Die Wiederaufnahme der beiden Musicals aus der letzen Saison im Rahmen eines Musicalsommers war eine brillante Idee. Kein Musical auf der Wörtherseebühne, volles Haus im Stadttheater. Hochwertige Produktionen im klimatisierten Zuschauerraum, ohne Gelsen- oder Schlechtwettergefahr. Eine gelungene Alternative.
Nach Sweeney Todd, das den ersten Musicalblock gebildet hat, wird nun auch die österreichische Erstaufführung von Singin‘ in the rain noch einmal gezeigt. Da ich keine Möglichkeit hatte mir das Musical in der letzten Spielzeit anzusehen, packte ich die Gelegenheit beim Schopfe und genoss ein paar sommerliche Abende im Theater – welch Vergnügen bei einer Produktion wie dieser. Als drittes im Bunde des Musicalsommers kommt eine Konzertreihe namens „Broadway Melody“ hinzu, die am 7. August ihre Premiere feiert.
Singin‘ in the rain ist ein Klassiker. Ein klassisches Filmmusical – und genauso wurde es auch im Stadttheater Klagenfurt auf die Bühne gebracht. Man lässt sich in die Stummfilmära fallen und taucht gute 2 ½ Stunden ganz darin ab. Das Stück legt sich wie ein kleiner Zauber auf die Zuschauer. Es macht unendlich viel Spaß und bringt die Atmosphäre der damaligen Zeit auf die Bühne.
Die Darsteller tragen das Stück und begeistern das Publikum. Da sind das Filmliebespaar Lina Lamont und Don Lockwood, gespielt von Bettina Mönch und Daniel Prohaska. Mönch, die eine Stummfilmdiva mit Sprechfehler spielt, zeigt wie wandlungsfähig sie in Bezug auf ihre Sprache ist und erzeugt regelmäßige Lachkrämpfe bei den Zuschauern. Sie ist eine Erscheinung und spielt was das Zeug hält. Leider darf sie nur in einem Song ihre stimmlichen Qualitäten zeigen, allerdings gelingt es ihr dort zu 100 Prozent. Ein weiterer Bonus…Bettina Mönch erwischt das richtige Maß an Komik. So auch Peter Lesiak in der Rolle des Cosmo Brown, Don’s bestem Freund. Lesiak spielt sich die Seele aus dem Leib. Er ist ein fantastischer Cosmo – humorvoll, herzlich, lustig in richtigen und falschen Momenten und seine Mimik ist umwerfend komisch. Auch die Chemie zwischen Peter Lesiak und Daniel Prohaska stimmt. Sie wirken wie ein eingespieltes Team, wie beste Freunde. Die gemeinsamen Nummern machen Spaß und obwohl Lesiak in Sachen Stepptanz ein wenig leichtfüßiger wirkt, so hält sein „bester Freund“ Don gut mit.
Daniel Prohasksa gibt den Stummfilmstar Don Lockwood. Er geht in den Klassikernummern auf und zaubert mit seiner Stimme das richtige Flair der 20er Jahre. Nur in der Titelnummer fehlt ihm ein wenig der nötige Elan. Prohaska hat große Ähnlichkeiten mit Gene Kelly und wirkt fast ebenso charmant. Auch das Zusammenspiel mit Nadine Zeintl klappt fantastisch. Zeintl bringt viel frischen Wind und tanzt und singt sich schwungvoll durch das Stück. Sie spielt Kathy Selden facettenreich und spritzig.
Auch die Nebenrollen sind gut besetzt. So überzeugen u.a. Erwin Windegger als Filmproduzent, Dagmar Hellberg in diversen kleineren Parts, Frank Berg als Filmregisseur und Andreas Wanasek als Pressesprecher Rod.
Singin‘ in the rain ist ein Filmmusical auf der Bühne. Sehr gut umgesetzt und mit viel Herz und Humor. Hervorzuheben sind noch die fantastischen Stummfilmepisoden, die nicht nur sehr lustig, sondern vor allem gut gemacht sind. Als Zuschauer kann man sich in die 20er Jahre denken und das Kinofeeling von damals auferstehen lassen. Schwarz-weiß Filme, kein Ton, live Klavierbegleitung. Ein schönes Erlebnis, das zeigt wie das frühe Kino damals gewirkt hat. Auch die Tanzszenen, fast ausschließlich Stepp, sind gut choreographiert (Ricarda Regina Ludigkeit) und transportieren das Publikum in die richtige Zeit. Die musikalische Leitung übernahm Jeff Frohner. Die vielen Bläserpartien kommen gut zur Geltung. Intendant des Stadttheaters und Regisseur Josef E. Köpplinger hat seine Sache wieder einmal sehr gut gemacht. Ich finde es ausgesprochen schade, dass er das Klagenfurter Stadttheater bald verlassen wird. Ein so musical-affiner Intendant wird es wohl in Zukunft nicht werden, aber meine Hoffnung stirbt zuletzt.
* Bild via - Copyright Stadttheater Klagenfurt
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