Rar ist es in letzter Zeit um Einträge geworden und das liegt nicht nur an meiner fehlenden Zeit. Viel tut sich im Moment in
musicalischer Hinsicht nicht. Hie und da tröpfeln Meldungen herein, einige interessant und Freude bringend, andere, die zum Kopfschütteln anregen – wie die letzte, die mich erreicht hat…
Das Ende für
Tanz der Vampire in Wien steht fest. Im Juni ist es soweit und die Vampire haben ausgetanzt – zumindest bis zum nächsten Jubiläum! Die „Überraschungsbotschaft“ des letzten Monats meldete einen Castwechsel an und gespannt warten wir nun auf
Drew Sarich' erste Vorstellung als Graf Krolock. Ich habe mich letzte Woche von Thomas Borchert als Vampir „verabschiedet“ und nochmal seine „Unstillbare Gier“ in mich aufgesogen. Er hat die Rolle für sich wirklich perfektioniert – von der Überheblichkeit (und dem Augenrollen) bis hin zu den Zweifeln und Unsicherheiten des Grafen. Mit Drew Sarich wird nun sicher ein anderer Schwung in die Sache kommen. Wie legt er die Rolle an? Was passiert mit dem Stück dadurch? Erscheint der Vampirgraf nun als direkter Konkurrent zu Alfred, weil sich der Altersunterschied etwas ändert? etc. Ab
6. November werden wir es erfahren…
Während im Raimund Theater die Matrosen weiterhin ihrem Treiben nachgehen, arbeitet man bei den VBW schon an der nächsten Premiere. Kommen wir zur Meldung, die Kopfschütteln hervorruft…
„Sister Act“ heißt die Nachfolgeproduktion im Ronacher. An sich nicht schlecht - eine relativ neue Show mit Potential – wenn nicht
Stage Entertainment vorher schon Fingerabdrücke hinterlassen hätte… In Hamburg wird nämlich schon Anfang Dezember Premiere gefeiert. Innovativ ist also etwas Anderes. Da es bei IWNNINY schon so gut geklappt hat, wird gleich eine weitere Koproduktion ins Rennen geworfen. Wien hat in seinen großen Musicaltheatern also zwei eingekaufte Produktionen am Start – natürlich gibt es kleine Änderungen für uns
Ösis, bei den VBW wird dann aber das Etikett „komplett neue Show“ aufgeklebt. Hmm…
Wo sind sie hin die Zeiten, in denen man noch kreativ wurde und den Mut hatte, Neues auf die Bühne zu bringen? Geld oder Leben heißt es – und anscheinend sind den VBW die Vampire zu Kopf gestiegen, denn die unstillbare Gier dürfte um sich gegriffen haben. Nach „The Producers“, „Rudolf“ und „Frühlings Erwachen“ scheint es nur noch Feiglinge zu geben, die dem großen Bruder Deutschland nachfolgen müssen. Wo sind die Zeiten, in denen Wien als Musicalmetropole nach New York und London genannt wurde? Vergessen. In Wahrheit ist es einfach nur traurig...
In puncto Innovation und Mut bleiben uns also „nur“ die kleinen Theater über. Hier gibt es einige, die wirklich etwas zu bieten haben. Hier geht es nicht ums Geld, denn auf die Schnelle wird auch mal aus der eigenen Tasche finanziert, auch wenn es sich nicht rentiert. Es geht um Kreativität, die Freude am Theater, an tollen Stücken, Musik… Sei es nun z.B. das großartige „
Over The Threshold“ des
Vienna Theatre Project im
Theater Drachengasse oder die wunderbare, einfache „
Cabaret“-Produktion von Sobotka in den
Kammerspielen. Schätze, auf die man achten sollte. Auch die
Volksoper, als großes Haus, bietet gute Alternativen – frische Inszenierungen von alten Klassikern. Klassisch, aber clever gemacht. Ein Pflaster auf der etwas leidenden österreichischen Musicalseele…
Mit der Nachfolgeproduktion von IWNNINY könnten sich die VBW vor dem neuen Image noch retten, was und wann das sein wird und ob wirklich wieder in die richtige Richtung gearbeitet wird, bleibt vorerst ein Rätsel…
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Pressemeldung VBW