Sonntag, 7. Juni 2009

My Fair Lady

Endlich komme ich dazu über "My Fair Lady" zu schreiben...am 22.5.09 habe ich das Musical von Frederick Loewe in der Volksoper gesehen. Nicht zum ersten Mal, aber seit langer Zeit wieder.

Es ist eine sehr traditionelle Inszenierung. Mit klassischem "My Fair Lady"-Bühnenbild. An sich ist das ja nichts Schlechtes. Man weiß irgendwie was einen erwartet und kann sich dann besser auf die Show, die sich doch etwas in die Länge zieht, einstellen. Bisher habe ich nur klassische Inszenierungen dieses Musicals gesehn, mich würde es deswegen reizen auch einmal eine ganz andere, modernere Inszenierung zu sehen, obwohl ich das Klassische/ Traditionelle im Bezug auf dieses Musical sehr schätze. Doch ab und zu wirkt es ein bisschen verstaubt und könnte da und dort neuen Schwung vertragen. Erst kürzlich habe ich von einer "My Fair Lady"-Produktion gelesen, die moderner an diesen älteren Stoff herangeht und trotzdem funktioniert. Es ist also nicht unmöglich.

Nun zu den Darstellern. Mit Katharina Straßer hat man eine großartige Schauspielerin für die Rolle der Eliza gewinnen können, die aber leider stimmlich sehr schwächelt. Die Choreographie bekommt sie gut hin - so viel ist es ja nicht - leider. Aber dann kommen die Songs, bei denen sich Straßer beweisen muss und sich hörbar schwer tut. Ihre Gesangsstimme ist nun mal nicht ausgebildet. Sie gibt zwar ihr Bestes, schummelt sich durch einige schwere Gesangspassagen mit Sprechgesang, klingt aber dünn und ausdruckslos. Da sie aber in den anderen Szenen brilliert, sieht man als Zuschauer über dieses Manko etwas hinweg. Ein Punkt der die schwache Gesangsstimme von Straßer nicht gerade unterstützt ist die Lautstärke. Das Orchester versucht sich an die Stimmen der Darsteller anzupassen, es gelingt nur nicht immer. Zuerst hatte es den Eindruck, dass die Darsteller nicht durch Mikroports unterstützt werden, dann wiederum schon, aber diese waren dann wohl viel zu leise eingestellt. Einige Textpassagen sind dadurch irgendwie verpufft. Auch die Wirkung einiger Songs hat deswegen etwas nachgelassen.

Herbert Föttinger als Henry Higgins ist ein Genuss. Er ist nahezu perfekt für diese Rolle. Er spielt den Egoisten fantastisch, ist aber zugleich auch sehr charmant. Man nimmt ihm alles ab. Auch Föttingers Gesangsleistung ist gut.
Peter Matic gibt einen guten Oberst Pickering und mimt die Rolle des väterlichen Beschützers von Eliza einwandfrei. Robert Meyer als Alfred P. Doolittle ist ebenfalls ein Erlebnis und bringt den nötigen Witz und seinen ganz eigenen Charme in die Rolle ein. Er ist immer ein Lichtblick und hat die Lacher garantiert auf seiner Seite.

Aus dem Ensemble ist vielleicht noch Guggi Löwinger zu erwähnen, allerdings nicht im positiven Sinne. Sie wirkt immer ein bisschen unnatürlich. Sie spielt ihre Rolle als Higgings Haushälterin zwar lieb und nett, aber ihre Zeit ist meiner Meinung nach schon vorbei.

Das Bühnenbild ist, wie gesagt, sehr traditionell und das soll auch so sein, jedoch hätten manche Szenen wirklich spannender inszeniert werden können. Da ist z.B. die Ascot-Szene zu nennen. Sie ist viel zu langweilig und erst beim Auftreten von Straßer kommt frischer Wind. Vielleicht war dieser Effekt ja beabsichtigt, jedoch hätte man gerade an dieser Stelle noch ein wenig herumfeilen sollen.

Die Volksoper hat sich ihren Ruf für gute Aufführungen von "klassischen" Musical die letzten Jahre aufrechterhalten, jedoch fehlt mir bei den Inszenierungen an irgendeiner Ecke immer etwas. Was mich dabei u.a. stört ist, dass Musical-Ensemblerollen mit dem Volksopern-Operetten/Opern-Ensemble besetzt werden. Natürlich nimmt man seine eigenen Leute, allerdings sollte man sich vielleicht doch bemühen einige Musicalsänger für die Produktionen zu gewinnen. Die Operettenstimmen passen meiner Meinung nach nicht immer und was vor allem stört, sind die schlechten Schauspielleistungen. Mögen auch die Stars einer Show hervorragend sein, ein Musical wird vom Ensemble getragen und wenn dieses nur mittelmäßig ist, geht einiges unter.

Eine Rolle hat die Volksoper gezielt mit einem Musicaldarsteller besetzt.
Lukas Perman in der Rolle des Freddy Eynsford-Hill liefert eine gute Leistung ab und kann auch stimmlich überzeugen. Es ist eine sehr kleine Rolle, aber bei ihm braucht man keine Angst haben, ob er den Ton jetzt trifft oder nicht.
Im Großen und Ganzen kann man der Volksoper wirklich einen großen Dank aussprechen, da sie auch im Bereich Musical immer wieder aktiv ist...

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