Dienstag, 29. September 2009

next to normal

Bei manchen Musicals fehlen einem die Worte um sie zu beschreiben...oder man findet nicht die richtigen...nichts wird dem gerecht, was man da im Theater erlebt hat...
Spring Awakening gehört dazu, RENT, Billy Elliot - zumindest mir gehen hier die Worte aus...auch für next to normal fällt es mir schwer welche zu finden. Ich will damit nicht sagen, dass ein Musical oder ein Theaterstück nur dann gut ist, wenn einem die Worte fehlen es zu beschreiben...nein, das ist es nicht...es sind viel eher die Musicals, die das Publikum auf einer sehr emotionalen Ebene ansprechen.

Man kann versuchen den Inhalt von next to normal nachzuerzählen, aber im Grunde reicht das nicht, da das "Besondere" nur im Theater geschieht. Es entstehen Gefühle, die sich nicht beschreiben lassen. Natürlich ist die Wahrnehmung ganz individuell, aber ich finde, dass next to normal vor allem über die Gefühlsebene und die Stimmung funktioniert. Das Musical ist sehr intensiv und man fährt im Laufe der Vorstellung eine Achterbahn der Gefühle. Von Trauer bis hin zu Freude, Unsicherheit, Verzweiflung...man kann gar nicht alles aufzählen. Im Trailer zum Musical (kann man sich auf der Homepage ansehen) erscheinen kurze Auszüge aus dem Review der New York Times. Da heißt es: "next to normal is more than a feel-good musical...it's a feel-everything musical"...dieser Ausschnitt trifft es für mich ziemlich genau.
next to normal behandelt ein sehr emotionales und schwieriges Thema und beleuchtet wie verschiedene Personen damit umgehen. Mutter, Tochter, Vater, Psychologe, Boyfriend und auch der verstorbene Sohn. Letzterer liefert eine etwas ungewöhnliche Perspektive, aber genau das macht es interessant.

Alice Ripley verausgabt sich in der Rolle der Diana und es ist einfach unglaublich welche Kraft und Emotion sie auf die Bühne bringt. Diesen Charakter zu spielen ist alles andere als einfach, doch sie macht es so überzeugend und glaubwürdig, dass man als Zuschauer eine Gänsehaut bekommt. Den Tony hat sie wirklich verdient!
next to normal ist ein sechs Personen Musical und jeder Charakter hat aufgrund der Problemlage so unglaubliche Tiefen, die es von den Darstellern zu ergründen gab und für das Publikum 8 Mal die Woche zu ergründen gibt.

Mich hat diese Show lange nicht losgelassen. Man geht nämlich mit sehr unterschiedlichen Gefühlen aus dem Theater, fühlt sich aber auch erst einmal ein bisschen taub, da man die letzten 2 1/2 Stunden emotional so viel mitgemacht hat...es ist wirklich merkwürdig.

Die Musik ist sehr rockig und wirklich gut (Composer: Tom Kitt/ Librettist & Lyricist: Brian Yorkey). Es spielt eine Band, die in das Bühnenbild integriert ist, das insgesamt sehr einfach aber wirkungsvoll gestaltet ist. Viel Plexiglas, viele Lichteffekte.
next to normal ist character-driven und braucht deshalb nicht viel Drumherum. Die Show spielt mit so vielen Gefühlen, dass sich das Bühnenbild durch seine Zurückhaltung perfekt einfügt.

Director Michael Greif hat das Talent sehr emotionale Plots wunderbar umzusetzen, was man ja schon bei RENT sehen konnte. Die einzelnen Charaktere kommen gut heraus und wirken auf das Publikum.
Auch Jennifer Damiano (Spring Awakening - Swing) als Natalie beweist, dass ihr "andere", thematisch schwierigere Musicals liegen. Sie zeichnet ihren Charakter sehr genau und ergreifend. Es ist wirklich bewundernswert wie so ein junger Mensch dazu fähig ist.
J. Robert Spencer, Original Cast Member aus Jersey Boys, und Kyle Dean Massey als Vater und Sohn glänzen ebenfalls in ihrer Performance.
Die etwas kleineren Rollen sind nicht ganz so komplex wie die Hauptcharaktere, verlangen den Darstellern aber einiges ab. Als Dr. Madden und Dr. Fine ist Louis Hobson zu sehen. Natalies Freund Henry, dem sie sich nur sehr langsam anvertrauen kann, wird von Adam Chanler-Berat gespielt. Beide liefern sehr gute Performances ab und runden die gesamte Cast gut ab.

next to normal ist eines der besten Musicals, die ich diesen Sommer in New York gesehen habe und hat für mich sogar das hochgelobte "In the Heights" in den Schatten gestellt...

5 Kommentare:

  1. mein Kommentar kommt spät, aber doch:
    Ich war im Sommer in NY und ärger mich im Nachhinein soooo sehr, dass ich mir nicht Next to normal angeschaut hab! :(
    Ich bin ein Monat nach meinem NY-Aufenthalt auf die Musik gestoßen. Normalerweise können mich Musicals, die ich (noch) nicht gesehen habe, sondern die Lieder nur vom Hören kenne, nicht wirklich in ihren Bann ziehen, weil mir irgendwie die Bilder dazu fehlen! (Ja, ich bin der visionelle Typ! *g*) Bei next to normal war das von der ersten Sekunde an anders!
    Die Musik ist so emotional und aussagekräftig! Absoluter Gänsehautfaktor!!
    Bei uns ist next to normal ja leider nicht wirklich bekannt und ich bezweifle, dass es das auch jemals werden wird! Schade!
    Da hilft nur ein weiterer Besuch in NY! ;) Ich hoffe, ich komme dazu!

    lg, Tina

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  2. Freue mich auch über "späte" Kommentare :)

    Ich kann dir nur zustimmen...weiß zwar in diesem Fall nicht, wie es ist zuerst nur die Musik zu hören, aber anscheinend ist es auch sehr mitreißend und berührend...

    In Norwegen findet im Herbst 2010 die europäische Erstaufführung statt und ich hoffe, dass next to normal auch irgendwie den Weg nach D/Ö schafft...

    Liebe Grüße,
    Julia

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  3. Wenn es tatsächlich nach Deutschland oder Österreich kommen würde, würde ich mich auf jeden Fall sehr freuen! Allerdings werden sie das Musical dann mit Sicherheit eindeutschen, was ja bekanntlicherweise ganz schön in die Hose gehen kann.
    Cool! Das mit Norwegen wusste ich nicht!! Freut mich zu lesen, dass next to normal den Sprung nach Europa geschafft hat! Nach Norwegen wird es mich zwar eher nicht verschlagen, aber ich hoffe auf London! ;)

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  4. mittlerweile ist ja bekannt dass Next to normal ab Oktober 2013 im Stadttheater Fürth zu sehen sein wird. Ich hab leider keine nähren Infos zu den einzelnen Rollenbeschreibungen gefunden- kann man die irgendwo nachlesen?

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    1. vielleicht hilft dir das weiter :) https://www.facebook.com/photo.php?fbid=181221178678817&set=a.181221172012151.42745.179355372198731&type=1&theater

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