(Musicalische) Komödien zu schreiben ist keine leichte
Sache. Das weiß bestimmt auch Herr Hofbauer, der mit diversen Metropol-Musicals
immer wieder daran scheitert – ich kann da jedenfalls kaum lachen. Das Problem: Humor ist nun einmal eine äußerst subjektive Angelegenheit. Genau diese „Eigenheit“ macht das
Schreiben von Komödien zu einem schwierigen Unterfangen.
Nun hat sich also ein Student des Abschlussjahrgangs des
Performing Centers daran gemacht für seine Kollegen und sich selbst ein Stück zu
schreiben, das unterhält, die unterschiedlichen Persönlichkeiten herausstellt
und dabei noch ausreichend Platz und Möglichkeit für musicalische Nummern und
Tanzperformances lässt. Benedikt Karasek hat sich dieser Aufgabe gewidmet und, siehe
da, sie ist gelungen. Mit viel Fingerspitzengefühl wurde da – auch von Seiten
der Regie (Norbert Holoubek) – gearbeitet, denn Komödie ist immer eine Gratwanderung
und läuft ständig Gefahr zu viel oder zu wenig zu wollen. Sowohl Unterforderung
mit billigen Witzen, als auch Pointenreichtum, der ins Unermessliche steigt
sind – für mich zumindest – Komödien-Killer. „Voulez-Vous“ schafft es aber sein
Niveau bis zum Schluss zu halten. Die Story ist schlicht und nicht wirklich
fordernd, doch sie bietet eine gute Basis für die humoristischen
Charakterstudien und in diesem Fall ist das mehr als ausreichend. Diese Komödie
will nie mehr sein als sie ist und genau das ist der springende Punkt. Die
einzelnen Figuren sind mit Herz ausgearbeitet und das führt auch dazu, dass
sogar ein „Twilight-Witz“ funktioniert.
Sinn und Zweck des Ganzen war es in erster Linie die elf
Absolventen so zu zeigen, dass diese ihr Potential bestmöglich präsentieren
können. Jeder mit einem Gesangssolo, jeder mit mindestens einer Tanznummer,
jeder mit seinem schauspielerischen Können. Überraschend war dieses Jahr, dass
die Schauspielleistung bei allen elf ähnlich gut war und vor allem auch ein
comic timing erkennen ließ. Gerade dieses Spüren des Drives, der Sinn für
Pausen, Mimik und Gestik war besonders bemerkenswert und wirkte bei einigen
Ensemblemitgliedern wunderbar einfach, sicher und natürlich. Julia Edtmeier
kann diese "Buttons" nicht nur in ihrem Schauspiel zeigen, sondern vor allem in
den Tanznummern. Bei ihr wirkt alles exakt, aber nie angestrengt, sondern
leicht und geschmeidig. Ebenso überzeugte Nicole Lubinger als „Patin“.
Grandios - italienischer Akzent bis zum Ende authentisch duchgehalten,
furchterregend mafiöse Ausstrahlung und eine einnehmende Aura. Melanie Böhm gefällt
als Schwester Maria-Benedikta, die stark an Sister Acts‘ Sister Mary Patrick
erinnert und sich ebenso keck gibt. Johanna Mucha und Benedikt Karasek verkörpern
mit viel Einsatz ein bayrisches Trachtenpärchen, das sich auch gerne einmal zünftig
streitet – auch hier wieder comic timing vom Feinsten. David Schuler als
charmanter Oberkellner des „Voulez-Vous“ kann sich gut präsentieren, aber die
Fadesse des Songs „Tief in mir“ (aus Sister Act) leider nicht retten. Tiziana
Turano als „Nerdin“ Esther scheint anfänglich direkt aus „Big Bang Theory“ entschlüpft
zu sein und kann vor allem mit physical comedy und schließlich mit ihrem Solo „Call
the Man“ punkten. Etwas blasser, jedoch ebenfalls sehr souverän erscheinen
gegen diese Kaliber Clara Mills-Karzel als Nachtclubsängerin, Michael Mayer als
Glücksprinz Ernst, Clara Montocchio als etwas farblose Besitzerin des Etablissements
und Sarah Est als Kritikerin, die in dieser Rolle leider nicht ihr vollstes Potential
ausschöpfen konnte, das sie bereits in „Ordinary Days“ unter Beweis stellte.
Diese elf bildeten gemeinsam ein Ensemble, das sich so homogen
präsentierte und gegenseitig so unterstützte, dass es ein Genuss war ihnen beim
Singen, Spielen und Tanzen zuzuschauen. Vor allem die großen
Ensemble-Tanznummern (Choreographie: Sabine Arthold) wie z.B. zu Jacksons „Smooth Criminal“, „We’re the Money“, „Schöne
Grüße aus der Hölle“, „Voulez-Vous“ und die drei Tänzerinnen bei „Call the Man“
haben besonders beeindruckt. Da kommt pure Lebensfreude auf!
Wie jedes Jahr (und wie bei jedem Ende eines
Lebensabschnittes) wurde es zum Schluss sentimental. Da
fallen beim Schlussapplaus die Masken und die Menschen kommen hervor, um noch
ein letztes Mal gemeinsam zu singen. Stephen Schwartzs „Changed for Good“ aus
Wicked passte perfekt und traf die Gefühlslage so auf den Kopf, dass sogar das
Publikum mit Tränen zu kämpfen hatte. Mich hat es jedenfalls sehr berührt.
Ein toller Abschlussjahrgang mit hoffentlich rosiger
Zukunft! Man kann es ihnen allen nur wünschen.*Image via