Musik ohne das gewisse Etwas, aber Spaß ohne Ende, so lautet mein Resümee des gestrigen Abends bei The Full Monty.
Dass Amstetten meistens gute Produktionen auf die Beine stellt ist längst kein Geheimnis mehr. Hier gibt man sich wirklich Mühe aus wenigen Mitteln viel zu machen und es gelingt auch in den meisten Fällen. Mit The Full Monty kommt nach einer Uraufführung (Rockville im letzten Jahr) nun eine Deutschsprachige Erstaufführung und die kann sich durchaus sehen lassen. Bei den Übersetzungen hapert es zwar hie und da in den Songtexten, aber die Songs spielen in diesem Musical sowieso eine untergeordnete Rolle, da sie einen nicht gerade vom Hocker reißen. Ein paar gute Nummern sind dabei, aber die sind leider in der Minderheit.
In The Full Monty stehen sowohl Männer, als auch Frauen im Mittelpunkt. Das männliche Geschlecht AUF der Bühne, das weibliche IM Zuschauerraum. Es ist eine Art „Ladies Night“, die aber sicher auch Unterhaltung für männliche Zuschauer bietet.
Der Inhalt ist schnell erklärt. Ein Stahlwerk in Buffalo muss dicht machen und hinterlässt arbeitslose Männer mit Familie. Die Lage scheint aussichtslos und die Arbeitslosen sinken immer tiefer in die Depression. Jerry kann den Unterhalt für seinen Sohn nicht mehr bezahlen und wenn er nicht bald das nötige Geld aufbringt wird ihm auch das Sorgerecht entzogen. Gemeinsam mit seinem „dicken“ Freund Dave beschließt er einen Striptease-Abend zu organisieren, mit ihnen selbst als Stripper. Das einzige Problem ist, sie sind „echte Männer“ – haben keine Ahnung vom Tanzen und noch weniger den richtigen Körperbau um zu strippen. Davon lassen sie sich aber nicht beirren und beginnen nach Kollegen zu suchen, die ebenfalls in der finanziellen Klemme stecken und bereit sind sich für Geld auszuziehen. Nach und nach kommt einer dazu und schließlich beginnen sie zu sechst zu proben. Immer wieder von Selbstzweifeln geplagt und von den Problemen zu Hause verfolgt schaffen sie es schlussendlich doch auf die Bühne…
Wie gesagt stehen auf der Bühne die Männer im Mittelpunkt. Otto Jaus überzeugt als cooler Jerry, der seinen Sohn nicht aufgeben will, aber hie und da einen Stoß in die richtige Richtung benötigt. Er erbringt gesanglich und schauspielerisch eine einwandfreie Leistung. Sehr berührend auch die Szenen, die er zusammen mit seinem Bühnensohn spielt. Auch Moritz T. Klock fügt sich gut ein und spielt sehr gekonnt, gar nicht aufgesetzt oder auswendig gelernt. Er hat viel Talent. Meine ganzen Sympathien hat auch Frank Winkels. Er spielt Dave, Jerrys besten Freund, der unter seinem Gewicht leidet und Angst hat ausgelacht zu werden. Winkels stellt den Dave sehr ehrlich dar und überträgt die Gefühle seines Charakters direkt auf das Publikum.
Aber auch die anderen Männer haben einiges drauf. Rory Six hat einfach eine wunderschöne Stimme, der man sehr gerne zuhört. Ihm liegen die schüchternen Rollen sehr. Julian Looman überzeugt als „Dummchen“ – er besitzt einfach Bühnenpräsenz, egal in welcher Rolle. Claus Dam spielt den Spießer Harold, der „Hot Metal“ das Tanzen beibringen möchte, gekonnt. Auch das Zusammenspiel mit seiner „Frau“ Jacqueline Braun wirkt harmonisch. Eddie Jordan gibt den „Hengst“ – auch er macht seine Sache gut. Zunächst wirkt er zwar etwas hölzern, aber mit seiner Solotanznummer hat er bald alle auf seiner Seite. Alle sechs geben ein buntes Männerbild ab und spielen toll zusammen. Es ist pure Freude ihnen beim Performen zuzusehen und purer Spaß zu sehen, wie sie aus arbeitslosen Stahlarbeitern Stripper machen. Hut ab vor ihrer Leistung und dem Mut sich ihren Rollen und deren Nacktheit ganz hinzugeben!
Aus dem weiblichen Ensemble konnten leider nur Jacqueline Braun, Carin Filipcic und Betty Vermeulen überzeugen. Letztere gibt eine fantastische ältere Pianistin, die die Männertruppe durch ihr Ups und Downs begleitet und ihnen tatkräftig zur Seite steht. Vermeulen ist genau auf richtigem Niveau verschroben und herrlich komisch.
Abgesehen von den wenigen guten Songs ist The Full Monty ein sehr amüsantes Musical mit Herz. Der Inhalt ist einfach, genügt aber um die Leute zum Lachen zu bringen. Er will in seiner Einfachheit nicht zu viel, es tut gut, denn oft genügen wenige komische Grundelemente. Gut ist, dass es nach der großen Stripteasenummer am Ende keine „Familienzusammenführungen“ mehr gibt. Die Show hört mit einem Knaller auf und das ist gut so. The Full Monty macht viel Spaß und bietet einen sehr unterhaltsamen Sommerabend. Das Leading Team in Amstetten hat wieder einmal gute Arbeit geleistet.
*Image via
Mittwoch, 21. Juli 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen