Montag, 5. März 2012

Das Beste kommt…zuerst...oder so

Die Muße hat nicht immer Zeit, deswegen finden meine letzten musicalischen Ereignisse nur in kurzer Form ihre Beachtung.
Das Beste kommt zum Schluss – nein, heute einmal nicht. Schieben wir einmal das Beste an den Anfang, wer dann nicht mehr weiterlesen möchte, hat zumindest das gelesen, was wirklich Beachtung finden sollte.
An Evening Without Scott Alan - Probebühne Ronacher
Es ist ein Abend von dem nicht oft genug gesprochen werden kann, der nicht oft genug Anerkennung und Beachtung finden sollte. Doch was soll man darüber schreiben, als die herzliche Empfehlung - und es ist wirklich eine HERZliche – sich dieses Konzert anzusehen. Da sind zum einen die Songs von Scott Alan, der unglaublich schöne, tiefsinnige Nummern geschrieben hat – meist sehr melancholisch und nachdenklich, und zum anderen die Menschen, die sie performen. Die haben nämlich mindestens genauso viel Herz und Gespür wie – nehmen wir das jetzt einmal an - der Komponist selbst.
Da hört man Lieder von Zweifeln, von Fragen, von Situationen, in denen wir uns alle schon einmal befunden haben, ehrlich und gefühlvoll interpretiert von sieben Menschen, die sich den Songs ganz und gar annehmen. Der Abend geht ans Herz, er berührt und macht Freude.
Kurze Einleitungen und Erzählungen zu Scott Alan, seiner Musik und den Musikern auf der Bühne verbinden die Lieder zu einem Ganzen, das man nicht vergessen kann und will. Zugute kommen den Songs vor allem auch die großartigen Arrangements von Bernd Leichtfried, der manchen Liedern hie und da noch ein wenig mehr Schwung gibt oder ihnen die Möglichkeit gibt noch mehr zu strahlen.
Wer also einen bezaubernden, ehrlichen und herzergreifenden Musicalabend erleben möchte, dem sei ans Herz gelegt am 5. März – zum letzten Mal – in der Probebühne des Ronacher vorbeizuschauen. Achtung! 5. Stock, nicht bei den Nonnen …

Ich hoffe auf eine Fortsetzung der „An Evening Without“-Reihe mit weiteren „Neuentdeckungen“ des Musicals. Eine Bereicherung!
Musical meets Opera 3 – Schiff Ahoi! - Raimund Theater
Ein tolles Konzept, das bereits zweimal gezeigt hat, was es kann. Die Nummer drei will aber irgendwie nicht so recht. Das Genre Musical hat im Raimund Theater DERZEIT nämlich gar keine Chance gegen das Kaliber Oper anzutreten. Das zeigt der überwältigende Applaus, der nicht auf die Songs von Udo Jürgens folgte, sondern auf die Gassenhauer aus der Oper, die toll interpretiert wurden. Das Musical fand seine Beachtung nur durch die Auswahl der Musical-Songs, die vor allem die Opernsänger – allen voran Daniela Fally - großartig performt haben. Da wurde Bernstein und Gershwin Tribut gezollt, und die Matrosen können einpacken.

Mich hat die dritte Folge dieser Reihe nicht umgehaut, zu Gast bei den Vampiren war immer eine runde Sache, doch so ganz wollte das diesmal einfach nicht. Thomas Dänemark hat seine Sache wieder gut gemacht, er ist ein Moderator, der keinen Stock im Arsch hat, sondern gutgelaunt und mit geschicktem Händchen durch den Nachmittag führt. Opernsänger Clemens Unterreiner, der bereits zum dritten Mal dabei war, ein lustiger Lichtblick. Gern im Rampenlicht, aber nie unangenehm, immer amüsant. Mit Daniela Fally konnte diesmal eine tolle Sängerin und Schauspielerin gewonnen werden. Ihr „Glitter And Be Gay“ aus Candide sowie ihr Duett mit Georg Prohazka aus „Annie Get Your Gun“ waren neben „Nessun Dorma“ (Jörg Schneider) und dem Vater-Sohn-Duett aus La Traviata (Jörg Schneider und Clemens Unterreiner) die Highlights. „Anything you can do“ wurde übrigens umgedichtet in einen Wettstreit zwischen Musical und Oper – eine nette Idee, gut umgesetzt.
Sonst gibt es eigentlich nicht viel dazu zu sagen, zeitweise habe ich mich schrecklich gelangweilt. Die Gespräche vor der Kitschkulisse waren ganz nett, ansonsten kann man sagen, dass sich das Musical „Ich war noch niemals in New York“ selbst in Szene gesetzt hat. Die Show wurde ihm allerdings von der Oper gestohlen. Achja, die PR und Marketing-Abteilungen der VBW haben außerdem nichts anbrennen lassen. Laden die Matrosen ins Raimund Theater ein wird mit allen Mitteln aufgefahren. Sei es nun Fernsehberichterstattung, Hausfotografie und die Möglichkeit sich mit der (lebendigen!) Freiheitsstatute vor dem Theater ablichten zu lassen. Eine Generalprobe für den Tag der offenen Tür am 17. März und Promotion für die letzte Monate „IWNNINY“ in Wien. So gut steht es anscheinend eh nicht mehr um den Kartenverkauf, zeigt die neue „2 für 1“-Aktion. Ein weiteres Schiff das untergeht...
Sweet Charity – Stadttheater Baden
Habe ich die Wahl zwischen „Sweet Charity“ in Baden und „IWNNINY“ wähle ich definitiv letzteres – und das will etwas heißen!

Die ersten 45min habe ich mir nur gelangweilt, und wie. Selten fadisiere ich mich im Theater, aber „Sweet Charity“ war einfach total langweilig. Schwung bekommt das Stück, das an brauchbaren Text und dramaturgischen Bogen wenig zu bieten hat, erst durch Peter Lesiak. Er ist es der die Inszenierung irgendwie rettet. Keine Frage auch Nina Weiß kommt mit der Zeit in die Gänge und erbringt gut Leistung. Ramin Dustdar bringt etwas Licht in das ganze Gesudle, seine Rolle ist allerdings beschränkt. Auch Barbara Wanasek sollte erwähnt werden, die durch ihre gelungene schauspielerische Leistung aus dem überaus blassen Ensemble heraussticht. Die Tanznummern ergeben wenig Sinn, sind aber ganz gut dahergebracht. Ob die Lieder jetzt gesungen werden oder nicht ist wurscht, um es mal so auszudrücken. Einige bekannte Melodien sind dabei und auch nett anzuhören, aber auch hier mangelt es an Performance. Bei „Rhythm of Life“ ist die Luft raus – da war von Anfang an nicht einmal Luft drinnen. Es sei dahingestellt was dieses Lied und diese Szene überhaupt in diesem Musical zu suchen haben, das fragt man sich bei den meisten Nummern, aber derart schlecht performt, wäre es wirklich besser gewesen die Nummer einfach zu streichen. Da springt kein einziger Funke über, obwohl das gesamte Ensemble auf der Bühne steht. Niente. NICHTS! Eine Schande für ein solches, grandioses Lied. Eine Nullnummer.

Das Bühnenbild ist nackt und ebenfalls langweilig, ab und zu sind ein paar nette Ideen (New York Skyline und Riesenrad) zu erkennen, da hat man von Sam Madwar allerdings schon wesentlich Besseres gesehen. Das größte Manko neben dem teilweise unmotivierten Ensemble ist die Regie (Ricarda R. Ludigkeit). Das fängt bei den Übergängen an und hört bei den Dialogen auf. Die ständigen Umbauten hätte man schöner und einfacher lösen können, da ist zu viel Hin und Her Geschiebe, Hin und Her Gerenne, das überhaupt keinen Sinn ergibt bzw. funktionierender gelöst werden könnte. Die Zuschauer sind denkende Menschen, die die Fähigkeit der Imagination besitzen, man muss ihnen nur dazu Anstoß geben. Da braucht es nicht viel und vor allem nicht so viele verschiedene, lieblose Bühnenbilder, die einem den Schauplatz vermitteln sollen. Hier wurde an den falschen Stellen gearbeitet, denn es ist auch nicht zu viel verlangt, dass wenn einer ins Wasser fällt ein Sound – ein „Splash“ – zuhören ist. Undurchdacht und lieblos dahin inszeniert, so irgendwie halt. Die ganze Produktion wirkt – lassen wir die Qualität des Stücks an sich einmal ganz außer Acht (um irgendwie dramaturgisch interessant zu werden hätte es u.a. einiger Striche bedürft) – so irgendwie. Irgendwie hinein gequetscht, irgendwie inszeniert, irgendwie aufgeführt, mit irgendeinem Bühnenbild, wird schon passen. Ich habe mich gefreut, endlich ein anderes Musical auf der Bühne zu sehen, aber ich wurde enttäuscht. Da geh ich hundertmal lieber mit „IWNNINY“ auf Kreuzfahrt, dort bekomme ich nämlich zumindest gute Unterhaltung geboten. Einer muss aber wirklich von all dem ausgenommen werden. Peter Lesiak macht seine Sache unglaublich gut. Sein Schauspiel (erinnert mich an Bill Murray in „What about Bob?“) und seine gesanglichen Qualitäten lebt er voll aus. Er beherrscht dieses Stück und macht es erträglicher.

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