"Chess" ist ein Musical, das bisher fast spurlos an mir vorüber gegangen ist...und wahrscheinlich nicht nur an mir. Irgendwie hat es keinen sonderlich guten Ruf - vielleicht weil es über die Jahre immer wieder verändert wurde...
Viele kennen die Songs "One Night In Bangkok" und "I Know Him So Well", hatten sie doch beide hohe Chartpositionen und sind heute fast schon zu Evergreens avanciert.
Ich wusste, dass sie aus dem Musical "Chess" von Benny Andersson, Björn Ulvaeus (ABBA) und Tim Rice stammen...das war's aber schon :) Mit dem Inhalt von Chess war ich nicht vertraut und vorstellen konnte ich mir auch nicht viel darunter, da ich die Show auch noch nie gesehen hatte...
Wieder in mein Gedächtnis gerufen wurde mir das Musical, als ich letztes Jahr von der konzertanten Aufführung in London erfuhr (Mai 2008). Royal Albert Hall, großartige Besetzung. Natürlich wollte ich dort hin...leider hat es nicht geklappt, aber seit Freitag besitze ich die DVD dieses einmaligen Events und ich kann sie euch nur sehr ans Herz legen.
Die Geschichte ist gut erzählt und obwohl sie zunächst etwas kompliziert scheint kommt man trotzdem gut mit. Im Booklet findet man eine sehr gute Zusammenfassung des Inhalt, die es einem erleichtert den Geschehnissen zu folgen, aber auch wenn man diese nicht gelesen hat, ist es kein Problem den Inhalt zu verstehen.
"Chess In Concert" kommt fast ohne Requisiten aus. Ein Schachbrett und eine Leinwand, auf der man Ortsangaben und dazugehörige Bilder sieht. Einfach, aber wirkungsvoll. Auf einem Teil des Bühnenbodens befindet sich ein Schachmuster, ansonsten ist aber nicht sehr viel Platz, da das Orchester "The City of London Philharmonic" und der riesige Chor "The West End Chorus" den größten Teil der Bühne einnehmen. Für die wenigen Tanzszenen reicht der Platz aber aus. Schön sind vor allem die Ballettsequenzen während den Schachspielen. Die Kostüme sind passend zum Thema in schwarz und weiß gehalten - nur in den Bangkok-Szenen geht es ein bisschen bunter zu.
Und jetzt zur Besetzung...Überraschung ist sicherlich Josh Groban, der noch eher wenig Erfahrung im Musicalbereich hat, aber gut in die Rolle des Anatoly Sergievsky passt. Seine Stimme ist für mich wie Weihnachten. Ich weiß nicht wie ich es sonst ausdrücken soll, aber er hat ein Wärme in der Stimme, die einen irgendwie geborgen fühlen lässt. Natürlich merkt man, dass er sich noch etwas schwer tut seinen Ausdruck, den er beim Singen hat, in sein ganzes Spiel hineinzubekommen - schauspielerisch hat er eben noch ein bisschen zu lernen. Am Ende des ersten Akts performt er aber "Anthem" mit so viel Gefühl, dass man leicht über dieses Manko hinwegsieht.
Als Gegner Freddie Trumper ist Adam Pascal zu sehen. Mit seiner unverkennbaren Stimme und seiner spitzbübischen Ausstrahlung passt auch er sehr gut in seine Rolle.
Auch David Bedella macht sich gut in der Rolle des russischen Intriganten Alexander Molokov. Blass hingegen wirkt "the Arbiter", gespielt von Marti Pellow. Die Rolle gibt meiner Meinung nach wenig her - es gibt aber einige Songs, in denen der Schiedsrichter sehr wohl die Möglichkeit hat mehr aus ihr heraus zu holen. Pellow wirkt aber eher langweilig und stumpf. Es fehlt ihm an Ausdruck und Charme.
Für die Rollen Florence und Svetlana konnten Idina Menzel und Kerry Ellis gewonnen werden. Menzel, die übrigens am 2. September Mutter geworden ist, überzeugt durch und durch. Sie hat eine wunderbare Bühnenpräsenz und weiß mit ihrer Stimme perfekt umzugehen. Ihr Solo "Nobody's Side" ist für mich ein Highlight dieser Aufführung. In den Duetten mit Groban fügen sich ihre Stimmen sehr gut zusammen und man kann verstehen, warum Florence sich für Anatoly entscheidet :)
Auch Kerry Ellis, die in der wesentlich kleineren Rolle der Svetlana zu sehen ist, liefert eine tolle Leistung ab. Sie tritt erst im zweiten Akt auf, schafft aber sogleich mit "Someone Else's Story" das Publikum davon zu überzeugen, dass sie nicht die böse Ehefrau ist, für die man sie vielleicht gehalten hat.
"I Know Him So Well" (Florence, Svetlana) ist so wunderschön gesungen, dass man Gänsehaut bekommt und als am Ende Anatoly und Florence auseinandergehen, bricht einem fast das Herz, weil einem das Duett "You and I" so nahe geht.
Mich hat "Chess In Concert" sehr berührt. Wenn ich so großartige Darsteller auf der Bühne sehe, dann geht mit das Herz auf und ich denke mir immer wie wunderbar doch unsere Welt ist. Chess hat gute Musik und auch die Story ist okay. Sie schwächelt ein bisschen im Vergleich zu anderen Musicals, aber nichtsdestotrotz handelt es sich bei Chess um ein unterschätztes Musical.
Leider bietet die DVD außer einem Trailer keinerlei Extras...
Montag, 7. September 2009
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