Donnerstag, 19. März 2009

Guys and Dolls

Gestern war ich in der Volksoper um mir "Guys and Dolls" anzusehen...Da ich früher dort war konnte ich noch einer Einführungsveranstaltung von Christoph Wagner-Trenkwitz beiwohnen und Näheres über das Musical erfahren. Im Grunde war sein Vortrag ganz gut, doch die Spitzen auf die Vereinigten Bühnen und das Metropol hätte er sich sparen können...ich finde das gemein und unpassend. Auch wenn es sich um "Konkurrenz-Theater" handelt, so sollte man sich wenigstens ein bisschen zusammenreißen, da man ja im Grunde dasselbe Ziel verfolgt - gute Unterhaltung und dem Publikum einen schönen Theaterabend bieten.

Das Musical ist sehr gut, allerdings lässt es im zweiten Akt stark nach. Der gute Gesamteindruck wird dadurch ein wenig geschwächt, bleibt aber dank eines tollen Finales dennoch bestehen.

Schön ist zu Beginn die Einführung in die Geschichte. Neben der Overture gibt es auch eine "Tanzeinführung" in die Stadt New York und ihre Bewohner. Durch die Choreographie werden verschiedene Charaktere vorgestellt und man wird mit dem Schauplatz vertraut gemacht.

Die Choreographie sticht aus dieser Produktion wirklich heraus. Sie ist fantastisch! Ramesh Nair, der sich mit seiner Dancing Star-Partnerin auch selbst im Publikum befand, hat eine mitreißende, sehr ideenreiche Choreographie zusammengestellt, die mir vor allem aufgrund der Liebe zum Detail gefällt. Von kubanischen Tänzen über flotte Gaunermoves und Nachtklub-Striptease hat Nair ein kleines Meisterwerk vollbracht.
Zum Bühnenbild ist zu sagen, dass es wirklich gut ist und vor allem die Übergänge gut gelöst wurden, sodass man nicht durch einen lästigen Umbau aus der Geschichte geworfen wird. Ein Manko für mich war allerdings die Kuba/Havanna-Bildermontage, die auf die Wand projiziert wurde. An sich eine gute Idee, aber da es sich bei den Bildern um keine echten handelt, sondern um kitschige Computerbilder, bekommen die Kuba-Szenen einen etwas zu "verkitschten" Touch, den man mit realen Bildern hätte vermeiden können. Die restliche Bühnengestaltung in den Havanna-Szenen ist sehr gelungen, obwohl einfach, und hätte durch die "richtige" Videoprojektion noch verbessert werden können. Diese Chance hat man leider nicht wahrgenommen.

Die Darsteller sind sehr gut, allerdings darf man nicht auf die Statisten achten, die nicht gerade von schauspielerischem Talent gesegnet sind.
Robert Meyer ist der Star der Volksoper und bringt in jede Rolle seinen ganz persönlichen, einzigartigen Charakter mit ein.
An seine Seite wurde ihm eine fantastische Sigrid Hauser gestellt, die aus ihrer "dümmlichen" Rolle auch die nötige Tiefe herauszuholen vermag und auch ihre stimmlichen Qualitäten zeigt.
Auch Johanna Arrouas und Axel Herrig spielen gut, können mich aber als "Paar" nicht ganz so überzeugen.
Positiv ist mir auch Reinwald Kranner aufgefallen. Vielleicht auch nur weil ich ihn schon von einigen Inszenierungen kenne, aber auch in "Guys and Dolls" holt er das Möglichste aus seiner kleinen Rolle heraus. Besonders gefällt mir seine warme, kräftige Stimme, die ein wenig mehr nach Popmusical klingt als der Rest.

Nach der Pause hat das Musical große Schwierigkeiten wieder in Gang zu kommen. Die ersten 20 Minuten des zweiten Aktes sind eher langweilig und werden nur durch einige witzige Passagen und eine großartige Tanzsequenz herausgerissen. Der dicke Gauner mit seiner Piepstimme liefert nur in seinen ersten Szenen den nötigen Witz. Bald wirkt das Ganze nur noch abgedroschen und ein wenig peinlich.
Das Stück kann sich dann aber wieder erholen und liefert ein abruptes aber gelungenes Ende.

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