Sonntag, 28. April 2013

Voulez-Vous - Abschlussshow der Performing Academy


(Musicalische) Komödien zu schreiben ist keine leichte Sache. Das weiß bestimmt auch Herr Hofbauer, der mit diversen Metropol-Musicals immer wieder daran scheitert – ich kann da jedenfalls kaum lachen. Das Problem: Humor ist nun einmal eine äußerst subjektive Angelegenheit. Genau diese „Eigenheit“ macht das Schreiben von Komödien zu einem schwierigen Unterfangen.
Nun hat sich also ein Student des Abschlussjahrgangs des Performing Centers daran gemacht für seine Kollegen und sich selbst ein Stück zu schreiben, das unterhält, die unterschiedlichen Persönlichkeiten herausstellt und dabei noch ausreichend Platz und Möglichkeit für musicalische Nummern und Tanzperformances lässt. Benedikt Karasek hat sich dieser Aufgabe gewidmet und, siehe da, sie ist gelungen. Mit viel Fingerspitzengefühl wurde da – auch von Seiten der Regie (Norbert Holoubek) – gearbeitet, denn Komödie ist immer eine Gratwanderung und läuft ständig Gefahr zu viel oder zu wenig zu wollen. Sowohl Unterforderung mit billigen Witzen, als auch Pointenreichtum, der ins Unermessliche steigt sind – für mich zumindest – Komödien-Killer. „Voulez-Vous“ schafft es aber sein Niveau bis zum Schluss zu halten. Die Story ist schlicht und nicht wirklich fordernd, doch sie bietet eine gute Basis für die humoristischen Charakterstudien und in diesem Fall ist das mehr als ausreichend. Diese Komödie will nie mehr sein als sie ist und genau das ist der springende Punkt. Die einzelnen Figuren sind mit Herz ausgearbeitet und das führt auch dazu, dass sogar ein „Twilight-Witz“ funktioniert.

Sinn und Zweck des Ganzen war es in erster Linie die elf Absolventen so zu zeigen, dass diese ihr Potential bestmöglich präsentieren können. Jeder mit einem Gesangssolo, jeder mit mindestens einer Tanznummer, jeder mit seinem schauspielerischen Können. Überraschend war dieses Jahr, dass die Schauspielleistung bei allen elf ähnlich gut war und vor allem auch ein comic timing erkennen ließ. Gerade dieses Spüren des Drives, der Sinn für Pausen, Mimik und Gestik war besonders bemerkenswert und wirkte bei einigen Ensemblemitgliedern wunderbar einfach, sicher und natürlich. Julia Edtmeier kann diese "Buttons" nicht nur in ihrem Schauspiel zeigen, sondern vor allem in den Tanznummern. Bei ihr wirkt alles exakt, aber nie angestrengt, sondern leicht und geschmeidig. Ebenso überzeugte Nicole Lubinger als „Patin“. Grandios - italienischer Akzent bis zum Ende authentisch duchgehalten, furchterregend mafiöse Ausstrahlung und eine einnehmende Aura. Melanie Böhm gefällt als Schwester Maria-Benedikta, die stark an Sister Acts‘ Sister Mary Patrick erinnert und sich ebenso keck gibt. Johanna Mucha und Benedikt Karasek verkörpern mit viel Einsatz ein bayrisches Trachtenpärchen, das sich auch gerne einmal zünftig streitet – auch hier wieder comic timing vom Feinsten. David Schuler als charmanter Oberkellner des „Voulez-Vous“ kann sich gut präsentieren, aber die Fadesse des Songs „Tief in mir“ (aus Sister Act) leider nicht retten. Tiziana Turano als „Nerdin“ Esther scheint anfänglich direkt aus „Big Bang Theory“ entschlüpft zu sein und kann vor allem mit physical comedy und schließlich mit ihrem Solo „Call the Man“ punkten. Etwas blasser, jedoch ebenfalls sehr souverän erscheinen gegen diese Kaliber Clara Mills-Karzel als Nachtclubsängerin, Michael Mayer als Glücksprinz Ernst, Clara Montocchio als etwas farblose Besitzerin des Etablissements und Sarah Est als Kritikerin, die in dieser Rolle leider nicht ihr vollstes Potential ausschöpfen konnte, das sie bereits in „Ordinary Days“ unter Beweis stellte.
Diese elf bildeten gemeinsam ein Ensemble, das sich so homogen präsentierte und gegenseitig so unterstützte, dass es ein Genuss war ihnen beim Singen, Spielen und Tanzen zuzuschauen. Vor allem die großen Ensemble-Tanznummern (Choreographie: Sabine Arthold) wie z.B. zu Jacksons „Smooth Criminal“, „We’re the Money“, „Schöne Grüße aus der Hölle“, „Voulez-Vous“ und die drei Tänzerinnen bei „Call the Man“ haben besonders beeindruckt. Da kommt pure Lebensfreude auf!

Wie jedes Jahr (und wie bei jedem Ende eines Lebensabschnittes) wurde es zum Schluss sentimental. Da fallen beim Schlussapplaus die Masken und die Menschen kommen hervor, um noch ein letztes Mal gemeinsam zu singen. Stephen Schwartzs „Changed for Good“ aus Wicked passte perfekt und traf die Gefühlslage so auf den Kopf, dass sogar das Publikum mit Tränen zu kämpfen hatte. Mich hat es jedenfalls sehr berührt.
Ein toller Abschlussjahrgang mit hoffentlich rosiger Zukunft! Man kann es ihnen allen nur wünschen.

*Image via
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