Am Samstag hatte die neue Musicalproduktion des Stadttheater Baden Premiere - der Klassiker "West Side Story". Da ich noch nie im Stadttheater Baden war, um mir ein Musical anzusehen, fand ich es an der Zeit auch dort einmal vorbeizuschauen. Am Beispiel des Stadttheater Klagenfurt sieht man fast immer, dass auch kleine Theater große Musicalproduktionen hervorbringen können und auch vom Stadttheater Baden habe ich bereits ziemlich viel Gutes gehört...nicht nur weil Musicaldarsteller wie Darius Merstein-MacLeod und Maricel Wölk dort gerade ihr kreatives Potenzial ausschöpfen :)
Ich möchte mich eigentlich relativ kurz halten...die Aufführung für mich auf den Punkt gebracht: zu wenig Pep, technische Schwierigkeiten, teils unpassende Besetzung. Ich habe mir viel erwartet und wurde schon etwas enttäuscht.
Die Produktion kommt lange nicht in Schwung, es ist ein Dahin-Geplätscher. Es fehlt der Kick. Von Anfang bis zum Ende. Die Songs wurden gut performt - keine Frage - aber ohne wirkliche Leidenschaft. Sie wurden daher-gesungen. Die Choreographie (Rosita Steinhauser & Christian Zmek) gefiel mir sehr gut und hätte auch spritzig sein können, allerdings wurde auch diese daher-getanzt. Die Schrittfolgen wurden zwar perfekt umgesetzt, aber leider war kein Pep dahinter. Ohne Power, ohne Leben. Schuld daran - meiner Meinung nach - die Cast, fast alle eigentlich gute Darsteller, aber klassisch fehlbesetzt. Nicht alle, aber doch einige. Genau genommen vor allem die Jets.
West Side Story ist eine Liebes- und Bandengeschichte, die dem Modell "Romeo und Julia" folgt. Jeder kennt die Story, jeder die Musik - da brauche ich nicht näher darauf einzugehen. Es geht um Jugendbanden - hitzige Jugendliche, die sich prügeln, sich um Jobs streiten und deren Kämpfe auch manchmal ausarten.
Tja, die Jets...keiner von diesen Darstellern wirkte wie ein junger Hitzkopf. Keiner. Begeistern konnten mich nur Michael Clauder als Riff und Jasmina Sakr als Anybodys. Der Rest ohne jeglichen Pep. Ich bin keine, die es schrecklich findet, wenn ab und zu über das Rollenprofil hinweggesehen wird und man versucht von einer anderen Seite zu kommen und riskant zu besetzen, allerdings nur wenn dieses "Andere" durch eine Top-Performance wieder ausgeglichen wird. Mittel-alt kann jung spielen, wenn dies überzeugend performt wird, aber in dieser Produktion ist in dieser Hinsicht leider wenig passiert. Die Jets wirkten lustlos und hatten einfach kein "Feuer im Hintern". Bei "Gee, Officer Krupke" gab ich ihnen noch eine Chance, aber leider konnten sie diese auch nicht wirklich nützen. Es wurde passabel performt und Albert Kessler als Action zeigte sich ein wenig besser als im Rest der Show, allerdings legte er eine grauenhafte Schauspielleistung an den Tag. Was das weibliche Ensemble als Cheerleader während dieses Songs zu suchen hatte, weiß ich nicht. Es war einfach nur unpassend.
Darius Merstein-Macleod als Tony, der "Star" in der Hauptrolle. Eine Rolle, die leider nicht so ganz zu ihm gepasst hat. Er ist schon über 40 und obwohl sein Gesang und seine Gesamtperformance wirklich gut waren und er sehr gefühlvoll gespielt hat; so ganz nimmt man ihm den jungen Verliebten nicht ab. Schade. Auch Maricel Wölk als Maria wirkte ein wenig farblos. Ihre Performance ist sehr gut, aber die Liebe zwischen Tony und Maria wollte sich für mich nicht wirklich entfalten. Es geht hier nur um drei, vier Tage an denen sich das Paar ineinander verliebt und beschließt gemeinsam zu flüchten. Für mich wenig glaubhaft in dieser Inszenierung (Robert Herzl).
Die Sharks hinterließen bei mir im Großen und Ganzen einen besseren Eindruck. Star dieser Produktion ist für mich Ines Hengl-Pirker, die eine wirklich großartige Anita auf die Bühne gebracht hat. Mit viel Leidenschaft, Glaubwürdigkeit und Feuer. Tolle Stimme, tolle Ausstrahlung, super Performance.
Auch Ramin Dustdar als Bernardo und Vincent Bueno als Chino fand ich sehr gut. Zwar kam die Eifersucht Chinos nicht ganz so gut heraus, aber diese beiden Herren hatten einfach eine tolle Ausstrahlung und haben den nötigen Kick ins Geschehen gebracht. Insgesamt hatten die Sharks mehr Pep, nicht nur weil sie diesen als "Puerto Ricaner" auch auf die Bühne bringen sollten.
Eine wirkliche Katastrophe war die Technik. Die Nebelmaschinen waren so laut, dass ich mich zuerst wirklich gefragt habe, was wohl diesen Lärm erzeugt und die Schuld auf den Schlagzeuger geschoben habe. Es war sehr unpassend und nervig ständig dieses Rauschen im Hintergrund zu vernehmen. Ein weiterer Fauxpaus - das Licht. Die Verfolger sind nicht mitgekommen und so stand bei einem Duett teilweise nur Tony im Licht und Maria ist untergegangen und bevor man das richtige Farblicht gefunden hatte, bekam der Zuschauer noch einen bunten Regenbogen zu sehen. Ich verstehe, dass die kleinen Stadttheater nicht die gleichen technischen Mittel haben, wie z.B. die VBW, aber diese Fehler dürften nicht passieren. Sie reißen den Zuschauer kurzfristig aus dem Geschehen heraus und verwirren einfach nur.
Berührt hat mich diese Produktion leider nur sehr wenig. Ich bin schon sehr auf andere Kritiken gespannt... wird es sich einer von euch noch ansehen oder hat es wer bereits gesehen? Freue mich über Kommentare und andere Meinungen!
Dienstag, 16. Februar 2010
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