Montag, 26. März 2012

Hear my Song – Abschlussshow der Performing Academy


Zehn Menschen treffen aufeinander, sie begegnen sich. In „Hear my Song“ in New York – Grand Central Station, im echten Leben in Wien – Performing Center Austria. Zehn Persönlichkeiten, die drei Jahre lang zusammen ausgebildet wurden, um jetzt als Musicaldarsteller in eine neue Welt entlassen zu werden.
Jason Robert Brown und seine „Songs for a New World“ bieten sich hier also an. Dazu ein paar Songs aus Browns anderen Werken wie „Parade“ oder „Wearing Someone Else’s Clothes“ und man hat ein musikalisches Programm, das eigentlich nicht enttäuschen kann. Jason Robert Brown einen Abend zu widmen, eine großartige Idee!
Doch was nützt eine Idee, wenn es an der Umsetzung scheitert. Oft schon gesehen. Bei „Hear my Song“ ist das aber nicht der Fall, denn das Konzept von Jürgen Kapaun zwingt einem nichts auf. Das Buch will nicht zu viel, schon gar nicht die aussagekräftigen Songs von Jason Robert Brown krampfhaft in irgendeine Handlung zwängen. Geschichten werden erzählt, mal lustig, mal traurig, mal verzweifelt, mal ironisch und dann stehen gelassen. Verbunden nur dort wo es sich lohnt, es braucht nicht mehr. Für einen  Seelenstriptease war es vielleicht zu wenig, aber das Buch von Jürgen Kapaun kann etwas. Nicht immer konnte aber die Qualität der Texte auch wahrgenommen werden, sie scheiterten an der „Ausführung“.

Als Ensemble haben die zehn Darsteller einiges auf dem Kasten, stehen sie dann aber einzeln auf der großen Bühne, sieht man schnell wo Potential und Können vorhanden ist und wo noch irgendetwas fehlt oder es noch an harter Arbeit bedarf. Manche füllen die Bühne aus und berühren einen, manche können sich nur in einer Disziplin ausdrücken. Viele Texte wirken aufgesagt und unnatürlich, was dem Buch und vor allem den durchaus interessanten Charakteren nicht gerecht wird. Da fehlt es an Ehrlichkeit, Offenheit und Mut.
„Hear my Song“ spielt auf der Bühne mit Licht und Schatten, es kommt mit einfachen Mitteln aus - ein bisschen Gepäck, ein paar Hocker. Mehr braucht es nicht, denn so stehen nicht nur die Absolventen im Mittelpunkt, sondern vor allem auch die Songs von Brown und ihre geballte Kraft. Wie viel Power und Gefühl sie haben, besonders live, ist unglaublich.

Wirklich überzeugen konnten Jakob Semotan als Matthew aus Kalifornien, einem „kreativen“ Kopf hinter „Reich und Schön“, und Judith Jandl als Marie aus Österreich. Beide Performances ein Genuss, sowohl stimmlich als auch auf der Gefühlsebene, denn beide konnten berühren.
Aber auch Anette Szabo, Aline Herger und Jasmin Shah Ali konnten in ihren Solonummern zeigen, dass viel in ihnen steckt. Claudia Artner hat vielleicht etwas schwach begonnen, konnte dann aber spätestens mit „Pretty Music“  und ihrem Kurzdialog mit Judith Jandl ihr Können unter Beweis stellen.

Der zweite Hahn im Korb ist Peter Knauder, der vor allem in seinem Tanzsolo auf sich aufmerksam gemacht hat. Hier liegt ein großer Teil seiner Ausdruckskraft, die er auch stimmlich immer mehr zeigen kann, jedoch im Schauspiel noch ein wenig Nachhilfe bedarf. Alleine der etwas gequälte Gesichtsausdruck störte zeitweise, man hatte das Gefühl, dass „Lukas aus Österreich“ eher in der Hölle statt im Himmel gelandet ist, auch wenn es eigentlich Angst vor dem Unbekannten (?) symbolisieren sollte.
Ihre komische Seite konnten einige in der Nummer „Mr. Hoppalong Heartbreak“ ausleben; und wie sie das gemacht haben. Frisch aus dem Altersheim schwang jeder einzelne das Tanzbein. Als „alte Knacker“ konnten alle überzeugen – definitiv ein Highlight des Abends.

Es hätte nicht besser sein können, als „Hear my Song“ mit dem wunderbaren „Flying Home“ und dem Titelsong zu beenden. Gerade im Letzteren konnten nicht nur die Charaktere noch einmal ihre Geschichte Revue passieren lassen, sondern auch die Absolventen.
Als dann die letzten Noten anklangen, war dann so viel Gefühl im Raum, dass man selbst im Publikum so berührt wurde und fast selbst die eine oder andere Träne vergießen konnte. Eine wichtige Zeit geht zu Ende, aber eine neue steht vor der Tür, an der Schwelle wird kurz zurückgeblickt, gestärkt von dem Wissen, dass man nicht alleine ist, blickt man nach vorne und wagt den ersten Schritt in eine neue Welt.

Danke für diesen einmaligen, berührenden Abend und Glückwunsch an Claudia Artner, Franziska Fröhlich, Aline Herger, Judith Jandl, Angelika Ratej, Peter Knauder, Jakob Semotan, Jasmin Shah Ali, Anetta Szabo und Gloria Veit!
*Photo by Bernhard Fritsch via

Freitag, 9. März 2012

Wofür es sich jetzt lohnt Geld auszugeben...

...möchte man musicalische Höhenflüge erleben. Eine Auswahl:
  • Hörglück - se new Album from se Duo Johannes Glück & Dieter Hörmann aka "Zwa Voitrottln", seit 8. März zum Downloaden via amazon oder itunes. Ein Mix aus witzigen Liebesballaden und bösen Kabarettnummern, mit einem Touch Nostalgie à la Pirron & Knapp. Hörenswert!

  • Babytalk - Das Kinder-Krieg-Musical von Peter Lund und Thomas Zaufke - den zwei "Überlebenden des Plastik-Musicals" - begleitet das Paar Charlotte und Robert in Höhen und Tiefen ihrer Beziehung. Man selbst lebt mit, lacht mit und weint mit. Stefan Bischoff und Tina Schöltzke spielen unter der Regie von Katharina Dorian überzeugend und ehrlich. Hingehn! - 23. & 25. März, 20 Uhr, Theater 82er Haus

  • Musical Unplugged 6.1 & 6.2 - am 10. April (Hennersdorf) und am 29. Mai (größere Besetzung, Neue Burg Perchtholdsdorf) ist es soweit und "Musical Unplugged" geht wieder über die Bühne und wer diese Konzerte verpasst ist selbst schuld, lest u.a. hier warum.

...und was sonst noch an- & gefällt:


- Musical Mamis (14. März, Metropol) u.a. mit Dagmar Hellberg, Ruth Brauer-Kvam, Caroline Vasicek
- Jesus Christ Superstar: ein MUSS zu Ostern - entweder VBW (u.a. mit Drew Sarich, Mischa Mang, Ana Milva Gomes) und/oder emdis stage (u.a. mit Markus Neugebauer, Stefan Bischoff, Andrea Malek)
- King Kong ab 19. April im Stadttheater Klagenfurt. Nicht verpassen! Österreichische Erstaufführung mit Christof Messner, Dominik Hees und Bettina Mönch

Mittwoch, 7. März 2012

Sondheim's Company im Kino

Wie die Musicalzentrale berichtet, schafft es Stephen Sondheims Musical "Company" im April endlich in die österreichischen (und deutschen) Kinos. In den UCI Kinowelten kann man sich am 11. und 15. April die halbkonzertante Inszenierung von 2011 auf der Leinwand ansehen. Da gibt es doch mehrere Gründe vorbei zuschauen, auch wenn aufgezeichnetes Theater nicht das Wahre ist; einen Sondheim in Österreich sollte man nicht verpassen und vor allem dann nicht wenn Neil Patrick Harris, Patti LuPone und John Cryer mitspielen. Also nichts wie hin...


Links:
- Company in der UCI Kinowelt
- Stephen Sondheim's Company in Movie Theatres

Montag, 5. März 2012

Das Beste kommt…zuerst...oder so

Die Muße hat nicht immer Zeit, deswegen finden meine letzten musicalischen Ereignisse nur in kurzer Form ihre Beachtung.
Das Beste kommt zum Schluss – nein, heute einmal nicht. Schieben wir einmal das Beste an den Anfang, wer dann nicht mehr weiterlesen möchte, hat zumindest das gelesen, was wirklich Beachtung finden sollte.
An Evening Without Scott Alan - Probebühne Ronacher
Es ist ein Abend von dem nicht oft genug gesprochen werden kann, der nicht oft genug Anerkennung und Beachtung finden sollte. Doch was soll man darüber schreiben, als die herzliche Empfehlung - und es ist wirklich eine HERZliche – sich dieses Konzert anzusehen. Da sind zum einen die Songs von Scott Alan, der unglaublich schöne, tiefsinnige Nummern geschrieben hat – meist sehr melancholisch und nachdenklich, und zum anderen die Menschen, die sie performen. Die haben nämlich mindestens genauso viel Herz und Gespür wie – nehmen wir das jetzt einmal an - der Komponist selbst.
Da hört man Lieder von Zweifeln, von Fragen, von Situationen, in denen wir uns alle schon einmal befunden haben, ehrlich und gefühlvoll interpretiert von sieben Menschen, die sich den Songs ganz und gar annehmen. Der Abend geht ans Herz, er berührt und macht Freude.
Kurze Einleitungen und Erzählungen zu Scott Alan, seiner Musik und den Musikern auf der Bühne verbinden die Lieder zu einem Ganzen, das man nicht vergessen kann und will. Zugute kommen den Songs vor allem auch die großartigen Arrangements von Bernd Leichtfried, der manchen Liedern hie und da noch ein wenig mehr Schwung gibt oder ihnen die Möglichkeit gibt noch mehr zu strahlen.
Wer also einen bezaubernden, ehrlichen und herzergreifenden Musicalabend erleben möchte, dem sei ans Herz gelegt am 5. März – zum letzten Mal – in der Probebühne des Ronacher vorbeizuschauen. Achtung! 5. Stock, nicht bei den Nonnen …

Ich hoffe auf eine Fortsetzung der „An Evening Without“-Reihe mit weiteren „Neuentdeckungen“ des Musicals. Eine Bereicherung!
Musical meets Opera 3 – Schiff Ahoi! - Raimund Theater
Ein tolles Konzept, das bereits zweimal gezeigt hat, was es kann. Die Nummer drei will aber irgendwie nicht so recht. Das Genre Musical hat im Raimund Theater DERZEIT nämlich gar keine Chance gegen das Kaliber Oper anzutreten. Das zeigt der überwältigende Applaus, der nicht auf die Songs von Udo Jürgens folgte, sondern auf die Gassenhauer aus der Oper, die toll interpretiert wurden. Das Musical fand seine Beachtung nur durch die Auswahl der Musical-Songs, die vor allem die Opernsänger – allen voran Daniela Fally - großartig performt haben. Da wurde Bernstein und Gershwin Tribut gezollt, und die Matrosen können einpacken.

Mich hat die dritte Folge dieser Reihe nicht umgehaut, zu Gast bei den Vampiren war immer eine runde Sache, doch so ganz wollte das diesmal einfach nicht. Thomas Dänemark hat seine Sache wieder gut gemacht, er ist ein Moderator, der keinen Stock im Arsch hat, sondern gutgelaunt und mit geschicktem Händchen durch den Nachmittag führt. Opernsänger Clemens Unterreiner, der bereits zum dritten Mal dabei war, ein lustiger Lichtblick. Gern im Rampenlicht, aber nie unangenehm, immer amüsant. Mit Daniela Fally konnte diesmal eine tolle Sängerin und Schauspielerin gewonnen werden. Ihr „Glitter And Be Gay“ aus Candide sowie ihr Duett mit Georg Prohazka aus „Annie Get Your Gun“ waren neben „Nessun Dorma“ (Jörg Schneider) und dem Vater-Sohn-Duett aus La Traviata (Jörg Schneider und Clemens Unterreiner) die Highlights. „Anything you can do“ wurde übrigens umgedichtet in einen Wettstreit zwischen Musical und Oper – eine nette Idee, gut umgesetzt.
Sonst gibt es eigentlich nicht viel dazu zu sagen, zeitweise habe ich mich schrecklich gelangweilt. Die Gespräche vor der Kitschkulisse waren ganz nett, ansonsten kann man sagen, dass sich das Musical „Ich war noch niemals in New York“ selbst in Szene gesetzt hat. Die Show wurde ihm allerdings von der Oper gestohlen. Achja, die PR und Marketing-Abteilungen der VBW haben außerdem nichts anbrennen lassen. Laden die Matrosen ins Raimund Theater ein wird mit allen Mitteln aufgefahren. Sei es nun Fernsehberichterstattung, Hausfotografie und die Möglichkeit sich mit der (lebendigen!) Freiheitsstatute vor dem Theater ablichten zu lassen. Eine Generalprobe für den Tag der offenen Tür am 17. März und Promotion für die letzte Monate „IWNNINY“ in Wien. So gut steht es anscheinend eh nicht mehr um den Kartenverkauf, zeigt die neue „2 für 1“-Aktion. Ein weiteres Schiff das untergeht...
Sweet Charity – Stadttheater Baden
Habe ich die Wahl zwischen „Sweet Charity“ in Baden und „IWNNINY“ wähle ich definitiv letzteres – und das will etwas heißen!

Die ersten 45min habe ich mir nur gelangweilt, und wie. Selten fadisiere ich mich im Theater, aber „Sweet Charity“ war einfach total langweilig. Schwung bekommt das Stück, das an brauchbaren Text und dramaturgischen Bogen wenig zu bieten hat, erst durch Peter Lesiak. Er ist es der die Inszenierung irgendwie rettet. Keine Frage auch Nina Weiß kommt mit der Zeit in die Gänge und erbringt gut Leistung. Ramin Dustdar bringt etwas Licht in das ganze Gesudle, seine Rolle ist allerdings beschränkt. Auch Barbara Wanasek sollte erwähnt werden, die durch ihre gelungene schauspielerische Leistung aus dem überaus blassen Ensemble heraussticht. Die Tanznummern ergeben wenig Sinn, sind aber ganz gut dahergebracht. Ob die Lieder jetzt gesungen werden oder nicht ist wurscht, um es mal so auszudrücken. Einige bekannte Melodien sind dabei und auch nett anzuhören, aber auch hier mangelt es an Performance. Bei „Rhythm of Life“ ist die Luft raus – da war von Anfang an nicht einmal Luft drinnen. Es sei dahingestellt was dieses Lied und diese Szene überhaupt in diesem Musical zu suchen haben, das fragt man sich bei den meisten Nummern, aber derart schlecht performt, wäre es wirklich besser gewesen die Nummer einfach zu streichen. Da springt kein einziger Funke über, obwohl das gesamte Ensemble auf der Bühne steht. Niente. NICHTS! Eine Schande für ein solches, grandioses Lied. Eine Nullnummer.

Das Bühnenbild ist nackt und ebenfalls langweilig, ab und zu sind ein paar nette Ideen (New York Skyline und Riesenrad) zu erkennen, da hat man von Sam Madwar allerdings schon wesentlich Besseres gesehen. Das größte Manko neben dem teilweise unmotivierten Ensemble ist die Regie (Ricarda R. Ludigkeit). Das fängt bei den Übergängen an und hört bei den Dialogen auf. Die ständigen Umbauten hätte man schöner und einfacher lösen können, da ist zu viel Hin und Her Geschiebe, Hin und Her Gerenne, das überhaupt keinen Sinn ergibt bzw. funktionierender gelöst werden könnte. Die Zuschauer sind denkende Menschen, die die Fähigkeit der Imagination besitzen, man muss ihnen nur dazu Anstoß geben. Da braucht es nicht viel und vor allem nicht so viele verschiedene, lieblose Bühnenbilder, die einem den Schauplatz vermitteln sollen. Hier wurde an den falschen Stellen gearbeitet, denn es ist auch nicht zu viel verlangt, dass wenn einer ins Wasser fällt ein Sound – ein „Splash“ – zuhören ist. Undurchdacht und lieblos dahin inszeniert, so irgendwie halt. Die ganze Produktion wirkt – lassen wir die Qualität des Stücks an sich einmal ganz außer Acht (um irgendwie dramaturgisch interessant zu werden hätte es u.a. einiger Striche bedürft) – so irgendwie. Irgendwie hinein gequetscht, irgendwie inszeniert, irgendwie aufgeführt, mit irgendeinem Bühnenbild, wird schon passen. Ich habe mich gefreut, endlich ein anderes Musical auf der Bühne zu sehen, aber ich wurde enttäuscht. Da geh ich hundertmal lieber mit „IWNNINY“ auf Kreuzfahrt, dort bekomme ich nämlich zumindest gute Unterhaltung geboten. Einer muss aber wirklich von all dem ausgenommen werden. Peter Lesiak macht seine Sache unglaublich gut. Sein Schauspiel (erinnert mich an Bill Murray in „What about Bob?“) und seine gesanglichen Qualitäten lebt er voll aus. Er beherrscht dieses Stück und macht es erträglicher.
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