Montag, 9. November 2009

Pflanz der Vampire

Ich finde es wichtig, dass man sich über sich selbst lustig machen kann. Man sollte ab und zu manches einfach einmal aus Distanz betrachten und vielleicht auch gleich mit Humor...auch im Genre Musical gibt es Shows, die einfach alles auf die Schippe nehmen, was das theatre business angeblich ausmacht...am bekanntesten ist sicherlich "Forbidden Broadway". 2008 gab es auch in Wien einen Versuch so eine ähnliche Show auf die Bühne zu bringen..."Forbidden Ronacher" nannte sich diese...war ganz amüsant, aber ich hatte mir damals etwas ganz anderes erwartet und wurde enttäuscht.

Ich liebe Komödien und lache gerne, allerdings habe ich ein Problem damit, wenn etwas gezwungen lustig ist. Vielleicht habe ich eine zu anspruchsvolle Form von Humor, denn manchmal sitze ich im Theater und das Publikum rund um mich herum kann sich schon gar nicht mehr halten, aber ich zwinge mich nur zu einem Lächeln. Natürlich kann ich auch über wirklich dumme Pointen lachen, aber es kann mir auch schnell zu blöd werden...

Sehr amüsiert habe ich mich allerdings am Samstag bei "Pflanz der Vampire" im Theater 82er Haus in Gablitz (in Kürze auch im Metropol zu sehen). Ich habe zwar kurz gebraucht, um mich an die "Situation" zu gewöhnen, mich dann aber kaputt gelacht! Das Theater ist klein, aber sehr charmant, das Ensemble großartig und die Show absolut komisch...man kann sagen, dass sich das Musical vom Auditionprozess, über die Produktionsphase bis hin zur Premiere über sich selbst lustig macht.
Fünf Darsteller treffen sich bei der Audition für "Tanz der Vampire" - Regisseur ein gewisser Herr Roland Palonski (!). Einer von ihnen ist ein Vampir - Lutz Draculic. Dann gibt es noch die Diva Dagmar Groller (!), den schwulen Lothar Brenner, den tollpatschigen Albert und die unerfahrene Valerie Hohenfels - eine illustre Gesellschaft. Wie es so kommen soll, werden alle fünf gecastet...es gab ja auch keine anderen Bewerbungen. Palonski ist am Boden zerstört und weiß, dass die Show nur schief gehen kann; das allerdings will er um alles in der Welt vor Produzent Claus Nitzer (!) geheim halten...die Proben beginnen und wer "Tanz der Vampire" liebt, wird sich an dieser Stelle besonders gut amüsieren.
Der Tag der Premiere ist da und nach der Reihe werden die Darsteller gebissen, allein Albert wird nicht zum Untoten, allerdings sieht es gegen Ende so aus, als würden auch hier die Vampire die Weltherrschaft übernehmen :)

Das Ensemble ist wirklich gut. Am besten hat mir eigentlich Bernd Julius Arends als Albert Koss gefallen...er ist genial! Arends spielt seine Rolle so toll und lustig, dass ich jetzt noch lachen muss, wenn ich daran denke...
Auch Markus Richter als Lutz Draculic ist großartig...der leichte Akzent und die Betonung...unendlich komisch!
Ramin Dustdar wirkt als Produzent Claus Nitzer anfangs noch etwas blass, taut dann aber auf und überzeugt als Techniker im feinsten österreichischen Dialekt!
Roman Straka als Lothar übertreibt vielleicht an manchen Stellen ein wenig, aber es passt hier einfach und auch er spielt hervorragend.
Als Roland Palonski war John Wiseman zu sehen und auch er lieferte eine tolle Performance ab!
Die Frauen im Bunde waren Lilly Kugler und Melanie Wurzer. Kugler ist eine tolle Komikerin, und auch Melanie Wurzer spielte gut. Sie war sehr gut "aufgeregt", ihr "Weinen" war mir aber eine Spur zu künstlich...

Bekannte Musicalmelodien mit neuen Texten begleiten einen durch die Show und so bekommt man einen guten Mix aus Neuem (z.B. Rebecca) und Altem (Phantom der Oper, Chorus Line, West Side Story, Cats) geboten...sehr lustig! Besonders gefreut hat es mich wieder einmal "Jellicle Songs For Jellicle Cats" zu hören...allerdings als "Transylvanische Vamps". Ich habe diesen Song schon ewig nicht mehr gehört, denn meistens (wenn es um Cats geht) bekommt man ja die Ohren mit "Memory" vollgesungen - ein Lied, das ich schon fast nicht mehr hören kann! :)

Samstag, 7. November 2009

Scott Alan

Hierzulande ist Scott Alan NOCH ein großer Unbekannter, aber ich finde, dass man das schnellstens ändern sollte.
Ich bin selbst erst vor ein paar Monaten auf seinen Namen gestoßen, aber seither von seiner Musik total begeistert...

"An evening without Scott Alan"

Ende September und am 4. und 5. November haben sich einige Musicaldarsteller zusammengetan und diesem tollen Komponisten einen ganzen Abend gewidmet...ich habe die Konzerte leider verpasst und ärgere mich maßlos darüber...Sabrina Harper, Philipp Hägeli, Rita Sereinig und Jürgen Kapaun interpretierten Songs von Scott Alan (in Begleitung von Hana Yamazaki, Tom Delbeke und Bernd Leichtfried) und starteten damit ein sehr beeindruckendes Projekt, das hoffentlich in naher Zukunft fortgeführt wird. Ich habe es als "musicalische Reihe" aufgefasst, bestehend aus Abenden, die jeweils einem unbekannteren Musicalkomponisten Tribut zollen...es ist eine großartige Idee, die hoffentlich nicht im Sand verlaufen wird, sondern weiter bestehen bleibt und Österreichs Musicallandschaft bereichert...:)

Wem Scott Alan noch nichts sagt, der sollte unbedingt einmal HIER vorbei schauen, um zu erfahren welch tolle Musik dieser Mann schreiben kann! Sehr tiefgehende, berührende Songs...mit Power oder auch ganz einfach und leise...einfach großartig!

Im Moment haben es mir besonders "I'm a star" (gesungen von Natalie Weiss - hier), "Now" (gesungen von Jonathan Groff - hier) und "Never Neverland" (gesungen von Stephanie J. Block - hier) angetan...ich kann es jedem nur empfehlen sich die Videos anzusehen und sich der Musik und den großartigen Performances hinzugeben...

CDs von Scott Alan gibt es auch, allerdings befindet sich noch keine in meinem Besitz...das muss sich schnell ändern, aber auf dem Wunschzettel fürs Christkind ist ja noch Platz ;)

Mittwoch, 4. November 2009

Sugar - Manche mögen's heiß

Wer möchte bei diesem Wetter das Haus verlassen? Ich nicht so gerne...eingemummelt in Decke und mit einer Tasse Tee gemütlich gemacht, musste ich mich wirklich überwinden mich nochmals Kälte & Schnee(regen) zu stellen, aber ich habe es nicht bereut!
Im Gegenteil...meine Stimmung war besser als zuvor.

Wer sich einmal so richtig amüsieren will und schon alle Simpl-Shows gesehen hat (immer empfehlenswert) bzw. einmal woanders hin möchte, der sollte den Wiener Kammerspielen einen Besuch abstatten...dort läuft nämlich gerade "Sugar - Manche mögen's heiß" basierend auf dem bekannten Film von Billy Wilder.

Werner Sobotka hat einfach ein Händchen dafür Komödien erfolgreich zu inszenieren, er trifft den Nagel immer auf den Kopf. Es kann zwar sein, dass an manchen Stellen ein bisschen zu übertrieben wird, aber meistens hält er die Balance sehr gut.
Ramesh Nair war wieder einmal für die Choreographie zuständig. Sie ist sehr nett, passt sich gut der Größe der Bühne an. Auch das Bühnenbild (Amra Bergman-Buchbinder) und die Kostüme (Elisabeth Gressel) haben mir sehr gut gefallen. Die "roaring twenties" mit einem Touch Moderne.

Mirjam Weichselbraun ist in der Rolle der Sugar zu sehen und liefert eine recht passable Leistung ab. Sie hat einen ganz eigenen Charme, den sie gut einsetzt, allerdings ist mir Sugar zu naiv und der Charakter geht mir leicht auf die Nerven. Das liegt aber nicht unbedingt an Weichselbraun. "I wanna be loved by you" und die anderen Soli hat sie ganz nett dahergesungen, aber mir waren sie zu wenig "spritzig".

Die wirklichen "Stars" des Stücks sind Boris Pfeifer und Martin Niedermair. Ich habe an diesem Abend soo viel gelacht und das liegt vor allem an den großartigen Performances dieser beiden. Boris Pfeifer hat mir einen Tick besser gefallen, aber im Grunde genommen ist es einfach ein Genuss beide performen zu sehen! Tolle Stimmen, großartiges Zusammenspiel, komödiantisches Talent...eigentlich lässt sich das gar nicht alles beschreiben. Diese beiden fantastischen Darsteller in Frauenkleidung darf man nicht verpassen!
Genial auch die Szene mit den alten Millionären in Florida..."lüstern und alt" sitzen sie in ihren Schaukelstühlen und warten auf "Frischfleisch". Man muss sich wirklich am Sessel festkrallen, sonst fällt man vor lauter Lachen hinunter... :)

Wenn man Filme wie "Wenn die tollen Tanten kommen" oder eben "Manche mögen's heiß" mag oder man sie einfach nur einmal gut amüsieren will - man kommt auf jeden Fall auf seine Kosten. Es war herrlich komisch!

Montag, 2. November 2009

Sweeney Todd - Stadttheater Klagenfurt

Als ich hörte, dass Sweeney Todd ins Stadttheater Klagenfurt kommen soll, wusste ich sofort, dass ich es auf keinen Fall verpassen darf...Ich bewundere stets den Mut kleinerer Theater "andere", ungewöhnliche bzw. riskante Stücke auf den Spielplatz zu setzen und finde, dass das Stadttheater Klagenfurt darin gute Arbeit leistet.

Sondheim ist schwierig - für Ohren, die anderes gewöhnt sind und um ehrlich zu sein so ganz mein Fall ist die Musik auch nicht, aber das kann sich ändern. Man braucht seine Zeit, um in die Musik hineinzufinden, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, findet man wunderschöne Melodien (oder besser "Klangbilder"), vielleicht auch dort wo man sie zunächst nicht vermutet hat. Ich persönlich liebe "Johanna". Es ist wunderschön...aber auch an "Grünfink und Nachtigall" finde ich Gefallen und während ich nachdenke und schreibe kommen mir immer wieder Melodien in den Kopf. Vielleicht wirkt Sondheims Musik eher nach und nicht direkt im Moment. Ich habe mich noch nie intensiv mit Stephen Sondheim auseinandergesetzt, aber jetzt nehme ich mir das fast vor...vielleicht komme ich hinter das "Geheimnis", das viele schon zu kennen scheinen, gibt es doch fast schon fanatische Sondheim-Bewunderer...ja, Verehrer...auch einer meiner Lieblingsmusicalkomponisten, Jonathan Larson, hatte ihn als Vorbild.

Neben der Musik kann man natürlich auch den Inhalt des Musicals als "schwierig" bezeichnen. Er ist ungewöhnlich, vielleicht auch gewöhnungsbedürftig und gewagt. Nicht jeder schafft es darüber zu lachen, aber die meisten können es doch...und wenn nicht an jedem Tag, so sicher am 31.10 zu Halloween als ich die Vorstellung besuchte.
Ein Babier, der aus Rache der Reihe nach diverse Kehlen aufschneidet und eine Frau, die es versteht aus dem Fleisch der Opfer "köstliche" Pasteten zu zaubern sind nicht jedermanns Sache, aber ich muss sagen, das Morbide hat durchaus seine Reize...und man kann sich auch gut darüber amüsieren! Blut spritzt und Sweeney's Opfer zucken...da muss einem fast ein Lachen auskommen :)

Josef E. Köpplinger hat die Mär vom Teufelsbabier aus der Londoner Fleet Street gekonnt in ein schaurig-schönes Ereignis umgesetzt und durch das großartige Ensemble, in dem auch viele junge Darsteller ihr Können zeigen dürfen, werden die 2 Stunden und 40 min zu ganz besonders "erlebnisreichen".
Erwin Windegger gibt den Sweeney Todd und ich war wirklich überrascht wie gut. Anfangs war ich eher skeptisch - Johnny Depp als Mr. Todd in Tim Burtons Verfilmung geht einem ja nicht so leicht aus dem Kopf - aber Windegger spielt sehr gut und trägt die Rolle gekonnt durch die schwierigen Passagen. Sein Zusammenspiel mit Dagmar Hellberg als Mrs. Lovett ist einmalig. Auch von Hellberg war ich positiv überrascht - die Rolle ist ihr auf den Leib geschneidert.
Sehr amüsant auch Jesper Tydén als Toby...ein sehr ungewöhnlicher Part für ihn und sicher auch eine große Herausforderung, aber er meistert sie gut und es ist sehr witzig zu sehen, wie er in die Rolle des naiven Buben schlüpft.
Überzeugt hat mich auch Nazide Aylin, die als verwirrte Bettlerin eine tolle Performance abgeliefert hat.
Als Liebespaar Anthony und Johanna sind Stefan Bischoff und Nadine Zeintl zu sehen. Auch diese beiden haben mir gut gefallen, allerdings lieferte mir Nadine Zeintl zu wenig Gefühl...Bischoff's "Johanna" aber war sehr gefühlvoll und gut interpretiert.
Wer allerdings überhaupt nicht mein Fall war ist Norbert Lamla als Richter Turpin. Ich fand zu ihm einfach keinen Zugang und das liegt nicht an dem unsympathischen Charakter den er spielt. Er war mir zu "farblos", anders kann ich es nicht ausdrücken...
Aus dem Ensemble möchte ich noch Andreas Wanasek erwähnen. Erst im Juni habe ich seine Abschlussprüfung am Konservatorium Wien gesehen. Damals hat er mit so viel Tiefe und Gefühl eine Performance abgelegt, die mich sehr beeindruckt hat. Für mich ist er positiv aus dem Ensemble herausgestochen....sehr amüsant auch seine Mimik in der Szene als er von Pirelli (Juan Carlos Falcón) eine Rasur verpasst bekommt...:)

Die Umsetzung gefällt mir - wie gesagt - sehr gut...z.B. die Szene, in der sich Richter Turpin selbstgeißelt: Ensemblemitglieder halten rund um ihn Spiegel in der Hand - sehr symbolträchtig.
Auch das Licht spielt in Sweeney Todd eine große Rolle...es wirkt fast wie ein eigener Charakter - hat mir gut gefallen...

Ich bewundere die Darsteller wirklich sehr...es sind keine leichten Rollen, die hier zu spielen sind und Sondheim zu singen ist alles andere als einfach...ich ärgere mich jetzt noch, dass ich am Ende der Vorstellung nicht als einzige aufgestanden bin, um den Darstellern etwas zurückzugeben. Klingt vielleicht etwas komisch, aber ich hätte ihnen irgendwie gerne diesen Respekt erwiesen - laut geklatscht habe ich aber auf alle Fälle, das Quäntchen Mut finde ich hoffentlich beim nächsten Mal...

...zum Schluss kann ich nur sagen: Ich freue mich auf die Premiere von "Singin' in the Rain" im Jänner...und...auf nach Klagenfurt!

Vielen Dank übrigens für die Kommentare...bin motiviert! :D
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