Freitag, 28. Mai 2010

THE WILD PARTY - Queenie was a blonde and her age stood still...

...so beginnt das Gedicht "The Wild Party" von Joseph Moncure March, auf dem das gleichnamige Musical von Andrew Lippa basiert. In der Saison 1999/2000 feierten gleich zwei Versionen von "The Wild Party" in NYC Premiere. Andrew Lippa Off-Broadway und Michael John LaChiusa am Broadway. Letztendlich war es die Off-Broadway-Produktion, die größere Erfolge feierte und u.a. auch 2003 den Weg nach Österreich (Musicalsommer Amstetten) schaffte.

Mir war das Musical vom Namen her bekannt und die Songs "What is it about her?" und "The life of the party" habe ich schon des öfteren gehört, allerdings wusste ich weder um was es geht, noch wie die anderen Lieder so sind. Ich ging also relativ unvoreingenommen in die gestrige Vorstellung von "The Wild Party" und habe mich einfach ganz darauf eingelassen...herrlich!
Aufgeführt wird "The Wild Party" derzeit von den Studenten des 2. und 3. Jahrgangs mit Unterstützung des 1. Jahrgangs und Tänzern aus der Ballettabteilung der Konservatorium Wien Privatuniversität.

Das Musical ist nicht leicht zu verdauen, zumindest mir geht es so... Es ist gesellschaftskritisch, verstörend und bietet viel Stoff zum Nachdenken. Es geht um Liebe, Leid, Oberflächlichkeit, Verletzlichkeit, Gefühle, Masken und Spaß. Der Inhalt ist schwer zu erklären, weil viel zwischen den Zeilen steht und am besten "vor Ort" wahrgenommen wird. Aber kurz gesagt: Queenie und Burrs, eine Tänzerin und ein Clown, führen seit 3 Jahren eine Beziehung, die trotz aller Liebe ihren Tiefpunkt erreicht hat. Burrs behandelt Queenie schlecht und als er es einmal zu weit treibt, beschließt sie eine "wilde Party" zu schmeißen, um ihn öffentlich zu blamieren. Sehr illustre Gestalten beehren die beiden und das Partygeschehen nimmt seinen Lauf. Tanz, Gesang, Alkohol, Drogen, Sex. Mittendrin ein "Liebesquartett" - Queenie, Burrs, Kate und Black.

Die Darsteller haben sich mit diesem Musical einer großen Herausforderung gestellt und sie einfach toll gemeistert.
Beeindruckt hat mich - wieder einmal - Christof Messner. Was dieser Mensch alles drauf hat ist unglaublich. Nicht nur ist er mit einer wunderbaren Stimme gesegnet, nein...er scheut auch nicht davor zurück in die tiefsten Abgründe menschlicher Seelen zu blicken und diese darzustellen. Burrs ist ein gewalttätiger Clown. So könnte man den Charakter vielleicht (am oberflächlichsten) beschreiben, man ist mit dieser Beschreibung jedoch nicht am Ziel. Es kommt ein bisschen Heath Ledger als Joker hinzu, gemischt mit einer verletzten Menschenseele, Liebe, Wut und Traurigkeit. Messner gibt alles, er steigt komplett in diese Rolle ein und überzeugt das ganze Stück hindurch. Man darf auf seine Performance als D'Artagnan in Staatz gespannt sein. Ich bin es!

Die Rolle der Queenie teilen sich Miriam Mayr und Martina Lechner. Ich habe Martina Lechner als Queenie erleben dürfen und obwohl sie mit leichten stimmlichen Problemen zu kämpfen hatte, gab sie alles und wurde im Laufe des Abends immer besser. Ihre angeschlagene Stimme verlieh ihr eine weitere Nuance der Verletzlichkeit und hat ihrem Rollenspiel gut getan. Es war ihre erste Show als Queenie und so brauchte sie ein wenig um hineinzukommen, aber dann war auch sie voll in ihrem Charakter und spielte sich die Seele aus dem Leib.
Ihre "Affäre" wurde von Oliver Liebl dargestellt. Er spielt Mr. Black, einen Mann, der Queenies Charme verfällt und der sie vor Burrs gewalttätiger Seite beschützen möchte. Mr. Black kam mit Kate (Lena Brandt) auf die wilde Party, die wiederum offen ihr Interesse für Burrs zeigt. So spinnt dieses Quartett seine Runden und die Situation spitzt sich immer mehr zu. Lena Brandt überrascht in der Rolle der Kate. Was für eine Hingabe. Sie lebt die Rolle, spielt ehrlich und singt grandios. Liebl tritt zwar ein wenig hinter das Trio zurück, meistert seinen Part aber gut - die Rolle des liebevollen Beschützers nimmt man ihm auf jeden Fall ab. In der für mich sehr schwierig auszuhaltenden Szene gegen Ende des Stücks, als Burrs mit einer Pistole auf Queenie und Black losgeht und man zunächst nicht ahnen kann, wer von den dreien daran glauben muss, läuft auch Oliver Liebl zur Höchstform auf. Diese Szene ist als Zuschauer und sicher auch als Darsteller an der Grenze des Unaushaltbaren, sie nimmt einen so ein, aber man kann vor lauter Spannung und Anspannung fast nicht hinschauen.

Aus dem Ensemble zu erwähnen sind für mich noch Petra Straussova als lesbische Madelaine und Timo Verse als schwuler Phil, der sich außerdem auch für das Bühnenbild verantwortlich zeigte. Zwei sehr gelungene Performances! Aber auch die anderen Studenten stehen ihnen um nicht viel nach. Es war im Ganzen eine großartige Darbietung.

Zu erwähnen ist sicher auch noch Marcus Tesch, der mit einer fulminanten Choreographie Schwung in den Leonie-Rysanek-Saal gebracht hat, Regisseurin Alexandra Frankmann-Koepp, die sich dem schwierigen Stoff mit viel Fingerspitzengefühl widmete und das Lichtdesign von Dulcinea Jan, perfekt!

Interessant auch die kurze Erklärung zu den Leitmotiven der Andrew Lippa Komposition des musikalischen Leiters Peter Uwira im Programmheft.

Zwei Stunden und zwanzig Minuten wilde Party mit allen Höhen und Tiefen. Sehr zu empfehlen! Zu sehen noch bis 1. Juni am Konservatorium Wien.

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