Donnerstag, 7. Mai 2009

Der Schuh des Manitu - Berlin

Anfang April hat es mich für ein paar Tage nach Berlin verschlagen...ich wollte unbedingt das Musical "Der Schuh des Manitu" sehen...

Im Großen und Ganzen hat es mir gut gefallen. Es hat mich nicht total überzeugen können, dafür gab es zu viele Kritikpunkte, aber es war gut. Ich wurde jedenfalls nicht enttäuscht, denn bei einer Filmadaption gibt es natürlich immer ein gewisses Risiko.

Zuerst einmal möchte ich auf die positiven Punkte eingehen...

Da wäre zum Beispiel das großartige Ensemble. Der Großteil der Darsteller kann durch und durch überzeugen, weil sie mit ganzer Seele dabei sind. Einige für mich bekannte Gesichter waren dabei und ich finde immer schön, wenn man sieht wie vielseitig die Darsteller sein können. Von Mark Seiberts Talent bin ich schon seit dem ich ihn in "Romeo & Julia" gesehen habe angetan und ich war mir damals schon sicher, dass er seinen Weg machen wird. Und auch bei "Der Schuh des Manitu" war er fantastisch. Das Musical verlangt eine ganze andere Seite von ihm, aber diese Aufgabe meistert er genauso gekonnt wie die zuvor. Stimmlich, darstellerisch und auch tänzerisch ist er einfach top! Auch den bayrischen Dialekt hat er für die Rolle des "Ranger" glaubhaft einstudiert...

Auch Jens Janke (ich habe nicht Erstbesetzung Mathias Schlung gesehen) ist als "Abahachi" wirklich gut. Er lebt die Rolle und überzeugt in jeder Sekunde. Sein Blutsbruder "Winnetouch", gespielt von Veit Schäfermeier, überragt ihn in manchen Szenen allerdings noch ein kleines Stück. Schäfermeier ist neben Detlef Leistenschneider, der den Griechen "Dimitri" spielt, ein Highlight des Abends. Beide spielen fantastisch und verpassen keine Pointe.

Aus dem Ensemble möchte ich noch besonders Thomas Klotz hervorheben. Als "Falscher Hase" ist er sehr überzeugend und in anderen Ensemblerollen sticht er irgendwie auch immer wieder heraus - eine starke Bühnenpräsenz.

Zwei Darsteller, die mir in ihren Rollen leider überhaupt nicht gefallen haben, waren Ingo Brosch als Santa Maria und Michelle Splietelhof als Uschi.
Ingo Brosch spielt den Santa Maria wenig überzeugend. Stimmlich gefällt er mir nicht, und schauspielerisch noch viel weniger. Es springt nichts über. Er hat kein Charisma und ihm fehlt ein wenig der kühle Gentleman-Touch, den diese Rolle braucht und den Sky du Mont so gut verkörpert hat. Und auch Michelle Splietelhof enttäuschte eher. Stimmlich ist sie zwar okay, hat aber auch kein "gewisses Etwas", das man als Darsteller irgendwie braucht, zumindest wenn man eine Hauptrolle spielt.

Die Musik aber ist wirklich gut (Musik: Martin Lingnau, Lyrics: Heiko Wohlgemuth). Ich war zuerst etwas skeptisch, habe aber meine Meinung bald geändert. Ein paar Lieder, die zwar sehr gut sind, passen allerdings nicht so ganz in die Story bzw. sind etwas "too much". Das liegt aber am Buch. Diese Szenen kommen im Film nicht vor, wurden also noch zusätzlich hineingeschrieben, was meiner Meinung nach ein Fehler war, da diese keinen wirklichen Sinn ergeben.
Da wäre z.B. der Muffin-Song "Muffins muss man haben". Der Song kommt unmittelbar nach der Pause und ist wirklich unnötig. Wo bitte kommen plötzlich die Muffins her? Es ergibt keinen Sinn und es ist nicht einmal lustig. Im Text heißt es vor der Pause "...und jetzt holt sich jeder noch ein Eis und dann ab in die Pause" - auch im Film kommt dieser Satz so ähnlich vor und funktioniert. Wenn man schon ein Lebensmittel ansingen wollte, dann warum nicht gleich das Eis...aber nein...es muss ein Muffin sein. Aus dem Zusammenhang gerissen und einfach unsinnig.

Auch die Szene mit dem Jodelwettbewerb ("Ich brauch 'nen Mann, der jodeln kann") kommt im Film nicht vor und ist auch eher unnötig. Mark Seibert kann zwar seine Jodelkünste vorführen, was schon etwas wert ist, aber an sich ist die Szene eher schwach und hätte weggelassen werden können.
Die Szene mit Abahachis Großvater "Grauer Star" aus der Extra Large Version des Films hätte vielleicht auch nicht unbedingt hinein gehört, ist aber okay, weil der Song dazu ganz gut ist.

Wirklich gut sind hingegen: "Grmpfzl", "Wieder mal am Marterpfahl", "Husch Husch", "Ich trinke Ouzo", "Wilder Westen" und "Wünsche werden wahr". Die CD ist auf jeden Fall empfehlenswert!

Ein Highlight des Musicals ist das Bühnenbild (David Gallo). Was aus dieser Bühne herausgeholt wurde ist wirklich toll. Auch die Kostüme (Ann Hould Ward) und die gesamte Umsetzung sind wirklich gelungen, z.B. die Reitszenen. Alles ist mit viel Liebe zum Detail gemacht. Auch die Choreographie von Dan Knechtges ist sehr ideenreich und deckt viele Bereiche ab.

Im Grunde sind die Dialoge exakt aus dem Film übernommen worden. Für diejenigen, die den Film schon oft gesehen haben, gab es also nicht mehr viel Neues zum Lachen - die Witze kennt man ja schon. Die neuen Szenen mit neuem Text sind da leider in die Hose gegangen, denn sie wirken, wie schon gesagt, eher übertrieben und unsinnig als lustig.

Wer den Film mag, wird auch das Musical mögen. Nicht zuletzt wegen der großartigen Darsteller - von Santa Maria und Uschi mal abgesehen ;)

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