Memphis (2010 ausgezeichnet mit 4 Tony Awards) ist – für mich – eines der besten Musicals der letzten Jahre und das stand schon fest als ich zum ersten Mal die CD aufgelegt habe. Was einem da entgegendröhnt ist Spirit, Leidenschaft, Gefühl und vor allem „music of the soul“. Man schwingt mit, schnippt mit, groovt mit, will einfach nur mittanzen und mitsingen und am besten ASAP die Show live erleben, um dieses Allround-Feeling ganz in sich aufzunehmen.
Leider spielt sich das dann aber doch nicht immer und man
sitzt nicht im nächsten Flieger nach New York. So wartet man also auf eine
Gelegenheit das Musical vielleicht demnächst in London zu sehen…doch dann kommt
doch alles ein wenig anders als gedacht und die Produzenten entscheiden sich
schon vorher für eine DVD-Veröffentlichung von „Memphis“. Ein eher
ungewöhnlicher Schritt aber ein großer.
Man mag zu Theater „auf Band“ stehen wie man möchte – es ist
einfach nicht möglich einen Theaterabend auf DVD zu pressen, das fängt von den
Vibes des Publikums an und hört bei der Verbindung zwischen Darsteller und
Zuschauer auf. Es ist nicht dasselbe, aber es kann ab und zu doch gelingen
einiges festzuhalten, ohne dass es verloren geht.
Gerade bei „Memphis“ denkt man, es sei unmöglich
diesen „Spirit“ der Show irgendwie und irgendwo festzumachen, doch es
funktioniert auf wundersame Weise doch, denn obwohl ich die Show noch nicht
live erlebt habe, hat mich die Aufzeichnung mitgerissen als würde ich im
Publikum gesessen – man lacht, denn die Pointen kommen spritzig daher – nicht
aufgelegt oder erwartet – im nächsten Moment weint man Tränen der Rührung oder vor Traurigkeit oder lässt
sich einfach nur von der Musik, dem Rhythm and Blues, „beseelen“.
Die Musiknummern sind meistens diegetisch, übernehmen aber oft eine doppelte Funktion, in dem sie die
Handlung vorantreiben oder Gefühle verstärken. Die Story spinnt ihren Weg immer
fort, bleibt mitreißend und ergreifend, auch wenn dazwischen plötzlich abgebrochen
wird und es woanders weitergeht – sowohl vom Buch (Joe DiPietro), als auch von
Regie (Christopher Ashley) und Bühnentechnik genial gelöst.
Gleich zu Beginn wird man mit dem Protagonisten Huey Calhoun
(grandios: Chad Kimball) vertraut gemacht, einen Knallkopf der Sonderklasse,
den man zunächst gar nicht einschätzen kann. Ist sein „Gehabe“ aufgesetzt oder
ist es doch echt? Man lässt sich also darauf ein, um nach kurzer Zeit
festzustellen: ja, der ist wirklich so verrückt - knausrig, genial, furchtlos,
mutig, naiv – rundum „anders“.
Huey und seiner Leidenschaft – der „race“-Musik – folgt man
durch Höhen und Tiefen, vom Beginn bis zum Bruch seiner Karriere, durch
Black-and-White Thematiken, Alkohol- und Beziehungsprobleme und vieles andere. Themen, die nicht nur im Memphis der 50ern
vertreten sind, sondern die teilweise aktueller nicht sein könnten. Keine der
angesprochenen Thematiken – sei es nun im Text oder Subtext – drängt sich auf,
sondern ergibt sich einfach. Keine wird bis zum „Gehtnichtmehr“ ausgeschlachtet,
sondern meist nur so viel von ihr gezeigt, dass der Zuschauer versteht und fühlt,
vieles jedoch ihm selbst überlassen bleibt – ein herrliches Spiel und eine
Methode die ins Mark fährt.
Dazwischen gibt es einige krasse Zeitsprünge, die die Story vorantreiben.
Die Szenen gehen jedoch so smooth ineinander über, dass die Brüche keinerlei
Probleme machen und man immer mitkommt und leicht folgen kann – alles bleibt nachvollziehbar.
„Memphis“ ist ein Gesamtkunstwerk, aber auch ein Musical aus
„Momenten“. Momente, die einen nicht mehr loslassen, die einen so mitnehmen,
dass man auch nachher noch an sie denkt. Wenn z.B. Gator (Derrick Baskin), ein stummer Kellner,
plötzlich wieder zu sprechen (und singen) beginnt, wenn Huey sich zum ersten
Mal als Entertainer profiliert und damit den Vogel abschießt, wenn Huey und
Felicia (einfach nur großartig: Montego Glover) sich verlieben, sie
auseinanderdriften und sich schließlich wiedersehen…so vieles geht tief und
bleibt als emotionale Erinnerung lange erhalten.
Es ist eine „reife“ Geschichte, die kein nullachtfünfzehn
Happy End nötig hat – das Gewöhnliche lässt man hinter sich, denn es geht hier
mehr als um eine klassische „Romeo und Julia“-Storyline. Es ist eine Love-Story
mit der Musik, mit seiner Heimat und mit dem Leben.
Um es mit
den Worten des “Memphis”-Komponisten, David Bryan (Bon Jovi), zu sagen: “It celebrates what brings us together as people
not what separates us.”
Special
Features:
-
Who’s
Who
-
Behind
The Scenes: How Memphis Was Captured
Running
Time: ca. 131 Minuten
Memphis DVD zu bestellen u.a. bei:
Links:
klingt sehr interessant. ich würde die DVD gerne bestellen. weißt du wo man die sonst noch bestellen kann? SOM fällt bei mir aus und dress circle ist ein bisschen teuer, weil aus england... LG
AntwortenLöschen...amazon marketplace vielleicht? schau mal hier:
AntwortenLöschenhttp://www.amazon.de/Memphis-The-Broadway-Hit-Musical/dp/B0060QSGJ0/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1346604050&sr=8-1
LG, Julia