Sonntag, 28. Februar 2010

OMIGOD YOU GUYS!

Ich bin zwar nicht blond, aber trotzdem hat es mir „Legally Blonde“ angetan. Es ist ein Feelgood-Musical, das einen nicht los lässt, da es so viel Herz hat – mich zumindest nicht. Es geht darum, zu sich selbst zu stehen und seinem Herzen zu folgen, um Toleranz, Ehrgeiz, Träume und Spaß. Die Themen sind aus dem Leben gegriffen und sprechen an, auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie kommen nicht offensichtlich daher, man muss erst ein wenig hinter die Fassade blicken. Genau darum geht es, denn auch wenn „Legally Blonde“ zunächst vielleicht oberflächlich wirkt, so ist es das ganz und gar nicht. Genau dieser Oberflächlichkeit der Gesellschaft will es nämlich entgegenwirken und zwar auf eine Weise, die man als Zuschauer gut annehmen kann.

Beim Charakter Elle Woods besteht immer die Gefahr, sie als „Dummchen“ oder „oberflächliche Blondine“ abzustempeln. Die größte Herausforderung der Hauptdarstellerin ist es genau dies zu vermeiden. Sheridan Smith, in GB vor allem aus dem Fernsehen bekannt, gelingt es hervorragend das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Sie spielt mit so viel Liebreiz und Herz, dass es pures Vergnügen ist, sie auf ihrem Weg von der Malibu-Barbie zur mutigen Harvard-Studentin zu begleiten. Elle Woods verliert dabei nie ihre Persönlichkeit, sondern beginnt nach einigen Auf und Abs wirklich zu sich zu finden und gewinnt dazu. Obwohl natürlich viel Kitsch in „Legally Blonde“ verpackt ist, driftet das Musical nie ab, es ist nie seicht oder flach.

Ich liebe das Londoner Publikum genauso wie das Amerikanische, da es in jeder Show total mitgeht. Im deutschsprachigen Raum erlebe ich das selten bis gar nicht und für mich ist es immer schön eine Show in einem anderen Land zu sehen, um auch die „Zuschauerkultur“ kennen zu lernen. Das englischsprachige Publikum, so kommt es mir jedenfalls vor, taucht viel stärker in die Shows ein. Es fühlt stärker mit und zeigt die Emotionen viel offener. Es gibt viel Spontan-Applaus oder es wird einfach mal gepfiffen und zugerufen, wenn z.B. Duncan James als Warner Huntington III die Bühne betritt. Das ehemalige Mitglied der britischen Boygroup „Blue“ passt nämlich wirklich perfekt in die Rolle des arroganten Schnösels, als wäre sie ihm auf den Leib geschneidert. Das weibliche Publikum ist vor lauter Hingerissen-sein fast von den Stühlen gefallen und die meisten waren einfach nur hin und weg. Es war ein fantastisches Schauspiel, das sich hier im Zuschauerraum abgespielt hat. Super! :) Solche Reaktionen wirken in London nicht irgendwie ungewöhnlich oder übertrieben, es ist einfach Spaß. Für alle!

Duncan James könnte nach seine Zeit als Blue-Sänger seine Nische gefunden haben. Als Musical-Darsteller könnte er noch eine große Zukunft haben. Seine Stimme ist einfach wow…kratzig und weich zu gleich – sehr interessant und schön!
Sein „Konkurrent“ ist der schüchterne Emmet Forrest, gespielt von Alex Gaumond. Emmet ist zunächst ein strebsamer Jus-Student, der sich sehr auf sein Studium konzentriert, dann aber Elle Woods kennen und später lieben lernt. Was zunächst etwas unmöglich bzw. unpassend scheint entwickelt sich zu einem zarten Pflänzchen der Zuneigung und Liebe. Elle ist jedoch lang auf Warner fixiert und was das Publikum schon von Anfang an weiß, erkennt sie selbst erst spät.

Die Musik (Laurence O’Keefe & Nell Benjamin) scheidet die Geister und da ich sie schon kannte, bevor ich mir das Musical live angesehen habe, kann ich nicht sagen, wie sie sich zum ersten Mal hören anfühlt. Ich finde sie gelungen! Von der Anfangsnummer „Omigod you guys“ über die Shownummer „What you want“, die wahnsinnig viele Facetten hat, bis hin zu „So much better“ und dem Titelsong „Legally Blonde“. Das Musical ist von einem schnellen Ablauf gekennzeichnet, der sich auch in den vielen Up-Tempo-Songs widerspiegelt. Immer wenn ich die Musik höre bessert sich meine Laune!

Lustig war es zu sehen, wie gut die Briten den amerikanischen Akzent draufhaben. Ich muss sagen es war gelungen, jedoch stellenweise etwas übertrieben, aber da das Musical u.a. auch von der Selbstironie der Amerikaner lebt, gar nicht mal so unpassend (Buch: Heather Hach). Auch zwei kleine Hunde dürfen bei diesem Musical nicht fehlen. Sie spielen keine wesentliche Rolle, verzaubern das Publikum allerdings voll und ganz. Sei es nun Elle’s "Statement-Chihuahua" Bruiser oder Paulette’s Bulldogge Rufus, die beiden „cuties“ stehlen den Menschen fast die Show.

Wer die Farbe Pink und ein wenig Zuckerguss und Kitsch nicht verträgt, der wird sich mit „Legally Blonde“ vielleicht schwer tun. Für das weibliche Geschlecht ist dieses Musical eine Wohltat, zeigt es doch die Stärke einer Frau, die zu sich selbst steht auf sehr unterhaltsame Weise. Mag es auch von vielen missachtet werden, es macht einfach gute Laune und man kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ich könnte noch ewig darüber schreiben...
Auf den Plakaten, die sich vor allem in Londons Underground Stationen finden, kann man u.a. diese zwei Kommentare lesen…ich finde sie total lustig und sehr treffend! :)

"Omigod I'm like so totally going again." - Paul Taylor, The Independet (überhaupt ein sehr gelungener Review - hier zu lesen)

"OMG! I PINK THIS IS AN ELLE OF A SHOW" - News of the World

TIPP: The search for Elle Woods

In den USA wurde mittels einer TV-Casting-Show eine Nachfolgerin für Laura Bell Bundy als Elle Woods gesucht. Ich habe mir das Ganze online angesehen und fand es sehr unterhaltsam. Die TV-Show war leider nur mäßig erfolgreich, aber man lernt viele interessante Menschen kennen wie z.B. Bernie Telsey oder Orfeh. Ein bisschen wie „Germany’s Next Topmodel“ trifft „Ich Tarzan, Du Jane“.
Wenn es euch interessiert, hier kann man sich die Folgen online ansehen.
                                                                                                                                  *Image via

2 Kommentare:

  1. Danke fürs reinstellen, hab das Musical irgendwie total verschwitzt!
    Werd mir gleich mal was bei youtube anhören : D...
    achja, dank deines blogs bin ich auf next to normal gestoßen und es ist einfach nur fantastisch!
    DANKE

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  2. Oh, das freut mich sehr!!

    Next to Normal ist wirklich ein ganz besonderes Musical.

    Bin gespannt, was du von Legally Blonde hältst - freu mich immer über einen Kommentar!

    Liebe Grüße,
    Julia

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