In einem Kaff nahe Wien kam gestern Musical Unplugged 6.1
zur Aufführung. Begeistert nach meinem ersten Musical Unplugged-Erlebnis
letzten September war für mich klar, wenn es mir nur irgendwie möglich ist,
werde ich auch die kommenden Konzerte besuchen.
Und ich kann es bestätigen, es zahlt sich manchmal wirklich aus
in die Pampa zu fahren, um kulturellen Genüssen nachzugehen. Auch wenn Musical
Unplugged 6.1 mich nicht so in den Bann gezogen hat, wie sein Vorgänger, für
Luc Devens zahlt es sich immer aus. Immer. Wenn ich ganz ehrlich bin, würde es
sich auch auszahlen, träte er in Timbuktu auf. Diese Stimme ist so unfassbar,
dass man sich selbst erwischt, wie man mit offenem Mund im Publikum sitzt und
aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt. So etwas sieht man nicht oft. Ein Sänger, der „out of his mind“
ist, aber zugleich „totally in his mind“ singt. Devens ist irr, weil er
sich der Musik so hingibt, sich der Musik so öffnet, dass er in seiner ganz
eigenen Welt versinkt – abgeschnitten von allem. Aus diesem Mann kommen Töne
heraus, die kann man nicht mehr glauben, wenn man ihn nicht selbst erlebt hat –
tja, man kann es eigentlich nicht in Worte fassen. Wer nach Luc Devens an der
Reihe ist hat ganz klar die A-Karte gezogen – wie bitte sollte man so eine
Performance überbieten? Es geht nicht. Aber wenn einer die Brücke zurück schlagen
kann, ist es Jakob Semotan. Auch er hat mich wieder einmal beeindruckt. Da ist
so viel Präsenz da. Eine tolle Stimme, aber vor allem Ausstrahlung und
Ausdruck. Er möchte mit seinen Songs etwas erzählen und steigt deswegen ganz in
sie ein, bietet sie dem Publikum an. Was aber am meisten freut, ist der unglaubliche
Spaß, den Semotan ausstrahlt. Diese Lust auf der Bühne zu stehen, merkt man in
jeder Faser. Dann kommt noch eine große Portion Humor und Lockerheit dazu –
Humor ist im Übrigen die beste und wahrscheinlich einzige Lösung, wenn man nach
Luc Devens dran kommt.
Paart man Semotan und Devens dann noch zusammen ergibt das
Prickeln auf der Bühne wie bei „Under Pressure“ von Queen, einer der ersten Songs
des Abends. Der ist gleich einmal voll eingeschlagen, denn die beiden haben
gemeinsam mit so einer spürbaren Freude performt, dass man selbst auch nur mehr
strahlen konnte.
Die Songauswahl war neben ein paar Ausreißern ähnlich wie
beim letzten Konzert, ich hätte mir ein bisschen mehr Kreativität gewünscht.
„Die unstillbare Gier“ war eher eine schlechte Wahl, dafür
gab es ein „Carpe Noctem“, das um Welten besser geklungen hat, als man es
zuletzt im Ronacher vernehmen konnte, und „Das Gebet“ aus den Vampiren geht
grundsätzlich immer – so eine schöne Nummer. Jesus Christ Superstar war gegeben
des Datums sehr passend und wenn man schon Luc Devens an Bord hat, muss man
diese Songs ins Programm nehmen, man hat keine andere Wahl.
Neben Devens und Semotan bestand das Musical
Unplugged-Ensemble diesmal noch aus Organisator Florian Schützenhofer, Peter
Neustifter, Michael Vinzenz und Florian C. Reithner.
Florian C. Reithner – der Gute spielt was er will. Und wie
er will. Ein Wahnsinns-„Piano-Player“, der sich den Spaß nicht nimmt, die
Sänger immer wieder aus dem Konzept zu bringen oder zumindest sie ein bisschen
herauszufordern. Durchaus eine sehr witzige Komponente, wenn die Phantasie mit
ihm durchgeht und er daherspielt, was sich gerade ergibt, worauf er gerade Lust
hat, was ihm gerade einfällt. Genial – mit ein paar Abstrichen, denn manchmal
ist es dann doch ein bisschen zu viel. Gerade z.B. bei „Wart bis hamlich wird
und stü“, das doch irgendwie eher ein ruhigerer Moment werden sollte – durch ein
bisschen „Ablenkung“ von Reithner kam dann eine komische Komponente hinzu und
die Stimmung hat sich geändert. Ab und zu ist für mich dann doch weniger mehr. Florian
Schützenhofer hat sich aber dadurch nicht rausbringen lassen und sang die
Nummer mit Gefühl zu Ende.
Bei Peter Neustifter habe ich immer das Gefühl, er
kontrolliert sich zu viel, obwohl er mir diesmal schon etwas lockerer
vorgekommen ist. Wie es sein kann, wenn er einmal den persönlichen Schutzwall
ein bisschen einbrechen lässt, hat man in „Moving to fast“ aus The Last 5 Years
gesehen. Ein kleines Hoppala zu Beginn hat ihn kurz herausgebracht und ich
glaube, dass ihm das eine große Hilfe war, sich daraufhin diesem Song zu
widmen, der ihn zwar herausgefordert hat, aber trotzdem eine der besten Nummern
des Abends war. Im Duett „Die Schatten werden länger“ mit Michael Vinzenz
übermannte sein Rudolf deutlich den „Tod“, der sich – wäre dies „Elisabeth“ –
ein anderes Opfer hätte suchen müssen. Der „Tod“ hatte in diesem Fall
jedenfalls nicht das Sagen. Leider enttäuschte Vinzenz auch in den meisten
anderen Musical-Nummern – gut, seine Stimme schien auch belegt, aber sieht man
darüber hinweg, der Funke sprang leider nicht wirklich über. Allein in seinem
Solo „Portami a ballare“ schien er ganz in seinem Element, ein schöner Song!
Das „Herzstück“ von Musical Unplugged sind die –
wahrscheinlich inzwischen legendären – Duette von Semotan und Schützenhofer.
Kann man nicht erklären, muss man gesehen haben. Definitiv Highlights des
Abends. Ebenso wie die Kirchen-„Schlager“, die auch nie fehlen. Florian Schützenhofer
baut sie immer gut ins Programm ein und auch wenn sie vielleicht für manche
lächerlich erscheinen, im Ensemble mit tollen Männerstimmen gesungen, geben
diese einfachen Melodien echt etwas her.
Was auch immer funktioniert sind die „Switch-Nummern“ – also
Mann singt Frau. So geschehen u.a. bei „Nichts, nichts, gar nichts“ (von eineM
großartigen „Elisabeth“ – Jakob Semotan) und „Mrs. de Winter bin ich“ von
Neustifter und Semotan – gelungen!
Zu diesem Programm gab es dann auch noch die wahrscheinlich
beste Lichtshow, die Hennersdorf je gesehen hat – da spielt es sich ab. Der Saal
ist für dieses Spektakel etwas zu klein und deswegen wirkt das Ganze manchmal
zu viel, aber die Lichteffekte können sich schon sehen lassen.
Es hat sich ausgezahlt einen kleinen Ausflug ins "9er-Haus" nach Hennersdorf bei Wien zu machen und was von diesem Abend bleibt ist vor allem die Vorfreude auf das nächste
Konzert am 29. Mai in Perchtholdsdorf, mit einem größeren Ensemble auf einer größeren
Bühne - wie ich mich darauf freue!
LINKS:
- Musical Unplugged 6 Kritik
- Musical Unplugged
- youtube channel Musical Unplugged
Mittwoch, 11. April 2012
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen