“…and flights of angels sing thee to thy rest”
Selten hat eine Derniere so viele Reaktionen unterschiedlichster Art hervorgerufen wie es bei Rudolf der Fall ist. Wenn man sich nur mal Martin Brunys Artikel anschaut, der das Ende von Rudolf kritisch betrachtet, und aufgrund dessen sich der Autor schon über - sage und schreibe - über 80 (!!!) Kommentare „freuen“ darf. Ich habe den Link gepostet, da ich es gut finde, wie Herr Bruny seine Meinung auf den Punkt bringt. Ich kann ihm in einigen – nicht allen – Punkten zustimmen, aber allein seine Schreibweise ist unglaublich gut und erfrischend. Was er mit seinem Artikel hervorgerufen hat – sowohl auf seiner Seite, als auch in diversen anderen Musicalforen – ist der reine Wahnsinn, im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist unglaublich interessant dieser „Diskussion“ zu folgen, leider nimmt sie immer größere Ausmaße an (man kann ja nicht alles lesen) und nicht jeder Kommentar ist einer fairen Auseinandersetzung dienlich. Wenn man Fakten oder anderen Sätze im Mund verdreht und plötzlich beginnt alles andere als respektvoll mit einander umzugehen, dann macht das ganze Diskutieren keinen Spaß mehr… Schade! Dabei gibt es doch nichts Schöneres als über die Kunst zu reden…
Doch nun zur Derniere. Wenn ihr mein Blog schon ein Weilchen verfolgt, dann wisst ihr, dass mir Rudolf sehr, sehr gut gefallen hat. Ich möchte nur auf meine allererste Kritik verweisen. Ich habe ja auch u.a. dieses Blog ins Leben gerufen, weil ich mich über die schlechten Rudolf-Premieren-Kritiken auslassen wollte.
Dernieren sind eine ganz eigene Sache. Ich freue mich meist darauf, aber immer mit einem weinenden Auge. Irgendetwas geht nach dem Ende einer Show immer verloren. Am Sonntag wurde für mich klar, dass man sich die Show vor ihrem endgültigen Aus vielleicht doch noch zwei Mal anschauen sollte, denn durch die berühmt-berüchtigten Dernieren-Scherze erlebt man die Show das letzte Mal nicht mehr „original“. Natürlich freue ich mich auf diese oftmals – aber nicht immer – phantasievoll eingebauten Witze/Änderungen, allerdings hat dieser Brauch bei Rudolf überhaupt nicht gepasst. Oder nein, ich muss mich vielleicht etwas anders ausdrücken. Die Änderungen an sich waren gar nicht so störend und oft wirklich liebevoll eingesetzt, aber die extrem lauten und hysterischen Lacher, die das Raimund Theater in den unpassendsten Momenten erschaudern ließen, machten den ersten Akt, zu einer Geduldsprobe für mich. Ein bisschen Gespür ist doch nicht zu viel verlangt, oder!? Ja, man darf lachen – bitte auch viel. Aber dieses Lachen, von dem ich jetzt spreche ist kein Lachen für sich und über etwas, sondern ein Lachen für andere. Ist das verständlich? Man lacht extra aufgesetzt, um eh allen mitzuteilen, dass man die Änderung mitbekommen hat und sie TOTAL lustig findet. Aber naja…im zweiten Akt haben sich diese „Lacher“ dann zurückgehalten – nicht zuletzt auch deswegen, weil im zweiten Akt auf auffällige Dernieren-Scherze verzichtet wurde. Gut so! Es hätte nicht gepasst.
Nach der Show gab es natürlich sofort Standing Ovations und Applaus und Blumen in Hülle und Fülle. Ich habe mich gefreut, dass die Darsteller noch eine letzte ausverkaufte Show und so viel Zuspruch erleben konnten. Schade fand ich, dass weder Kathi Zechner noch irgendein anderer „Verantwortlicher“ auf die Bühne gekommen ist, um ein paar Worte an die Cast zu richten…wahrscheinlich geschah dies bei der After-Show-Party, aber ein kurzes „Dankeschön“ wäre ein netter Abschluss gewesen. Das Ensemble hätte auch noch einmal „Der Weg in die Zukunft“ singen können. Es hätte sehr gut gepasst und den Abschied abgerundet.
Rudolf wird mir abgehen. Ich fand das Musical wirklich gut. Warum Rudolf in Wien ein „Flop“ war, kann ich mir nicht beantworten. Die „Originalversion“ aus Ungarn habe ich nicht gesehen und ob der Wiener Inszenierung eine Extra Portion Zuckerschicht oder ein Puppenspieler gefehlt hat, weiß ich auch nicht. Ich würde gerne wissen, warum es nicht funktioniert hat – wirklich gerne.
Die Änderungen, die über den Sommer erarbeitet wurden, haben das Stück ein wenig verschlechtert – meine Meinung. Aber dennoch ist die Show gut geblieben. Ich stimme meiner ersten Rudolf-Kritik noch immer voll und ganz zu, wenn man sich die Show aufgrund der schlechten Kritiken nicht anschauen wollte, dann hätte man sich wenigstens wegen des großartigen Hauptdarstellers hineinsetzen sollen. Drew Sarich war ein perfekter Rudolf. Wirklich einmalig. Lisa Antoni hat sich durch ihre beeindruckende Performance der Mary Vetsera in der deutschen Musicalszene etabliert und der Rest des recht internationalen Ensembles hat auch allabendlich sein bestes gegeben, was will man mehr. Gegen die Inszenierung gibt es von meiner Seite aus nicht wirklich etwas zu sagen. An der Musik hat es meiner Meinung nach auch nicht gelegen. Frank Wildhorn kann gut komponieren. Punkt. In Rudolf gibt es zahlreiche fantastische Melodien – egal was unqualifizierte B-Promis nach Ende des ersten Aktes der Premiere von sich gegeben haben. Von der schlechten Übersetzung sind auch nicht alle Songs betroffen. Publikumsliebling Uwe Kröger war für mich nicht die Idealbesetzung als Graf Taaffe, aber obwohl er nicht immer in Top-Form war und seine Stimme auch nicht mehr das ist, was sie einmal war, hat er seine Sache gut gemacht. Vor allem bei der Derniere. Er hat nicht so angespannt gewirkt, war locker und das tat ihm und seiner Stimme gut.
Wie gesagt, ich weiß nicht was „schuld“ war…aber das ist mir jetzt eigentlich doch egal. Mir hat’s gefallen. Sehr gut sogar!
So, im Moment fällt mir nichts mehr ein, was ich noch schreiben könnte…vielleicht noch eine kleine Aufzählung der Dernieren-Scherze? Eigentlich habe ich keine Lust dazu, sollte einer von euch noch nicht in irgendeinem Forum darüber gelesen haben, bitte einfach einen Kommentar da lassen, dann werde ich in den nächsten Tagen noch kurz darauf eingehen…:)