Samstag, 27. Oktober 2012

Lucky Stiff: Nonsens Part 2 oder Der Schwachsinn geht weiter


…gut, ich war müde, ich war gestresst und vielleicht ist es an dieser Stelle nötig zu erwähnen, worum es hier auf diesem Blog geht – worum es beim Bloggen überhaupt geht: um meine persönliche, subjektive Meinung; von etwas Anderem will und kann ich nicht ausgehen.
So, jetzt ist das also noch einmal betont worden, widmen wir uns also „Lucky Stiff – Tot aber glücklich“, das am Donnerstag in den Kammerspielen seine Premiere feierte. Kurzum: Langweilig. Sterbens langweilig, um es genau zu sagen…soviel zum Thema…

Eigentlich weiß ich fast gar nicht was ich darüber schreiben soll und ob überhaupt - deswegen vielleicht nur stichwortartig oder so:
Ich hatte das Gefühl, dass Werner Sobotka die Ideen ausgehen, zumindest in Bezug auf "Comedy-Musicals". Alles wirkte wie ein billiger Abklatsch von Schon-da-gewesenem. „Sugar“ und „Die spinnen, die Römer“ konnten überzeugen, doch mit den Inszenierungen von „Non(n)sense“ und „Lucky Stiff“ machte sich Enttäuschung breit. Diesmal bin ich jedenfalls nicht die Einzige im Publikum gewesen, der einfach kein Lachen auskommen wollte. Auch der Rest des Publikums schien zwischen Gähnen und respektvollem Klatschen zu wanken, dazwischen hie und da Schmunzeln, zu mehr hat es meistens nicht gereicht. Das was hier geboten wurde, war einfach nur „flach“. Wenn ich mich schon berieseln lasse, dann möchte ich mich auch wirklich amüsieren, doch bei „Lucky Stiff“ breitete sich Langweile aus und ich begann mir zwei Fragen zu stellen:

1.       Ist es das Stück oder die Inszenierung?...und…
2.       Was ich denn mit der Zeit angefangen hätte, wäre ich doch (lieber) zu Hause geblieben?

Thomas S. Hischak meint in seinem Buch über Off-Broadway Musicals (2011), dass „vielversprechend“ ein Understatement für „Lucky Stiff“ ist, er schreibt:
„Here is a musical that knows when to speed up and when to quiet down for a touching character moment and never stops being a farce.“
Kann ja sein, aber bis auf den letzten Punkt ist in den Kammerspielen nichts davon mitzubekommen. Touching character moments? Weit gefehlt. Ich dachte nur, wenn Annabel Glick noch ein Lied über Hunde singt, springe ich ihr persönlich an die Gurgel und auch die Szenen mir Protagonist Harry Witherspoon hätten etwas mehr Gehalt vertragen.

Die Story ist alles andere als einfallsreich, was ja auch oftmals reicht, wenn sie wenigstens Material für lustige Szenen bieten würde. Von der Grundthematik würde sie das durchaus, aber die Ausführung lässt einen Stirn runzeln und Daumen drehen. Da gibt es – weiß Gott – bessere Unterhaltung.
Die einzigen zwei Highlights der Show sind das Bühnenbild von Sam Madwar und „Phone Call“ aka „Mary Alice“ von Boris Pfeifer. Ab und zu ist etwas am Rande ganz lustig, den größten Spaß hatten aber sicher die Darsteller beim Proben, leider überträgt sich das nicht auf die Zuseher – und wieder stelle ich mir Frage 1 (siehe oben) und werde sie jetzt für mich auch nicht beantworten können. Vielleicht erst irgendwann einmal, wenn ich mich überwunden habe, mir das Stück – rein aus diesem Interesse –irgendwo anders noch einmal anzusehen.

Die Darsteller bringen eine gute Leistung – da kann man eigentlich nicht viel sagen, aber eine Nuance „Tiefe“ hätte nicht geschadet. Die Komik des Lebens basiert auf der Tragik – das ist auch eigentlich in „Lucky Stiff“ Thema, es wird nur überhaupt nicht konkret darauf eingegangen, es kommt nicht an. Die komischen Momente entstehen aus der Oberfläche und das ist ein Humor, der mich nur selten erreicht. Wie es anders geht zeigt Pfeifer  als Vincent Di Ruzzio in diesem genialen Telefongesprächs-Song relativ am Anfang des Stücks.
Peter Lesiak sind die Rollen des schüchternen, „nerdy“ Nobody auf den Leib geschrieben – er bedient dieses Schema gut. Lisa Habermann und Ann Mandrella – souverän. Katharina Dorian immer wieder schön „grumpy“, abstrus und völlig weggetreten. Passable Performances des Ensembles – doch auch die reißen das Musical nicht aus seiner Misere.

Mehr gibt es – für mich - nicht zu sagen.

Samstag, 20. Oktober 2012

Groff's Paradise


Jonathan Groff gab am 13. Oktober ein Solokonzert - ich wünschte ich wäre dort gewesen...Indianapolis ist nur leider etwas weit, etwas sehr weit, weg.

Broadway.com hat ein paar Highlights zusammengestellt, mit dabei u.a. eine Hommage an Groffs Herkunft "Amish Paradise"...looka here:



...und außerdem noch:

Moving Too Fast (The Last Five Years)
Thank You For The Music
I Got Lost In His Arms (Annie Get Your Gun)
Moon River
(Ain't That) Good News
Dividing Day (The Light in the Piazza)
The Lonely Goatherd (The Sound Of Music)
Everybody's Talking
The Life Of The Party (The Wild Party)

...und wenn wir gerade dabei sind - Spring Awakening Co-Star Lea Michele nimmt gerade ihr erstes Solo-Album auf!

Ein guter Start ins Wochenende! :)

Sonntag, 7. Oktober 2012

At The Beginning - Der Song zum Sonntag



...ein Lied, das es wert ist die Kategorie "Der Song zum Sonntag" wieder aufleben zu lassen. Wunderschön gesungen von Riccardo Greco und Marle Martens - da geht  mein Herz auf...

...zu hören HIER

...für weiteren Hörgenuss einfach einmal Riccardo Grecos YouTube-Channel erkunden!

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Vienna Theatre Project: Ordinary Days – Theater Drachengasse


Auf wen kann man sich verlassen, wenn es darum geht neue, „andere“ Musicals nach Wien zu bringen? Ja, da kommt man ins Grübeln – viel ist in dieser Hinsicht nicht los, aber hie und da tut sich doch etwas und auf das „Vienna Theatre Project“ kann man sich immer verlassen – u.a. 2010 mit "Over The Threshold", 2011 mit "The Last Five Years" und dieses Jahr mit "Ordinary Days" von Adam Gwon.
Das Theater in der Drachengasse ist der perfekte Ort dafür – man sitzt den Darstellern fast Aug in Aug gegenüber, die Nähe ist ungewohnt, aber genau dieses „Beisammensein“ ist das Besondere, ist das, was diesen Musicals Flügel verleiht. 

Zu dieser Ebene der Direktheit kommt dazu, dass ohne Verstärkung und nur mit Klavierbegleitung (Birgit Zach) gespielt wird – eine Wohltat, denn so kann der Draht zum Publikum noch unmittelbarer aufgebaut werden. Diese „Direktheit“, dieses „heart-to-heart“, zwischen Zuschauer und Darsteller kann aber auch nur dann entstehen, wenn
1.      das Musical schon so gestrickt ist, dass es ohne viel Drumherum auf den Punkt kommt, ehrlich und „straight from the heart“ ist und
2.      Darsteller performen, die bereit sind völlig offen an diese Vorlage heranzugehen und sich den Charakteren, den Texten, mit Haut und Haar hinzugeben - ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Angst.
Ordinary Days“ hat beides. Unter der Regie von Joanna Godwin-Seidl, die mit den Darstellern eine wunderbare Inszenierung erarbeitet hat, erlebt man in der Drachengasse einen Theaterabend, der einen gefangen nimmt und nicht mehr loslässt.

Die Story lässt sich in zwei Sätzen erzählen, aber darum geht es hier nicht. Musical muss nicht immer ein Epos, eine ganze Lebensgeschichte erzählen. „Ordinary Days“ ist eine Momentaufnahme im Leben von vier New Yorkern. Eine "Gefühlsaufnahme". Adam Gwon erzählt mit seinem Musical Ausschnitte aus „live stories“. Es geht um Stimmungen, Gefühle, die wir alle mit uns herumtragen  und genau die sind die stärksten Verbindungselemente zum Publikum. Man kann sich in den Augen der Charaktere sehen. Ein einnehmendes Gefühl, das schon mal die eine oder andere Träne herauslockt, oder aber auch ein wiedererkennendes Lächeln. Hier geht es nicht um Geschichte, sondern um etwas „Anderes“ – es geht um „mehr“. „Ordinary Days“ schaut man nicht einfach an, man „erlebt“ es – im Moment und auf einer Ebene, die sich einfach nicht beschreiben lässt.
Alan Burgon – als Jason – hat eine Stimme, die über die Grenzen des Raumes hinausreicht. Eine Klarheit und ein Volumen – sie trifft direkt ins Herz. Burgon und Kudra Owens bestechen mit ehrlichem, berührendem Schauspiel – Hingabe an die Rolle, für die man sich als Zuschauer eigentlich nur bedanken kann.

Peter Neustifter tut die Rolle des Warren in diesem intimen Musical gut. Das spürt man. Er hat hier endlich einmal die Möglichkeit bekommen, sich zu entfalten und es gelingt ihm. Ab und zu sind noch ein paar Unsicherheiten spürbar, aber mit der Zeit werden auch die verschwinden. An seiner Seite spielt Sarah Est eine neurotische Studentin, die gerne ihre Schnute verzieht und deren Temperament ständig am Übersprudeln ist. Vielleicht hie und da etwas übertrieben, aber meistens sympathisch und cute. Est hat außerdem ein sehr gutes Gespür für „comic timing“ – grandios: „Dear Professor Thompson“.
„Ordinary Days“ vom Vienna Theatre Project ist ein Musical-Schatz, den man sich unbedingt anschauen sollte. Es ist ein „anderes“ Musical, through-sung und in einem „Flutsch“ – ein Theaterabend der Extraklasse.

Halb leer war der Theatersaal in der Drachengasse gestern – was für eine Schande. Auch wenn man immer (meistens) spielt, um wenigstens einen Zuschauer zu erreichen, zu berühren – und das gelingt hier unumstritten – so wäre es doch schön, wenn „Ordinary Days“ mit vielen „geteilt“ werden könnte. Wenn ihr euch also etwas Gutes tun möchtet, dann nehmt Freunde und Familie und macht euch bis zum 13. Oktober auf in die Drachengasse – ihr werdet es nicht bereuen!

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