MARY POPPINS
New Amsterdam Theatre
Bei Disney-Musicals kann man ja eigentlich fast nicht enttäuscht werden - zumindest ich nicht. Die Filme sind einfach Kult und auch auf der Bühne machen sich die oftmals auch sehr kitschigen Geschichten sehr gut. So auch Mary Poppins, allerdings hat es mich nicht ganz so überzeugen können wie so manch anderes Disney-Musical. Ich weiß nicht genau an was das gelegen hat, denn es hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Es ist toll umgesetzt und vor allem das Bühnenbild haut einen um...wieder merkt man wie viel Kreativität und Ideenreichtum doch in Menschen steckt. Ich war hingerissen von den Darstellern und den Kostümen, aber die Show hatte trotzdem ihre Längen.
Wenn man einen Film (ursprünglich ist Mary Poppins eigentlich ein Buch) auf die Bühne bringt, dann kommt es oft zu Änderungen. Die kann man gut oder schlecht finden, aber auf jeden Fall muss man sich darauf einstellen. Ein Fehler ist es wenn man starr an seiner Erinnerung festhält und eine Umsetzung erwartet, die sich strikt an die Vorlage hält. Das ist nämlich so gut wie unmöglich und den Theaterabend kann man auch nicht genießen. Nein, man muss offen sein. Dabei kann man sehr wohl kritisch beobachten und wahrnehmen, aber doch in einem anderen Blickwinkel.
Natürlich gibt es auch bei Mary Poppins einige Änderungen. Einige gefallen mir davon sehr gut, andere wiederum nicht.
Jeder im Publikum, sofern er den Film kennt, wartet auf die altbekannten Hits wie "Supercalifragilisticexpialidocious" oder "A Spoonful of Sugar", aber auch die neuen Songs dürfen nicht außer Acht gelassen werden, nehmen diese doch einen Großteil der Show ein. Während mir die Umsetzung von "Supercali..." nicht so gefallen hat - tolle Kostüme, aber irgendwie hat die Szene an Charme verloren - fand ich es eine gute Idee Mrs. Banks einen eigenen Song zu geben, damit man mehr Einblick in ihren Charakter bekommt. Ich fand diesen Song sehr berührend.
Eine meiner Lieblingsszenen aus dem Film ist die mit dem Onkel, der nicht mehr aufhören kann zu lachen. Auch wenn ich mit vielen Änderungen leben kann, tut es mir sehr leid, dass man diese Passage nicht in das Musical mitaufgenommen hat.
Komisch und eher unpassend fand ich die Albtraumszene ("Temper, Temper"), in der Puppen lebendig werden. Diese Szene hat mir sogar ein wenig Angst gemacht - ich will nicht wissen, wie es den vielen kleinen Kindern ergangen ist, die auch im Publikum saßen.
Ein Highlight der Show ist auf jeden Fall "Step in Time". Bert und seine Freunde steppen, singen und tanzen auf den Dächern der Stadt. Für die Choreographie ist Matthew Bourne verantwortlich und meiner Meinung nach hätte man keinen Besseren finden können. Für alle, die seine Version von Tchaikovsky's Swanlake (oder auch Nutcracker) noch nicht kennen - unbedingt anschauen (ist auf DVD erhältlich)!
Was mir auch besonders gut gefallen hat waren die "Special Effects". Gerne wüsste man wie Mary Poppins so viele und große Dinge aus ihrer Tasche herauszaubert ;)
Die Darsteller waren durchwegs gut. Als Bert habe ich Adam Fiorentino gesehen und bis auf seinen (charmanten) australischen Akzent hat er sehr gut in seine Rolle gepasst.
Der Charakter der Mary Poppins unterscheidet sich für mich im Musical ein wenig von der Filmversion. Noch nie ist mir Mary Poppins so arrogant erschienen. Sie ist zwar nach wie vor ein herzliches Kindermädchen, aber wenn man "practically perfect" ist, dann hat man doch die Nase ein wenig in der Höhe...:) Scarlett Strallen hat diese Balance jedoch sehr gut im Griff gehabt.
Auch die gesamte Familie Banks hat mir gut gefallen. Die Kinder Jane und Michael - gespielt von Cassady Leonard und Zach Rand - sind eigentlich ständig auf der Bühne, wirken aber immer frisch und können mit ihrer Performance sehr überzeugen. Rebecca Luker wirkt sehr gut in der Rolle der Mrs. Banks. Ihr gelingt es die besorgte Ehefrau mit all ihren Problemen ebenso gut zu spielen, wie auch die Mutter, die für ihre Kinder nur das Beste will, aber mit der man auch Spaß haben kann. Vater George Banks ist ja nicht die sympathischste Rolle im Film; im Musical allerdings kann man durch die tolle Performance von Daniel Jenkins eher einen Draht zu ihm finden.
CD-Tipp:
So...zum Schluss des heutigen Eintrags habe ich noch einen CD-Tipp für euch. Ich höre sie im Moment rauf und runter und komme gar nicht mehr von ihr los, denn für mich hat dieses Musical - obwohl ich es noch nie live gesehen habe - irgendetwas Besonderes. Es handelt sich um "Big River" (Original Broadway Cast Recording, 1985). Das Musical hatte am Broadway Premiere, als ich noch nicht einmal auf der Welt war, feierte aber 2003 ein Broadway-Revival und ging anschließend auf US Tour.
Als ich vor ein paar Monaten zum ersten Mal den Song "Waitin' for the light to shine" gehört habe, wusste ich sofort, dass ich diese CD haben musste. Ich habe sie mir allerdings nicht gleich bestellt, sondern einfach mal abgewartet...bis ich dann im August in Hartford (Connecticut) war, um das Mark Twain Haus zu besichtigen. Im Shop bin ich dann wieder über das Musical gestolpert, basiert es doch auf "The Adventures of Huckleberry Finn".
Die Melodien bleiben einem sofort im Ohr. Sofern man der Musik der Südstaaten (Country, Gospel,...) nicht abgeneigt ist, dann hört man es gerne - allen anderen würde ich es eher abraten, sie würden wahrscheinlich nicht viel Gefallen daran finden. Hineinhören kann ich aber wirklich jedem empfehlen, ich bin immer noch ganz hin und weg. Nicht um sonst hat das Musical 1985 auch 7 Tony Awards gewonnen...:)
Schon die Overture macht gute Laune und auch jeder andere Songs hat für mich das gewisse Etwas...deswegen kann ich euch keine Anspieltipps geben. Hört einfach mal rein - es lohnt sich!
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