Samstag, 10. April 2010

Du schaust so sauer…hast du Sodbrennen? – Go West im Metropol

Flache Witze wie dieser gibt es zu Hauf im neuen Metropol-Musical und ich bin leider nicht für sie zu haben. Das ältere Publikum lacht sich krumm, aber manche Pointen waren so billig und schlecht, dass es – zumindest in der ersten Hälfte – irgendwie anstrengend war zuzusehen.

Wohin ist der intelligente Scherz verschwunden? In den letzten Metropol-Musicals ist er leider selten aufzufinden. „Charley’s Tante“ war für mich eine leichte Katastrophe, hingegen fand ich „Ti Amo“ ziemlich gut. „Go West“ folgt nun dem Konzept von „Ti Amo“, das ja wirklich gut funktioniert hat und das Stück sogar zu einer Wiederaufnahme geführt hat, allerdings gibt es statt Italo-Hits jetzt Austro-Pop trifft Country. Gegen die Musik kann man nicht wirklich etwas sagen. Ich mag Country und die Songs wurden von den Darstellern auch hervorragend interpretiert. Es macht Spaß diese Oldies live zu hören, teilweise auch mit anderem Text. Mein Favorite ist „Achy Breaky Heart“ von Billy Ray Cyrus. Der Mann hat mit diesem Song seine Karriere erst in Schwung gebracht und er ist einfach genial. Es war eine gut Wahl auch diesen Hit zu inkludieren. Auch Songs wie „Cotton Eye Joe“, „Rosegarden“ und „Go West“ (Titellied) durften nicht fehlen.

Bis endlich „Achy Breaky Heart“ auftaucht, eingebettet in ein mitreißendes Medley, muss man allerdings die erste Hälfte übertauchen. Die Handlung ist mehr als seicht – sie existiert fast nicht. Bei einem „Jukebox-Musical“ wie man „Go West“ sicherlich bezeichnen kann, geht es nie um die Geschichte, denn die ist meistens schlecht und ohne viel Tiefgang. Es geht um reine Unterhaltung und gute Präsentation der Hits. Aber sogar „Mamma Mia“ und „We will rock you“ haben einigermaßen gute Handlungen im Gegensatz zu „Go West“ - okay, man kann hier eigentlich nicht vergleichen... Ein bisschen mehr Anstrengung vom Autorenteam Peter Hofbauer und Markus Gull wäre nett gewesen. Die beiden haben mit „Ti Amo“ bewiesen, dass es auch anders geht – und zwar gut anders. Zwar ist auch da die Handlung nicht im Vordergrund und ausbaufähig, aber noch um Klassen besser als in ihrem neuen „Coup“. Ein bisschen mehr Geschichte und weniger flache Komik wäre wünschenswert. Ich persönlich finde z.B. lustiges Mimenspiel oder eine gute komödiantische Performance viel ansprechender.

Leider strotzt es teilweise nur so von nachgemachten, flachen Witzen, die gar nicht notwendig wären. Es wirkt leider einfach billig und einstudiert. Ein Andy Lee Lang, der seinem Pferd Jaqueline befiehlt nicht so schnell zu laufen, da es sonst kotzen muss, braucht man hier nicht – „Der Schuh des Manitu“ ist hier nicht Thema. Oder wenn zum 500. Mal die Dummheit der Kellnerin „Sabine“ betont wird, indem das gesamte Ensemble genervt ihren Namen ruft. Wieder einmal wurde zu dick aufgetragen – eine Schicht weniger und es wäre erträglicher gewesen. Auch wenn Hubert Wolf – bekannt aus der Werbung eines großen Möbelhauses - noch ein „Also I find des supa“ von sich gibt – TOO MUCH! Ab und zu gibt es aber dann doch Witze, die wirklich sitzen (geht doch!) - das war für mich fast befreiend :D

Hubert Wolf ist für mich trotzdem der Star der Show. Er zeigt den anderen wie es geht. Seine Komik ist genial, mit seiner Mimik und Gestik setzt er gekonnt Pointen und beweist sich sogar als Stand-Up Comedian :) Alleine die Szene, in der er betrunken spielt – GENIAL!

Wirklich gut auch Bernhard Viktorin als böser „Wiesel“, Assistent des „Gesetzlosen“ Schulze, der das Western-Lokal „Goldmine“ vernichten will. Viktorin hat die Rolle selbst mitkreiert und es ist ihm sehr gut gelungen. Der Dialekt und seine Pointen sind passend eingesetzt und man merkt, dass es ihm einfach Spaß macht.

Gegen die Darsteller ist fast nichts einzuwenden. Sie waren eigentlich alle gut. Besonders gut haben mir auch Alexander Wartha als Indianer Hannes, Caroline Frank als Dolly und Thomas Stolzeti als Prof. Freitag und Bösewicht Henning gefallen. Sie haben Personality gezeigt und mit einem guten Spiel überzeugen können. Vor allem Caroline Frank war trotz ihrer vom Autorenteam schlecht ausgearbeiteten Rolle schauspielerisch in Topform.

Carin Filipcic geht in ihrer Rolle eher etwas unter. Ihre Stimme – keine Frage – ist wunderbar und hier hat sie auch einmal die Möglichkeit eine andere, rockigere Seite von sich zu zeigen, aber ja…auch ihr darzustellender Charakter gibt leider nicht sehr viel her.

Andy Lee Lang ist als „Gogo“ zu sehen und nimmt - wenn man es so sieht – die Hauptrolle ein. Eigentlich geht es ja um seinen Charakter, den suizidgefährdeten Musiker, der plötzlich glaubt ein Cowboy zu sein. Leider ist einem das nicht immer klar – auch in diesem Punkt hätte man mehr daraus machen können. Lang zeigt sich als durchaus guter Schauspieler, natürlich hat er da und dort Defizite, aber im Großen und Ganzen kann man seine Gesamtperformance als passabel beurteilen. Er macht auf der Bühne jedenfalls einen sehr sympathischen und engagierten Eindruck!

Auch Christian Deix, Sonja Schatz, Barbara Endl und Josef J. Borbely (großartiger Tänzer!) machen ihre Sache gut – leider geben auch ihre Charakter nicht gerade viel her.

Das Bühnenbild (Amra Bergman-Buchbinder – auch Kostüme) hingegen kann gelobt werden. Es ist einfach, aber es funktioniert und überrascht mit faszinierenden Details, wenn z.B. eine Bar zum Pferd wird. Auch die Choreographie (Sabine Bartosch) ist nett und gut auf die kleine Metropol-Bühne zugeschnitten.

Im Großen und Ganzen ist es ein nettes Musical – vielleicht auch eher eine Hit-Show. Es ist unterhaltsam wenn man – im Gegensatz zu mir – niedrige Humor-Ansprüche hat. Ich persönlich bin da anscheinend etwas schwierig…und stehe dazu! Für mich war „Ti Amo“ top und „Charley’s Tante“ eindeutig ein Flop. „Go West“ ordne ich in der Mitte an. So schlecht wie letzteres war es nämlich nicht. Wenn man Austro-Country-Musik mag, dann kann man sicher einen vergnüglichen Abend im Metropol verbringen.

Mögen die nächsten Metropol-Produktionen ihre Latte wieder ein wenig höher schrauben. Man muss ja nicht jeden Witz, der einem gerade einfällt, auch tatsächlich noch in das Stück packen – less is more!

[Die Premiere fand am 7. April 2010 statt, bis 20. Mai 2010 ist das Musical noch im Wiener Metropol zu erleben]
*Image via

5 Kommentare:

  1. eben leichte kost für anspruchsloses publikum, nichts dagegen zu sagen. hubert wolf ist grossartig. allerdings sehen die kostüme mehr nach kinderfasching aus...aber ist ja nur beiwerk.

    AntwortenLöschen
  2. ...gebe dir recht!
    Danke für deinen Kommentar :)

    Liebe Grüße,

    Julia

    AntwortenLöschen
  3. Ein Comedy-Musical erhebt für mich auch nicht den Anspruch einer tiefgehenden ernsten Handlung, sondern es ist eben "leichte Kost" in Bezug auf den Inhalt.
    "GO WEST" ist schwungvoll, unterhaltsam, musikalisch und gesangstechnisch absolut spitze!!! Puncto Gesang und Stimmen habe ich auf größeren Bühnen in Wien (und das noch dazu mit nicht zu geringen Subventionen) bereits weitaus schlechtere Musicals erlebt...!
    Das tolle Feedback von vielen Besuchern bestätigt das Konzept von Hofbauer/Gull. Und über Humor lässt sich bekanntlich - wie über so vieles - streiten... Über die musikalische Qualität des Stücks meines Erachtens nach aber nicht!

    ;-)

    AntwortenLöschen
  4. Also der Kritik kann ich so nicht zustimmen. Festzuhalten bleibt, dass Go West sicherlich das klar seichteste Stück der genannten ist; Ti amo bot eine ebenso simple wie funktionierende Verwechslungskomödie und die Musiknummern passten hervorragend zur beabsichtigten Italo-Persiflage, während Charley's Tante den "Nachteil" hatte, sich an eine existierende Vorlage halten zu müssen. Inwieweit Charley's Version á la "Die Zwei" dann den Geschmack des einzelnen trifft, mag jeder für sich beurteilen, aber klar war es mehr SCHAUSPIEL als die reinen Musik-Jukeboxen Go West und Ti amo.

    Was die Leistungen der Schauspieler betrifft, so stimme ich zu. Nicht nur, dass alleine SIE es sind, die phasenweise über das Fehlen einer Story hinwegtäuschen (wo ist zB der große Star "Lilly" im zweiten Teil?), sind es die jeweiligen individuellen Darbietungen, die den Abend retten. Hubert Wolf ist auch für mich der überragende Darsteller, gesanglich überzeugen neben Lang auch Schatz, Filipcic und Deix.

    Das Lob bezüglich Bühnenbild und Kostüm kann ich hingegen überhaupt nicht nachvollziehen. Beides ist schlichtweg eine Katastrophe und wird nichtmal Schulbühnen-Ansprüchen gerecht.

    Zusammenfassend finde ich jedenfalls die Kritik sehr tendenziell und schließe mich dem Kommentar meines Vorschreibers an: Auch ich habe um bedeutend mehr Geld schon größeren (subventionierten) Mist auf den Vereinigten Bühnen gesehen. Warum also einer Vorstadtbühne übelgenommen wird ihr Publikum zu bedienen und mittels erstklassiger Darsteller glänzend zu unterhalten, entzieht sich meiner Kenntnis...

    AntwortenLöschen
  5. Danke für eure kritischen Kommentare! Ich freue mich immer zu lesen, wie andere eine Produktion wahrgenommen haben.

    Mich hat die Inszenierung aber leider nicht überzeugen können - klar gibt es größeren Mist :D ...aber der ist eher nicht auf den Bühnen der VBW zu finden, nicht einmal IWNNINY hat so wenig Niveau!

    ...bei den Kostümen habt ihr Recht - sie waren okay, aber nicht mehr. Vielleicht sogar ein wenig "Kinderfasching".

    Liebe Grüße,
    Julia

    AntwortenLöschen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...