paar Worte zu den „Ausführenden“ sind jetzt aber schon noch angebracht…

Johannes Nepomuk spielt Protagonist Joe Kaschemski. Er blüht in dieser Rolle wahrlich auf. Er fühlt sich scheinbar wohler als in der Rolle des Roger in RENT, gibt 100 Prozent und überzeugt durchwegs. Hier hatte er die Möglichkeit zu zeigen, was für eine besondere Stimme er hat. Joe’s Freundin Tracey gab Salka Weber, die ebenfalls überzeugte, wenn auch gesanglich nicht immer so sicher, wie man es schon von ihr gehört hat. Dieses Paar bleibt nicht das einzige Revival aus der Kons-Produktion von RENT – auch Manuel Heuser und Manuel Walcherberger durften noch einmal gegenseitiger „love interest“ sein und Heuser hatte das Vergnügen ein weiteres Mal in Frauenkleidung performen. Wer weiß, ob die Queen amused gewesen wäre – das Publikum war es. Sehr.
Dieter Hörmann als dümmlicher Mr. Crawford spielte mit viel komödiantischem Fingerspitzengefühl und hat es sogar geschafft den „Running Gag“ nicht irgendwann alt aussehen zu lassen, sondern ihn gekonnt durch das Stück getragen.

Tanja Petrasek setzte ihren Charakter mit ihrer gewaltigen Stimme gleich in Position, Alixa Kalaß durfte wieder exzentrisch sein, eine Aufgabe, die ihr liegt – samt russischem Akzent - und Franziska Kemna agierte einwandfrei – mit amüsanten Akzenten – als Geschäftsfrau, mit einer Vorliebe für Buchhaltung.
Auch der Rest des Ensembles aus dem zweiten Jahrgang hat es geschafft die kleinsten Rollen mit Leben zu erfüllen – hier war man mit viel Spielfreude am Werk. Hervorzuheben ist hier vor allem Steven Klopp als Mr. Kissass und Scheich Murat – diese Mimik!

Zu guter Letzt ein Hoch auf das Super Mario-Intro (da werden Erinnerungen wach), das Bühnenbild von Timo Verse (Wings aus „Union Jack“ im royalen Blau), die freche Choreografie von Marcus Tesch und dem umgreifenden Ideenreichtum – wer auch immer die Idee hatte, Rechenschieber als Tamburins und Hefter als Kastagnetten einzusetzen; grandios!
Vorfreude: Eine CD-Aufnahme ist angeblich bereits im Entstehen...
Und während die mittleren Jahrgänge London unsicher gemacht haben und sich der vierte Jahrgang auf die Bachelorprüfungen im Juni vorbereitet, hat sich der erste Kons-Jahrgang letzte Woche der Kunst der Improvisation gewidmet. Mit großem Erfolg. Ich bewundere den Mut der Darsteller, die diese Herausforderung bravourös gemeistert haben. Improvisation gehört für mich zu den Meisterdisziplinen. In „Theater. Sport & Musik.“ haben sich die acht Studenten für das Publikum geöffnet und in einer Mischung aus Theatersport und improvisierten Gesangseinlagen rund zwei Stunden lang verausgabt (da bekommt man viel Potenzial auf der Bühne zu sehen!). Unterstützt wurde der erste Jahrgang von „Tee um Drei“-Autor Florian Stanek als Conférencier und Andreja Zidarič als seine Assistentin Uschi. Stanek führte souverän und gekonnt durch den Abend und ließ sich den ein oder anderen Wortwitz nicht entgehen. Sein Talent liegt teilweise schon jenseits von „Gut und Bösendorfer“ - im absolut positivsten aller Sinne! Beide machen einen neugierig, was sie denn bei der Abschlussshow in drei Wochen dem Publikum präsentieren werden…

LINKS:
- "Tee um 3" auf Facebook
- Kritik "Tee um 3" auf Musical&Co
- Fotogalerie "Tee um 3"
- Tee um Drei youtube channel - u.a. mit Einblicken in die CD-Aufnahme

Sonntag, 13. Mai 2012

Leben ohne Chris - Der Trailer

Ab 31. Mai ist "Leben ohne Chris" als Österreichische Erstaufführung in Wien zu erleben. Emdis Stage und das Vienna Konservatorium bringen das Musical von Peter Lund und Wolfgang Böhmer ins Theater im 1. Stock.

Vor zwei Jahren konnte ich bereits beim Intendantenvorsprechen einige Szenen und Songs aus dem Musical kennenlernen und war begeistert. Tobias Bieri als Michael hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen und auch der Rest des Ensembles hat in diesem - von Peter Lund auf ihren Leib geschneiderten - Stück überzeugt. Es war lustig, es war berührend, es war anders.
Nun ist der Trailer für die Österreichische Erstaufführung erschienen. Man hätte da eindeutig mehr herausholen können. Vergleicht man ihn mit jenem der deutschen Kollegen bleibt man ein wenig enttäuscht zurück. Viel Neues war da nicht dabei. Beim deutschen Trailer liegt wenigstens in der Kürze die Würze und Christopher Brose hat deutlich mehr Pfeffer in Stimme und Ausstrahlung. Einzig und allein am Ende des Trailers hat man sich für die österreichische Version etwas Kreatives einfallen lassen...

Aber gut, es ist ja nur ein Trailer und ich finde es großartig, dass es diese Produktion nach Wien schafft. Inszeniert wird "Leben ohne Chris" von Jürgen Kapaun, der jetzt schon des Öfteren gelungene Regiearbeiten vorzeigen konnte. Man darf gespannt sein!



LINK:

- Leben ohne Chris / Emdis Stage

Samstag, 12. Mai 2012

Non(n)sens - Kammerspiele Wien

Wenigstens kann man von dieser Show sagen, dass sie hält, was sie verspricht. Non(n)sens im wahrsten Sinne des Wortes. Also Unsinn, Sinnlosigkeit. Trifft alles zu. Dies sei zunächst voran gestellt.

Non(n)sens ist eine Unterhaltungsshow. Daran ist ja nichts auszusetzen. Shows, deren einziger Sinn es ist zu unterhalten, haben absolut ihre Daseinsberechtigung. Ab und zu tun sie gut. Wenn sich das Publikum aber schon nicht die Mühe machen muss das Hirn einzuschalten, dann sollte es wenigstens gute Unterhaltung sein. Die will gelernt sein und eigentlich spricht das Leading Team der Produktion in den Kammerspielen für garantierten Spaß, aber  - um es auf den Punkt zu bringen – ich habe mich entsetzlich gelangweilt.
Das Buch lässt an allen Ecken und Enden zu wünschen übrig, die Adaption von Werner Sobotka wirkt größtenteils zu gewollt, die Songs reichen über das Mittelmaß nicht hinaus. Die Pointen, die vielleicht noch ein zaghaftes Lachen hervorgerufen hätten, wurden von der drückenden Hitze im Saal verschlungen. Zu selten war etwas wirklich lustig.

Dem gegenüber stehen allerdings tolle Darstellerleistungen. Marianne Mendt, Angelika Niedetzky, Sona McDonald und Ruth Brauer-Kvam spielen mit viel Pathos, nur Hanna Kastner als Schwester Leo wirkt etwas blass. Aber nicht einmal die Spielfreude der Darstellerinnen hilft dem Stück zu Flügeln des Humors - scheinbar ein Widerspruch, aber hier ist einfach nichts zu machen.

Bei Angelika Niedetzky als Schwester Hubert kommt alles sehr natürlich und deswegen kann sie in ihrer komischen Rolle voll überzeugen (genial auch ihr Best-Of berühmter Filmszenen). Neben ihr fahren aber nur die Mutter Oberin mit ihrem "high"-Monolog – großartige Performance von Mendt - und Schwester Amnesia (Ruth Brauer-Kvam) mit ihrem Puppenduett wirkliche Lacher ein.
Das sind auch schon die besten Momente der Show. Nicht einmal die schwungvollen Choreographien von Ramesh Nair, die teilweise sogar mehr Pep haben als jene bei „Sister Act“, können bei dieser gähnenden Langeweile noch etwas retten.

Jetzt laufen also zwei Nonnen-Musicals in Wien – nach den Vampiren gar ein neuer Trend? Mein Votum bekommt das Konvent Ronacher. Da werde ich wenigstens etwas mehr unterhalten.  
Ich kann es nicht genau auf den Punkt bringen, warum Non(n)sens in den Kammerspielen so enttäuschend ist. Dazu fehlt mir der Vergleich zu anderen Inszenierungen. Schaut man sich jedoch auf youtube ein paar Ausschnitte der (TV-)Aufführung mit Golden Girl Rue McClanahan als Mother Superior an, dann sieht man, dass die Show eigentlich ganz lustig sein kann. Vielleicht liegt es an der Natürlichkeit und Ungezwungenheit, die da auf der Bühne herrschen. Da bekommt alles eine andere Wirkung und sogar die etwas flachen Pointen können ein Lächeln hervorrufen. Es muss ja einen Grund für die vielen Spin-Offs und Sequel-Shows geben…
Heute feiert Non(n)sens in den Kammerspielen offiziell Premiere. Bin ich gespannt, was die österreichische Presse dazu zu sagen hat!

LINKS:
- Teil 1 von 19 - Nunsense mit Rue McClanahan
- Kammerspiele
- Trailer Non(n)sense
- Making Of No(n)sense

- Kritik Standard

Montag, 7. Mai 2012

King Kong - Stadttheater Klagenfurt

So eine Reise auf eine Insel hat schon etwas für sich. Gleich zweimal in den letzten Tagen konnte ich eine solche antreten. Da ging es nach Südamerika mit Robinson Crusoe auf die Insel Speranza aka „Burg“ und mit Carl Denham, Ann Darrow und Jack Driscoll nach Skull Island…

…südwestlich von Java, wüten böse Winde…dort wohnt Kong. King Kong, König der Affen, Herrscher von Skull Island, mit einem unheimlichen Verschleiß von Frauen (dieser Affe kann sich das anscheinend leisten). Ihn zu finden hat sich Regisseur Carl Denham zur Aufgabe gemacht und zusammen mit Schauspielerin Ann und Schiffskapitän Jack macht er sich auf die Reise…
King Kong“ als Musical mag vielleicht zunächst unmöglich erscheinen, doch am Theater ist nichts unmöglich, sofern es gelingt den nötigen Raum dafür zu öffnen.
Es gibt einen Grund warum es das Stück jetzt vermehrt an kleine Theaterbühnen schafft. Lässt man sich als Zuschauer darauf ein, wird man von Paul Graham Browns Musik und James Edward Lyons Buch in Kongs Universum entführt. Was man dazu braucht sind drei Darsteller, die vollen Einsatz zeigen, eine große Portion Einfallsreichtum und Phantasie.

Ich liebe Inszenierungen, die dem Publikum mit kreativen Ideen und manchmal nur wenigen Mitteln, erlauben in die Geschichte einzusteigen und selbst ein Teil davon zu werden. Es ist allerdings eine Kunst das richtige Maß zu finden - denn es kann schnell zu wenig oder zu aufdringlich sein. Gelingt es aber, nimmt der Zuschauer einen wesentlichen Part in der Erzählung ein. Er baut sich den Dschungel in Gedanken, kann die Dimensionen verändern. Klettert mit Kong und Ann auf das Empire State Building oder befindet sich plötzlich inmitten einer Zeremonie der Ureinwohner von Skull Island.
Lässt man es als Zuschauer ganz zu, lässt man sich fallen, dann entfaltet sich die Geschichte und das Abenteuer beginnt. Da kommt Spannung auf, man merkt plötzlich wie man in die Story einsteigt und mitfiebert.

Um dieses Abenteuer entstehen zu lassen, braucht es Darsteller, die sich ebenfalls ganz darauf einlassen. In der Klagenfurter Inszenierung sieht man hier drei Talente auf der Bühne, die alle auf demselben Niveau agieren. Und was für ein Niveau das ist! Wann und wo bekommt man so etwas geboten? Selten, viel zu selten. Aber hier haben sich unter der Regie von Nicole Claudia Weber drei Darsteller gefunden, die sich um nichts nachstehen und so harmonisch miteinander spielen, dass man sich als Zuschauer keinerlei Mühen machen muss und sich einfach fallen lassen kann. Die Aufführung sprüht vor Energie, die den ganzen Raum des kleinen Napoleonstadls, einnimmt. Man kann sich ihr nicht entziehen.
Mit Karacho kommt Christof Messner als Filmregisseur Carl Denham, auf der Suche nach dem nächsten Coup, auf die Bühne gestürmt und schon geht es los. Skrupellos überredet er die Schauspielerin Ann mit ihm auf Reisen zu gehen, um ein Star zu werden – auf der Suche nach King Kong. Messner steht das Böse der Rolle gut, die Rolle fordert einiges ab, aber er verliert nie an Energie und bleibt immer sehr präsent. Leicht überspitzt präsentieren sich die drei Charaktere, aber doch immer authentisch. Auch wenn man outriert, es muss immer auch Ehrlichkeit im Spiel sein. Zumindest ein Funke, an dem sich das Publikum festhalten kann, mit dem man sich identifizieren kann. Messner, Mönch und Hees schaffen das durchwegs. Der Faden zum Publikum geht nie verloren.

Bettina Mönch ist als Ann Darrow kein dummes Blondchen, auch wenn es vielleicht anfangs so scheinen mag. In den Szenen mit Kong spielt sie Ann, mit einem ironischen Zwinkern, sehr gefühlvoll und später ernst und nachdenklich. Gerade auch wenn Kong sie auf den Wolkenkratzer „entführt“ – blickt sie „hoch auf dem Gipfel der Welt“ auf das Leben hinunter und bewegt mit ihren Gedanken.
Auch wenn King Kong ein tragisches Ende findet, so findet Ann ihr Glück mit Jack Driscoll (Dominik Hees), dem launischen Seemann. Hees spielt den rauen Seefahrer mit viel Leidenschaft und führt die Wandlung seines Charakters sympathisch und mit Leichtigkeit durch.

Zusätzlich zu ihren grandiosen Schauspiel- und Gesangsleistungen schieben die drei  Kisten herum, spielen mit Barbie- und Fingerpuppen, bestreiten als Ureinwohner rituelle Tänze, entführen sich selbst und retten sich aus den tiefsten Schluchten. Das erfordert Einsatz – und zwar von allen. Die Band (Musikalische Leitung: Jeff Frohner, Christoph Schödl & Stephan Först) spielt was das Zeug hält und wenn zwischendurch Zeit ist – es muss Zeit sein – wird schnell mal einem Vogel zum Fliegen verholfen.
Das Bühnenbild von Judith Leikauf und Karl Fehringer überzeugt mit Detailreichtum und Humor. Es ist unglaublich kreativ und gut umgesetzt. Man hat das Maximale herausgeholt.

Und auch King Kong wird zum Leben erweckt, mit gelungenen Soundeffekten und einfallsreichen Andeutungen, anhand derer der Affe in den Köpfen der Darsteller und des Publikums auferstehen kann.
Es ist eine gelungene, fulminante Inszenierung und deswegen ist es nur allzu schade, dass diese bereits am Freitag zum letzten Mal in Klagenfurt über die Bühne gegangen ist…

…wer dennoch eine ebenso abenteuerliche Reise auf eine Insel im Nirgendwo unternehmen möchte, dem sei „Robison Crusoe – Projekt einer Insel“ im Burgtheater ans Herz gelegt. Hier entsteht ebenfalls mit wenigen Mitteln und genialem Schauspiel (Joachim Meyerhoff und Ignaz Kirchner) unglaublich Großes.

LINKS:

- Trailer King Kong
- Premierenbericht King Kong
- Paul Graham Brown
- James Edward Lyons
- Robinson Crusoe - Burgtheater

*Image via

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