AIDA ist alleine schon wegen der Musik sehenswert. Elton John hat hier Melodien und Harmonien entworfen, die einen nicht loslassen – von „Durch das Dunkel der Welt“ über „Die Sonne Nubiens“ bis hin zu „Einen Schritt zu weit“ und „Die Wahrheit“. Ein toller Song folgt auf den anderen. Dieses Jahr wieder nach Staatz zu fahren war also eine ausgemachte Sache für mich.
Die Inszenierung auf der Felsenbühne lebt von den Ensembleszenen und einer großartigen Hauptdarstellerin. Charlotte Thompson als nubische Prinzessin Aida hat die Sympathien sofort auf ihrer Seite und singt ihre Partie sehr sicher. Auch schauspielerisch liefert sie eine gute Leistung ab und führt durch das Musical mit Gefühl und als starke Persönlichkeit. Ihr zur Seite steht Patrick Schenk als Radames. Er bemüht sich, hat aber das ganze Stück hindurch Höhen und Tiefen – sowohl im Gesang, als auch in seinem Spiel und wirkt etwas farblos. „Radames‘ Brief“ als Liebeserklärung geht da leider etwas unter, da es Schenk nicht ganz schafft die Gefühle in seiner Stimme zu transportieren, ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl wäre an diese Stelle nicht schlecht gewesen. Doch zum Finale der Show gewinnt Radames wieder und stirbt einen tragischen Tod. Dem Liebespaar gegenüber steht Amneris, Tochter des Pharao und Verlobte von Radames - eine Rolle, in die man viel einbringen kann. Amneris macht im Laufe des Musicals eine große Entwicklung durch – die Darstellerin muss den Bogen von einem versnobten Prinzesschen, dessen einziges Ziel es ist gut auszusehen, zur mitfühlenden, starken Frau mit gebrochenen Herzen spielen können. Es ist kein leichter Part, denn man muss die Grenzen austesten und sie finden – sei es nun um die Sympathien des Publikums zu gewinnen oder die Glaubwürdigkeit zu bewahren. Elisabeth Sikora schafft dies leider nicht immer, auch ihre Leistung ist durchwachsen. Zu dumm – statt naiv dümmlich – ist mit die anfängliche Amneris, zu aufgesetzt und übertrieben. Die Pointen passen ab und zu aber doch und ihr Solo „Die Wahrheit“ überzeugt. Ihre Stimme harmoniert zudem sehr gut mit der von Charlotte Thompson.
Sympathisch und gerissen gibt Christof Messner Mereb, den nubischen Kammerdiener Radames‘, und stirbt einen überzeugenden Bühnentod. Schade, dass Mereb nicht mehr zu singen hat, Messners Stimme würde man gerne länger zuhören. Alice Macura als Nehebka spielt ihre Rolle gut, bleibt jedoch etwas zurückhaltend. Werner Auer als Zoser liefert eine passable Leistung ab.
Die Felsenbühne wurde gut in einen ägyptischen Palast verwandelt und ermöglicht mit einer Bühnenschräge sowohl einen Catwalk für „Ein Sinn für Stil“ als auch eine Grabkammer für das traurige Ende der Geschichte (Jack Hamal). Zu den Kostümen (Inge Föderler und Brigitte Hamal) gibt es zu sagen, dass die Sklaven besser angezogen sind als der Rest. Die bunten, afrikanischen Kostüme sind kreativ und schön, auch Aida steht das fliederfarbene Kleid ausgezeichnet. Merebs erstes Ensemble ist etwas gewöhnungsbedürftig, man hätte Messner gleich in seinem zweiten Kostüm spielen lassen sollen – Authentizität hin oder her. Das ägyptische Heer in violettem Lederimitat – da gibt es sicher bessere Lösungen. Amneris Kostüme wirken ab und zu etwas billig, funktionieren aber im Großen und Ganzen. Über kleinere Dinge lässt sich hinwegsehen, bei der Fashion Show bei „Mein Sinn für Stil“ sollte man sich aber überlegen die Augen zu schließen, zu viel Kinderfasching, wenig schönes Kreatives ist hier dabei. Allein ein blaues Kleid gefällt, warum ist man nicht bei jedem „Model“ bei einer Farbfamilie geblieben? Hier hätte die Kostümabteilung wirklich die Möglichkeit aufzutrumpfen und verpasst sie.
Aida in Staatz überzeugt in Szenen wie „Die Sonne Nubiens“, in denen das junge Ensemble alles gibt. Wenn das große Ensemble die Bühne bevölkert ist etwas los, sei es nun im Gefängnis, am Marktplatz oder am Nil beim Wäschewaschen. Hier entstehen schöne Bilder und Stimmungen. Wenn jedoch die Hauptdarsteller die Bühne alleine beherrschen sollen, kommt es hin und wieder zu Spannungsverlust – auch wenn Aida und Radames‘ Duette den Raum ganz gut füllen ist nicht immer viel zu spüren. Aber wie gesagt, schon alleine wegen der Musik ist AIDA einen Besuch wert.
Wer noch einen Ausflug nach Staatz plant, der sollte sich beeilen, gespielt wird nur noch diesen Donnerstag bis Samstag (Derniere). Tickets gibt es – wenn man Glück hat - noch über Ö-Ticket oder an der Abendkassa.
Nächstes Jahr wird übrigens Maury Alan Yestons TITANIC aufgeführt...
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Montag, 8. August 2011
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