MYSELF
Ein paar Wochen ist es nun her, dass ich von „Musical Musing“ bzw. Elisabeth einen Blog-Award erhalten
habe. Immer wieder geistert so ein „Preis“ durch das Blog-Universum und das
eigentlich nur aus dem Grund, die Menschen hinter den Texten und Bildern besser
kennenzulernen, in dem man sie bittet drei, sieben, zehn oder sogar fünfzig
Facts über ihre Person ihren Lesern mitzuteilen. Ich gebe zu, dass ich
einerseits nicht viel von solchen „Awards“ halte – irgendwie sind sie doch
sinnlos!? – aber andererseits doch etwas Gefallen daran gefunden habe. Zugegeben,
ich habe mich ein bisschen über diese Ehre gefreut, die mir Elisabeth mit der
„Verleihung“ erteilt hat, mir aber lange überlegt, ob ich „persönlich“ werden und
etwas über mich schreiben soll, oder es einfach als private Freude belasse, um
mich nicht weiter darum zu kümmern. Doch der Gedanke daran ist geblieben und um
den Spuk zu beenden, habe ich beschlossen, ein paar Worte über mich zu
verlieren.
Nach einem Bachelor-Degree in Publizistik- und
Kommunikationswissenschaft, habe ich nun im Juni mein Studium der Theater-,
Film- und Medienwissenschaft abgeschlossen. Ich habe mich also auch abseits
meines Blogs mit Theater beschäftigt, denn es ist meine große Leidenschaft.
Mein Blog gab mir über die Jahre des Studiums die Möglichkeit so über Theater,
im Speziellen über Musicals, zu schreiben wie ich es aus wissenschaftlicher
Hinsicht nur bedingt durfte. Er war gewissermaßen ein Ventil. Begonnen hat
alles mit „Rudolf – Affaire Mayerling“ im Februar 2009. Die größtenteils negativen Kritiken der
Tagespresse und deren „Unverständnis“ für das Genre Musical brachten mich so in
Rage, dass ich nach einer Möglichkeit suchte mich mitzuteilen, meine Sicht der
Dinge darzustellen. Es musste öffentlich sein, für jeden zugänglich, da ich
durch das Gefühl dieser „Öffentlichkeit“ die nötige kritische Distanz in meinen
persönlichen Ansatz bringen konnte, selbst wenn mein Eintrag keine Leser finden
würde – nur das Wissen um mögliche Leser hat bereits ausgereicht. Ich habe
damals nicht verstehen können wie diverse Kritiker dieses Musical einfach nicht
„sehen“ konnten – nicht sehen, dass es um mehr geht als um eine
Liebesgeschichte zwischen Mary und Rudolf, sondern um ein Menschenschicksal,
eine zerrissene Seele zwischen den Spannungen des Lebens, dargestellt von einem
Schauspieler und Sänger (Drew Sarich), der sich selbst aufgeben und zugleich
finden musste, um diese Rolle zu spielen und so intensiv gespielt hat, dass es
mir den Atem verschlug.
Um diese Gefühlsebene geht es mir in meinen Beiträgen. Ich
habe zwar Theaterwissenschaft studiert, doch im Prinzip kommt alles für mich immer
auf diese Ebene zurück – die Menschen-Ebene, die Ebene der Emotion, die Ebene des
Persönlichen. So betrachte ich das Dargestellte, die Schauspieler, die Musik,
die Texte – das Theater. Über meine persönliche Ebene, über das „Gespürte“,
über das „im-Raum-Fliegende“ und „zwischen-den-Zeilen-Liegende“. Ich begebe
mich einerseits immer auf eine Reise zu mir selbst, andererseits auf eine Suche
nach Antworten und viel mehr nach Fragen an das Leben. Meine Diplomarbeit habe
ich inspiriert durch diesen, meinen persönlichen, Ansatz über „Rent“, „Spring
Awakening“ und „Next To Normal“ geschrieben und versucht, mich jener Tatsache
anzunähern, wie und warum diese drei Musicals auf so eindringliche Weise
berühren, nahegehen und direkt in die Seele des Zuschauers gelangen. Dies nur am Rande…
Bisher habe ich es immer so gehalten, dass ich nur „Kritiken“
geschrieben habe, die auch geschrieben werden wollten. Keine Lust bedeutete
keine Kritik, unabhängig davon ob ich eine Inszenierung ansprechend oder langweilig
fand. Nichts sollte hier auf diesem Blog mit Zwang verbunden sein, so ist es
noch heute. Wenn es beim Schreiben nicht „flutscht“, dann funktioniert es nicht
und ich lasse es. Es muss ja nicht sein. Deswegen erscheinen Posts in
unregelmäßigen Abständen und in kunterbunter Manier, gefiltert durch mein
Interesse. Ich mache mir selten Notizen, meistens schreibe ich aus der Erinnerung,
aus meiner Gefühlserinnerung, denn die empfinde ich als die ehrlichste Form.
Wie es nun mit dem Bloggen in Zukunft genau weitergeht weiß
ich nicht, ich werde aber sicher dran bleiben und hie und da meinen Gedanken
freien Lauf lassen und meinen Senf dazugeben, auch wenn ich ab Herbst vorwiegend
aus London berichten werde, die Musical-Stadt Europas, in die es mich für ein
Jahr verschlägt.
Von mir gibt es keine „Seven Facts“, sondern diesen kurzen
Einblick. Vielleicht hat es jemanden interessiert, vielleicht auch nicht. So
ist es jedenfalls.