The Vienna
Theatre Project has done it again. Off-Broadway-Musical in Wien – die Drachengasse
ist der Ort dafür. Mit [title of show] (Music & Lyrics: Jeff Bowen, Book: Hunter Bell) kommen Musicalliebhaber wieder einmal
voll auf ihre Kosten. Nicht nur weil es endlich wieder relativ neues Material
zu sehen und hören gibt, sondern weil die Show eine Hommage an das Genre ist und
beweist, dass so viel musicalisches „Unbekannteres“ da draußen herumschwirrt
und nur darauf wartet inszeniert und gesehen zu werden. Dann gibt es einige
wenige – doch Gott sei Dank immer mehr – Mutige, die es einfach wagen diesen
Schritt zu gehen.
Dass [title of show] seinen Weg nach Österreich gefunden hat
ist einfach wunderbar. Es ist ein Musical, das mir schon vor längerer Zeit ans
Herz gewachsen ist. Einfach und anders und in seiner Einfachheit doch komplex
und vielschichtig. Es macht Spaß, ist mal abstrus, mal verwirrend, doch immer
herzlich und zutiefst menschlich. Der Grundstock einer guten Komödie sind die
darunterliegenden tragischen Elemente, die meiner Meinung nach nicht zu kurz
kommen dürfen, um alles Andere und Lustige erst zu ermöglichen. Joanna Godwin-Seidls
Inszenierung ist nicht nur in dieser Hinsicht gelungen.
Die Premiere hatte ihre Anfangsschwierigkeiten, da die
ersten Nummern leider wenig energetisch aufgeladen waren und so den Einstieg
etwas erschwert haben. Doch langsam findet sich das Publikum im Stück wieder,
was vor allem daran liegt, dass sich die Schauspieler immer mehr ihrer
Spiellaune hingeben und dann einfach entstehen lassen. Wenn diese
Ensemble-Dynamik ihren Weg findet, dann entsteht gute Energie, die sich sofort
auf den gesamten Theaterraum überträgt, ihn erfüllt und den Zuschauer auf die
Reise mitnimmt. Das Zusammenspiel der vier Darsteller gewinnt immer mehr an
Leichtigkeit und macht [title of show] zu einem Theaterabend, den man nicht versäumen
sollte.
Lynsey Thurgar als Susan. Eine Überraschung. Kennt man das
Original Cast Album ist es zunächst vielleicht schwierig Susan Blackwells
Charakterstimme aus dem Kopf zu bekommen, doch Thurgar bleibt standhaft und
kreiert ihre eigene Susan. Thurgar beweist sich als eine Meisterin des comic
timing und des trockenen Humors. Alles ist auf den Punkt und ihr „Die Vampire,
Die!“ ist ein Highlight. Ebenso wie das vorhergehende Duett mit Nazide Aylin
(Heidi). „What kind of girl is she“ – diese Nummer ist erschreckend ehrlich.
Den Frauen im Publikum wird gewissermaßen der Spiegel vorgehalten, doch auf so
unterhaltsame Weise, dass man sich zwar sich über sich selbst zu wundern
beginnt, sich jedoch köstlich dabei amüsiert. Aylins Solo „A way back to then“
klingt anders als die restlichen Songs der Show, doch gewinnt dadurch an Tiefe.
Ihre schöne Stimme findet in diesem Song eine wunderbare Möglichkeit der
Entfaltung. Überhaupt bietet das letzte Drittel des Musicals eine interessante
Wendung. Wo anfangs noch über das kreative Schaffen genörgelt und gewitzt wird,
schlägt die Stimmung um und der Mensch steht sich auf andere Weisen im Wege. Die
Luft ist raus und auch als Zuschauer muss man sich ebenfalls kurz fangen, um
dann langsam in das Finale einzusteigen. Die Zeit wird schneller vorgespult und
alles kumuliert bevor das Musical in einer Rückbesinnung auf das Anfängliche
und Wesentliche endet. Ein schöngespannter Bogen, wie das Leben ihn spielt. Und
das Beste: [title of show] lässt sich eben nicht von „Air Freshener“-Vampiren
beißen, sondern ist gerade heraus – bad language inklusive und en masse.
Herrlich!
Die männlichen Protagonisten werden von Alan Burgon und
Oliver Watton gespielt, die [title of show] bis zum Schluss gut gemeinsam
tragen. „Two Nobodies in New York“ fehlt leider die nötige Schärfe, aber
langsam finden sich die beiden Darsteller in ihre Rollen ein. [title of show]
ist der Inbegriff eines Ensemble-Musicals und das schließt auch Musical
Director Birgit Zach ein, die sich ebenfalls schauspielerisch in das Gefüge
einbringt – und zwar in jeder Minute. Keiner der vier (bzw. fünf) Darsteller
hat viel Zeit sich auszuruhen, das Stück ist deswegen immer in Bewegung. Das
Publikum hat ebenfalls – es gibt keine Pause – keine Möglichkeit sich
zurückzuziehen oder durchzuatmen. Die Intensität des Stückes ist dadurch sehr
hoch und man selbst beim Verlassen des Theatersaals aufgeladen – und zwar mit
einer ganzen Palette an Gefühlen. Ein unterhaltsamer, menschlicher Abend mit
mitreißender Musik.
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