Mittwoch, 23. Januar 2013

I love you, you're perfect, now change - Kulturszene Kottingbrunn


Vier Mönche betreten in Kutten gekleidet summend die Bühne und verkünden dem Publikum von der Schöpfung von Mann und Frau. Mysteriös lässt sich dieses Stück zunächst an und bleibt es auch irgendwie, wenn wir uns der Tatsache bewusst werden, dass Liebe eigentlich immer etwas sein wird, das sich nicht fassen, sondern nur fühlen lässt.
„I love you, you’re perfect, now change“ spielt mit diesem Mysterium und erzählt Episoden aus dem (Zusammen-)Leben von Mann und Frau – Szenen aus dem Beziehungsalltag, Gefühlsaufnahmen unserer oftmals inneren Verschrobenheit wenn es um das Thema Liebe geht und die doch erschreckenden Wahrheiten, mit denen jeder von uns konfrontiert wird. Hier geht es zwar vorranging um Liebesbeziehungen, doch fasst dieses Musical viel weiter. Es betrifft menschliche Beziehungen in all seinen Ausprägungen und spielt auf Problematiken an, mit denen wir uns auch unabhängig von unserer Partnerwahl auseinandersetzen müssen: Sei es der Wunsch nach Anerkennung und die damit verbundenen „Notlügen“, Überdramatisierung von nichtigen Sachverhalten, Eltern-Kind-Beziehungen oder die Erwartungshaltungen, die wir an uns selbst und andere stellen.

Karin Seyfried, Nicole Christina Rest-Lankmayer, Oliver Arno und Martin Pasching spielen eine Vielzahl an Charakteren und spiegeln in Szenen uns selbst. Dies erzeugt wiedererkennendes Lachen, an dem man sich aber gleich im nächsten Moment wieder verschlucken kann, ist diese Wiedererkennung vielleicht nicht immer allzu „erfreulich“. Dieses kleine, aber feine Musical macht uns einiges bewusst und vermittelt uns doch die frohe Botschaft, dass wir alle im selben Boot sitzen. Eigentlich erleichternd! Vor allem wenn wir es doch schaffen über unsere "Unverbesserlichkeit" zu lachen.
Eine gute Komödie – und die haben Joe Di Pietro und Jimmy Roberts (Übersetzung Alexander Kuchinka) hier geschrieben – muss für mich immer auch Momente haben, in denen die Geschwindigkeit kurz reduziert wird, um sich wieder Überblick verschaffen zu können. Auch diese Seite kann „I love you, you’re perfect, now change“ bedienen. So fällt mir da vor allem Karin Seyfried als Singlefrau in den mittleren Jahren ein, die sich gezwungen sieht ihr erstes Date-Video zu drehen, um mit der Tatsache fertig zu werden, dass sie von ihrem Mann verlassen wurde. Oder das verzagte Kennenlernen eines Witwers und einer Witwe, die auch in der Liebe zu ihren verstorbenen Partnern eine Verbindung finden.

Oliver Arno, Martin Pasching, Karin Seyfried und Nicole Christina Rest-Lankmayer spielen und singen so einnehmend und passioniert, dass es ihnen trotz „Augenzwinkern“ immer wieder gelingt eine griffige Verbindung zum Zuschauer herzustellen. Sie finden die richtige Balance, um die Themen des Stücks zu transportieren. Etwas Besseres kann ihnen nicht passieren. Regisseur Peter W. Hochegger hat hier für ein sehr harmonisches Zusammenspiel gesorgt – unterstützt von Bernhard Viktorin, der erstmals als Regieassistent agierte. Helmut Strobl und Bernhard van Ham begleiteten als Zwei-Mann-Kombo das musikalische Geschehen – tja, man braucht tatsächlich nicht mehr, um gutes Musical zu machen.
Die Kulturszene Kottingbrunn zeigt mit dieser Produktion, dass es sich wirklich auszahlt, einen Ausflug ins Umland von Wien zu machen. Auch hier gibt es großartiges Musical!

„I love you, you’re perfect, now change“ ist noch bis 17. Februar zu sehen. Karten gibt es hier.
 
LINKS:
 
 

Samstag, 19. Januar 2013

Spotted: Next To Normal - Fast Normal. Die Audition

Next To Normal - Fast Normal. Das wird eine der spannendsten Premieren, die wir dieses Jahr im deutschsprachigen Raum erwarten dürfen. Was für ein Coup für das Stadttheater Fürth! Ich kann es kaum erwarten und giere nach Updates auf der Facebookseite. Jetzt ist ein Video-Clip mit Eindrücken von den Auditions online gestellt worden und tja - ich freue mich noch viel mehr darauf, als vorher, denn da bekommt man schon einige vielversprechende Gesichter zu sehen. Über 1000 Bewerber für 6 Rollen - hier wird hart gekämpft, um die Darstellung einiger der begehrtesten Charaktere des Genre Musical.

Spotted u.a. (wenn ich mich nicht irre): Alex Melcher, Tobias Bieri, Johanna Spantzel, Dirk Johnston, Sabrina Weckerlin, Patrick Stamme...und einige mehr.

Ich hoffe wir werden bald erfahren wer das Rennen gemacht hat - ich freu mich darauf!



LINK:

- Next To Normal - Fast Normal auf Facebook

Montag, 14. Januar 2013

West End Winters

New Year, New Beginnings und Liebe als Thema eines wunderbaren Konzertabends - „West End Winters“. Ein Thema, das vielfältiger nicht sein könnte. Ein Thema, das geeigneter nicht sein könnte.

Es fällt schwer über diesen Abend zu schreiben, ist er doch irgendwie sehr persönlich gewesen. Mag es das Thema Liebe sein, das so persönlich ist, die intime Location oder die ungezwungene Atmosphäre – alles mischte mit. Es war ein gelungener Abend, den man als Zuschauer so unglaublich individuell erleben konnte. Das klingt vielleicht komisch, weil man ja schließlich alles „individuell“ erlebt und rezipiert, jedoch schaffte es „West End Winters“ sowohl ein persönliches Erlebnis und letztlich persönliche Erinnerung zu werden und nebenbei ein ganz eigenes Gefühl der Zusammengehörigkeit zu schaffen.

Organisiert wurde das Konzert vom Vienna Theatre Project und was Joanna Godwin-Seidl hier auf die Beine gestellt hat verdient größten Dank. In den „Director’s Notes“ schreibt sie von (Kindheits-)Träumen, die sich an diesem Abend erfüllen sollten und ja, es haben sich Träume erfüllt und es sind neue entstanden. „West End Winter“ war tatsächlich ein Abend zum Träumen. Ein Abend, der Herzenswärme in einer rauen Winternacht, um es romantisch auszudrücken.

Kieran Brown (what a voice!) und Caroline Frank zeigten in einem abwechslungsreichen Programm was Liebe alles bedeuten kann. Begleitet wurden sie von Musical Director Birgit Zach, die schon aufgrund ihrer Schwangerschaft viel Liebe in den Raum brachte.

„True happiness is being in the middle of a really beautiful song“ – so beschreibt Godwin-Seidl ihren “Musical Dream” und es stimmt, wenn es Künstler schaffen, so in sich anzukommen, einen Song zu performen, als wäre es ihr eigener und das dem Publikum zu vermitteln. Brown und Frank scheuen sich nicht davor, ganz in die Zeilen und Melodien der Songs einzusteigen und sich dabei scheinbar verletzlich zu machen. Es ist pure Glückseligkeit den beiden zuzuhören und -schauen. Da sitzt man im Publikum und ist gebannt von all den Gefühlen und Eindrücken, die da auf einen einwirken. Da steigt man selbst ganz tief mit ein und schafft so eine wundersame Zuschauer-Darsteller-Rollen-Verbindung, die einen im Moment – und auch nach dem Konzert – nicht loslässt.

Die Songauswahl – perfekt. Eine gute Mischung mit Konzept, vieles von „Underground“-Musicalkomponisten a la Scott Alan, Jason Robert Brown, William Finn, Adam Gwon und Kooman & Dimond („Cubicle of Love“ – what a great song!) und keine „never ending story“. Vielfältig, mit Bogen, Höhen und Tiefen im Sinne der „Stimmungen“ der einzelnen Songs und mit viel Herz.
Highlights? Sucht man sich eines aus, kommt einem sofort ein anderes in den Sinn – also: jedes einzelne Lied für sich, im Moment. Jede Performance zog mich selbst so in den Moment hinein, dass ich als Zuschauer gegenwärtig sein konnte, ein irgendwie immer selten werdender Effekt.

Als Special Guest war Singer-Songwriter Doug Andrews geladen, der mit seinem Song „Muse“ zu dieser „speziellen“ Stimmung des Abend beitrug und dessen CD („absaraka runoff“) ich gerade und schon die letzten Tage rauf und runter höre – perfect remedy for winter blues!

DANKE!
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...