Samstag, 4. September 2010

"Babytalk" im Wiener Gloria Theater

„Babytalk“ – Das Kinder-Krieg-Musical von Peter Lund und Thomas Zaufke ist ein kleines, aber feines Musical. In Kooperation mit myproductionsONSTAGE, die auch schon sehr erfolgreich „Das Orangenmädchen“ in Wien auf die Bühne gebracht haben, wurde „Babytalk“ unter der Regie von Katharina Dorian (ab 11. September wieder als Rebecca in Tanz der Vampire zu sehen) im Gloria Theater inszeniert. Premiere wurde gestern gefeiert, unter den Premierengäste hauptsächlich Kollegen der beiden Hauptdarsteller Tina Schöltzke und Stefan Bischoff.

„Babytalk“ nennt sich auch „Das Kinder-Krieg-Musical“, wobei dieser Titel natürlich zweideutig zu verstehen ist. Es geht ums Kinder kriegen und die Auseinandersetzungen, die damit einhergehen. Davor, während, danach.

Interessant an diesem Musical sind seine Entwicklung und der Bogen, den es schlägt. Der erste Akt ist vor allem lustig. Es gibt viel zu lachen, wenn man Robert und Charlotte auf ihrem Weg zum „schwanger werden“ begleitet. Von dem anfänglichen Kinderwunsch auf seiner Seite, ihrer Weigerung, über seine Unsicherheit bis hin zum endgültigen Entschluss und der „Durchführung“. Im zweiten Akt dreht sich die Stimmung, Charlotte ist zwar endlich schwanger, behält aber vieles für sich. Robert fühlt sich vernachlässigt, ausgeschlossen, alleine und ängstlich und wendet sich einer anderen Frau zu. Als Charlotte das Kind jedoch verliert, kommt es zur Beziehungspause. Sie fühlt sich allein gelassen und Robert, der nicht mehr an sie herankommt, weiß nicht was er tun soll. Aus dem Abschiedssex entsteht ein Baby, doch Charlotte will die Trennung. Robert ist traurig, versucht zu verstehen und akzeptiert. Die Tragik steht im Raum, man fühlt mit beiden Seiten und hofft auf ein Happy End. Irgendwie gibt es das dann auch. Die zwei setzen sich noch einmal zusammen. Es scheint, als würden sie es noch einmal versuchen wollen…

Tina Schöltzke und Stefan Bischoff als Charlotte und Robert tragen das Stück und harmonieren sehr gut miteinander. Beide geben sehr ehrliche Versionen ihrer Rollen, mit viel Tiefe. Vor allem Bischoff spricht viel mit seinen Augen, es scheinen sich die ganzen Emotionen darin zu sammeln. Das Publikum spürt mit, wird tief berührt. Die Wendung zum Tragischen kommt natürlich und nachvollziehbar daher, zeigt die Nähe von Glück und Unglück.

Katharina Dorian hat auf der kleinen Bühne des Gloria Theater Varietés das Stück gut zur Geltung gebracht. Es will nicht zu viel, sondern wiegt gut zwischen Komödie und Drama ab. Obwohl es ein Musical ist, steht Musik nicht direkt im Vordergrund. Die Songs fügen sich in das Geschehen ein und fallen nicht weiter auf, unterstützen die jeweilige Stimmung jedoch gut. Die Charaktere brechen mit ihnen kurz aus der Szene aus und zeigen wie es in ihnen aussieht. Charlottes „Mein Körper und Ich“ dürfte einer der bekannteren Songs sein und das sich wiederholende „Baby, Baby, Baby“-Motiv schwirrt einem noch länger im Kopf herum.
Leider wurden die Darsteller nur von einem Playback begleitet. Vielleicht wäre ein Klavier und ein Cello wie bei „Das Orangenmädchen“ besser gewesen. Persönlicher und irgendwie stimmungsvoller...

Peter Lund hat mit „Babytalk“ ein sehr aktuelles Musical geschrieben, das aus witzigen Dialogen, ehrlichen Gefühlen und heftigen Auseinandersetzungen besteht. Es zeigt ein Spektrum des Mensch seins rund um eine Partnerschaft. In „Babytalk“ geht es um weit mehr als das Kinder bekommen.

„Babytalk“ – Das Kinder-Krieg-Musical ist noch heute und morgen im Gloria Theater in Wien Floridsdorf zu sehen. Beginn ist jeweils um 20:00. Die Karten kosten 18 Euro und können über die Homepage des Theaters bzw. unter der Telefonnummer +43 1 278 54 04 bestellt werden oder auch direkt bei der Abendkassa gekauft werden.

*Image via

1 Kommentar:

  1. Mein Mann und ich waren auch am Samstag. Wir waren sehr beeindruckt von den beiden Darstellern und dem Stück und haben einen sehr netten Abend verbracht. Ich finde es schade, dass es nicht länger läuft und viele Leute wahrscheinlich gar nicht mitbekommen, welche Perlen da in kleinen Theatern zu sehen sind.
    Liebe Grüße
    Sylvia

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