Donnerstag, 28. Mai 2009

Kurzkritiken

...so nun hat es doch etwas länger gedauert als gedacht, aber jetzt ist es Zeit für einen neuen Post ;)

Da ich etwas hinten nach bin und schleunigst aufholen sollte, werde ich jetzt nur kurz etwas über "I Do! I Do!" und "Charley's Tante" schreiben und mich in den nächsten Einträgen etwas länger mit "My Fair Lady" (Volksoper) und "FAME" (Kons) beschäftigen...

I Do! I Do! (Music by Harvey Schmidt/ Book & Lyrics by Tom Jones) - English Theatre

Fast ein Monat ist es jetzt her, dass ich "I Do! I Do!" im English Theatre gesehen habe...es war ein sehr einfach gestaltetes Musical, aber nichtsdestotrotz gut inszeniert und sehr lustig! Mit "einfach" meine ich auch überhaupt nicht schlecht, sondern eher: kleine Bühne, nur Klavierbegleitung, unspektakuläres aber funktionierendes Bühnenbild...
Es war zur Zeiten der Uraufführung, glaube ich, das erste 2-Personen-Musical am Broadway und das English Theatre hat für seine Inszenierung auch zwei wirklich gute Darsteller engagiert. Keine Laien, sondern ausgebildete Musicaldarsteller, die auch schon in West End Produktionen aufgetreten sind...Pluspunkt!
Neil Ditt als Michael und Yvette Robinson als Agnes geben wirklich ihr Bestes und ihre Leistung kann sich durchaus sehen lassen!

Das Musical verlangt viel ab. Es ist nicht leicht zu singen, es gibt wenige eingängliche Melodien und viel schnell zu singender Text... "I Do! I Do!" erzählt von 50 Jahren Ehe mit all ihren Ups & Downs. Es ist eine große Herausforderung dies darzustellen, aber beide Darsteller meistern auch diese schwierige Aufgabe. Beide versprühen sehr viel Charme und machen es dem Publikum einfach, sich in die Charaktere hineinzufühlen.

Ich war wirklich überrascht wie voll der Saal war und auch die große Begeisterung des Publikums habe ich nicht erwartet...das English Theatre ist ein sehr kleines Theater und macht auch nicht viel Werbung, aber an diesem Beispiel sieht man, dass es sehr wohl möglich ist den Saal zu füllen...vielleicht vor allem durch Mundpropaganda?
Das English Theatre beweist mit dieser Produktion, dass auch die kleinen Theater Wiens in Sachen Musical einiges drauf haben. Man braucht dazu nur: eine Bühnenbild, das funktioniert (wenn es auch einfach ist), gute Darsteller, ein klares Konzept, eine Portion Mut und eine Ahnung davon was geht und was nicht.

Die Tatsache, dass das Orchester nur aus einem Klavier bestand, fand ich nicht so schlimm...es ist natürlich schöner, wenn etwas "voller" klingt, aber in diesem Fall hat das Klavier die liebevolle, intime Atmosphäre des Stücks verstärkt und hat deswegen gut gepasst...

Charley's Tante (Music by Sascha Peres/ Book & Lyrics by Peter Hofbauer und Vicki Schubert - nach dem Stück von Brandon Thomas) - Metropol

Tja, ich muss leider sagen, dass ich von dieser Produktion sehr enttäuscht war...ich hatte mir so viel erwartet, denn diese Geschichte ist einfach so komisch und eigentlich ein guter Stoff für ein Musical...aber bitte nicht so!

Das Musical hat große Anfangsschwierigkeiten, da die Handlung nicht ins Laufen kommt und die Witze zu gewollt und unpassend sind. Besser wird es erst, als Stefano Bernadin alias "Babbs" in die Kleider der Tante schlüpft - aber bis es dazu kommt, gibt es leider viel zu viel Vorgeschichte, die sich mit Nebensächlichkeiten herumschlägt und absolut nicht nötig ist...

Zur Musik ist zu sagen, dass die Lieder einfallslos sind und nur einige wenige als gut bezeichnet werden können. Die Songs treiben weder die Handlung voran, noch drücken sie die Gefühle der Charaktere aus...sie sind einfach unsinnig und dienen der bloßen Unterhaltung. An mir ging das unterhaltende Element aber leider vorbei, die Witz haben mich einfach nicht erreicht. Ein paar wenige Songs, die der einfachen Unterhaltung dienen, sind ja eigentlich nichts Falsches. Die meisten Musicals haben mindestens einen solchen Song, aber ein Musical, das nur eine Aneinanderreihung von schlager-ähnlichen Unsinnsliedern ist, kommt bei mir nicht an. Warum man z.B. ein Wort wie "Schwuppdiwupp" ansingen muss ist mir nicht klar...

Ich finde es wirklich schade, dass so ein großartiges Stück auf so eine Art verschandelt wurde. Auch für das Genre Musical ist das eher peinlich...das Metropol kann durchaus auch unterhaltsame, gute Musicals machen, wie z.B. "Ti Amo" (ebenfalls mit Stefano Bernadin). "Ti Amo" hat wirklich funktioniert, aber "Charley's Tante" ist für mich ein Reinfall...

...vielleicht liegt es nur an mir, denn ein Großteil des Publikums ist aus dem Lachen nicht mehr herausgekommen, aber vereinzelt war doch ab und zu genervtes Kopfschütteln bemerkbar.

Gegen die Darsteller kann man eigentlich nichts sagen. Sie waren alle ganz gut. Doch herausgestochen sind: Stefano Bernadin, Aris Sas, Martin Bermoser und Eva Maria Marold. Alle vier sind große Talente und waren auch hier wirklich gut. Der Rest des Ensembles war auch gut, jedoch wurde ihr Können durch das Buch und die ganz neu angelegten Rollen eher unterdrückt. Hätte man das Stück etwas mehr am Original angelehnt, ein paar unsinnige Witze wieder gestrichen und die Songs ein wenig geändert, dann wäre aus dieser Inszenierung etwas geworden. Das Stück "Charley's Tante" besitzt von sich aus schon so viel Humor, dass man - meiner Meinung nach - nicht mehr allzu viel hätte hinzufügen müssen. Der Glaube heutzutage muss alles immer mehr sein, ist - finde ich - falsch. Alles hat seine Grenzen. Mit Witzen wie übertriebene Dümmlichkeit, die Eva Klikovics zwar gut gespielt hat, aber ihr gar nicht bekommen ist oder der Butler, der plötzlich Inder war und Sprüche aus der Werbung heruntergebetet hat, kann man mich einfach nicht erreichen.

Es ist mir schon lange nicht so gegangen, dass ich in einem Musical oder auch einem Theaterstück ständig auf die Uhr blicken musste, nur um zu schauen, ob das Ende naht. Ich hatte mich wirklich auf diesen Abend gefreut, aber diese Neubearbeitung mit ihrer "Too-Muchness" und den einfallslosen Songs, hat mich wirklich erschaudern lassen...

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