Montag, 2. November 2009

Sweeney Todd - Stadttheater Klagenfurt

Als ich hörte, dass Sweeney Todd ins Stadttheater Klagenfurt kommen soll, wusste ich sofort, dass ich es auf keinen Fall verpassen darf...Ich bewundere stets den Mut kleinerer Theater "andere", ungewöhnliche bzw. riskante Stücke auf den Spielplatz zu setzen und finde, dass das Stadttheater Klagenfurt darin gute Arbeit leistet.

Sondheim ist schwierig - für Ohren, die anderes gewöhnt sind und um ehrlich zu sein so ganz mein Fall ist die Musik auch nicht, aber das kann sich ändern. Man braucht seine Zeit, um in die Musik hineinzufinden, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, findet man wunderschöne Melodien (oder besser "Klangbilder"), vielleicht auch dort wo man sie zunächst nicht vermutet hat. Ich persönlich liebe "Johanna". Es ist wunderschön...aber auch an "Grünfink und Nachtigall" finde ich Gefallen und während ich nachdenke und schreibe kommen mir immer wieder Melodien in den Kopf. Vielleicht wirkt Sondheims Musik eher nach und nicht direkt im Moment. Ich habe mich noch nie intensiv mit Stephen Sondheim auseinandergesetzt, aber jetzt nehme ich mir das fast vor...vielleicht komme ich hinter das "Geheimnis", das viele schon zu kennen scheinen, gibt es doch fast schon fanatische Sondheim-Bewunderer...ja, Verehrer...auch einer meiner Lieblingsmusicalkomponisten, Jonathan Larson, hatte ihn als Vorbild.

Neben der Musik kann man natürlich auch den Inhalt des Musicals als "schwierig" bezeichnen. Er ist ungewöhnlich, vielleicht auch gewöhnungsbedürftig und gewagt. Nicht jeder schafft es darüber zu lachen, aber die meisten können es doch...und wenn nicht an jedem Tag, so sicher am 31.10 zu Halloween als ich die Vorstellung besuchte.
Ein Babier, der aus Rache der Reihe nach diverse Kehlen aufschneidet und eine Frau, die es versteht aus dem Fleisch der Opfer "köstliche" Pasteten zu zaubern sind nicht jedermanns Sache, aber ich muss sagen, das Morbide hat durchaus seine Reize...und man kann sich auch gut darüber amüsieren! Blut spritzt und Sweeney's Opfer zucken...da muss einem fast ein Lachen auskommen :)

Josef E. Köpplinger hat die Mär vom Teufelsbabier aus der Londoner Fleet Street gekonnt in ein schaurig-schönes Ereignis umgesetzt und durch das großartige Ensemble, in dem auch viele junge Darsteller ihr Können zeigen dürfen, werden die 2 Stunden und 40 min zu ganz besonders "erlebnisreichen".
Erwin Windegger gibt den Sweeney Todd und ich war wirklich überrascht wie gut. Anfangs war ich eher skeptisch - Johnny Depp als Mr. Todd in Tim Burtons Verfilmung geht einem ja nicht so leicht aus dem Kopf - aber Windegger spielt sehr gut und trägt die Rolle gekonnt durch die schwierigen Passagen. Sein Zusammenspiel mit Dagmar Hellberg als Mrs. Lovett ist einmalig. Auch von Hellberg war ich positiv überrascht - die Rolle ist ihr auf den Leib geschneidert.
Sehr amüsant auch Jesper Tydén als Toby...ein sehr ungewöhnlicher Part für ihn und sicher auch eine große Herausforderung, aber er meistert sie gut und es ist sehr witzig zu sehen, wie er in die Rolle des naiven Buben schlüpft.
Überzeugt hat mich auch Nazide Aylin, die als verwirrte Bettlerin eine tolle Performance abgeliefert hat.
Als Liebespaar Anthony und Johanna sind Stefan Bischoff und Nadine Zeintl zu sehen. Auch diese beiden haben mir gut gefallen, allerdings lieferte mir Nadine Zeintl zu wenig Gefühl...Bischoff's "Johanna" aber war sehr gefühlvoll und gut interpretiert.
Wer allerdings überhaupt nicht mein Fall war ist Norbert Lamla als Richter Turpin. Ich fand zu ihm einfach keinen Zugang und das liegt nicht an dem unsympathischen Charakter den er spielt. Er war mir zu "farblos", anders kann ich es nicht ausdrücken...
Aus dem Ensemble möchte ich noch Andreas Wanasek erwähnen. Erst im Juni habe ich seine Abschlussprüfung am Konservatorium Wien gesehen. Damals hat er mit so viel Tiefe und Gefühl eine Performance abgelegt, die mich sehr beeindruckt hat. Für mich ist er positiv aus dem Ensemble herausgestochen....sehr amüsant auch seine Mimik in der Szene als er von Pirelli (Juan Carlos Falcón) eine Rasur verpasst bekommt...:)

Die Umsetzung gefällt mir - wie gesagt - sehr gut...z.B. die Szene, in der sich Richter Turpin selbstgeißelt: Ensemblemitglieder halten rund um ihn Spiegel in der Hand - sehr symbolträchtig.
Auch das Licht spielt in Sweeney Todd eine große Rolle...es wirkt fast wie ein eigener Charakter - hat mir gut gefallen...

Ich bewundere die Darsteller wirklich sehr...es sind keine leichten Rollen, die hier zu spielen sind und Sondheim zu singen ist alles andere als einfach...ich ärgere mich jetzt noch, dass ich am Ende der Vorstellung nicht als einzige aufgestanden bin, um den Darstellern etwas zurückzugeben. Klingt vielleicht etwas komisch, aber ich hätte ihnen irgendwie gerne diesen Respekt erwiesen - laut geklatscht habe ich aber auf alle Fälle, das Quäntchen Mut finde ich hoffentlich beim nächsten Mal...

...zum Schluss kann ich nur sagen: Ich freue mich auf die Premiere von "Singin' in the Rain" im Jänner...und...auf nach Klagenfurt!

Vielen Dank übrigens für die Kommentare...bin motiviert! :D

1 Kommentar:

  1. Hallo Julia! Danke für deine positive Kritik über das Stück! Mir liegt es wirklich sehr am Herzen und ich glaube ich kann für alle Darsteller sprechen wenn ich sage, dass es eine große Freude ist Sweeney Todd spielen zu dürfen. Vielleicht sieht man sich ja mal nach einer Vorstellung. Ich wünsche dir alles Gute und noch viele schöne Theaterabende in Klagenfurt! ;-) Alles Liebe!
    Stefan Bischoff

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