Mittwoch, 28. September 2011

Musical Unplugged 6 - free voices, one piano

Es gibt sie also doch...Musicalkonzerte bei denen von vorne bis hinten alles stimmt. Was für eine Wohltat für die Seele!
„Musical Unplugged 6“ macht unglaublich viel Spaß, berührt, gibt Lebensfreude. Die Zeit bleibt stehen, geht aber viel zu schnell vorbei, da man nicht möchte, dass dieses Konzert zu einem Ende kommt. Es könnte immer so weiter gehen…leider hat es ein Ende und das ist wahrscheinlich der einzige Makel…ein, zwei Zugaben mehr wären schon noch nett gewesen...

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll das Besondere dieses Konzertes in Worte zu fassen, da gibt es so viel Gutes…Die Chemie der Sänger auf der Bühne, das Zusammenspiel der unterschiedlichen Persönlichkeiten, denen man anmerkt gerne miteinander auf der Bühne zu stehen. Der Spaß, mit denen die 10 Männer performen, der Spaß, den das Publikum dabei hat. Die Reaktionen des Publikums, die Hingabe jedes einzelnen Sängers, die den Song ganz bei sich singen, ihn aber gleichzeitig in den Raum stellen und für das Publikum sichtbar, greifbar und spürbar machen. Die Zusammenstellung der Songs, von bekannten Musicals das Besondere (nicht „Verschlagerte“), Kirchenlieder, die - von vollen Männerstimmen gesungen - mitreißen, Rocksongs von Queen bis Bon Jovi, Seltenes aus Love Never Dies, Martin Guerre, I Love You, You’re Perfect, Now Change, Komisches wie Medleys und „Bodenunebenheiten“, Berührendes wie „Ghetsemane“, „Streets of London“ und „Last Supper“ und ein bisschen Udo Jürgens.

Das Schöne ist außerdem, dass jeder seine eigenen Qualitäten einbringt. Jeder bringt seine Persönlichkeit, sein Können, seine Leidenschaft auf die Bühne und stellt sie zur Verfügung. Alles vereinigt sich und ergibt ein stimmiges Ganzes, das überzeugt, mitreißt und Spaß macht.

Da gibt es den Priester aus Perchtholdsdorf, Andreas Guganeder, der trotz seiner Nervosität dem Lied „Stern“ aus Les Miserables eine ganz eigene Qualität verleiht oder den Wahnsinns-Pianisten und musikalischen Leiter Florian C. Reithner mit einem unglaublichen Klaviersolo und einem sehr witzigen „Bodenunebenheiten“ (Funny van Dannen).

Die Idee und die Umsetzung dieser Konzertreihe verdanken wir Florian Schützenhofer. Wäre das nicht schon genug, legt er noch Performances drauf, die vor allem durch ihren Humor überzeugen. Die Duette mit Jakob Semotan sind zum Schreien komisch und sehr gelungen. Anders wiederum und sehr ergreifend, „Dunkles Schweigen an den Tischen“ und „Gebet“ - ein Tribute an einen verstorbenen Freund.

Jakob Semotan überzeugt nicht nur in den Duetten mit Schützenhofer, sondern vor allem auch mit „Til I hear you sing“ aus Love Never Dies. Hut ab! Semotan singt und performt sehr ehrlich und ist mit unglaublich viel Spaß bei der Sache, so auch im Duett mit Christof Messner bei „Cantata for a first date“ – ein Highlight aus einem Abend voller Highlights.

Christof Messner kam mit „Mut zur Tat“ auf die Bühne und performte den Song noch besser als in der Bachelor-Show im Juni. Bei ihm merkt man die Liebe zur Musik irgendwie besonders. Apropos Liebe zur Musik - Freddie Mercury wäre stolz wie Oskar hätte er die Performance von „Love of my Life“ gehört. Wenn ich so nachdenke, war das mein persönliches Highlight des Abends – ein Gänsehaut-Moment. Acapella vom Feinsten, mit wunderschönen Stimmen, die perfekt miteinander harmoniert haben. Kein Mucks im Publikum, die ganze Konzentration auf die Bühne gerichtet. Ein wirklich besonderer Moment. Ein unglaublich berührender Moment. Als Lead Sänger überraschte Luc Devens. Bin ich froh diese Stimme kennengelernt zu haben - was für ein Organ, was für eine Musikalität, jeder Ton sitzt und ist in jedem Moment genau dort wo er hingehört. So auch bei einem packenden "Ghetsemane".
Stefan Bischoff zieht einen gleich zu Beginn mit „Martin Guerre“ auf seine Seite. Eine gute Wahl, ein tolle Performance, ebenso wie sein „Streets of London“, das zurückgenommen seine ganze Schönheit entfalten konnte.

Die letzten Sänger im Bunde sind Martin Pasching und Peter Neustifter. Pasching und „Jeder Abschied ist der Anfang einer Reise“ – die zwei gehören zusammen. Ein Song, der mich immer wieder aufs Neue überrascht. Noch ein paar Klassiker aus „Elisabeth“ dazu, aber nur „Die Schatten werden länger“, „Wenn ich dein Spiegel wär“ (Schützenhofer) und „Kitsch“ – genau die richtigen Songs, genau das richtige Maß. Peter Neustifter traf mit „King of the world“ aus „Songs of a new World“ eine sehr gute Wahl, auch wenn er ein bisschen gebraucht hat das Lied ganz zu seinem zu machen – er ist ein guter Tenor mit toller Stimme, doch manchmal kommt noch ab und zu der Sängerknabe durch.

Das Programmheft mag zwar ein bisschen viel kosten, darüber sieht man aber nach der Veranstaltung hinweg – so gut hat sie einem gefallen – oder spätestens wenn man Florian C. Reithers Antwort auf die Frage „Welche Erlebnisse in dieser Produktion haben dich nachhaltig geprägt?“ liest – Lachanfall!

Das Resümee des Abends bringt Luc Devens gut auf den Punkt: “It’s really cool to do this ‚unplugged‘, just with a piano. The songs will be brought back to their essence and that’s a thing I always search for in music.” Die Songs zu ihrer Essenz zurückbringen, sie selbst sprechen zu lassen, dazu eine große Portion Humor, tolle Menschen und Stimmen auf der Bühne, eine schöne Location, ein großartiges Programm – Musical Unplugged 6. Ein unvergesslicher Abend!
Wer weiß vielleicht gelingt es Musical Unplugged – sollte es in dieser Form weiterbestehen (bitte, JA!!!) – tatsächlich, wie Stefan Bischoff im Programmheft meint, die Musicalszene in und um Wien in ihren Grundfesten zu erschüttern und auf längere Sicht die künstlerische Weltherrschaft an sich zu reißen. Wäre durchaus wünschenswert! :)

Ein kleines Best Of:


Links:
- Musical Unplugged YouTube Channel


*Image via

Montag, 26. September 2011

notes on...

...the Musical at the present.

Vielleicht eine neue Kategorie? "Notes on..." als Kommentare, die es wert sind formuliert und geschrieben zu werden, da sie musical-betreffend aufregen oder gar erfreuen...

- "Woyzeck als hybrides Musical", Salzburger Nachrichten 26.9.11, Derek Weber: "'Woyzeck' als hybrides Musical" - warum Musical, wenn kein Darsteller singt? Musiktheater ja, aber nur weil die Vereinigten Bühnen dahinterstehen muss man nicht gleich von einem Musical sprechen. Ich habe das Stück noch nicht gesehen, aber ich werde es mir anschauen. Nicht weil ich ein Tiger Lillies Fan bin, sondern weil ich Büchners Fragmentstück "Woyzeck" mag und Raphael van Bargen in der Titelrolle nicht verpassen möchte. Ich bin mir sicher, was ich da auf der Bühne zu sehen bekommen werde, wird kein Musical sein. Musiktheater, ja.
Es ist aber nicht die Bezeichnung des Stücks als Musical, die mich aufregt, nein, es ist die Conclusio der Kritik: "Ein gelungenes Stück, ein empfehlenswerter Abend. Warnung: Nichts für die Musicalomanen, die sich eine glatte Actionshow zum Mitwippen und Mitjohlen erwarten." "Musicalomanen" - eine furchtbare Wortneuerfindung, zu viel "Freak" steckt darin- mögen vielleicht keinen Gefallen an "Woyzeck" finden, nicht aber aus angegebenen Grund (das einzige rettende Wort ist hier der Artikel, der vor der kompletten Verallgemeinerung schützt). "Mitwippen" bezieht sich auf Jukebox-Musicals à la "Ich war noch niemals in New York", das allerdings eher bei Nicht-Musicalomanen ankommt, "Actionshow" womöglich auf Shows wie "Spiderman - Turn Off The Dark", von dem ich mich vor Kurzem selbst überzeugen oder nicht überzeugen konnte, "Mitjohlen", hmm...vielleicht machen das manche Musicalomanen, aber da geht es dann um etwas anderes. Fazit: Das Musical wird nicht ernst genommen, seine Liebhaber auch nicht. Das Potenzial wird nicht gesehen, wird unter den Tisch gekehrt, nicht wahrgenommen. Man lässt dem Musical keine Chance mehr. Man spricht von Zeiten, die für das Musical vorbei sind und bringt nur mehr Kritiken über Musicals heraus, die es als flach bezeichnen. Soll man jetzt also froh sein, dass das von der Kritik hochgelobte "Woyzeck" als Musical bezeichnet wird, weil nun ein paar positive Meldungen kommen?
P.S.: Woyzeck als "schräges Musiktheater" in orf a.viso - da könnten sie Recht haben, 1+ für diese Bezeichnung.

+ Jesse Eisenberg und das Musical: Heute morgen, ich stolpere über einen interessanten Artikel - "Some Actors Work Both Sides of a Script". Jesse Eisenberg und Zoe Kazan im Gespräch mit Jason Zinoman, The New York Times. Beides Schauspieler, die sich zurzeit als Dramatiker versuchen und deren Stücke im Oktober in New York zur Uraufführung kommen. Gerne würde ich Eisenbergs Komödie "Asuncion" sehen, er selbst als "blogger whose ideals clash with his life experience"...ein Kommentar am Rande des lesenswerten Interviews: "At the end of a 90-minute conversation Jesse Eisenberg announced that what he really would like to do is write a musical." Nach ein wenig Recherche kommt heraus, dieses dürfte bereits - zumindest in Grundzügen - existieren. Sean Gandert interviewte Eisenberg schon 2009 für das Paste Magazine und auf die Frage "What’s the stuff you’ve written like?" antwortete Eisenberg "I wrote a musical that’s just starting to get to the early stages of production, which is called Me Time, about modern self-indulgence. It’s a musical satire." Auch in einem Guardian Artikel (Oktober 2010), sowie in der New York Post (Oktober 2011) ist von einem Musical zu lesen. Vielleicht verspreche ich mir zu viel, erwarte zu viel, doch irgendwie glaube ich, dass dieses Musical etwas Besonderes sein könnte, in der Manier von Jonathan Larson und Jason Robert Brown - vielleicht nicht ganz so genial - mit Sondheims Witz und einer Prise Woody Allen oben drauf, so meine Vorstellung. Diese Geschichte werde ich jedenfalls weiterverfolgen, vielleicht wird es auch nichts, aber die Idee von einem Jesse Eisenberg Musical gefällt mir irgendwie sehr gut.

Samstag, 24. September 2011

Premiere: Singin' in the Rain - Kammerspiele

„Das Stück legt sich wie ein kleiner Zauber auf die Zuschauer. Es macht unendlich viel Spaß und bringt die Atmosphäre der damaligen Zeit auf die Bühne.“ (Kritik zu Singin‘ In The Rain – Stadttheater Klagenfurt, 1.8.10)

Diesen Zauber erreicht die Produktion in den Kammerspielen nicht ganz, da macht sich die fehlende Größe der Bühne zu bemerken. Spaß macht die Produktion aber, ein netter Theaterabend ist garantiert.
Die kleine Bühne macht sich gut. Werner Sobotka und das restliche Creative Team haben gut gearbeitet und gezeigt, dass nichts unmöglich ist (sogar der Regen beim Titelsong).
Ein Grund warum „Singin‘ In The Rain“ auf der kleinen Kammerspiel-Bühne funktioniert sind die Choreographien und die Tänzer, die sie leichtfüßig auf die Bühne bringen. Fulminant, spritzig und herausfordernd bietet Choreograph Ramesh Nair (Assistenz: Katrin Mersch) einen (kleinen) Augenschmaus. Wie im ORF Making Off zu hören wurde die Latte sehr hoch gelegt – man sieht es und bewundert. Vor allem die Steppnummern und die Hebefiguren von Kathy (Nina Weiß) und Don (Gaines Hall) haben es in sich und bieten mehr als man sich denkt.

Gaines Hall has got the looks für den Part des Stummfilmstars Don Lockwood, die Ausstrahlung und die Tanzkünste, auch gesanglich liefert er eine ganz gute Leistung ab. Insgesamt hat mir jedoch irgendetwas gefehlt. Daniel Prohaska versprühte in der Rolle des Don in Klagenfurt doch mehr Charme. Prohaskas Vorteil war außerdem das fantastische Zusammenspiel mit Peter Lesiak als Cosmo Brown. Diese Chemie erreichen Hall und Nair nicht, wobei letzterer für mich DAS Highlight - neben Jennifer Kossina als Lina Lamont (großartige Performance in einer Abräumerrolle) - von „Singin‘ In The Rain“ in den Kammerspielen ist. Sein „Make Em Laugh“ ist sehr komisch und von Sobotka toll inszeniert, es gibt zwar viel „Drumherum“, aber es funktioniert alles. Von der Königin der Nacht, über den Hasen aus dem Hut bis hin zu Schwanensee – ein „Gustostückerl“ der Inszenierung. Ramesh Nair hat die Sympathien das ganze Stück über auf seiner Seite, seine Mimik, sein Timing, sein ganzes Auftreten sind bis ins Detail gelungen.

Nina Weiß gibt Kathy Selden natürlich und charmant. Aus dem Ensemble stechen Katharina Dorian – sie trifft Dora Bailey wie auch Miss Dinsmore genau, einfach nur witzig („Rrrunde Töne, rrunde Töne“) und Markus Simader heraus, der Hall und Nair beim „Sprechunterricht“ die Schau stiehlt; seine Perfomance als Sprechlehrer ist ein wahres Highlight.

Überraschend sind die neuen Arrangements von Christian Frank – vielfältig und kreativ.
Auffallend gut sind auch der Cameo Auftritt des Regisseurs Werner Sobotka im Kurzfilm zur Demonstration des Tonfilms und die Applausordnung – einmal anders.

"Singin' In The Rain" ab jetzt en suite in den Wiener Kammerspielen.

Links:

- Kritik "Singin' In The Rain" Stadttheater Klagenfurt
- Theater in der Josefstadt
- Trailer "Singin' In The Rain" Kammerspiele
- ORF Making Off - Matinee

Donnerstag, 8. September 2011

Willkommen im Musical-Herbst...

Man glaubt es kaum, aber es ist wieder soweit…der Musical-Herbst zieht ins Land.
Neben "Aida" und "Egon Schiele" brachte mich der Sommer nach London zu "Ghost" und "Billy Elliot", doch was in den nächsten Wochen und Monaten auf uns Musicalliebhaber wartet ist vielversprechend.

Da findet man Neues und wiederkehrendes Altes und Gutes wie z.B. das Musical Unplugged Konzert, das zum sechsten Mal stattfinden wird oder die Wiederaufnahme von „An Evening Without Scott Alan“. Man kann Deloris und die Klosterschwestern im Ronacher besuchen oder mit Jason Robert Brown und dem Vienna Theatre Project in der Drachengasse auf den Beziehungspfaden von Jamie und Cathy in „The Last 5 Years“ wandeln.

Im Akzent kommt eine überarbeitete Fassung von „Wenn Rosenblätter fallen“ auf die Bühne, ein Musical, das eine ganz eigene Feinheit besitzt und nach Workshops und Überarbeitungen jetzt (hoffentlich) in vollem Glanz erblühen wird. Im krassen Gegensatz dazu steht die „Rocky Horror Picture Show“ mit Rob Fowler, wieder auf dem Programm des Museumsquartiers, wo auch „Woyzeck“ mit dem großartigen Raphael van Bargen und den Tiger Lillies Ende September zur Uraufführung kommt.

Die Volksoper bietet ebenfalls eine Mischung aus Alt und Neu und zeigt noch einmal „Hello, Dolly!“ bevor es weiter nach Rom geht und ab Dezember „Die spinnen, die Römer“ aka Sondheims „A Funny Thing Happened On The Way To The Forum“ auf dem Spielplan steht. Ein mutiger Schritt in die richtige Richtung.

Die Kammerspiele trauen sich an eine En Suite-Produktion von „Singin‘ in the Rain“ heran, während sich in Salzburg Uwe Kröger als Baron von Trapp beweisen darf (schlechte Vorahnung), in Klagenfurt auf den Klassiker „My Fair Lady“ zurückgegriffen wird (warum nicht, immer nett) und das Wiener Metropol immer noch "Ti Amo 2" spielt (anscheinend immer noch erfolgreich?!).
Ein buntes Programm also, das längst nicht vollständig ist, aber trotzdem schon Vorfreude aufkommen lässt. Und auch sonst steht viel Neues an, sollte z.B. Kathrin Zechner tatsächlich die VBW verlassen, um zum ORF zurückzukehren (was das bedeutet wird sich bald zeigen). Ganz besonders freuen darf man sich auch auf die lang ersehnte CD der "Wildhorn and Friends"-Gala, die am 11. November erscheinen wird.

Für mich geht es am Samstag aber erstmal nach New York, wo „How To Succeed in Business Without Really Trying“, „The Submission“ mit Jonathan Groff und „Spider Man Turn Off The Dark“ auf mich warten…
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