Eine doch sehr passende Beschreibung eines Abends,
der aufgrund seiner Individualität, eigentlich unbeschreiblich ist. Man muss selbst
dabei gewesen sein. Man muss selbst gesehen und gehört haben. Ein Klischee wird
allerdings schon bedient – ist es eins? :) – aber da sei jetzt nicht zu viel
verraten, aus Rücksicht auf zukünftige Musical Unplugged-Besucher.
Die Konzertreihe ist schon mehr als ein Geheimtipp,
es ist zu einem persönlichen Event geworden. Es haben sich „All-Time-Favourites“
entwickelt, die in keinem Konzert fehlen dürfen und die man immer wieder gerne
hört. Dabei bin ich oft die Erste, die aufschreit, wenn etwas zu Abgedroschen
ist. Doch bei „Musical Unplugged“ kommt es zu keiner allergischen Reaktion,
weil immer ein gewisser „Twist“ dabei ist. „Last Supper“, „Das Gebet“, „Die
Schatten werden länger“ gefallen hier - ohne Ausnahme - immer. Ganz zu schweigen
von der „Institution“ Duett Schützenhofer/Semotan und den „Kirchenschlagern“…
Dazwischen haben sich ein paar neue Überraschungen
gemischt – die meisten setzten auf „Mann singt Frau“. Immer eine gute Idee. (Ich
bin übrigens für eine Version von „Guys sing Dolls“ in Wien – aber bis dahin
reicht Musical Unplugged vollkommen aus.) Hier kann man „Siehe da sie liebt“ von
Stefan Bischoff hören, Jakob Semotan als Kaiserin erleben und Christof Messner
als Susan Rigvava-Dumas…äh…Mrs. Danvers. Und wie das alles Spaß macht!
Überzeugen können diese Herren in den doch etwas „anderen“ Nummern ganz und gar
– auch in Duetten.
Die Besetzung hat etwas Magisches. Diese acht Sänger
harmonieren so gut miteinander, dass es einfach unglaublich viel Spaß macht bei
diesem Abend dabei zu sein und ihnen zuzuhören. Hier merkt man wieder einmal
wie stark die Stimmung auf der Bühne auch auf das Publikum schlägt. Man wird
dabei eine große Gemeinschaft, die sich in einem beschränkten Zeitrahmen im
Gleichklang befindet. Irgendwie ein schönes Erlebnis.
Highlights herauszusuchen ist fast unmöglich – ganz vorne
mit dabei sind aber sicher „Viva la vida“, „Under Pressure/ It’s my life“, „Bring
on the Night“, „Love of my life“ und die Zugabe „Amazing Grace“, die so gut
war, dass man mit einem lachenden und einem weinenden Auge den Saal verlässt – der Abend hatte sein perfektes Ende gefunden.
Die Herren haben noch einmal alles, was sie drauf
haben zusammengekratzt, und sich ohne Mikro auf diesen Gospel-Evergreen
eingelassen. Was das für eine Wirkung hatte? Gänsehaut. Man musste den Atem
anhalten, um ja keinen Ton zu verpassen – die Nummer hat ins Schwarze getroffen.
Wenn so tolle Männerstimmen zusammenklingen, kommt eigentlich nicht mehr viel
dagegen an – das klingt einfach …pardon… f****** awesome!
Dieses Konzert macht
genauso viel Spaß, wie es auch berührt. Es berührt in den Momenten, in
denen die Musik, überhandnimmt und man alles um sich herum vergisst. Wenn man es zulässt, kann man an diesem Abend viel erleben.
Interessant ist es auch zu sehen, wie jeder einzelne
mit seinem Part umgeht – wie jeder seine Individualität einbringt. Bei
Messner und Bischoff sieht man da viel über die Augen, die einen in die Songs einladen,
bei Semotan und Schützenhofer viel über die Mimik, bei Neugebauer geht die
Musik durch den Körper, bei Reithner durch die Finger, bei Pasching spürt man unglaubliche Energie,
bei Devens muss man die Augen zusammenkneifen, um zu glauben, was da vor sich
geht.
Dem Talent von Reithner hat das Publikum außerdem zu
verdanken, „Altes“ in neuem Licht zu entdecken - ein bisschen Orgel zu Gigi D’Agostino,
ein bisschen Conquest of Paradise zu Les Miserables.
Nicht von dieser Welt klingen Luc Devens und Florian
C. Reithners Eröffnungsnummern des zweiten Aktes. Da wird man von „Jesus Christ
Superstar“ weggeblasen, gefolgt von einem fulminanten Klaviersolo samt „Donauwalzer“
und „In deinem Namen wollen wir“.
Achja, fast hätte ich es vergessen – eine Neuerung
bei Musical Unplugged 6.2: Der Jugendauswahl-Chor des Sacré Coeur Pressbaum.
Eine kleine Schar junger Sängerinnen und Sänger, die mit leisen Stimmchen, ein
bisschen mitsingen durften. Ob das wirklich „notwendig“ war, sei dahingestellt,
die Sänger kommen auch ohne gut klar. Was den Schülern leider gefehlt hat – auch wenn hier sicher Unerfahrenheit und Nervosität
im Spiel waren – war Ausstrahlung. Die Mikros ein bisschen aufzudrehen
hätte wenigstens der fehlenden Lautstärke etwas entgegen gewirkt, doch „Pfeffer“
kann auch das nicht bringen. Da braucht sich nur ein Luc Devens danebenzustellen
– er fegt sie alle weg. Nett gesungen hat er, der Chor, auch wenn die Leidenschaft
gegen null tendierte.
All das Großartige fand außerdem für einen guten Zweck –
zugunsten der ÖGAST – statt. Wenn sich dieser Abend also nicht gelohnt hat,
dann weiß ich auch nicht. Bitte mehr! Bald!LINKS:
- Musical Unplugged
- Musical Unplugged youtube channel
- Kritik NÖN