Sonntag, 31. Mai 2009

Frühlings Erwachen - Derniere

...bevor es mit meinen versprochenen Kritiken weitergeht, möchte ich jetzt noch einmal innehalten, denn die Frühlings Erwachen-Derniere gestern hat einen eigenen Eintrag verdient...

Ich bin immer noch ganz ergriffen und auch traurig, dass einige dieser großartigen Darsteller Wien nun verlassen werden und vor allem, dass sie nicht mehr gemeinsam auf der Bühne stehen, denn die Chemie zwischen allen Beteiligten war einfach unglaublich. Ich weiß nicht, ob das auch hinter der Bühne der Fall war, aber ich kann es mir nicht anders vorstellen...

Das Ronacher war gestern wirklich voll. Alle Plätze waren besetzt und ich hätte den Darstellern wirklich gewünscht, dass es so auch während der gesamten Spielzeit gewesen wäre...der Applaus hat immer gestimmt, aber gestern war er natürlich riesiger als riesig :)

Wahrscheinlich wurden viele von diesem Musical durch die heikle Thematik abgeschreckt und haben es sich deswegen nicht angesehen...großer Fehler! Die Show gibt unendlich viel her, hat so viel Tiefe und bietet viel Stoff zum Nachdenken. Einige der angesprochenen Themen sind bis heute Tabuthemen und sollten unbedingt angesprochen werden. Lehrer und Eltern hätten mit ihren Schülern/Kindern in Scharen hineinstürmen sollen, um sich mit diesen Wahrheiten auseinanderzusetzten...

Dieses Musical hat etwas ganz Besonderes an sich, dass sich nicht benennen lässt, aber ich denke, dass ein Großteil der Zuschauer nach dem Verlassen des Theaters genau dieses Etwas fühlen kann...wie ich auch schon in meinen vorigen Einträgen zu Frühlings Erwachen geschrieben habe, liegt ein wesentlicher Teil bei den Darstellern, die einfach alles geben und auf der Bühne irgendwie bei sich sind, trotz ihrer Rollen...das klingt jetzt komisch, fühlt sich aber so an. Jeder kennt die Ängste, Gefühle, etc., die auf der Bühne gezeigt werden, jeder kann sich in die Charaktere hineinfühlen und das funktioniert aber vor allem durch die großartige Darstellung und die Ehrlichkeit der Show...

Eine Derniere ist immer eine sehr zwiespältige Angelegenheit. Zum einen merkt man den Darstellern an, wie sie versuchen noch einmal jeden Moment der Show in sich aufzusaugen und sie versuchen in jeder Szene konzentriert noch ein letztes Mal das Beste aus sich heraus zu holen...das ist so schön anzusehen, wie jeder sich mit seiner Rolle noch mal irgendwie neu auseinandersetzt...und dann gibt es ja noch die obligatorischen Änderungen der letzten Show...zu denen komme ich gleich ;)

Zum anderen ist es natürlich traurig. Irgendwie sind einem die Leute ans Herz gewachsen. Auch mir, wenn ich auch nie mit ihnen persönlich geredet habe beim Stage Door oder so, aber sie performen sich irgendwie in die Herzen der Zuschauer...ganz eigenartig, aber diesmal ging es mir bei allen so, das ist nicht immer der Fall...beim Schlussapplaus spürt man neben dem "Noch-von-der-Show-gepusht-sein" schon die traurige Erkenntnis, dass es nun vorbei ist, aber auch Dankbarkeit für diese Zeit....

Nun zu den kleinen Änderungen bei der Derniere...ich kann natürlich nur von denen berichten, die ich mitbekommen habe...bin gestern nicht wirklich gut gesessen....:) Meiner Meinung nach wurde auch nicht viel geändert, denn diese Show hat so viel witzige Momente, die dadurch vielleicht nur zerstört worden wären...

- Bei "So'n verficktes Leben" hat Johannes Huth alias Hänschen statt "Lukas Meyer aus dem Chor..." "Michi Mayer aus dem Chor..." gesungen - als Hommage an den Regisseur Michael Mayer

- Jeannine Wacker alias Thea hat bei der Szene in der sie über Melchior Gabor spricht ein nettes Wienerisches "ur" vor "radikal" hinzugefügt...

- In der Klavierstunde hat Julia Stemberger alias Fräulein Großebüstenhalter von Georg (Dominik Hees) ein Präludium in C-Dur statt C-Moll verlangt, das Georg auch brav gespielt hat ;)

- Bei "Völlig im Arsch" wurde u.a. wegen nicht-stoppen-wollenden Applauses die letzte Strophe inkl. Bla Bla Bla-Teil wiederholt...mein persönliches Highlight ;)

- Matthias Bollwerk und Johannes Huth alias Ernst und Hänschen haben bei der "Kuss-Szene" noch einen draufgelegt...gute Idee, die der Szene gut getan hat :D

- Jennifer Kothe alias Ilse hat im Dialog mit Moritz "Hüpferdchen" statt "Holzpferdchen" gesagt...

...und weil das Publikum nach Ende der Show die Darsteller nicht gehen lassen wollte, wurde spontan noch einmal "Völlig im Arsch" angestimmt...was für ein Ende! Bin jetzt noch ganz aufgedreht wenn ich daran denke...:)

So...zum Schluss noch ein kurzer Bericht, über (bekannte) Gesichter, die ich im Publikum gesichtet habe:
u.a. Ralf Schaedler (Casting Director Stage Enterainment), Petra Morzé (Burgschauspielerin), Doris Fuhrmann (Fuhrmann Management), Franziska Schuster (Teilnehmerin "Ich Tarzan, Du Jane"), Francisco Del Solar (Musicaldarsteller), Jerôme Knols (Musicaldarsteller), Kons-Musicalstudenten: Bernd Kainz, Thomas Dapoz...nur als kleinen Eindruck wer aller so da war...

Als letztes noch ein kleines "Schmankerl"...einfach Link anklicken und genießen! Der beste Abschluss einer schönen Zeit...Danke Matthias Bollwerk und der gesamten Cast!

www.youtube.com/watch?v=P7bQAE_LJtM&feature=channel_page

Dieser Post ist doch etwas länger geworden als geplant...:) In den nächsten Tagen werde ich dann die versprochenen Reviews schreiben, mal schaun wann ich Zeit finde...

Donnerstag, 28. Mai 2009

Kurzkritiken

...so nun hat es doch etwas länger gedauert als gedacht, aber jetzt ist es Zeit für einen neuen Post ;)

Da ich etwas hinten nach bin und schleunigst aufholen sollte, werde ich jetzt nur kurz etwas über "I Do! I Do!" und "Charley's Tante" schreiben und mich in den nächsten Einträgen etwas länger mit "My Fair Lady" (Volksoper) und "FAME" (Kons) beschäftigen...

I Do! I Do! (Music by Harvey Schmidt/ Book & Lyrics by Tom Jones) - English Theatre

Fast ein Monat ist es jetzt her, dass ich "I Do! I Do!" im English Theatre gesehen habe...es war ein sehr einfach gestaltetes Musical, aber nichtsdestotrotz gut inszeniert und sehr lustig! Mit "einfach" meine ich auch überhaupt nicht schlecht, sondern eher: kleine Bühne, nur Klavierbegleitung, unspektakuläres aber funktionierendes Bühnenbild...
Es war zur Zeiten der Uraufführung, glaube ich, das erste 2-Personen-Musical am Broadway und das English Theatre hat für seine Inszenierung auch zwei wirklich gute Darsteller engagiert. Keine Laien, sondern ausgebildete Musicaldarsteller, die auch schon in West End Produktionen aufgetreten sind...Pluspunkt!
Neil Ditt als Michael und Yvette Robinson als Agnes geben wirklich ihr Bestes und ihre Leistung kann sich durchaus sehen lassen!

Das Musical verlangt viel ab. Es ist nicht leicht zu singen, es gibt wenige eingängliche Melodien und viel schnell zu singender Text... "I Do! I Do!" erzählt von 50 Jahren Ehe mit all ihren Ups & Downs. Es ist eine große Herausforderung dies darzustellen, aber beide Darsteller meistern auch diese schwierige Aufgabe. Beide versprühen sehr viel Charme und machen es dem Publikum einfach, sich in die Charaktere hineinzufühlen.

Ich war wirklich überrascht wie voll der Saal war und auch die große Begeisterung des Publikums habe ich nicht erwartet...das English Theatre ist ein sehr kleines Theater und macht auch nicht viel Werbung, aber an diesem Beispiel sieht man, dass es sehr wohl möglich ist den Saal zu füllen...vielleicht vor allem durch Mundpropaganda?
Das English Theatre beweist mit dieser Produktion, dass auch die kleinen Theater Wiens in Sachen Musical einiges drauf haben. Man braucht dazu nur: eine Bühnenbild, das funktioniert (wenn es auch einfach ist), gute Darsteller, ein klares Konzept, eine Portion Mut und eine Ahnung davon was geht und was nicht.

Die Tatsache, dass das Orchester nur aus einem Klavier bestand, fand ich nicht so schlimm...es ist natürlich schöner, wenn etwas "voller" klingt, aber in diesem Fall hat das Klavier die liebevolle, intime Atmosphäre des Stücks verstärkt und hat deswegen gut gepasst...

Charley's Tante (Music by Sascha Peres/ Book & Lyrics by Peter Hofbauer und Vicki Schubert - nach dem Stück von Brandon Thomas) - Metropol

Tja, ich muss leider sagen, dass ich von dieser Produktion sehr enttäuscht war...ich hatte mir so viel erwartet, denn diese Geschichte ist einfach so komisch und eigentlich ein guter Stoff für ein Musical...aber bitte nicht so!

Das Musical hat große Anfangsschwierigkeiten, da die Handlung nicht ins Laufen kommt und die Witze zu gewollt und unpassend sind. Besser wird es erst, als Stefano Bernadin alias "Babbs" in die Kleider der Tante schlüpft - aber bis es dazu kommt, gibt es leider viel zu viel Vorgeschichte, die sich mit Nebensächlichkeiten herumschlägt und absolut nicht nötig ist...

Zur Musik ist zu sagen, dass die Lieder einfallslos sind und nur einige wenige als gut bezeichnet werden können. Die Songs treiben weder die Handlung voran, noch drücken sie die Gefühle der Charaktere aus...sie sind einfach unsinnig und dienen der bloßen Unterhaltung. An mir ging das unterhaltende Element aber leider vorbei, die Witz haben mich einfach nicht erreicht. Ein paar wenige Songs, die der einfachen Unterhaltung dienen, sind ja eigentlich nichts Falsches. Die meisten Musicals haben mindestens einen solchen Song, aber ein Musical, das nur eine Aneinanderreihung von schlager-ähnlichen Unsinnsliedern ist, kommt bei mir nicht an. Warum man z.B. ein Wort wie "Schwuppdiwupp" ansingen muss ist mir nicht klar...

Ich finde es wirklich schade, dass so ein großartiges Stück auf so eine Art verschandelt wurde. Auch für das Genre Musical ist das eher peinlich...das Metropol kann durchaus auch unterhaltsame, gute Musicals machen, wie z.B. "Ti Amo" (ebenfalls mit Stefano Bernadin). "Ti Amo" hat wirklich funktioniert, aber "Charley's Tante" ist für mich ein Reinfall...

...vielleicht liegt es nur an mir, denn ein Großteil des Publikums ist aus dem Lachen nicht mehr herausgekommen, aber vereinzelt war doch ab und zu genervtes Kopfschütteln bemerkbar.

Gegen die Darsteller kann man eigentlich nichts sagen. Sie waren alle ganz gut. Doch herausgestochen sind: Stefano Bernadin, Aris Sas, Martin Bermoser und Eva Maria Marold. Alle vier sind große Talente und waren auch hier wirklich gut. Der Rest des Ensembles war auch gut, jedoch wurde ihr Können durch das Buch und die ganz neu angelegten Rollen eher unterdrückt. Hätte man das Stück etwas mehr am Original angelehnt, ein paar unsinnige Witze wieder gestrichen und die Songs ein wenig geändert, dann wäre aus dieser Inszenierung etwas geworden. Das Stück "Charley's Tante" besitzt von sich aus schon so viel Humor, dass man - meiner Meinung nach - nicht mehr allzu viel hätte hinzufügen müssen. Der Glaube heutzutage muss alles immer mehr sein, ist - finde ich - falsch. Alles hat seine Grenzen. Mit Witzen wie übertriebene Dümmlichkeit, die Eva Klikovics zwar gut gespielt hat, aber ihr gar nicht bekommen ist oder der Butler, der plötzlich Inder war und Sprüche aus der Werbung heruntergebetet hat, kann man mich einfach nicht erreichen.

Es ist mir schon lange nicht so gegangen, dass ich in einem Musical oder auch einem Theaterstück ständig auf die Uhr blicken musste, nur um zu schauen, ob das Ende naht. Ich hatte mich wirklich auf diesen Abend gefreut, aber diese Neubearbeitung mit ihrer "Too-Muchness" und den einfallslosen Songs, hat mich wirklich erschaudern lassen...

Sonntag, 10. Mai 2009

Dies & Das

So...wird Zeit, dass ich wieder mal ein allgemeines Update mache...

Zuerst das Gute...

THOMAS BORCHERT kommt wieder nach Wien!
Jahre lang haben wir darauf gewartet und jetzt ist es endlich soweit...In seiner Paraderolle Graf Krolock wird er Wien unsicher machen und ich kann meine Freude darüber kaum ausdrücken. Im Vorfeld wurde ja schon viel spekuliert, aber es war mir immer klar, dass es nur einen Krolock gibt, der mich zufrieden stellen kann...Mathias Edenborn wäre auch noch gegangen, ihn habe ich bereits in Berlin als Grafen erleben dürfen und damals hat er mich sehr überzeugen können...mögliche Zweitbesetzung?...ich hoffe es, jedoch mag Mathias Edenborn Wien nach eigenen Angaben nicht so sehr...andererseits: Engagement ist Engagement und ein Musicaldarsteller hat da auch nicht immer die Wahl..sprich - ist es ein gutes Engagement muss man schon mal die Stadt, in der das Musical spielt, in Kauf nehmen :) Bisherige Zweitbesetzung für Krolock ist übrigens schon fix: Aleks Di Capri wird ihn spielen...wer uns noch zum Gruseln bringt, ist abzuwarten...ich bin gespannt!

Zweite gute Nachricht: Sebastian Smulders bleibt in Wien! Er ist ein fantastischer Darsteller, denn er bringt wirklich seine ganze Leidenschaft auf die Bühne...er wird im Ensemble und als Zweitbesetzung Alfred zu sehen sein. Vor kurzem habe ich ihn auch als Melchior in Frühlings Erwachen gesehen und muss sagen, dass er Rasmus um nichts nachsteht. Er überzeugt durchaus, ist allerdings noch ein wenig unsicher gewesen, weil die Rolle doch sehr fordernd ist und er sie noch nicht oft gespielt hat, aber das verzeiht man ihm schnell...auch wenn er "nur" in einem "Chair of Rock" zu sehen/hören ist, gibt er alles und beim Schlussapplaus sieht und spürt man jedes Mal man seine Freude...irgendwie sehr erfrischend!

Ich freue mich wirklich sehr, dass eines meiner Lieblingsmusicals wieder nach Wien kommt. Natürlich hätten wir alle gerne wieder Steve Barton erlebt, aber die Besetzung, die jetzt schon feststeht, verspricht nur Gutes und ich bin schon ganz aufgeregt und kann es kaum erwarten...

Für die Vereinigten Bühnen hoffe ich natürlich das Beste, denn mit Tanz der Vampire könnte es endlich mal wieder aufwärts gehen...sie stehen ja momentan ziemlich im Kreuzfeuer der Medien. Einen Kritikpunkt meinerseits gibt es allerdings: die 5-Euro-Plätze im Ronacher. Sie gehören gestrichen, denn diese Plätze sind nicht einmal die 5 Euro wert, die man für sie bezahlt! Man sieht absolut nichts...naja ok...einen Meter Bühne und die Stimmen kann man hören, aber was nützt einem das? Die CD kann ich mir auch zu Hause anhören...das Positive ist: wenn das Ronacher nicht ausgelastet ist, dann kann man sich problemlos umsetzen. Das Personal ist sehr freundlich und zeigt dir freie Plätze, von denen man wirklich gut auf die Bühne sieht. Hat man jedoch Pech, dann kann man entweder auf seinem unbequemen 5-Euro-Sitz 3 Stunden lang verharren oder doch nach Hause fahren und die CD einlegen...ich habe letzteres gemacht, denn ein Meter Bühne für 3 Stunden ist mir ehrlich gesagt zu wenig! Bei aller Liebe zu Musicals...für diese Sitze müssen sich die Vereinigten Bühnen wirklich eine Lösung überlegen, denn Schulklassen aus dem Ländle dorthin zu verfrachten, ist wohl kaum die richtige...was sollen die Schüler denn für einen Eindruck bekommen...kein Wunder, dass sie sich manchmal während des Musicals lautstark unterhalten: sie regen sich auf bzw. sie tratschen einfach, weil sie ja eh nichts sehen und mitbekommen. Ich will diese Schulklassen nicht unbedingt verteidigen, denn mir gehen sie auch ab und zu sehr auf die Nerven mit ihrem unpassenden Gelächter und oftmals auch fehlendem Benehmen, aber die 5-Euro-Plätze sind wohl hier sehr kontraproduktiv...

Zum Schluss noch ein paar Buchtipps zum Thema Musical:

- A little bit wicked von Kristin Chenoweth: Die Broadway-Glinda erzählt von ihrem Leben und ihrer Karriere. Eine sehr inspirierende Biografie, die mit viel Herz und Humor verfasst wurde. Einige Episoden aus ihrem Leben wurden ausgelassen, aber man erfährt nichtsdestotrotz viel über die sympathische Person "Kristi Dawn". Gute, interessante Unterhaltung.

- Without You von Anthony Rapp: Ein sehr ehrliches Seelenportrait von einem bewundernswerten Künstler, der weiß, dass er nur ein Mensch ist und versucht mit seinen Fehlern und diesem "Mensch sein" umzugehen. Rapp beschreibt schwere Phasen aus seinem Leben bis hin zu seinen großen Erfolgen bei RENT sehr einfühlsam, menschlich und vor allem ehrlich. Das Buch ist sehr ergreifend und ob Schmerz oder Freude, Anthony Rapp lässt den Leser an allem teilhaben. Besonders bewegend sind Rapps Erzählungen über Jonathan Larson...wirklich empfehlenswerte Lektüre!

- Spring Awakening: In the Flesh von David Cote...die perfekte Lektüre, um mehr über das Erfolgsmusical Spring Awakening zu erfahren. Das Buch beinhaltet zahlreiche Fotos, den gesamten Text, Interviews mit Cast und Creative Team und vieles mehr. Sehr interessant und bereichernd!

- How does the show go on? An Introduction to the Theater von Thomas Schumacher: eine sehr nette Einführung in die Welt des Theaters/ Musicals - mit besonderer Bezugnahme auf die Disney-Musicals. Dieses Buch ist ein wahrer Schatz. Die Sprache ist etwas kindlich, aber dafür beinhaltet das Buch einfache Beschreibungen und viele kleine Überraschungen, wie z.B. eine Muster-Eintrittskarte, ein Auszug aus dem Skript von Tarzan, Skizzen zu den Kostümen von Lion King, etc. Das Buch kostet seinen Preis, aber dieser ist wirklich gerechtfertigt.

So...das war's jetzt mal...in den nächsten Tagen wird eine Kritik zu "I Do! I Do" folgen...mal sehen was sonst noch so ansteht...

Donnerstag, 7. Mai 2009

Der Schuh des Manitu - Berlin

Anfang April hat es mich für ein paar Tage nach Berlin verschlagen...ich wollte unbedingt das Musical "Der Schuh des Manitu" sehen...

Im Großen und Ganzen hat es mir gut gefallen. Es hat mich nicht total überzeugen können, dafür gab es zu viele Kritikpunkte, aber es war gut. Ich wurde jedenfalls nicht enttäuscht, denn bei einer Filmadaption gibt es natürlich immer ein gewisses Risiko.

Zuerst einmal möchte ich auf die positiven Punkte eingehen...

Da wäre zum Beispiel das großartige Ensemble. Der Großteil der Darsteller kann durch und durch überzeugen, weil sie mit ganzer Seele dabei sind. Einige für mich bekannte Gesichter waren dabei und ich finde immer schön, wenn man sieht wie vielseitig die Darsteller sein können. Von Mark Seiberts Talent bin ich schon seit dem ich ihn in "Romeo & Julia" gesehen habe angetan und ich war mir damals schon sicher, dass er seinen Weg machen wird. Und auch bei "Der Schuh des Manitu" war er fantastisch. Das Musical verlangt eine ganze andere Seite von ihm, aber diese Aufgabe meistert er genauso gekonnt wie die zuvor. Stimmlich, darstellerisch und auch tänzerisch ist er einfach top! Auch den bayrischen Dialekt hat er für die Rolle des "Ranger" glaubhaft einstudiert...

Auch Jens Janke (ich habe nicht Erstbesetzung Mathias Schlung gesehen) ist als "Abahachi" wirklich gut. Er lebt die Rolle und überzeugt in jeder Sekunde. Sein Blutsbruder "Winnetouch", gespielt von Veit Schäfermeier, überragt ihn in manchen Szenen allerdings noch ein kleines Stück. Schäfermeier ist neben Detlef Leistenschneider, der den Griechen "Dimitri" spielt, ein Highlight des Abends. Beide spielen fantastisch und verpassen keine Pointe.

Aus dem Ensemble möchte ich noch besonders Thomas Klotz hervorheben. Als "Falscher Hase" ist er sehr überzeugend und in anderen Ensemblerollen sticht er irgendwie auch immer wieder heraus - eine starke Bühnenpräsenz.

Zwei Darsteller, die mir in ihren Rollen leider überhaupt nicht gefallen haben, waren Ingo Brosch als Santa Maria und Michelle Splietelhof als Uschi.
Ingo Brosch spielt den Santa Maria wenig überzeugend. Stimmlich gefällt er mir nicht, und schauspielerisch noch viel weniger. Es springt nichts über. Er hat kein Charisma und ihm fehlt ein wenig der kühle Gentleman-Touch, den diese Rolle braucht und den Sky du Mont so gut verkörpert hat. Und auch Michelle Splietelhof enttäuschte eher. Stimmlich ist sie zwar okay, hat aber auch kein "gewisses Etwas", das man als Darsteller irgendwie braucht, zumindest wenn man eine Hauptrolle spielt.

Die Musik aber ist wirklich gut (Musik: Martin Lingnau, Lyrics: Heiko Wohlgemuth). Ich war zuerst etwas skeptisch, habe aber meine Meinung bald geändert. Ein paar Lieder, die zwar sehr gut sind, passen allerdings nicht so ganz in die Story bzw. sind etwas "too much". Das liegt aber am Buch. Diese Szenen kommen im Film nicht vor, wurden also noch zusätzlich hineingeschrieben, was meiner Meinung nach ein Fehler war, da diese keinen wirklichen Sinn ergeben.
Da wäre z.B. der Muffin-Song "Muffins muss man haben". Der Song kommt unmittelbar nach der Pause und ist wirklich unnötig. Wo bitte kommen plötzlich die Muffins her? Es ergibt keinen Sinn und es ist nicht einmal lustig. Im Text heißt es vor der Pause "...und jetzt holt sich jeder noch ein Eis und dann ab in die Pause" - auch im Film kommt dieser Satz so ähnlich vor und funktioniert. Wenn man schon ein Lebensmittel ansingen wollte, dann warum nicht gleich das Eis...aber nein...es muss ein Muffin sein. Aus dem Zusammenhang gerissen und einfach unsinnig.

Auch die Szene mit dem Jodelwettbewerb ("Ich brauch 'nen Mann, der jodeln kann") kommt im Film nicht vor und ist auch eher unnötig. Mark Seibert kann zwar seine Jodelkünste vorführen, was schon etwas wert ist, aber an sich ist die Szene eher schwach und hätte weggelassen werden können.
Die Szene mit Abahachis Großvater "Grauer Star" aus der Extra Large Version des Films hätte vielleicht auch nicht unbedingt hinein gehört, ist aber okay, weil der Song dazu ganz gut ist.

Wirklich gut sind hingegen: "Grmpfzl", "Wieder mal am Marterpfahl", "Husch Husch", "Ich trinke Ouzo", "Wilder Westen" und "Wünsche werden wahr". Die CD ist auf jeden Fall empfehlenswert!

Ein Highlight des Musicals ist das Bühnenbild (David Gallo). Was aus dieser Bühne herausgeholt wurde ist wirklich toll. Auch die Kostüme (Ann Hould Ward) und die gesamte Umsetzung sind wirklich gelungen, z.B. die Reitszenen. Alles ist mit viel Liebe zum Detail gemacht. Auch die Choreographie von Dan Knechtges ist sehr ideenreich und deckt viele Bereiche ab.

Im Grunde sind die Dialoge exakt aus dem Film übernommen worden. Für diejenigen, die den Film schon oft gesehen haben, gab es also nicht mehr viel Neues zum Lachen - die Witze kennt man ja schon. Die neuen Szenen mit neuem Text sind da leider in die Hose gegangen, denn sie wirken, wie schon gesagt, eher übertrieben und unsinnig als lustig.

Wer den Film mag, wird auch das Musical mögen. Nicht zuletzt wegen der großartigen Darsteller - von Santa Maria und Uschi mal abgesehen ;)
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