Mittwoch, 3. November 2010

Zur Lage der VBW...

Rar ist es in letzter Zeit um Einträge geworden und das liegt nicht nur an meiner fehlenden Zeit. Viel tut sich im Moment in musicalischer Hinsicht nicht. Hie und da tröpfeln Meldungen herein, einige interessant und Freude bringend, andere, die zum Kopfschütteln anregen – wie die letzte, die mich erreicht hat…
Das Ende für Tanz der Vampire in Wien steht fest. Im Juni ist es soweit und die Vampire haben ausgetanzt – zumindest bis zum nächsten Jubiläum! Die „Überraschungsbotschaft“ des letzten Monats meldete einen Castwechsel an und gespannt warten wir nun auf Drew Sarich' erste Vorstellung als Graf Krolock. Ich habe mich letzte Woche von Thomas Borchert als Vampir „verabschiedet“ und nochmal seine „Unstillbare Gier“ in mich aufgesogen. Er hat die Rolle für sich wirklich perfektioniert – von der Überheblichkeit (und dem Augenrollen) bis hin zu den Zweifeln und Unsicherheiten des Grafen. Mit Drew Sarich wird nun sicher ein anderer Schwung in die Sache kommen. Wie legt er die Rolle an? Was passiert mit dem Stück dadurch? Erscheint der Vampirgraf nun als direkter Konkurrent zu Alfred, weil sich der Altersunterschied etwas ändert? etc. Ab 6. November werden wir es erfahren…

Während im Raimund Theater die Matrosen weiterhin ihrem Treiben nachgehen, arbeitet man bei den VBW schon an der nächsten Premiere. Kommen wir zur Meldung, die Kopfschütteln hervorruft… „Sister Act“ heißt die Nachfolgeproduktion im Ronacher. An sich nicht schlecht - eine relativ neue Show mit Potential – wenn nicht Stage Entertainment vorher schon Fingerabdrücke hinterlassen hätte… In Hamburg wird nämlich schon Anfang Dezember Premiere gefeiert. Innovativ ist also etwas Anderes. Da es bei IWNNINY schon so gut geklappt hat, wird gleich eine weitere Koproduktion ins Rennen geworfen. Wien hat in seinen großen Musicaltheatern also zwei eingekaufte Produktionen am Start – natürlich gibt es kleine Änderungen für uns Ösis, bei den VBW wird dann aber das Etikett „komplett neue Show“ aufgeklebt. Hmm…

Wo sind sie hin die Zeiten, in denen man noch kreativ wurde und den Mut hatte, Neues auf die Bühne zu bringen? Geld oder Leben heißt es – und anscheinend sind den VBW die Vampire zu Kopf gestiegen, denn die unstillbare Gier dürfte um sich gegriffen haben. Nach „The Producers“, „Rudolf“ und „Frühlings Erwachen“ scheint es nur noch Feiglinge zu geben, die dem großen Bruder Deutschland nachfolgen müssen. Wo sind die Zeiten, in denen Wien als Musicalmetropole nach New York und London genannt wurde? Vergessen. In Wahrheit ist es einfach nur traurig...

In puncto Innovation und Mut bleiben uns also „nur“ die kleinen Theater über. Hier gibt es einige, die wirklich etwas zu bieten haben. Hier geht es nicht ums Geld, denn auf die Schnelle wird auch mal aus der eigenen Tasche finanziert, auch wenn es sich nicht rentiert. Es geht um Kreativität, die Freude am Theater, an tollen Stücken, Musik… Sei es nun z.B. das großartige „Over The Threshold“ des Vienna Theatre Project im Theater Drachengasse oder die wunderbare, einfache „Cabaret“-Produktion von Sobotka in den Kammerspielen. Schätze, auf die man achten sollte. Auch die Volksoper, als großes Haus, bietet gute Alternativen – frische Inszenierungen von alten Klassikern. Klassisch, aber clever gemacht. Ein Pflaster auf der etwas leidenden österreichischen Musicalseele…

Mit der Nachfolgeproduktion von IWNNINY könnten sich die VBW vor dem neuen Image noch retten, was und wann das sein wird und ob wirklich wieder in die richtige Richtung gearbeitet wird, bleibt vorerst ein Rätsel…

Meinungen zum Thema:

- Musical Musing
- Musikalitis
- Kultur-Channel
- Pressemeldung VBW

9 Kommentare:

  1. Ich kann mich hier getrost anschließen. Meine Meinung auch noch schön formuliert! Danke für den Wink mit der Unstillbaren Gier, den fand ich toll! :-)

    Liebe Grüße

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  2. Daumen hoch für diesen Beitrag.

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  3. Endlich mal jemand der das ganze gleich sieht wie ich! Zu Peter Wecks Zeiten ist das Phantom, Cats und Les Mis auf einmal in Wien gelaufen und jetzt?!?!
    Warum genau Sister Act, ich kann mir gut vorstellen, dass es ein tolles Abendprogramm ist, allerdings fehlt es in wien anscheinend an ideenreichtum und Mut der VBW! Ich verstehe nicht warum niemand über J.E. Köpplingers "PlAN" nach denkt. In einem Haus von mir aus die Gassenhauer, und im anderen kleiner Schätze und gewagten Produktionen und in einem 3. Haus, was früher ja mal das Theater an der Wien war, z.B amerikanische Musicals etc... Was die VBW in der letzten Zeit sich denkt- Keine Ahnung!TdV war ein gold Griff, aber der Rest?!
    lg
    moni

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  4. --- Noch einmal ich : )
    Achja, ich finde es auch lächerlich, dass der Graf auf den neuen Plakaten eine Verjüngung durch gemacht hat. War er anfangs noch ergraut erscheint er jetzt im dunkelsten schwarz...
    Und für was?!
    lg
    moni

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  5. Schöner Beitrag, genauso denke ich nämlich auch. Die VBW sind in letzter Zeit wirklich nicht sonderlich kreativ. Und mir gefällt ganz und gar nicht, dass die Stage schön langsam Überhand nimmt.

    Mit den kleinen Theatern hast du absolut recht. Ich "rette" mich auch dorthin. Da werde ich jedenfalls nicht enttäuscht. :)

    lg
    Fabi

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  6. und? schon den neuen grafen besichtigt?
    ich jedenfalls bin hin und weg vom neuen grafen!
    drew macht das wieder ganz toll!

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  7. Nein, leider nicht...ich komm im Moment zu gar nichts, da ich selbst grad bei einer Theaterproduktion vor der Premiere stehe... Ich kann es aber kaum erwarten ihn zu sehen - bin so gespannt! Man hört ja bis jetzt nur sehr Positives - hab nichts Anderes erwartet :)Ich hoffe ich schaff es irgendwann in nächster Zeit, dann gibt es auch sicher einen kurzen Bericht darüber...

    Liebe Grüße,
    Julia

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  8. freu mich dann auf deinen bericht! :)

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