Dienstag, 5. Juni 2012

Schuberttheater: Die letzten 5 Jahre

Wo kann man die Tage großes Musical in Wien erleben? Die Antwort? In einem der kleinsten Theater von Wien. Wer sich nach musicalischem Hochgenuss sehnt, der sei angehalten in den nächsten Stunden alles liegen und stehen zu lassen und sich die Zeit zu nehmen im Schuberttheater vorbeizuschauen. Heute ist nämlich – leider, leider – die letzte von drei Vorstellungen von Jason Robert Browns „Kammermusical“ Die letzten 5 Jahre.

Das Musical an sich ist schon sehr gelungen. Es ist kurz, es hat Gefühl, es macht Spaß, es macht nachdenklich, es ist anders – weil die Erzählweise so anders ist. Eine Liebesgeschichte mit Anfang und Ende – Jamie und Cathy. Eine Liebe, die plötzlich und unerwartet beginnt, sich leise entwickelt, durch Höhen und Tiefen wandert, um dann an einem Punkt anzukommen, wo beide einfach nicht mehr gemeinsam weitergehen können. Tragisch, wie das Leben eben so spielt. Aber auch fröhlich – wenn man sieht wie Cathy und Jamie das Verliebt-sein spüren oder kleine Erfolge erleben, gefühlvoll – wenn man sieht wie die beiden ihr gemeinsames Leben aufbauen, traurig - wenn man erlebt, wie die beiden einfach nicht mehr zusammenkommen. Im Gegenlauf erzählt, die einzige Begegnung nur bei der Hochzeit – so einfach, so genial!
All das bringt das Stück mit, all das verlangt aber auch nach guten Schauspielern (und Sängern), die – genau! – all das transportieren können.

Bisher haben sich Jil Clesse und Michael Souschek – Studenten des zweiten Kons-Jahrgangs „Musikalisches Unterhaltungstheater“ – noch in Ensemblerollen „versteckt“, doch hier sieht man die beiden in voller Aktion. Und was man hier von den beiden präsentiert bekommt, lässt einen eigentlich nur mit einem Staunen zurück. Wie „echt“ es ist, was sie in die Charaktere stecken, wie lebendig diese dadurch werden, wie verletzlich, wie unglaublich gefühlvoll. Man spürt alles und man sitzt nur da, lächelt vor sich hin und genießt diese Darbietungen.

Matthias Weißschuh – ebenfalls ein Jahrgangskollege – hat die beiden auf der kleinen Bühne in Szene gesetzt, mit genau so vielen Mitteln, wie es dafür gebraucht hat. Dann kommt noch die Live-Band (Musikalische Leitung: Ronald Sedlaczek) dazu, mit Celli, Piano, Bass, Gitarre und Violine und – voilà –vollbracht ist ein Stück wundervolles Musical-Theater.

Die drei haben den Mut gehabt, selbst etwas auf die Beine zu stellen, sich einmal in etwas Neuem auszuprobieren und dabei Großartiges geschaffen. Das kleine Theater hätte alle drei Abende ausverkauft sein sollen – aber wenn irgendwer das hier noch rechtzeitig lesen sollte, der nehme sich doch ein Herz und die Zeit heute noch im Schuberttheater vorbeizuschauen. Ich garantiere, dass man es nicht bereuen wird. Um die paar Euro, bekommt man hier so viel zurück.
Daumen hoch und Danke an die Initiatoren und alle die hier zusammengewirkt haben (samt Sponsoren), für ihren Mut zu riskieren – weil es sich lohnt!

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