Vier Mönche betreten in Kutten gekleidet summend die Bühne und
verkünden dem Publikum von der Schöpfung von Mann und Frau. Mysteriös lässt
sich dieses Stück zunächst an und bleibt es auch irgendwie, wenn wir uns der
Tatsache bewusst werden, dass Liebe eigentlich immer etwas sein wird, das sich
nicht fassen, sondern nur fühlen lässt.
„I love you, you’re perfect, now change“ spielt mit diesem
Mysterium und erzählt Episoden aus dem (Zusammen-)Leben von Mann und Frau – Szenen
aus dem Beziehungsalltag, Gefühlsaufnahmen unserer oftmals inneren
Verschrobenheit wenn es um das Thema Liebe geht und die doch erschreckenden
Wahrheiten, mit denen jeder von uns konfrontiert wird. Hier geht es zwar
vorranging um Liebesbeziehungen, doch fasst dieses Musical viel weiter. Es
betrifft menschliche Beziehungen in all seinen Ausprägungen und spielt auf
Problematiken an, mit denen wir uns auch unabhängig von unserer Partnerwahl
auseinandersetzen müssen: Sei es der Wunsch nach Anerkennung und die damit
verbundenen „Notlügen“, Überdramatisierung von nichtigen Sachverhalten,
Eltern-Kind-Beziehungen oder die Erwartungshaltungen, die wir an uns selbst und
andere stellen.
Karin Seyfried, Nicole Christina Rest-Lankmayer, Oliver Arno
und Martin Pasching spielen eine Vielzahl an Charakteren und spiegeln in Szenen
uns selbst. Dies erzeugt wiedererkennendes Lachen, an dem man sich aber gleich
im nächsten Moment wieder verschlucken kann, ist diese Wiedererkennung
vielleicht nicht immer allzu „erfreulich“. Dieses kleine, aber feine Musical
macht uns einiges bewusst und vermittelt uns doch die frohe Botschaft, dass wir
alle im selben Boot sitzen. Eigentlich erleichternd! Vor allem wenn wir es doch
schaffen über unsere "Unverbesserlichkeit" zu lachen.
Eine gute Komödie – und die haben Joe Di Pietro und Jimmy
Roberts (Übersetzung Alexander Kuchinka) hier geschrieben – muss für mich immer
auch Momente haben, in denen die Geschwindigkeit kurz reduziert wird, um sich
wieder Überblick verschaffen zu können. Auch diese Seite kann „I love you, you’re perfect,
now change“ bedienen. So fällt mir da vor allem Karin Seyfried als Singlefrau
in den mittleren Jahren ein, die sich gezwungen sieht ihr erstes Date-Video zu
drehen, um mit der Tatsache fertig zu werden, dass sie von ihrem Mann verlassen
wurde. Oder das verzagte Kennenlernen eines Witwers und einer Witwe, die auch
in der Liebe zu ihren verstorbenen Partnern eine Verbindung finden.
Oliver Arno, Martin Pasching, Karin Seyfried und Nicole
Christina Rest-Lankmayer spielen und singen so einnehmend und passioniert, dass
es ihnen trotz „Augenzwinkern“ immer wieder gelingt eine griffige Verbindung
zum Zuschauer herzustellen. Sie finden die richtige Balance, um die Themen des
Stücks zu transportieren. Etwas Besseres kann ihnen nicht passieren. Regisseur
Peter W. Hochegger hat hier für ein sehr harmonisches Zusammenspiel gesorgt –
unterstützt von Bernhard Viktorin, der erstmals als Regieassistent agierte.
Helmut Strobl und Bernhard van Ham begleiteten als Zwei-Mann-Kombo das
musikalische Geschehen – tja, man braucht tatsächlich nicht mehr, um gutes
Musical zu machen.
Die Kulturszene Kottingbrunn zeigt mit dieser Produktion,
dass es sich wirklich auszahlt, einen Ausflug ins Umland von Wien zu machen.
Auch hier gibt es großartiges Musical!
„I love
you, you’re perfect, now change“ ist noch bis 17. Februar zu sehen.
Karten gibt es hier.
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