Einen besseren Zeitpunkt als mir am Abend vor meinem
London-Trip „Tee um 3“ am Konservatorium anzuschauen gibt es nicht. Spät aber
doch finde ich nun ein bisschen Zeit, um in ein paar Worten darauf einzugehen.
Die Erinnerung ist vielleicht nicht mehr ganz so frisch, aber es gibt Stücke,
die man nicht einfach so vorbei ziehen lassen kann. Dazu gehört auch die
gelungene Impro-Show des ersten Kons-Jahrgangs – dazu im Anschluss.
"Ein modernes Feuer im Unterhaltungstheater zu entfachen" – eine Herausforderung. Gerade auch in dieser
Zeit. Regisseurin Isabelle Fritdum gibt den beiden „Erschaffern“ der Musicaloperette
„Tee um Drei“ Rückenwind und merkt im Vorwort an, dass hier etwas Neues und
Gutes gelungen ist. Und das ist es. Kreativität und Mut – auch von Seiten des
Konservatoriums, das anscheinend viel Vertrauen in die vielseitigen Fähigkeiten
seiner Studenten setzt – zeigen Sebastian Brandmeir (Musik) und Florian Stanek
(Buch & Liedtexte) mit ihrem gemeinsamen Erstling. Es ist
Unterhaltungstheater wie man es sich wünscht und der
erfolgreiche und überaus gelungene Abschluss eines Semesterschwerpunkts
(Operette KONS-erviert):
Buch und Musik – spritzig, liebevoll, mit viel Humor und
Happy End. Sympathische Protagonisten, fiese Gegenspieler mit Format, ein
bisschen Verwechslung, ein bisschen Tohuwabohu mit Augenzwinkern, und am Ende ein
bisschen „heile Welt“.
Florian Stanek hat hier seine Trümpfe ausgespielt – ich bin
mir aber sicher, dass er noch mehrere im Ärmel hat - und ein lustiges, charmantes Buch
geschrieben. Die ein, zwei aufgelegten Witze – für allzu vorhersehbare „Wuchteln“
bin ich meistens nicht zu haben – werden von mal feinfühligen, mal ordentlich „reinhauenden“
Pointen überboten und fallen gar nicht
weiter auf oder ein. Zur Orientierung sei aber jedem Zuschauer Staneks
Kommentar zu Husten, Lachen und Bierkonsum im Programmheft empfohlen.
Gleich anschließend kann man dann auch erfahren wie die
Ko-Produktion Brandmeir/Stanek so vor sich gegangen ist. Vom Basteln eines
Ohrwurms, vertauschten Rollen, Ärgernissen mit dem Notationsprogramm, bis hin
zur „Klausur“ am Grundlsee. Und den Leitmotiven. Die schmissige Musik von
Brandmeir bietet nämlich Vielschichtigkeit. Da sind interessante Harmonien und
mehrstimmige Herausforderungen dabei – kurz und gut, die zwei Studenten des
Abschlussjahrgangs haben hier etwas geschaffen, das nicht nur Anerkennung
verdient, sondern vor allem gelungenes Unterhaltungstheater ist. Hut ab vor
dieser Leistung!
Ein paar Worte zu den „Ausführenden“ sind jetzt aber schon
noch angebracht…
Johannes Nepomuk spielt Protagonist Joe Kaschemski. Er blüht
in dieser Rolle wahrlich auf. Er fühlt sich scheinbar wohler als in der Rolle
des Roger in RENT, gibt 100 Prozent und überzeugt durchwegs. Hier hatte er die
Möglichkeit zu zeigen, was für eine besondere Stimme er hat. Joe’s Freundin
Tracey gab Salka Weber, die ebenfalls überzeugte, wenn auch gesanglich nicht
immer so sicher, wie man es schon von ihr gehört hat. Dieses Paar bleibt nicht
das einzige Revival aus der Kons-Produktion von RENT – auch Manuel Heuser und
Manuel Walcherberger durften noch einmal gegenseitiger „love interest“ sein und
Heuser hatte das Vergnügen ein weiteres Mal in Frauenkleidung performen. Wer
weiß, ob die Queen amused gewesen wäre – das Publikum war es. Sehr.
Dieter Hörmann als dümmlicher Mr. Crawford spielte mit viel
komödiantischem Fingerspitzengefühl und hat es sogar geschafft den „Running Gag“
nicht irgendwann alt aussehen zu lassen, sondern ihn gekonnt durch das Stück getragen.
Tanja Petrasek setzte ihren Charakter mit ihrer gewaltigen Stimme
gleich in Position, Alixa Kalaß durfte wieder exzentrisch sein, eine Aufgabe,
die ihr liegt – samt russischem Akzent - und Franziska Kemna agierte einwandfrei –
mit amüsanten Akzenten – als Geschäftsfrau, mit einer Vorliebe für Buchhaltung.
Auch der Rest des Ensembles aus dem zweiten Jahrgang hat es geschafft
die kleinsten Rollen mit Leben zu erfüllen – hier war man mit viel Spielfreude
am Werk. Hervorzuheben ist hier vor allem Steven Klopp als Mr. Kissass und
Scheich Murat – diese Mimik!
Zu guter Letzt ein Hoch auf das Super Mario-Intro (da werden
Erinnerungen wach), das Bühnenbild von Timo Verse (Wings aus „Union Jack“ im
royalen Blau), die freche Choreografie von Marcus Tesch und dem umgreifenden Ideenreichtum – wer auch immer die Idee
hatte, Rechenschieber als Tamburins und Hefter als Kastagnetten einzusetzen;
grandios!
Vorfreude: Eine CD-Aufnahme ist angeblich bereits im Entstehen...
Und während die mittleren Jahrgänge London unsicher gemacht
haben und sich der vierte Jahrgang auf die Bachelorprüfungen im Juni
vorbereitet, hat sich der erste Kons-Jahrgang letzte Woche der Kunst der
Improvisation gewidmet. Mit großem Erfolg. Ich bewundere den Mut der
Darsteller, die diese Herausforderung bravourös gemeistert haben. Improvisation
gehört für mich zu den Meisterdisziplinen. In „Theater. Sport & Musik.“ haben
sich die acht Studenten für das Publikum geöffnet und in einer Mischung aus
Theatersport und improvisierten Gesangseinlagen rund zwei Stunden lang verausgabt
(da bekommt man viel Potenzial auf der Bühne zu sehen!). Unterstützt wurde der
erste Jahrgang von „Tee um Drei“-Autor Florian Stanek als Conférencier und
Andreja Zidarič als seine Assistentin Uschi. Stanek führte souverän und
gekonnt durch den Abend und ließ sich den ein oder anderen Wortwitz nicht
entgehen. Sein Talent liegt teilweise schon jenseits von „Gut und Bösendorfer“ -
im absolut positivsten aller Sinne! Beide machen einen neugierig, was sie denn
bei der Abschlussshow in drei Wochen dem Publikum präsentieren werden…Vorfreude: Eine CD-Aufnahme ist angeblich bereits im Entstehen...
LINKS:
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- Kritik "Tee um 3" auf Musical&Co
- Fotogalerie "Tee um 3"
- Tee um Drei youtube channel - u.a. mit Einblicken in die CD-Aufnahme
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