Donnerstag, 30. September 2010

Vindobona: Mitten ins Herz – Lieder der Sehnsucht

Wer eine kleine Zeitreise erleben möchte, dem sei geraten dem Vindobona einen Besuch abzustatten. Dort feiert morgen die neue Show „Mitten ins Herz“ Premiere und ist ab da an bis Mitte Dezember zu sehen.

„Mitten ins Herz – Lieder der Sehnsucht“ ist ein Abend für die Seele. Ich bin zwar noch jung, aber die alten Schlager haben es mir trotzdem angetan - von Peter Alexander über Freddy Quinn bis hin zu Frank Sinatra und Johnny Cash. Vier großartige Sänger präsentieren dem Publikum ein kunterbuntes Programm aus Schlagermelodien. Auf Englisch, Französisch, Italienisch und Deutsch – im Dialekt oder auch nicht. Das Repertoire reicht von „Somewhere over the rainbow“ und „I am sailing“ bis „Die Caprifischer“ , Grönemeyers „Ich hab dich lieb“ und „Lilli Marleen“. Musicalisch ist der Abend deswegen, weil mit Dennis Kozeluh, Kerstin Ibald und Christof Messner bekannte Gesichter aus dem Musicalbereich auf der Bühne stehen. Die zweite Dame im Bunde ist Agnes Palmisano, die das Quartett perfekt macht. Die Harmonie zwischen den Künstlern stimmt, das spürt man einfach. Nicht nur gesanglich. Die Vier performen Schlager nach Schlager mit viel Ausdruck, Spaß und Gefühl. Das Besondere sind die wunderbaren Arrangements, mal a capella, mal in Begleitung der Liveband (Herbert Otahal und sein Herzkammerorchester). Altbekanntes erscheint in neuem Licht und wird anders wahrgenommen. Die Texte werden mal gefühlvoll, mal mit Augenzwinkern vorgetragen und lassen das Publikum in die Ferne schweifen. Hie und da gibt es kurze Kommentare der Darsteller, aber geredet wird eher weniger. Die Lieder sprechen für sich.

Nebenbei kann man sich auch kulinarisch verwöhnen lassen und ein „Menü der Sehnsucht“ oder andere kleine Köstlichkeiten aus der hauseigenen Küche bestellen.

Tickets gibt es hier oder unter der Telefonnummer 01/ 512 39 03 (bis 12h) bzw. 01/ 512 47 42 (ab 14h) bzw. direkt an der Kassa des Kabarett Simpl in der Wollzeile oder an der Abendkasse im Vindobona.


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Sonntag, 26. September 2010

Im Gespräch mit Stefan Bischoff

Im August habe ich beschlossen die Themen auf meinem Blog ein bisschen auszuweiten. Spontan ist mir die Idee gekommen Menschen aus dem Bereich Musical zu interviewen. Eine kleine Umfrage unter meinen Lesern hat mein Vorhaben bestätigt und hier ist es nun – das erste Interview.

Mein erster Interviewpartner ist (war) Stefan Bischoff, der Anfang September in „Babytalk“ im Gloria Theater zu sehen war und derzeit in „Hello, Dolly!“ an der Volksoper auf der Bühne steht. Letztes Jahr schloss der gebürtige Bayer seine Ausbildung an der Konservatorium Wien Privatuniversität ab und spielte kurz danach in „Gustav Klimt: Das Musical“ (Gutenstein) und den Anthony in „Sweeney Todd“ am Klagenfurter Stadttheater. Während seiner Ausbildung war er u.a. in „Joseph“ und „The Scarlet Pimpernel“ auf der Felsenbühne Staatz zu sehen. Neben „Hello, Dolly!“ spielt Stefan Bischoff ab November auch in „Pinocchio“ und „Der Bettelstudent“ am Stadttheater Klagenfurt.

Musical Awakening: Warum Musical? Wie bist du zum Musical gekommen?

Stefan Bischoff: Das liegt schon ziemlich lange zurück. Den Wunsch Musical zu machen hatte ich schon in der Schulzeit. Ich habe früher immer Klavier gespielt, aber nie gesungen. Mit 16 habe ich dann angefangen zu singen, relativ spät eigentlich. Ich habe dann zwei Jahre nur für mich selbst täglich vier, fünf Stunden Klavier gespielt und Songs von Elton John oder Billy Joel gesungen. Meine Eltern hat das ziemlich genervt, aber sie haben doch gemeint „Stefan, du singst super!“. Ich hab mir dann gedacht, die Eltern müssen das sagen aber dann kam es dazu, dass unsere Bigband an der Schule einen neuen Sänger gesucht hat. Ich war auf einem Konzert und habe mir gedacht, dass ich das vielleicht machen könnte. Das war dann das erste Mal, dass ich vor Leuten gesungen habe. Über diese Auftritte der Bigband hat mich eine Lehrerin einer anderen Schule gehört, in der sie „Joseph“ aufführen wollten. Sie hat mich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte den Joseph zu spielen, da sie die Titelrolle noch nicht besetzt hatte. Ich habe vorher noch nie Musical gemacht, habe aber gemerkt, dass mir das Singen sehr viel Spaß macht und zugestimmt. „Joseph“ war für mich eine ziemlich unrealistische Erfahrung, da ich der Einzige aus einer anderen Schule war, was dazu geführt hat, dass ich eine Art Superstar-Status eingenommen habe. Es war eine unglaublich tolle Zeit. Mein Lehrer hat mir gesagt, dass man Musical auch beruflich machen kann und damals habe ich mir gedacht, wenn so dein Beruf ausschaut, unbedingt. Die Realität war dann eine andere, denn es ist doch viel harte Arbeit und Stress dabei.

MA: Wie bist du dann nach Wien gekommen?

SB: Ich war beim Arbeitsamt in Deutschland und habe dort nachgefragt, wo man denn Musical studieren kann. Die haben mir ein paar Adressen gegeben. Es gibt ja fünf staatliche Schulen im deutschen Sprachraum und viele private Schulen, aber die wären einfach nicht finanzierbar gewesen. Ich habe dann Aufnahmeprüfungen gemacht und war bei jeder Schule außer in Berlin, wo in diesem Jahr keine Prüfung stattgefunden hat. Ich war dann in Essen, in Leipzig, in München und in Wien und bin dann außer in München immer auf der Warteliste gewesen. In Wien hat es dann letztendlich geklappt.

MA: Gab es für dich eine Alternative zum Beruf des Musicaldarstellers? Was hätte dich noch gereizt?

SB: Es gibt immer Alternativen, denn als ich angefangen habe, mich über Musical zu informieren, war ich gerade mit dem Zivildienst fertig. Ich musste irgendetwas studieren, da man schlecht auf die fünf Termine der Aufnahmeprüfungen warten kann ohne dazwischen gar nichts zu tun. Ich hab dann ein Studium in München angefangen, Japanologie, und hatte vor dieses bis zum Grundstudium zu machen und nebenbei eben die Aufnahmeprüfungen. Ich hatte die erste Prüfung in München, da haben sie mich aber nicht genommen und daraufhin bin ich nach Sulzbach-Rosenberg in eine Berufsfachschule für Musik. Dort bekommt man eine Ausbildung zum Chorleiter und kann zusätzlich ein Hauptfach wählen. Ich habe mich für Musical entschieden. In diesem Jahr habe ich wirklich viel gelernt und dann die Prüfungen gemacht. Japanologie wäre auf jeden Fall eine Möglichkeit gewesen oder auch Sonderschullehrer, aber da ist mir der Numerus Clausus im Weg gestanden. Jetzt bin ich auch wieder am Überlegen, ob ich denn noch einmal ein Studium anfange, einfach um etwas „Bodenständigeres“ zu lernen. Vielleicht irgendetwas in Richtung Sportwissenschaft oder Lehrer an einer Musikschule.

MA: Was würdest du als deine erste große Rolle bezeichnen?

SB: Die erste große Rolle, die ich als solche empfunden habe, war „Joseph“ auf der Felsenbühne Staatz, weil dort ca. 1200 Leute hineingehen und man merkt, dass man eine große Verantwortung hat, wenn man die Titelrolle spielt. Verantwortung heißt, dass man wirklich das tut, was man tun sollte, wie früh schlafen zu gehen, sich gut einzusingen. Während der Ausbildung und in der Schule habe ich zwar auch in vielen Stücken gespielt, aber vor Publikum, das einem doch eher wohl gesonnen ist. Man ist da eigentlich in einem sehr familiären Umfeld, weil man schon jeden kennt. Aber bei „Joseph“ habe ich das erste Mal die Verantwortung gegenüber der Rolle und den anderen Darstellern zu spüren bekommen. Es ist lustig, dass ich die Rolle, durch die ich ursprünglich zum Musical gekommen bin, dann auch auf einer großen Bühne spielen durfte. Da hat sich für mich ein kleiner Kreis geschlossen.

MA: Schicksal?

SB: Ein bisschen. Ich weiß nicht, ob mich das Stück noch einmal verfolgt, denn ehrlich gesagt, bin ich nicht so der „Joseph“-Fan. Das Musical ist ganz nett, aber es ist sehr leicht. Es spricht zwar nichts gegen Unterhaltung, man muss ja nicht immer einen Shakespeare in einem Stück suchen, aber ist ein sehr frühes Werk von Andrew Lloyd Webber und hat nicht die tollste Musik. „Joseph“ hat eine nette Geschichte, ich kann mir aber nicht vorstellen es die nächsten zehn Jahre zu spielen, das wäre mir zu unbefriedigend.

MA: In „Hello, Dolly!“ an der Volksoper stehst du, wie auch schon in Klagenfurt bei „Sweeney Todd“, mit vielen Kollegen aus deiner Ausbildungszeit zusammen auf der Bühne. Wie ist das für dich? Hat das Vorteile?

SB: Ja, definitiv, weil man natürlich aufgrund der Ausbildung auch Freundschaften schließt und ich einfach froh bin, wenn es etwas Vertrautes gibt. Man kommt an ein neues Haus und denkt sich, vor allem am ersten Probentag, ob die einen mögen oder wie es denn wird, weil man eben in einer neuen Umgebung ist und niemanden kennt. Die erste Probe ist immer sehr spannend. Für alle Beteiligten, da eine gewisse Unsicherheit im Raum liegt. Da hat es dann schon Vorteile, wenn man gleich eine Anlaufstelle hat. Aus dem Musicalensemble bei „Hello, Dolly!“ kenne ich nahezu jeden und das tut schon gut, weil es einem die Nervosität nimmt. Wobei man auch immer gerne neue Kollegen kennenlernt…

MA: An der Volksoper arbeitest du auch wieder mit Josef E. Köpplinger zusammen. Wie würdest du die Zusammenarbeit mit ihm als Regisseur beschreiben?

SB: Prinzipiell sehr gut. Josef ist sehr fair, verlangt aber auch sehr viel, was ich jetzt auch besonders bei „Hello, Dolly!“ merke. Es kommt auch immer auf das Stück an. Er ist aber sehr nett und hat viel zu tun, vor allem auch jetzt vor seinem Wechsel zum Theater am Gärtnerplatz. Josef ist auch jemand der Kontakt zum Ensemble sucht, was ich so von einem Intendanten nicht kenne. Er setzt sich auch ab und zu in der Kantine mit uns zusammen und wir reden miteinander. Manche sind einfach nur Chef, aber bei Josef Köpplinger ist das anders. Die Proben sind zwar stressig, aber das Ergebnis rechtfertigt dann oft die Arbeit. Man kann einfach manchmal nicht mehr und denkt sich „Warum das alles?“, aber wenn man dann eine DVD-Aufnahme sieht, versteht man warum es genau so sein muss. Das sieht man ja oft als Schauspieler nicht, dafür gibt es den Regisseur, der das Ganze von außen betrachtet und sagt, wie er sich das vorstellt. Das hat dann meistens auch nachvollziehbare Gründe.

MA: Anfang September hast du gemeinsam mit Tina Schöltzke im 2-Personen-Musical „Babytalk“ im Wiener Gloria Theater (Regie: Katharina Dorian) gespielt. Wie kam es zu diesem Projekt?

SB: Da gibt es zwei Versionen. Ich glaube mich zu erinnern, dass wir das in der Kantine in Klagenfurt beschlossen haben. Tina meint, wir haben das irgendwo anders besprochen, aber ich weiß gar nicht wo, denn ich glaube ja meine Version. Wie haben ganz spontan gesagt, dass wir das Stück sehr gerne mögen und das es eigentlich einmal gespielt gehört. Dann haben wir einfach entschieden, dass wir das machen, obwohl wir wahrscheinlich beide nicht so wirklich daran geglaubt haben. Tina war am Anfang die treibende Kraft und wir haben uns dahintergeklemmt und es durchgedrückt. Manchmal waren wir kurz davor das Projekt auf nächstes Jahr zu verschieben, weil wir da mehr Zeit hätten und es auch Probleme mit dem Theater gab. Bei Low-Budget-Projekten ist es immer schwierig ein Theater zu finden, in dem man zu günstigen Konditionen spielen kann, weil wir das auch mit unserem eigenen Geld bezahlen müssen.

MA: War von Anfang an klar, dass Katharina Dorian Regie führen wird?

SB: Im Nachhinein war es uns schon bald klar. Wie wollten uns die Regie selbst aussuchen und haben über mehrere Regisseure nachgedacht und auch angefragt. Letzten Endes haben wir uns dann aber für Kathi entschieden, weil ich schon mit ihr als Regisseurin gearbeitet habe und Tina auch mit ihr schon gespielt hat. Kathi hat einfach das mitgebracht hat, was wir uns von diesem Stück erwartet haben.

MA: Wie bist du an die Rolle des Robert herangegangen?

SB: Ich beobachte immer gerne Leute, wenn ich durch die Stadt gehe. In der Vorbereitungszeit habe ich einfach Leute beobachtet, die meiner Vorstellung von Robert entsprachen. Für mich war es sehr schwierig einen Zugang zur Figur des Robert zu finden. Ich habe versucht das Stück genau zu verstehen und bin auch von mir selbst ausgegangen, also wie viel von der Rolle auch in mir selbst steckt bzw. was ich an seiner Stelle tun würde. Man muss dann die Rolle einfach entstehen lassen. Kathi hat uns da auch sehr gut geführt.

MA: Hast du irgendwelche Rituale vor einer Vorstellung?

SB: Zähneputzen. Immer. Manchmal vergesse ich es auch, aber ich habe immer meine Zahnbürste dabei. Ich weiß dann einfach, dass jetzt gleich die Vorstellung losgeht. Wenn ich nervös bin, dann gehe ich auch viel herum, was für Kollegen wahrscheinlich oft nervig ist, aber ich kann da nicht ruhig stehen bleiben. In jeder Produktion hat man aber auch immer andere Rituale, vor „Babytalk“ haben wir z.B. immer die Streitszene durchgespielt, um die nötige Energie zu bekommen, weil es doch eine sehr emotionale Szene ist.

MA: Und wie sieht es nach einer Vorstellung aus? Brauchst du lange um wieder „herunterzukommen“?

SB: Nach einer Vorstellung komme ich eigentlich relativ schnell wieder herunter. Ich bin auch jemand, der gerne schnell nach Hause fährt, wenn nach der Vorstellung zu viele Leute zusammenkommen, weil mich das sehr anstrengt. Während der Probenzeiten brauche ich allerdings länger. Durch die intensive Beschäftigung mit einer Rolle führt das ab und zu sogar dazu, dass man auch schon privat wie die Rolle redet. Man übernimmt Ausdrücke und baut diese ins alltägliche Leben ein, ohne dass man es zunächst merkt.

MA: Liest du Kritiken? Wenn ja, wie gehst du damit um?

SB: Ja. Prinzipiell habe ich kein Problem mit negativer Kritik. Jeder hat seine Meinung und niemand weiß wirklich genau, wie Theater funktioniert. Jeder hat auch das gute Recht zu sagen „Das war jetzt nichts.“ oder „Dem Bischoff glaub ich keinen Satz auf der Bühne.“, dann ist das auch okay. Wenn mich jemand kritisiert, weil ich etwas auf der Bühne mache, das als geschmacklos empfunden wird, dann schützt mich auch die Rolle. Ich tu‘ mir nur schwer Lob anzunehmen, besonders wenn mir jemand persönlich sagt, dass ich gut war, ich weiß oft nicht wie ich darauf reagieren soll. Aber Kritik ist absolut legitim, wie gesagt, jeder soll denken und schreiben wie er will.

MA: Wer beeindruckt dich in der Musicalszene? Hast du ein berufliches Vorbild?

SB: Hmm, wer beeindruckt mich? Das ist schwer zu beantworten. Mich hat Serkan Kaya als Luigi Lucheni sehr beeindruckt. Damals war ich ziemlich neu in Wien und habe gemerkt, dass es bis dahin noch ein langer Weg ist. Das war wirklich toll, zumal das auch eine Rolle ist, die ich auch gerne einmal spielen würde. Vielleicht kommt „Elisabeth“ wieder - da gibt es ja einige Gerüchte - da werde ich dann sicher zum Vorsingen hingehen. Mich hat Christoph Waltz in „Inglourious Basterds“ beeindruckt, so ein Spiel auf der Leinwand habe ich selten gesehen. Mich beeindrucken Dinge, die ich nicht verstehe, wenn ich mich frage „Wie macht der das?“. Ich glaube ich wäre auf die Straße gegangen, wenn er keinen Oscar bekommen hätte. Vorbilder unter den Kollegen habe ich eigentlich nicht wirklich, ich versuche einfach mein Bestes zu geben und Spaß an der Arbeit zu haben. Aber mich beeindrucken immer wieder Kollegen, mit dem was sie tun, wie sie an eine Rolle herangehen oder wie sie sich in gewissen Situationen verhalten…

MA: Hast du ein Lieblingsmusical bzw. –komponisten?

SB: Stephen Sondheim. Er ist einfach grandios und ich könnte, glaube ich, mein ganzes Leben nur Sondheim spielen. Mein Lieblingsstück ist „Sweeney Todd“, darum war ich auch sehr glücklich, dass ich in Klagenfurt den Anthony spielen durfte. Es gibt aber auch andere tolle Stücke, wie z.B. „Into the Woods“, das würde ich auch gerne einmal spielen. Stephen Sondheim ist einfach sehr intelligent. Musical kann so viel. Es spricht nichts gegen Unterhaltungsmusicals, die man acht Mal in der Woche spielt und die Leute mit Bussen hinfährt, aber dabei geht leider unter, dass Musical auch eine Kunstform sein kann. Bei Sondheim spürt man wie ein Stück durchdacht und durchkomponiert ist.

MA: Hast du auch die Verfilmung von „Sweeney Todd“ mit Johnny Depp gesehen?

SB: Ja, aber ich mochte sie nicht. Ich fand schon, dass Johnny Depp das ganz gut gemacht hat, aber Film ist Film und Stück ist Stück. Es wurde zu viel herausgeschnitten, meine Rolle z.B. komplett, aber damit kann ich leben, da die Rolle grundsätzlich nicht viel zur Handlung beiträgt. Leider fehlen dadurch auch einige schöne Nummern.

MA: Gibt es eine Traumrolle für dich, außer Luigi Lucheni?

SB: Judas in „Jesus Christ Superstar” würde ich gerne einmal spielen, weil die Rolle stimmlich keine Gefangenen macht, da kann man wirklich viel zeigen. Ich mag „Jesus Christ Superstar“ sehr gerne, obwohl ich nicht der größte Andrew Lloyd Webber Fan bin, wobei er auch unglaublich tolle Sachen geschrieben hat. So tolle Ohrwürmer zu schreiben zeugt natürlich auch von Qualität. „JCS“ würde mich auf jeden Fall reizen, weniger den Jesus, denn ich denke mir dann immer, den Jesus muss man einmal spielen können. Ich würde auch gerne den „Sweeney“ spielen, aber leider fällt er nicht in mein Stimmfach und ich weiß auch nicht, ob das in ferner Zukunft je der Fall sein wird. Prinzipiell interessieren mich spannende Charaktere mit Hintergrund, die vielleicht auch ein Kreuz zu tragen haben – komplexe Charaktere.

MA: Hörst du Musical auch privat oder lieber andere Musikrichtungen?

SB: Musical höre ich privat sehr wenig, fast gar nicht. Ich höre viel Elton John, Billy Joel und eigentlich alles was mir gefällt. Ich mag auch Rockmusik oder Metal – wenn es gut ist, warum nicht? Ich lege mich da wenig fest. Dass ich mir aber Musicals wirklich anhöre, eigentlich nicht, denn wenn es dein Beruf ist, dann bist du auch einmal froh, wenn du deine Ruhe hast. Es sei denn ich arbeite gerade an einer Produktion, dann höre ich schon auch hinein, allerdings erst nach der Premiere, weil ich es nicht mag, wenn mir ein Kollege eine Interpretation vorgibt. Bei „Babytalk“ hatte ich die Songs schon im Ohr, aber prinzipiell gehe ich meistens vom Notentext aus, außer ich komme einmal nicht weiter, dann höre ich mir schon an, wie es andere gemacht haben.

MA: Was fasziniert dich an dem was du tust? Und gibt es etwas das dich an deinem Beruf nervt?

SB: Die berufliche Situation ändert sich immer relativ schnell, es sei denn, man hat ein Festengagement für ein Jahr. Im Moment ist es aber so, dass ich an den Häusern eher Gast bin. Man kommt immer in neue Produktionen und lernt viele neue Kollegen kennen. Da sind teilweise sehr viele interessante Charaktere dabei, von denen man auch eine Menge lernen kann. Es ist schon schön, dass man nicht jeden Tag das Gleiche macht, denn es ändert sich immer viel im Leben. Solange man noch jung ist - und ich bezeichne mich noch als jung - ist das schon sehr spannend. Das wird aber wahrscheinlich nicht immer so weiter gehen. Wenn ich einmal Familie haben möchte, dann muss ich auch irgendwo fest verankert sein und nicht in der Weltgeschichte umher reisen. Aber im Moment gefällt mir das sehr gut. Was mich aber oft nervt ist die Unsicherheit. Ich mache den Beruf nicht, um reich zu werden, das ist mir gar nicht so wichtig. Es ist schon schwierig, weil man ständig auf Jobsuche ist, der Rhythmus fehlt und man nur ein unregelmäßiges Einkommen hat. Für die Abwechslung bezahlt man mit einer Grundsicherheit, die sich doch jeder wünscht, vor allem im Alter.

Vielen Dank für das sehr interessante Gespräch.

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Premiere: Hello, Dolly! – Volksoper, Wien

Mit „Hello, Dolly!“ ist der Volksoper ein wahrer Erfolg geglückt. Die Inszenierung von Josef E. Köpplinger ist durch und durch gelungen. Alle Elemente fügen sich perfekt zusammen und ergeben ein wundervolles Ganzes, das einem lange in Erinnerung bleiben wird.

Die Handlung dürfte weitläufig bekannt sein, immerhin gibt es da nicht allzu viel. Sie spielt an einem Tag im Jahre 1890. Eine Witwe namens Dolly Levi, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Frau und Mann einander zu vermitteln, plant nun auch für sich eine gute Partie zu finden. Das Opfer hat sie bereits bestimmt. Es ist Horace Vandergelder, ein reicher Kaufmann aus Yonkers, der obwohl er „Narreteien“ (welch wunderbares Wort, oder?) abgeneigt ist, auf der Suche nach einem neuen „Frauchen“ ist. Der Gute weiß noch nichts von seinem Glück und Dolly schmiedet eifrig Pläne wie sie den Fisch unbemerkt an die Angel bekommt. Zwischendurch werden noch eben drei junge Paare zusammengeführt bis zu guter Letzt der verbitterte Fisch anbeißt. Verwirrspiel und eigenartige Verführungsmethoden inklusive. Wie die Ehe der beiden aussehen wird, kann man sich dann selbst ausmalen…

Beginnen wir mit einem Star der Show. Das Bühnenbild. Im Gegensatz zu „Guys and Dolly“ hat Sam Madwar hier alle Register gezogen und ein kleines Wunder hervorgebracht. Die Projektionen unterstützen die Handlung perfekt und fügen sich mit dem Geschehen auf der Bühne gut zusammen, sodass dem Zuschauer ermöglicht wird, sich in das alte New York fallen zu lassen und in die Geschichte einzusteigen. Nostalgie pur. Aufwendig und doch einfach. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Das Bühnenbild hält die Balance und ist zum Teil selbst Darsteller. Wirklich gelungen!

Wie genial auch die Projektion während der Ouvertüre… Portraits der Darsteller, die sich plötzlich bewegen, sich zuzwinkern, winken und erste Emotionen der Charaktere erkennen lassen. Oder auch der Gerichtssaal, mit einem „Lincoln-Freiheitsstatuen-Thron“.

„Hello, Dolly!“ will, wie das Bühnenbild, nicht zu viel. Köpplinger setzt in allen Details die richtigen Grenzen und balanciert gut aus. Das Stück ist von Grund auf sehr lustig, durch die Textbearbeitung von Josef E. Köpplinger und Christoph Wagner-Trenkwitz gewinnt es aber noch dazu und arbeitet außerdem mit Situationskomik. Nie driftet es ins Blöde ab, sondern hält sich auf gutem Niveau, auch in Szenen bei denen die Gefahr besteht schnell zu verwirrend oder „too much“ zu werden.

Die Darsteller tragen natürlich auch dazu bei. Die Hauptrollen wurden mit Darstellern besetzt, die auch wirklich Talent für das Komische haben und wissen, wie sie mit Humor umgehen sollen. Auch sie beherrschen das Gleichgewicht.

Sigrid Hauser schafft es gekonnt, die Stimmungen ihrer Figur herauszuarbeiten. Von nachdenklichen, traurigen Szenen, in denen Dolly mit ihrem verstorbenen Mann Ephraim spricht, bis hin zu lustigen, bei denen sie ihr komödiantisches Talent voll ausleben kann. Dolly Levi wirkt in dieser Inszenierung wie eine Mary Poppins für Verliebte. Die große Handtasche, aus der sie Visitenkarten für jede Situation heraus zaubert, die Ankunft in einem Ballon (das Pendant zum Regenschirm), das Auftreten, leicht arrogant, bestimmt, aber dennoch freundlich und humorvoll. Auch stimmlich kann Hauser überzeugen. Sie macht sich „Dolly“ ganz zu Eigen und lässt Vergleiche zu Koller oder Streisand erst gar nicht zu.

Dollys „Opfer“ spielt Robert Meyer. Sein Mr. Vandergelder ist trotz Boshaftigkeit und Verbitterung sympathisch und irgendwie liebenswert. Der Volksoperndirektor verleiht jeder seiner Rollen einen ganz eigenen Charme, dem man nur äußerst schwer widerstehen kann.

Ein funktionierendes Team sind wieder einmal Peter Lesiak und Daniel Prohaska. Wie auch schon in „Singin‘ in the rain“ (Stadttheater Klagenfurt) spielen sie zwei Freunde, die es faustdick hinter den Ohren haben. Sie harmonieren unglaublich gut und es macht einfach Freude ihnen zuzusehen. Vor allem Lesiak hat die Darstellung eines tollpatschigen, ein wenig dümmlichen Charakters zur Perfektion gebracht. Nie ist er „over the top“, sondern spielt den Barnaby immer im Bereich des Möglichen. Besonders amüsant seine Begeisterung für den ausgestopften Walfisch. Cornelius und Barnaby verlieben sich relativ schnell in die Hutmacherin Irene Molloy und deren Assistentin Minnie. Katja Reichtert spielt gut, ihr Song „Bunte Bänder trage ich am Hut“ bewegt sich allerdings ständig an der Grenze zur Schlafnummer. Berührend war er leider nicht. Nadine Zeintl macht aus ihrer kleinen Rolle das Beste. Sie spielt, wie ich mir eine „Minnie“ vorstelle. Leicht schräg, aber überaus liebevoll.

Johanna Arrouas und Jeffrey Treganza verblassen leider neben den anderen Hauptrollen. Arrouas performt Ermengardes Schluchzer zwar gekonnt und witzig, die Liebe zu Ambrose spürt man aber nicht. Auch Treganza wirkt nicht in seiner Rolle. Sein Akzent steht ihm ein bisschen im Weg. Die „Falsch-Sing-Szene“ gelingt ihm jedoch ausgesprochen gut. Obwohl Dagmar Hellberg als Ernestina Money einen weit kleineren Part zu spielen hat, bleibt sie aufgrund ihrer Leistung besser in Erinnerung.

Getragen wird „Hello, Dolly!“ vom großartigen Musicalensemble, das viel zu tun hat. Unterstützt wird die junge „Musicalgruppe“ von Chor, Komparserie und Staatsballett. Die Bühne ist also meistens voll, was bei der Größe auch von Notwendigkeit ist, wirkt aber nie überladen.

Für die Choreographie zeichnet sich Ricarda Regina Ludigkeit verantwortlich, die sich in dieser Inszenierung so richtig austoben konnte. Es musste viel Platz gefüllt werden, aber durch das Staatsballett und die Musicalgruppe hatte sie Zugriff auf ein großes Tanzensemble. Auch wenn man aus der „Parade-Szene“ noch etwas mehr herausholen hätte können, so fand die Show ihr Highlight im Kellnergallop. Ein Augenschmaus. Und welch großartige Leistung des Ensembles!

Der erste Akt endet mit einem Knall und schickt das Publikum gut gelaunt in die Pause, der zweite findet in einem Medley seinen Abschluss. Die Melodien und Bilder der Show laufen noch einmal an einem vorbei und hinterlassen einen wunderbaren Gesamteindruck. Ja, die Show ist pure Unterhaltung und präsentiert eine Art „heile Welt“, aber auf einem guten Niveau. Wie Peter Alexander einmal meinte: „Was haben Sie gegen eine heile Welt? Es ist eigentlich die einzige Welt, in der es sich zu leben lohnt.“ Der Theaterabend macht unendlich viel Spaß und knappe drei Stunden heile Welt, was gibt es Schöneres?

Das Premierenpublikum zeigte sich sehr wohlwollend und verfiel in Begeisterungsstürme. Die Stimmung in der Volksoper hätte nicht besser sein können.

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"Put On Your Sunday Clothes" - Der Song zum Sonntag

"Put On Your Sunday Clothes" ist ein Titel aus "Hello, Dolly!". Eine Neuinszenierung dieses Klassikers hatte gestern an der Volksoper Premiere und hat mich sehr begeistert - die Premierenkritik folgt in Kürze. Der Song ist mir lange im Ohr geblieben, er hat eine wunderbare Melodie und macht gute Laune.

Hier der Song aus dem Filmmusical (1969) mit Barbra Streisand, Michael Crawford und Danny Lockin:



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Mittwoch, 22. September 2010

Dies & Das

...seit kurzem ist mein Blog auch über diese Adresse erreichbar. Außerdem habe ich auch ein wenig am Layout herumgebastelt - ihr könnt nun alle Einträge zu den verschienden Ländern bzw. den Kategorien "cd book dvd", "interviews" und "concerts" auf einen Klick erreichen. Es gibt jetzt auch eine kleine "Musical-Linksammlung" und neue Möglichkeiten mit mir in Kontakt zu treten (email, twitter, bloglovin', Kommentare).
An einem Musicalkalender wird noch gearbeitet, allerdings fehlt mir dazu im Moment die Zeit...

In den nächsten Tagen folgt noch eine weitere Neuerung sowie der Premierenbericht zu "Hello, Dolly!" an der Volksoper. Heute werde ich mir die Voraufführung anschauen und kann es kaum erwarten - bin schon sehr gespannt!

Montag, 20. September 2010

(So) Jest End

"So Jest End" oder auch nur "Jest End" ist eine Show nach dem Forbidden Broadway-Format. 2008 und 2009 ist sie ganz erfolgreich im West End gelaufen und bot dem Publikum einen lustigen Überblick über die aktuellen Produktionen und die Situation der Londoner Theaterlandschaft. Geschieben wurde die Show von Garry Lake, der auch die Regie übernahm.

Auf youtube gibt es noch einige Videos der Spoof-Show zu sehen und man glaubt es kaum, aber da erkennt man doch einige bekannte Gesichter, wie z.B.  Drew Sarich und Stuart Matthew Price.

Es lohnt sich ein wenig durch die Videolandschaft zu klicken und nach Jest End-Juwelen zu suchen, hier ein paar Vorschläge:

Drew Sarich @ Jest End

Stuart Matthew Price @ Jest End

LesMis Parodie

Little Mermaid Parodie

Billy Elliot Parodie


...weiterführende Links:

Sonntag, 19. September 2010

"Anything Worth Holding On To" - Der Song zum Sonntag

Der heutige Song ist eine Komposition des großartigen Scott Alan. "Anything Worth Holding On To" heißt der Song, der auf Alans neuem Album "What I Wanna Be When I Grow Up" zu hören sein wird. Es soll Ende des Jahres erscheinen. Nach "Still...Dreaming Wide Awake" und "Keys: The Music Of Scott Alan" ist dies bereits sein drittes Studioalbum.

Scott Alan, der kürzlich erst ein paar Auftritte in Australien absolviert hat, wird nächste Woche ein Konzert in London geben. "Simply the Music of Scott Alan" findet am 26. September im New Players Theatre statt. Mit dabei sind u.a. Willemijn Verkaik, Stuart Matthew Price, Norm Lewis, Patina Miller, Sierra Boggess und Shoshana Bean. Ich wünschte ich wäre dabei...

"Anything Worth Holding On To" - geschrieben und performt von Scott Alan:

Samstag, 18. September 2010

Musical Rocks! – Museumsquartier, Halle E

Was als „The Rock Musical Multimedia Sensation“ angepriesen wurde, war weniger Sensation, als Reinfall. Leider, denn bei der Riege an bekannten Darstellern habe ich mir mehr erwartet. Es liegt nicht zu sehr an ihnen, das Konzept und die Umsetzung stimmen einfach nicht. Man erwartet bessere Qualität als die x-te „Best of Musical“-Tourneeproduktion, wird jedoch trotz des guten Ensembles enttäuscht. Kein Flair, nur volle Lautstärke und das Herunterspulen der Hits.

Überzeugen konnte mich eigentlich nur die Popversion von „The Impossible Dream“, dargeboten von Mathias Edenborn, Serkan Kaya und Vincent Bueno, die sich auch selbst mit Gitarren begleitet haben. Eine gute neue Interpretation des Songs und einmal etwas Neues. Der einzige Darsteller, der wirklich die Bühne gerockt hat war Serkan Kaya. Auch wenn er nicht unbedingt in die Rollen des Grafen Krolock oder des Phantoms passt (zumindest nicht in dieser Show), die meiste Zeit hatte er einfach Spaß auf der Bühne und das hat man gemerkt.

Teilweise hat „Musical Rocks“ leider wie eine Laienproduktion gewirkt. Nicht eingespielt, Licht nicht im Griff, die In-Ears machten sich die meiste Zeit selbstständig und boten anscheinend auch den Darstellern nicht den perfekten Sound,… Ich verstehe schon, dass es schwer ist, eine Show auf die Beine zu stellen, wenn so viele Darsteller zusammenkommen, die im Moment ganz woanders ein Engagement haben und es deswegen nicht viel Zeit zum Proben gibt - aber ohne Bemühen wird das leider nichts. Mathias Edenborn wirkte unsicher und nicht ganz präsent; Jessica Kessler stieß regelmäßig mit dem Tanzensemble zusammen – ja, kann passieren, aber es wirkte einfach alles ein wenig unkoordiniert und wackelig (ihr „Xanadu“ war aber ganz nett).

Nadine Schreier und Anke Fiedler, keine Frage, auch sie haben großartige Stimmen. Aber stellenweise war es mehr Geschrei als Melodie. Rock heißt nicht gleich schreien und laut. Vincent Bueno verriss der "Circle Of Life", trotz seiner Bemühungen. Es klang schrecklich. Das ständige Beatboxen war leider auch an der falsche Stelle. Es nervte ab einem gewissen Zeitpunkt. Wenigstens war er locker bei der Sache...

Tja, was wurden denn noch so gesungen?
Der Opener? Time Warp – okay, nicht der typische Opener, aber gut, es war nicht schlecht. Lady Marmelade – naja, wirklich? Let the sunshine in – mit einem Publikum-Animierversuch, der eher peinlich war, als gute Stimmung machte, Totale Finsternis, The Beauty and the Beast, Der letzte Tanz, She’s like the wind und The Time of My Life, Don’t Cry for me Argentina – die Schlager halt. Achja, und ein überraschend langer High School Musical-Block. Keine schlechte Idee, allerdings wirkte es eher unpassend. Viele der Musicalsongs wurden „verhunzt“, klangen einfach nicht mehr gut. Teilweise war es wirklich dem Genre unwürdig.

Leider muss ich zugeben, dass der Schluss das Beste am ganzen Konzert war. Nicht nur weil man wusste, dass es gleich vorbei sein würde, sondern auch weil dann endlich die Songs gesungen wurden, zu denen das Konzept passte – die Jukebox-Musicals „We will rock you“ und „Mamma Mia“.

Die versprochenen Visual Effects, die wichtiger Bestandteil der Show sein sollten, waren leider auch enttäuschend. Die Bühne wirkte steril und das konnte nicht durch irgendwelche, mittelmäßigen (manchmal lächerlichen) Projektionen aufgehoben werden. Ganz nett, die kurze Intervieweinspielung vor der „Flashdance“-Sequenz.

Durch die enorme Lautstärke hat man vielleicht versucht die Leere auf der Bühne zu kompensieren, aber leider ist dies nicht gelungen. Der Sound war gut (MG-Sound), die Übergänge zwischen den Songs okay. Wieder wurde einiges nur angeschnitten und zusammengemischt. Ein Phantom, das in Elisabeth übergeht – wirklich? Muss das sein? Das war leider kein genialer Einfall, sondern eher komisch und verwirrend. Das Tanzensemble kann allerdings gelobt werden. Sie waren engagiert bei der Sache, Conchita Zandbergen stach sehr positiv hervor. Die Choreographie von Doris Marlis wirkte ab und zu etwas uninspiriert, war aber im Großen und Ganzen doch ganz gut.

Ich habe leider auch kein Rezept oder einen Lösungsvorschlag für Musical-Galas parat, aber so bitte nicht. Da lob ich mir doch den netten Abend im Stadttheater Klagenfurt bei „Broadway Melody“, so sollte es am ehesten sein – außerdem zu halbwegs vernünftigen Preisen. Ich ärgere mich nämlich jetzt noch so viel Geld dafür ausgegeben zu haben. Über 50 Euro für 110 Minuten mittelmäßige Unterhaltung – eine Frechheit!

Sonntag, 12. September 2010

"Waitin' for the light to shine" - Der Song zum Sonntag

Auf das Musical "Big River" bin ich durch Zufall gestoßen und zwar als ich letztes Jahr das Mark Twain Haus in Hartford, Connecticut, besucht habe. Das Musical basiert auf Twains "The Adventures of Huckleberry Finn" und hatte 1985 am Broadway Premiere. Sieben Tony Awards, darunter auch Best Musical, hat es damals gewonnen und auch das Revival 2003 wurde mit einem Tony (und 2 Nominierungen) ausgezeichnet.
Die Musik (Roger Miller) ist großartig und reicht von Gospel bis hin zu Country-Tönen, typisch Südstaaten eben.

"Waitin' for the light to shine" ist einer der wunderbaren Songs und mein heutiger "Song zum Sonntag" - hier in einer netten Gala-Version:



Hier ein weiterer Song aus "Big River" - man beachte das Wasser :)

Freitag, 10. September 2010

Taylor, the Latte Boy + Response

"Taylor, the Latte Boy" ist ein Song der seit Jahren durch die Musicallandschaft geistert, aber eigentlich aus keinem Musical stammt. Bekannt wurde der Song durch Kristin Chenoweth, die ihn auf ihrem Album "As I Am" (2005) veröffentlichte und in diversen (TV-)Shows zum Besten hab. Geschrieben wurde er von Marcy Heisler und Zina Goldrich, ein sehr erfolgreiches Autorenteam, das u.a. auch die Songs zur Musicalversion von "Ever After" ("Auf immer und ewig", 1998) geschrieben hat, die es allerdings - obwohl geplant - noch nicht auf den Broadway geschafft hat. Außerdem haben "Marcy & Zina" noch eine ganze Reihe anderer witziger Songs verfasst, darunter "Fifteen Pounds" und "Alto's Lament". Zu finden auf "Marcy & Zina - The Album".

Andrew M. Byrne, ein Vocal Coach und Music Director mit Broadway Credits u.a. aus Les Miserables, hat eine Reaktion auf "Taylor, the Latte Boy" verfasst - "Taylor (A Response)". Eine gute und vor allem lustige Idee, doch leider geht der schöne Spirit des Originalsongs verloren, da es sich jetzt um "Carol, The Stalker Chick" handelt. Der Comedy-Song geht plötzlich in eine ganz andere Richtung...doch hört selbst!





Ein paar Links:

Mittwoch, 8. September 2010

Legally Blonde - London Cast Recording

Legally Blonde ist ein Feel-Good-Musical mit viel Herz und Humor. Schon lange bevor ich die Show auch wirklich live sehen konnte (zum Review), habe ich mir die Original Broadway Cast Recording gerne angehört. Die Show hat viel Schwung und die Musik reißt einen mit und versetzt mich stets in gute Stimmung. Mittlerweile feiert das Musical schon auf der ganzen Welt Erfolge, so war es z.B. auf den Phillipinen zu sehen und ab November wird es auch das Pariser Publikum beglücken. Auch die Finnen werden Elle Woods ab Sommer 2011 auf ihrem Weg der Selbstfindung begleiten können.

Kürzlich ist eine neue Castaufnahme von Legally Blonde veröffentlicht worden, die Original London Cast Recording. Es handelt sich dabei um eine Live-Aufnahme vom 12. bis 14. Juni im Savoy Theatre in Londons West End - gerade noch bevor der erste Cast-Wechsel vollzogen wurde. Duncan James ist also noch auf der Aufnahme zu hören, ein Grund warum sich der Kauf lohnt.

Ist man Fan des Musicals, um die Malibu-Schönheit Elle, die sich für ihre vermeintlich große Liebe in eine Ivy League Universität kämpft und dabei zu sich selbst findet, so ist die West End CD ein empfehlenswerter Kauf. Doch kommt man, wenn man nicht gerade ein großer Liebhaber von Live-Aufnahmen ist, auch gut ohne ihr aus. Viele Unterschiede zur Broadway Cast Recording gibt es nicht. Eine andere Besetzung, das "live-Feeling" und ein paar Textstellen mehr - ansonsten beinhaltet die neue Castaufnahme ebenso 18 Tracks, ein umfassendes Booklet mit Lyrics und ein paar Bildchen. Allerdings ist das Feeling anders und deswegen bereue ich den Kauf nicht. Es ist live, das heißt es wirkt noch ein wenig schwungvoller und lockerer. Das Publikum lacht zwar ab und zu dazwischen, das stört aber weiter nicht, man kommt sich dann eben vor wie im Theater. Der Applaus wurde auf ein Minimum reduziert - danke! Warum Applausaufnahmen immer bis zum Äußersten ausgereizt werden ist mir sowieso ein Rätsel... Im Großen und Ganzen wirkt die neue Legally Blonde CD frisch, mitreißend und entführt den Hörer für 77 Minuten ins Savoy Theatre.

Sheridan Smith als Elle Woods ist im Vergleich zu Laura Bell Bundy eine ganz eigene Elle Woods. Ebenso charming, allerdings mit einer ganz anderen und sehr interessanten Stimmfarbe. Duncan James als Warner Huntington III ist eine Bereicherung für das Stück und übertrifft für mich Richard H. Blake deutlich. Auch Jill Halfpenny als Paulette und Alex Gaumond als Emmett enttäuschen nicht.

Auf dieser Aufnahme merkt man wie viel Spaß diese Show den Menschen macht. Besonders lustig sind auch die Reaktionen auf die Europäer-Witze bzw. die "Ireland"-Sequenzen des englischen Publikums.

*Image via

Sonntag, 5. September 2010

"Louder Than Words" - Der Song zum Sonntag

Heute habe ich beschlossen aus "Der Song zum Sonntag" eine feste Kategorie zu machen und - wie schon letzten Sonntag - jede Woche einen Song vorzustellen, der mich berührt, mir besonders am Herzen liegt bzw. einfach gut gefällt...

Für diesen Sonntag habe ich einen Song aus einem meiner Lieblingsmusicals ausgewählt. Er heißt "Louder Than Words" und ist aus Jonathan Larsons Tick, Tick...Boom! Für mich ist es einer der besten Songs überhaupt, ich kann ihn nicht oft genug hören. Hier gesungen von der Original Cast Raúl Esparza, Amy Spanger und Jerry Dixon...

Cages or wings?
Which do you prefer?
Ask the birds.

Fear or love, baby?
Don't say the answer.
Actions speak louder than words.

Samstag, 4. September 2010

"Babytalk" im Wiener Gloria Theater

„Babytalk“ – Das Kinder-Krieg-Musical von Peter Lund und Thomas Zaufke ist ein kleines, aber feines Musical. In Kooperation mit myproductionsONSTAGE, die auch schon sehr erfolgreich „Das Orangenmädchen“ in Wien auf die Bühne gebracht haben, wurde „Babytalk“ unter der Regie von Katharina Dorian (ab 11. September wieder als Rebecca in Tanz der Vampire zu sehen) im Gloria Theater inszeniert. Premiere wurde gestern gefeiert, unter den Premierengäste hauptsächlich Kollegen der beiden Hauptdarsteller Tina Schöltzke und Stefan Bischoff.

„Babytalk“ nennt sich auch „Das Kinder-Krieg-Musical“, wobei dieser Titel natürlich zweideutig zu verstehen ist. Es geht ums Kinder kriegen und die Auseinandersetzungen, die damit einhergehen. Davor, während, danach.

Interessant an diesem Musical sind seine Entwicklung und der Bogen, den es schlägt. Der erste Akt ist vor allem lustig. Es gibt viel zu lachen, wenn man Robert und Charlotte auf ihrem Weg zum „schwanger werden“ begleitet. Von dem anfänglichen Kinderwunsch auf seiner Seite, ihrer Weigerung, über seine Unsicherheit bis hin zum endgültigen Entschluss und der „Durchführung“. Im zweiten Akt dreht sich die Stimmung, Charlotte ist zwar endlich schwanger, behält aber vieles für sich. Robert fühlt sich vernachlässigt, ausgeschlossen, alleine und ängstlich und wendet sich einer anderen Frau zu. Als Charlotte das Kind jedoch verliert, kommt es zur Beziehungspause. Sie fühlt sich allein gelassen und Robert, der nicht mehr an sie herankommt, weiß nicht was er tun soll. Aus dem Abschiedssex entsteht ein Baby, doch Charlotte will die Trennung. Robert ist traurig, versucht zu verstehen und akzeptiert. Die Tragik steht im Raum, man fühlt mit beiden Seiten und hofft auf ein Happy End. Irgendwie gibt es das dann auch. Die zwei setzen sich noch einmal zusammen. Es scheint, als würden sie es noch einmal versuchen wollen…

Tina Schöltzke und Stefan Bischoff als Charlotte und Robert tragen das Stück und harmonieren sehr gut miteinander. Beide geben sehr ehrliche Versionen ihrer Rollen, mit viel Tiefe. Vor allem Bischoff spricht viel mit seinen Augen, es scheinen sich die ganzen Emotionen darin zu sammeln. Das Publikum spürt mit, wird tief berührt. Die Wendung zum Tragischen kommt natürlich und nachvollziehbar daher, zeigt die Nähe von Glück und Unglück.

Katharina Dorian hat auf der kleinen Bühne des Gloria Theater Varietés das Stück gut zur Geltung gebracht. Es will nicht zu viel, sondern wiegt gut zwischen Komödie und Drama ab. Obwohl es ein Musical ist, steht Musik nicht direkt im Vordergrund. Die Songs fügen sich in das Geschehen ein und fallen nicht weiter auf, unterstützen die jeweilige Stimmung jedoch gut. Die Charaktere brechen mit ihnen kurz aus der Szene aus und zeigen wie es in ihnen aussieht. Charlottes „Mein Körper und Ich“ dürfte einer der bekannteren Songs sein und das sich wiederholende „Baby, Baby, Baby“-Motiv schwirrt einem noch länger im Kopf herum.
Leider wurden die Darsteller nur von einem Playback begleitet. Vielleicht wäre ein Klavier und ein Cello wie bei „Das Orangenmädchen“ besser gewesen. Persönlicher und irgendwie stimmungsvoller...

Peter Lund hat mit „Babytalk“ ein sehr aktuelles Musical geschrieben, das aus witzigen Dialogen, ehrlichen Gefühlen und heftigen Auseinandersetzungen besteht. Es zeigt ein Spektrum des Mensch seins rund um eine Partnerschaft. In „Babytalk“ geht es um weit mehr als das Kinder bekommen.

„Babytalk“ – Das Kinder-Krieg-Musical ist noch heute und morgen im Gloria Theater in Wien Floridsdorf zu sehen. Beginn ist jeweils um 20:00. Die Karten kosten 18 Euro und können über die Homepage des Theaters bzw. unter der Telefonnummer +43 1 278 54 04 bestellt werden oder auch direkt bei der Abendkassa gekauft werden.

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Donnerstag, 2. September 2010

"All Things In Time" - Stuart Matthew Price

Macht ein Musicaldarsteller ein Soloalbum so hat er mehrere Möglichkeiten. Er kann z.B. ein Album mit seinen größten Erfolgen, ein Unplugged Album, eines mit ganz neuen Arrangements oder eigenen Songs machen, oder er kann auch in eine ganz andere Richtung gehen und seine „andere“ musikalische Seite auf Publikumstauglichkeit testen.

Bei einem Soloalbum geht es größtenteils um Selbstverwirklichung - so sollte es zumindest sein, finde ich. Nur so kann sich die Persönlichkeit des Künstlers auch auf einer CD authentisch entfalten. Kommerz steht da oft im Weg, aber in den letzten Jahren haben sich einige Independent Labels gefunden, die wirklich hinter den Projekten der Darsteller stehen. Wichtig ist es, eine Entscheidung zu treffen, die sowohl Künstler als auch Publikum gefällt.

Stuart Matthew Price hat sich auf eine ganz eigene Reise gemacht. Er überrascht mit einer überzeugenden Idee und deren grandiosen Umsetzung. Sein Anliegen war es neue und eher unbekanntere Musical-Komponisten vorzustellen. Price bezeichnet „All Things In Time“ als „collection of songs by some of the best new writers of contemporary musical theatre“. Inspiriert von deren Material hat Price eine kleine Auswahl getroffen und ist ins Studio gegangen. Das Ergebnis sind 14 Titel, davon 9 Songs, die noch nie zuvor aufgenommen wurden, 11 Songs, bei denen Stuart Matthew Price von den Komponisten höchstpersönlich begleitet wurde und 3 Duette.

Jason Robert Brown (u.a. „The Last 5 Years“) ist neben Tom Kitt & Brian Yorkey (“Next to Normal”) und vielleicht auch noch Scott Alan wahrscheinlich der bekannteste Komponist auf dem Album. Für „All Things In Time“ hat er nicht nur den Titelsong beigesteuert, sondern auch ein kurzes Vorwort verfasst, in dem er das Kennenlernen und die Zusammenarbeit mit Price beschreibt. Brown im Vorwort: „People just don’t sing like Stuart does, and even great singers don’t manage to convey the emotional depth that Stuart effortlessly summons.“ Ein großes Lob. Wenn man Price live erlebt oder sogar nur auf Videos oder dieser Aufnahme sieht und hört, dann kann man nur zustimmen. Stuart Matthew Price gelingt es das Gefühl jedes einzelnen Songs auf den Hörer zu übertragen. Er scheint dies ohne große Anstrengung zu machen, er kann es einfach. Price gibt sich den Songs ganz hin und scheint darin aufzugehen. Es ist ein Verschmelzen. Zusätzlich verleiht er ihnen eine ganz individuelle Note, die das Transportieren der Emotionen erst ermöglicht.

„All Things In Time“ ist ein ruhiges Album. Balladen überwiegen, mit wenigen Ausnahmen (u.a. „I’m Alive“ aus Next to Normal“). Die Titel fügen sich gut zusammen und ergeben ein abgerundetes Ganzes. Es ist ein Album, das auch gut zur kommenden Jahreszeit passt. Herbstlich, melancholisch, nachdenklich und doch auch aufmunternd und Mut machend.

Jason Robert Brown schließt sein Vorwort u.a. mit den Worten „Stuart is a composer’s best friend“. Das mag wohl stimmen, denn mit diesem Album hat er Großartiges vollbracht. Price hat Songs aufgenommen, die ihm am Herzen liegen und gleichzeitig große, aber eher unbekannte Talente gewürdigt und mit ihnen zusammen ein kleines Juwel für Musicalfreunde geschaffen.

Track Listing:
1. The Old Red Hills Of Home (Jason Robert Brown)
2. The Touch Of Love (Dougal Irvine)
3. Goodnight Kiss (Laurence Mark Wythe)
4. Angels (Richard Taylor) - duet with Annalene Beechey
5. There's A World / I'm Alive (Tom Kitt & Brian Yorkey)
6. Greenwich Time (Sam Davis & Randy Buck)
7. Free (Scott Alan) - duet with. Louise Dearman
8. Sonnet XXIX (Georgia Stitt & William Shakespeare)
9. Hope Springs Eternal (Richard Beadle)
10. Run Away With Me (Brian Lowdermilk & Kait Kerrigan)
11. Wishing For The Normal (George Stiles & Anthony Drewe) - duet with Caissie Levy
12. Midnight Will Happen Without Us (Grant Olding)
13. All Things In Time (Jason Robert Brown)
Bonus Track: Autumn Days (Stuart Matthew Price)

"All Things In Time" von Stuart Matthew Price - SimG Records, 2010. Online erhätlich u.a. bei:
...ein paar interessante Links zum Thema:
P.S.: Der Song „Free“ von Scott Alan erinnert in manchen Passagen stark an Frank Wildhorns „Vetrau in uns“ aus Rudolf – oder kommt das nur mir so vor?

*Image via

Mittwoch, 1. September 2010

Q&A

Q&A (Question & Answer)-Videos haben es mir angetan. Seiten wie broadway.com oder auch playbill stellen regelmäßig welche online, einfach Websites durchforsten und Interviews anschauen! An einem regnerischen Nachmittag wie gestern waren die lustigen Posts für mich ein kleine Stimmungsaufheiterung, aber auch an sonnigen Tagen sind sie empfehlenswert :)

Man hat stets was zu lachen und bekommt nebenbei einige interessante Informationen und Erlebnisse aus den Karrieren und Lebenswegen der Darsteller erzählt.
Auf broadway.com gibt es neben dem klassischen "Ask a Star", bei dem auf Fragen von Fans eingegangen wird, auch die etwas andere Fragerunde "Side by Side" by Susan Blackwell (von der ich hier schon einmal berichtet habe), die Broadway-Darsteller von einer ganz anderen Seite zeigt. Auch Playbill hat einiges zu bieten. Da wären die lustigen Frageeinheiten mit gelegentlichen Gesangs- und Tanzeinlagen namens "Obsessed!" mit dem etwas abgedehten "Broadway-Know-It-All" Seth Rudetsky oder das kurz Cue & A Fragespiel.
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