Montag, 29. Juli 2013

notes on...

MYSELF
 
Ein paar Wochen ist es nun her, dass ich von „Musical Musing“  bzw. Elisabeth einen Blog-Award erhalten habe. Immer wieder geistert so ein „Preis“ durch das Blog-Universum und das eigentlich nur aus dem Grund, die Menschen hinter den Texten und Bildern besser kennenzulernen, in dem man sie bittet drei, sieben, zehn oder sogar fünfzig Facts über ihre Person ihren Lesern mitzuteilen. Ich gebe zu, dass ich einerseits nicht viel von solchen „Awards“ halte – irgendwie sind sie doch sinnlos!? – aber andererseits doch etwas Gefallen daran gefunden habe. Zugegeben, ich habe mich ein bisschen über diese Ehre gefreut, die mir Elisabeth mit der „Verleihung“ erteilt hat, mir aber lange überlegt, ob ich „persönlich“ werden und etwas über mich schreiben soll, oder es einfach als private Freude belasse, um mich nicht weiter darum zu kümmern. Doch der Gedanke daran ist geblieben und um den Spuk zu beenden, habe ich beschlossen, ein paar Worte über mich zu verlieren.
Nach einem Bachelor-Degree in Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, habe ich nun im Juni mein Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft abgeschlossen. Ich habe mich also auch abseits meines Blogs mit Theater beschäftigt, denn es ist meine große Leidenschaft. Mein Blog gab mir über die Jahre des Studiums die Möglichkeit so über Theater, im Speziellen über Musicals, zu schreiben wie ich es aus wissenschaftlicher Hinsicht nur bedingt durfte. Er war gewissermaßen ein Ventil. Begonnen hat alles mit „Rudolf – Affaire Mayerling“ im Februar 2009. Die größtenteils negativen Kritiken der Tagespresse und deren „Unverständnis“ für das Genre Musical brachten mich so in Rage, dass ich nach einer Möglichkeit suchte mich mitzuteilen, meine Sicht der Dinge darzustellen. Es musste öffentlich sein, für jeden zugänglich, da ich durch das Gefühl dieser „Öffentlichkeit“ die nötige kritische Distanz in meinen persönlichen Ansatz bringen konnte, selbst wenn mein Eintrag keine Leser finden würde – nur das Wissen um mögliche Leser hat bereits ausgereicht. Ich habe damals nicht verstehen können wie diverse Kritiker dieses Musical einfach nicht „sehen“ konnten – nicht sehen, dass es um mehr geht als um eine Liebesgeschichte zwischen Mary und Rudolf, sondern um ein Menschenschicksal, eine zerrissene Seele zwischen den Spannungen des Lebens, dargestellt von einem Schauspieler und Sänger (Drew Sarich), der sich selbst aufgeben und zugleich finden musste, um diese Rolle zu spielen und so intensiv gespielt hat, dass es mir den Atem verschlug.
Um diese Gefühlsebene geht es mir in meinen Beiträgen. Ich habe zwar Theaterwissenschaft studiert, doch im Prinzip kommt alles für mich immer auf diese Ebene zurück – die Menschen-Ebene, die Ebene der Emotion, die Ebene des Persönlichen. So betrachte ich das Dargestellte, die Schauspieler, die Musik, die Texte – das Theater. Über meine persönliche Ebene, über das „Gespürte“, über das „im-Raum-Fliegende“ und „zwischen-den-Zeilen-Liegende“. Ich begebe mich einerseits immer auf eine Reise zu mir selbst, andererseits auf eine Suche nach Antworten und viel mehr nach Fragen an das Leben. Meine Diplomarbeit habe ich inspiriert durch diesen, meinen persönlichen, Ansatz über „Rent“, „Spring Awakening“ und „Next To Normal“ geschrieben und versucht, mich jener Tatsache anzunähern, wie und warum diese drei Musicals auf so eindringliche Weise berühren, nahegehen und direkt in die Seele des Zuschauers gelangen. Dies nur am Rande…
Bisher habe ich es immer so gehalten, dass ich nur „Kritiken“ geschrieben habe, die auch geschrieben werden wollten. Keine Lust bedeutete keine Kritik, unabhängig davon ob ich eine Inszenierung ansprechend oder langweilig fand. Nichts sollte hier auf diesem Blog mit Zwang verbunden sein, so ist es noch heute. Wenn es beim Schreiben nicht „flutscht“, dann funktioniert es nicht und ich lasse es. Es muss ja nicht sein. Deswegen erscheinen Posts in unregelmäßigen Abständen und in kunterbunter Manier, gefiltert durch mein Interesse. Ich mache mir selten Notizen, meistens schreibe ich aus der Erinnerung, aus meiner Gefühlserinnerung, denn die empfinde ich als die ehrlichste Form.
Wie es nun mit dem Bloggen in Zukunft genau weitergeht weiß ich nicht, ich werde aber sicher dran bleiben und hie und da meinen Gedanken freien Lauf lassen und meinen Senf dazugeben, auch wenn ich ab Herbst vorwiegend aus London berichten werde, die Musical-Stadt Europas, in die es mich für ein Jahr verschlägt.
Von mir gibt es keine „Seven Facts“, sondern diesen kurzen Einblick. Vielleicht hat es jemanden interessiert, vielleicht auch nicht. So ist es jedenfalls.

Donnerstag, 11. Juli 2013

Neuentdeckung: The Graham Show

Wer Broadway.com's "Show People" mit Paul Wontorek, "WorkingInTheTheatre"-Episoden des American Theatre Wing und ähnliche Backstage-Videos liebt, die einen Einblick in Alltag, Arbeit und Menschen hinter und auf der Bühne geben, der wird auch "The Graham Show" lieben. Diese Web-Serie gibt es seit September 2012 und Graham Douglass interviewt in einzelnen Episoden "Theatermenschen" wie Adam Pascal (Rent), Casting Director Bernie Telsey (Rent, Next To Normal, Smash), John Tartaglia (Avenue Q), Christian Borle (Smash, Legally Blonde), Dramatiker Rick Elice (Jersey Boys, Peter and the Starcatcher), Julia Murney (The Wild Party) und viele andere. Ein intimer Rahmen schafft die Voraussetzung für diese interessanten Kurzvideos, von denen ich mich nur schwer wegreißen kann...meine Neuentdeckung der Woche.

...ich habe gleich mit Episode 10 gestartet. Bernie Telsey spricht u.a. über seine Anfänge als Schauspieler und Produzent, seine Non-For-Profit Company "MCC Theater" und sein Wirken als Casting Director.



LINKS:

- The Graham Show YouTube Channel
- The Graham Show auf Facebook

Next To Normal - Fast Normal. Die Besetzung.

Nun steht sie also fest, die gesamte Besetzung der deutschsprachigen Erstaufführung von "Next To Normal". "Next To Normal - Fast Normal" - Gott sei Dank wurde der englische Titel übernommen - präsentiert sechs Musicaldarsteller in seiner Cast, die mich auf den ersten Blick doch etwas verwundert haben. Ehrlich gesagt hätte ich Pia Douwes und Thomas Borchert nicht in den Rollen von Diana und Dan gesehen. Der zweite Blick jedoch, und vor allem der Blick auf die Darsteller von Gabe, Natalie, Henry und Dr. Madden/Fine, erzeugt in mir ein Gefühl der Spannung und Vorfreude auch wenn ich mit Sicherheit weiß, dass ich es wohl kaum nach Fürth zur Erstaufführung schaffen werde. Mit diesen sechs Darstellern hat das Creative Team sehr individuelle Künstler gefunden. Alle bringen die nötige schauspielerische Tiefe für diese Rollen mit, eine Furchtlosigkeit, sich diesen Charakteren zu widmen, Leidenschaft für ihren Beruf und eine besondere Ausstrahlung. Dirk Johnston und Dominik Hees als Gabe und Henry finde ich fabelhaft besetzt und ich mache mir große Hoffnungen auf ein Album mit dieser Cast, auch wenn ich mich immer etwas vor der deuschen Übersetzung graue, aber vielleicht ist Regisseur und Übersetzer Titus Hoffmann da ja etwas gelungen (ein erstes Urteil kann man sich hier bilden)...
Obwohl es nur 13 "exklusive" Vorstellungen im Stadttheater Fürth gibt (Premiere am 11. Oktober 2013) fährt das Marketing-Team eine bewundernswert engagierte Schiene. Promotion-Videos geben einen Einblick in die Backstage-Arbeiten, sei es nun Bühnenbild oder Fotoshooting, via Facebook wird ordentlich gepostet und geshared, die Homepage ist toll gestaltet und das Konzept hält sich eng an das Original (z.B. mit übergenauen, "hyper-normal" bearbeiteten Bildern und den symbolträchtigen Pixeln). Ein Produktion, die also schon im Vorhinein verspricht, was sie auch hoffentlich hält.

Die Besetzung:

Diana - Pia Douwes
Dan - Thomas Borchert
Natalie - Sabrina Weckerlin
Gabe - Dirk Johnston
Henry - Dominik Hees
Dr. Madden/Fine - Ramin Dustdar



Links:

- Next To Normal - Fast Normal
- Next To Normal - Broadway Review

Dienstag, 2. Juli 2013

Auf der Suche nach der Wahrheit - Die "neue" Sater/Sheik- Kollaboration "Arms on Fire"


Während sich in Wien das Youth Ensemble des English Theatre auf seine Premiere von "Spring Awakening" vorbereitet, feierte das neueste und zugleich älteste Projekt des Autoren-Teams Steven Sater und Duncan Sheik letzte Woche seine Weltpremiere. Unter dem Titel "Umbrage" begannen Sheik und Sater 1999, noch vor ihrer Zusammenarbeit an "Spring Awakening", ihre gemeinsame Arbeit. Doch erst 14 Jahre später kam es am 26. Juni 2013 als "Arms on Fire" zur ersten (öffentlichen) Aufführung mit der Chester Theatre Company (Regie: Byam Stevens).
Die Musicalwelt kann für eine Kollaboration wie diese überaus dankbar sein. "Pushing the boundaries" steht bei Sater und Sheik immer mit im Zentrum ihrer Arbeit. Dass Musicals sich nicht an „Konventionen“ halten müssen, sondern sich verallgemeinernden Definitionen entsagen können, indem sie z.B. der Musik neue Funktionen und Formen zusprechen, zeigten Sater/Sheik deutlich mit „Spring Awakening“. „Arms on Fire“ ist kein Musical, aber auch kein „play with songs“, das Stück versucht anscheinend erst gar nicht sich in eine Kategorie einzuordnen oder sich zu limitieren. Genau dieses Grenzen-negieren und -überwinden, dieses „Forschen“ nach neuen Wegen, zeichnet die Arbeit von Sater/Sheik aus und darin liegt, für mich, die Zukunft des Musicals. Ein weiterer Aspekt ist die Thematik der Stücke, denn auch wie in „Spring Awakening“ geht es um „finding truth, even if that truth is uncomfortable“ (Steven Sater, Amherst Bulletin). „Arms on Fire“ macht sich auf diese Suche, indem es zwei sehr unterschiedliche Menschen miteinander konfrontiert.
Auch wenn das Stück eine relativ kurze Spielzeit (26. Juni bis 7. Juli) hat, so spricht Sater in einem Interview mit dem Boston Globe bereits von Plänen es nach einer weiteren Produktion an einem Regional Theatre an ein Off-Broadway Theater zu bringen. So wie man plant und denkt so kommt es zwar nicht immer, aber die Hoffnung lebt, dass auch „Arms on Fire“ einen erfolgreichen Weg einschlägt. Einige Songs gibt es übrigens auf Duncan Sheiks Album „Phantom Moon“ (2001) zu hören…
 
LINKS:

- Boston Globe Artikel mit Video (Interview und Einblick in Proben)
- Chester Theatre Company (Produktionsinfos und Fotos)
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...