Die Konzertreihe „Broadway Melody“ bildet den dritten Teil des Musicalsommers des Stadttheater Klagenfurt. Mit Broadway hat man es allerdings nicht immer ganz so genau genommen, was im Grunde kein Problem war, aber wenn der Titel schon etwas verspricht…
Ein paar West End Musicals (u.a. Chess, We Will Rock You) und auch ein paar deutsche Produktionen (u.a. Freudiana, Der Glöckner von Notre Dame) haben sich ins Programm geschlichen und auch das nun schon allseits beliebte „The Girl in 14 G“, das wenn es gut interpretiert wird, der Publikumsrenner ist. Die Zusammenstellung ist im Großen und Ganzen gut gelungen. Die Wahl fiel auf einige Titel aus klassischen, älteren Musicals wie Kiss me, Kate!, Brigadoon und Finian’s Rainbow. Dazwischen fanden sich dann aktuellere Songs und auch besondere „Schmankerln“. Zu ersteren zählte z.B. „Heißgeliebt“ aus Wicked und „Bohemian Rhapsody“ aus WWRY. Warum man bei Wicked nicht die Originalversion – „Popular“ – gewählt hat, liegt wahrscheinlich daran, dass auch die Zuschauer, die dem Englischen nicht so mächtig sind, etwas mitbekommen sollten. Ich kann Wicked kaum auf Deutsch hören, es klingt einfach nicht gut. „Heißgeliebt“ statt „Popular“ – geht gar nicht. Ina Trabesinger hat das Lied dennoch sehr gut performt.
Das Ende des ersten Aktes wurde mit einem Medley eingeleitet. 20 Songs aus verschiedensten Musicals wurden durcheinander gemischt und performt. Gott sei Dank ist man im zweiten Teil des Konzert aus dieser Manier wieder ausgebrochen und hat die Lieder wieder im Ganzen präsentiert, mit Unterbrechung eines kurzen Medleys aus 6 Songs, das es aber in sich hatte. Mit hat hier besonders „Time Of My Life“ aus Dirty Dancing gefallen, performt von Peter Lesiak und Ina Trabesinger, die vor allem tänzerisch überzeugen konnten. Für Lesiak war der Song vielleicht ein wenig zu tief.
Die kleinen Besonderheiten des Konzerts waren neben selten gehörten Nummern aus älteren Produktionen, auch das Quartett aus Chess (Nazide Aylin, Norbert Lamla, Jesper Tydén und Erwin Windegger), „Lost in the Wilderness“ aus Children of Eden (Daniel Prohaska), „Send in the Clowns“ aus A Little Night Music (hervorragend interpretiert von Dagmar Hellberg) und „Guldet blev till sand“ aus Kristina från Duvemåla (Jesper Tydén). Letzteres war wirklich ein absolutes Highlight und hat gezeigt, dass Schwedisch eine wunderschöne Singsprache ist. Besonders lustig auch „Triplets“ aus „Between the Devil“ von Ina Trabesinger, Nadine Zeintl und Daniel Prohaska, die als Babys auf die Bühne kamen und den Song über Drillinge auch in Babystimme performten – wirklich komisch!
Das Ensemble bestand aus fünf Frauen und sieben Männern, die 12 „internationalen“ Musicalstars. Geballte Frauenpower bekam man geboten - eine stimmgewaltige Dagmar Hellberg (toll auch „Du bist allein“ aus Freudiana), eine charmante Ina Trabesinger (die ab 2. Dezember in „Sister Act“ in Hamburg auf der Bühne stehen wird), eine lustige Nadine Zeintl, deren großartige Mimik jeglichen Vergleich sucht (ein komisches „The Girl in 14G“ – irgendwie zwischen neurotischer Oma und Kristin Chenoweth Verschnitt, dennoch äußerst gelungen – sie hat die Nummer auf ihre Art interpretiert) und zwei leidenschaftliche Darstellerinnen wie Nazide Aylin und Bettina Mönch.
Bei den Männern sah es weniger prickelnd aus, leider. Peter Lesiak, Daniel Prohaska, Erwin Windegger waren top und gaben alles. Windegger performte ein kurzes „Das Lied der Dunkelheit“ aus Das Phantom der Oper und machte große Lust ihn in dieser Rolle auf der Bühne zu sehen. Gut, aber stimmlich ein wenig unsicher waren Previn Moore und Jesper Tydén. Beide hatten dann aber einen Song, der sie wieder nach oben brachte. Bei Moore war dies „You can’t stop the beat“ aus Hairspray (leider auf Deutsch – warum nur?). Bei Tydén war dies das ans Herz gehende „Guldet blev till sand“ in seiner Muttersprache.
Enttäuschend waren Frank Berg und Norbert Lamla. Während erstere sich noch irgendwie ins Ensemble einfügen konnte, so hatte Lamla leider große Schwierigkeiten. Er performte ohne jegliche Leidenschaft. Seine Stimme ist ohne Frage gewaltig, aber ohne Ausdruck und Spiellust geht da nicht viel. Noch nie habe ich ein so schlecht interpretiertes „The Impossible Dream“ aus Der Mann von La Mancha gehört – es ist ein wunderbarer Song, aber diesmal war ich froh, dass er nur kurz im Medley angesungen wurde. Schade!
Zwei Kritikpunkte gibt es noch. Leider waren manche Mikros viel zu laut eingestellt, zuhören wurde deswegen ab und zu ein bisschen zur Qual und die Songqualität nahm auch ein wenig ab…eine Frechheit war, dass es keine Programmhefte mehr gab. An diesem - vorletzen - Abend wurden nur noch die letzten 10 Exemplare verkauft – es wurden zu wenige gedruckt. Auch bei der heutigen Derniere wird es laut Aussage eines Mitarbeiters des Theaters keine mehr geben. Wie ich zu meinem gekommen bin? Ich musste ein älteres Ehepaar anhauen mir ihres zu überlassen. Unangenehm, aber notwendig.
Der Abend war dennoch ein sehr vergnüglicher. Das Orchester unter der Leitung von Jeff Frohner und das Staging von Ricarda Regina Ludigkeit setzen die Darsteller gut in Szene. Es war ein Abend jenseits von schlechten Tourproduktionen, die meinen Best of Musical zu präsentieren und VBW, die meistens nur auf die Gassenhauer setzen. Die Songauswahl war, wenn auch mit ein paar Tücken, sehr erfrischen, weil anders.
Donnerstag, 12. August 2010
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