Mittwoch, 21. Juli 2010

Broadway @ The White House

Am 19. Juli hat Präsident Barack Obama einige Broadwaystars in seine Residenz geladen, um mit ihm gemeinsam "the music that shaped America" zu feiern. Es war der sechste Abend einer Reihe und widmete sich ganz dem Musical. Zu diesem Anlass kamen u.a. Audra McDonald, Idina Menzel, Nathan Lane, Brian d'Arcy James, Karen Olivo, Chad Kimball und Marvin Hamlisch.

Mit einer kurzen Rede führte Obama in diesen Abend ein...Sätze wie "there's nothing quite like the power and the passion of Broadway music", "musicals carry us to a different time and place, but in the end they also teach us a little bit of something about ourselves", "Broadway music calls us to see the best in ourselves and in the world around us" lassen einen nicht mehr los. Gut gemacht, Mr. President!



Auch Jugendliche wurden ins White House eingeladen und durften dort mit den Broadwaydarstellern proben und ihr Erarbeitetes vor der Präsidentenfamilie performen. Hier ist ein kleiner Beitrag dazu zu finden.

The Full Monty: Ganz oder gar nicht - Musicalsommer Amstetten

Musik ohne das gewisse Etwas, aber Spaß ohne Ende, so lautet mein Resümee des gestrigen Abends bei The Full Monty.
Dass Amstetten meistens gute Produktionen auf die Beine stellt ist längst kein Geheimnis mehr. Hier gibt man sich wirklich Mühe aus wenigen Mitteln viel zu machen und es gelingt auch in den meisten Fällen. Mit The Full Monty kommt nach einer Uraufführung (Rockville im letzten Jahr) nun eine Deutschsprachige Erstaufführung und die kann sich durchaus sehen lassen. Bei den Übersetzungen hapert es zwar hie und da in den Songtexten, aber die Songs spielen in diesem Musical sowieso eine untergeordnete Rolle, da sie einen nicht gerade vom Hocker reißen. Ein paar gute Nummern sind dabei, aber die sind leider in der Minderheit.

In The Full Monty stehen sowohl Männer, als auch Frauen im Mittelpunkt. Das männliche Geschlecht AUF der Bühne, das weibliche IM Zuschauerraum. Es ist eine Art „Ladies Night“, die aber sicher auch Unterhaltung für männliche Zuschauer bietet.
Der Inhalt ist schnell erklärt. Ein Stahlwerk in Buffalo muss dicht machen und hinterlässt arbeitslose Männer mit Familie. Die Lage scheint aussichtslos und die Arbeitslosen sinken immer tiefer in die Depression. Jerry kann den Unterhalt für seinen Sohn nicht mehr bezahlen und wenn er nicht bald das nötige Geld aufbringt wird ihm auch das Sorgerecht entzogen. Gemeinsam mit seinem „dicken“ Freund Dave beschließt er einen Striptease-Abend zu organisieren, mit ihnen selbst als Stripper. Das einzige Problem ist, sie sind „echte Männer“ – haben keine Ahnung vom Tanzen und noch weniger den richtigen Körperbau um zu strippen. Davon lassen sie sich aber nicht beirren und beginnen nach Kollegen zu suchen, die ebenfalls in der finanziellen Klemme stecken und bereit sind sich für Geld auszuziehen. Nach und nach kommt einer dazu und schließlich beginnen sie zu sechst zu proben. Immer wieder von Selbstzweifeln geplagt und von den Problemen zu Hause verfolgt schaffen sie es schlussendlich doch auf die Bühne…

Wie gesagt  stehen auf der Bühne die Männer im Mittelpunkt. Otto Jaus überzeugt als cooler Jerry, der seinen Sohn nicht aufgeben will, aber hie und da einen Stoß in die richtige Richtung benötigt. Er erbringt gesanglich und schauspielerisch eine einwandfreie Leistung. Sehr berührend auch die Szenen, die er zusammen mit seinem Bühnensohn spielt. Auch Moritz T. Klock fügt sich gut ein und spielt sehr gekonnt, gar nicht aufgesetzt oder auswendig gelernt. Er hat viel Talent. Meine ganzen Sympathien hat auch Frank Winkels. Er spielt Dave, Jerrys besten Freund, der unter seinem Gewicht leidet und Angst hat ausgelacht zu werden. Winkels stellt den Dave sehr ehrlich dar und überträgt die Gefühle seines Charakters direkt auf das Publikum.
Aber auch die anderen Männer haben einiges drauf. Rory Six hat einfach eine wunderschöne Stimme, der man sehr gerne zuhört. Ihm liegen die schüchternen Rollen sehr. Julian Looman überzeugt als „Dummchen“ – er besitzt einfach Bühnenpräsenz, egal in welcher Rolle. Claus Dam spielt den Spießer Harold, der „Hot Metal“ das Tanzen beibringen möchte, gekonnt. Auch das Zusammenspiel mit seiner „Frau“ Jacqueline Braun wirkt harmonisch. Eddie Jordan gibt den „Hengst“ – auch er macht seine Sache gut. Zunächst wirkt er zwar etwas hölzern, aber mit seiner Solotanznummer hat er bald alle auf seiner Seite. Alle sechs geben ein buntes Männerbild ab und spielen toll zusammen. Es ist pure Freude ihnen beim Performen zuzusehen und purer Spaß zu sehen, wie sie aus arbeitslosen Stahlarbeitern Stripper machen. Hut ab vor ihrer Leistung und dem Mut sich ihren Rollen und deren Nacktheit ganz hinzugeben!

Aus dem weiblichen Ensemble konnten leider nur Jacqueline Braun, Carin Filipcic und Betty Vermeulen überzeugen. Letztere gibt eine fantastische ältere Pianistin, die die Männertruppe durch ihr Ups und Downs begleitet und ihnen tatkräftig zur Seite steht. Vermeulen ist genau auf richtigem Niveau verschroben und herrlich komisch.

Abgesehen von den wenigen guten Songs ist The Full Monty ein sehr amüsantes Musical mit Herz. Der Inhalt ist einfach, genügt aber um die Leute zum Lachen zu bringen. Er will in seiner Einfachheit nicht zu viel, es tut gut, denn oft genügen wenige komische Grundelemente. Gut ist, dass es nach der großen Stripteasenummer am Ende keine „Familienzusammenführungen“ mehr gibt. Die Show hört mit einem Knaller auf und das ist gut so. The Full Monty macht viel Spaß und bietet einen sehr unterhaltsamen Sommerabend. Das Leading Team in Amstetten hat wieder einmal gute Arbeit geleistet.

*Image via

Dienstag, 20. Juli 2010

West End Adventures: LesMis & Hair

Von 7. bis 9. Juli ging es für mich nach London auf einen Musical-Kurztrip. Ein Jonas Brother in Les Miserables und die Original Broadway Cast von Hair im West End durfte ich mir nicht entgehen lassen…Hier ein paar Anmerkungen.

Les Misérables

Zugegeben ist LesMis ein Musical, an das ich mich erst langsam herantasten musste. Ich habe es zum ersten Mal am Broadway gesehen, später in Klagenfurt und jetzt im West End und langsam komme ich ihm näher. Die Musik, keine Frage, ist wunderschön. Allerdings habe ich oft meine Probleme mit durchkomponierten Musicals bzw. Musicals mit einer Tendenz dazu. Es fühlt sich meistens wie eine Laier an und man bekommt keine Pause. Genau das ist aber auch der Vorteil durchkomponierter Werke - man kann vielleicht eher in das Wesen der Geschichte einsteigen.
LesMis empfinde ich als unglaublich düster und bedrückend und genau das war mein anfängliches Problem. Es wurde eng in meinem Körper und ich wurde betrübt. Mit der Zeit allerdings hat das Musical für mich dazugewonnen. Jetzt, als ich LesMis im West End nach längerer Zeit wieder einmal gesehen habe, hatte ich plötzlich eine ganz andere Sichtweise auf die Dinge und mein Blick reichte auch zu den heiteren Passagen und jenen Stellen, die das Grundwesen des Menschen betreffen und dessen Fragen an das Leben und an sich selbst. Wie großartig und zentral ist „Who Am I?“ und die Stelle als der Geistliche Jean Valjean zur Hilfe kommt? Oder die väterliche Liebe, die Valjean für Cosette aufbringt? Diese Themen und Passagen waren für mich bis jetzt zwar präsent, jedoch noch nie so klar und deutlich. So habe ich LesMis ins Herz geschlossen.

Im Nachhinein frage ich mich wie es überhaupt möglich war, dass ich als Zuschauer so tief in das Musical eintauchen konnte, wo doch massenhaft Teenies den Zuschauerraum bevölkerten und jedes Mal wenn Nick Jonas auf die Bühne kam, kaum an sich halten konnten. Ein Ensemblemitglied sah ihm so ähnlich, dass das Getuschel schon vor dem Auftritt von Marius (Nick Jonas) losging. Lästig, war aber zu erwarten. Gekreische gab es nicht nur beim Schlussapplaus und die Platzanweiser leisteten Schwerstarbeit. Im zweiten Akt bewachte die volle Mannschaft das Publikum, ermahnte und verbot Bildaufnahmen. Anstrengend. Auch für die restlichen Zuschauer. Aber sie hatten es gut im Griff und das junge Publikum (aus aller Welt – spanische Schulklasse inklusive) verhielt sich angemessener.
Nick Jonas hat seine Sache ganz gut gemacht. Er mag vielleicht noch etwas zu jung sein und bei Gott gibt es weit bessere Marius-Darsteller, aber der Kerl hat durchaus auch Musical-Potential – schließlich begann seine Karriere auch als kleiner Gavroche am Broadway und er durfte auch mit Reba McEntire in „Annie Get Your Gun“ auf der Bühne stehen. Überraschend war für mich, dass Nick Jonas auch schauspielerisch einiges gezeigt hat.
Beeindrucken konnte mich aber vor allem Norm Lewis als Javert. Er hat mich schon in „The Little Mermaid“ überzeugt und tatsächlich konnte dieser talentierte Darsteller in der Rolle des Javert noch einen Zahn zulegen und eine Glanzleistung abliefern. Kein Wunder, dass er im Oktober auch in der 25th Anniversary Konzertgala von LesMis zu sehen sein wird. Diese Stimme, dieser Ausdruck. Eine überaus beeindruckende Performance. Warum allerdings Nick Jonas die Ehre zu Teil wird den Part des Marius beim Jubiläum zu übernehmen ist mir etwas suspekt - aber da geht es nicht mehr um darstellerische und gesangliche Qualitäten, sondern um Promotion...Schade!
Hinweis & Tipp: Das sehr gelungene Soloalbum von Norm Lewis „This is the life“ ist u.a. via amazon und itunes erhältlich. Ich liebe seine Versionen von „Go the Distance“ und „We live on borrowed time“.

HAIR

Wie schon hier berichtet, war es mir ein großer Wunsch die Original Broadway Cast in der neuen Hair-Produktion zu sehen, die (nicht ganz so erfolgreich) ins West End transferiert wurde. Hochgelobt wurde nicht nur die Cast, sondern die gesamte Inszenierung und meine Neugierde wuchs von gelesener Rezension zu Rezension. Gavin Creel und Will Swenson wollte ich einfach nicht verpassen, doch leider ist mir entgangen, dass letzterer sein Engagement bereits Ende Mai beendet hatte. Ein wenig enttäuscht war ich schon, hatte aber eigentlich keinen Grund dazu, denn auch die neue Erstbesetzung – Steel Burkhardt – rockte das Haus.

Ich muss dazu sagen, dass ich keinerlei Vergleich habe. HAIR habe ich davor noch nie in einem Theater gesehen, aber die Musik kenne ich gut und mag sie auch sehr. Drew Sarich, Kyrre Kvam und das tolle Ensemble der Wiener Inszenierung von 2001 haben z.B. auf der CD der Raimund Theater Produktion eine fantastische Leistung abgeliefert. Die Arrangements von Martin Gellner und Werner Stranka waren neu und gut. Rockig, anders. Man glaubt es kaum, doch mir wurde doch tatsächlich verboten HAIR anzuschauen. Nach Meinung meiner Eltern war ich noch zu jung, um nackte Menschen auf der Bühne herum hüpfen zu sehen :)

Also ohne Vergleich hier ein paar Anmerkungen zur Broadway Produktion im West End:

Das Bühnenbild ist bunt. Sehr bunt und nicht sehr aufwändig, jedoch passend. Es ist sehr offen gestaltet, die Band sitzt auf der Bühne und ist Teil des Geschehens. Leitern verbinden die Bühne mit dem ersten Rang und die offene Atmosphäre vergrößert die Bühne bis in den Zuschauerraum. Eine vierte Wand ist in dieser Inszenierung quasi nicht existent. Es muss so sein, denn in HAIR geht es nicht zu sehr um Inhalt, als um den Vibe und den Funken der Message, der überspringen muss. Es geht um die Zeit, die Mentalität, das Leben und Gefühle. Ungezwungenheit, Zwänge, Ausbruch, Feiern, Friede, Krieg, Drogen, Musik, Religion, Glauben und vor allem LIEBE. Es geht um Liebe zwischen den Menschen und Liebe des Menschen mit all seinen Fehlern.
Ich weiß nicht wie es sich anfühlt in dieser Zeit gelebt zu haben, denn damals war ich noch nicht auf der Welt, aber in dieser Inszenierung bekommt man ein sehr gutes Gefühl dafür. Sie ist nicht schrill, jedoch aufdringlich im positivsten aller Sinne. Als Zuschauer ist man Teil der Performance, die Darsteller interagieren vom Anfang bis zum Ende. Von einigen Hippies, die immer wieder durch die Zuschauerreihen springen, Haare kraulen, tanzen und küssen, über Berger, der dem Publikum zunächst seine Mutter vorstellt und einen amüsanten Dialog mit den Zuschauern führt, bis hin zu dem Zeitpunkt, an dem das Publikum endlich auch mitmachen kann, auf die Bühne hüpfen und mit den Darstellern aus vollem Halse singen darf. HAIR ist ein Erlebnis.

Ein paar Worte zur Broadway Cast dürfen nicht fehlen, eigentlich genügt eines: FANTASTISCH. Sie waren alle auf höchstem Niveau Hippie. Sehr präsent, eingespielt, hatten einfach Spaß. Gänsehautstelle gab es nicht nur eine. Sei es nun Sasha Allen als Dionne, die sonst eher für Christina Aguilera und Usher singt, mit einer Stimme wie man sie nur selten hört und einer Performance von „Aquarius“, die einem nicht mehr aus dem Gedächtnis geht oder Gavin Creel, der mich mit seiner Ausstrahlung und Stimme zutiefst beeindruckt hat. Auch Steel Burkhardt und Caissie Levy haben mich mit ihren Performances gefesselt. Das gesamte Ensemble strotze vor Energie und Leidenschaft. Das Theater füllte sich mit Freude und Liebe. Leider konnte ein Großteil des Publikums trotzdem seine Steifheit nicht überwinden, es hätte sonst ein einziges Miteinander werden können.


Heute ist „The Full Monty“ dran und ich bin schon sehr gespannt…einen der Darsteller, Julian Looman, kann man übrigens auf TV-Media.at zum männlichen Shootingstar voten. Seine Chancen stehen jedoch zwecks fehlender Bekanntheit eher schlecht – schade, denn er ist unglaublich talentiert und ein großartiger Darsteller. Der Bekanntheitsgrad wird sicher bald ansteigen – es ist nur eine Frage der Zeit.
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