Montag, 7. Mai 2012

King Kong - Stadttheater Klagenfurt

So eine Reise auf eine Insel hat schon etwas für sich. Gleich zweimal in den letzten Tagen konnte ich eine solche antreten. Da ging es nach Südamerika mit Robinson Crusoe auf die Insel Speranza aka „Burg“ und mit Carl Denham, Ann Darrow und Jack Driscoll nach Skull Island…

…südwestlich von Java, wüten böse Winde…dort wohnt Kong. King Kong, König der Affen, Herrscher von Skull Island, mit einem unheimlichen Verschleiß von Frauen (dieser Affe kann sich das anscheinend leisten). Ihn zu finden hat sich Regisseur Carl Denham zur Aufgabe gemacht und zusammen mit Schauspielerin Ann und Schiffskapitän Jack macht er sich auf die Reise…
King Kong“ als Musical mag vielleicht zunächst unmöglich erscheinen, doch am Theater ist nichts unmöglich, sofern es gelingt den nötigen Raum dafür zu öffnen.
Es gibt einen Grund warum es das Stück jetzt vermehrt an kleine Theaterbühnen schafft. Lässt man sich als Zuschauer darauf ein, wird man von Paul Graham Browns Musik und James Edward Lyons Buch in Kongs Universum entführt. Was man dazu braucht sind drei Darsteller, die vollen Einsatz zeigen, eine große Portion Einfallsreichtum und Phantasie.

Ich liebe Inszenierungen, die dem Publikum mit kreativen Ideen und manchmal nur wenigen Mitteln, erlauben in die Geschichte einzusteigen und selbst ein Teil davon zu werden. Es ist allerdings eine Kunst das richtige Maß zu finden - denn es kann schnell zu wenig oder zu aufdringlich sein. Gelingt es aber, nimmt der Zuschauer einen wesentlichen Part in der Erzählung ein. Er baut sich den Dschungel in Gedanken, kann die Dimensionen verändern. Klettert mit Kong und Ann auf das Empire State Building oder befindet sich plötzlich inmitten einer Zeremonie der Ureinwohner von Skull Island.
Lässt man es als Zuschauer ganz zu, lässt man sich fallen, dann entfaltet sich die Geschichte und das Abenteuer beginnt. Da kommt Spannung auf, man merkt plötzlich wie man in die Story einsteigt und mitfiebert.

Um dieses Abenteuer entstehen zu lassen, braucht es Darsteller, die sich ebenfalls ganz darauf einlassen. In der Klagenfurter Inszenierung sieht man hier drei Talente auf der Bühne, die alle auf demselben Niveau agieren. Und was für ein Niveau das ist! Wann und wo bekommt man so etwas geboten? Selten, viel zu selten. Aber hier haben sich unter der Regie von Nicole Claudia Weber drei Darsteller gefunden, die sich um nichts nachstehen und so harmonisch miteinander spielen, dass man sich als Zuschauer keinerlei Mühen machen muss und sich einfach fallen lassen kann. Die Aufführung sprüht vor Energie, die den ganzen Raum des kleinen Napoleonstadls, einnimmt. Man kann sich ihr nicht entziehen.
Mit Karacho kommt Christof Messner als Filmregisseur Carl Denham, auf der Suche nach dem nächsten Coup, auf die Bühne gestürmt und schon geht es los. Skrupellos überredet er die Schauspielerin Ann mit ihm auf Reisen zu gehen, um ein Star zu werden – auf der Suche nach King Kong. Messner steht das Böse der Rolle gut, die Rolle fordert einiges ab, aber er verliert nie an Energie und bleibt immer sehr präsent. Leicht überspitzt präsentieren sich die drei Charaktere, aber doch immer authentisch. Auch wenn man outriert, es muss immer auch Ehrlichkeit im Spiel sein. Zumindest ein Funke, an dem sich das Publikum festhalten kann, mit dem man sich identifizieren kann. Messner, Mönch und Hees schaffen das durchwegs. Der Faden zum Publikum geht nie verloren.

Bettina Mönch ist als Ann Darrow kein dummes Blondchen, auch wenn es vielleicht anfangs so scheinen mag. In den Szenen mit Kong spielt sie Ann, mit einem ironischen Zwinkern, sehr gefühlvoll und später ernst und nachdenklich. Gerade auch wenn Kong sie auf den Wolkenkratzer „entführt“ – blickt sie „hoch auf dem Gipfel der Welt“ auf das Leben hinunter und bewegt mit ihren Gedanken.
Auch wenn King Kong ein tragisches Ende findet, so findet Ann ihr Glück mit Jack Driscoll (Dominik Hees), dem launischen Seemann. Hees spielt den rauen Seefahrer mit viel Leidenschaft und führt die Wandlung seines Charakters sympathisch und mit Leichtigkeit durch.

Zusätzlich zu ihren grandiosen Schauspiel- und Gesangsleistungen schieben die drei  Kisten herum, spielen mit Barbie- und Fingerpuppen, bestreiten als Ureinwohner rituelle Tänze, entführen sich selbst und retten sich aus den tiefsten Schluchten. Das erfordert Einsatz – und zwar von allen. Die Band (Musikalische Leitung: Jeff Frohner, Christoph Schödl & Stephan Först) spielt was das Zeug hält und wenn zwischendurch Zeit ist – es muss Zeit sein – wird schnell mal einem Vogel zum Fliegen verholfen.
Das Bühnenbild von Judith Leikauf und Karl Fehringer überzeugt mit Detailreichtum und Humor. Es ist unglaublich kreativ und gut umgesetzt. Man hat das Maximale herausgeholt.

Und auch King Kong wird zum Leben erweckt, mit gelungenen Soundeffekten und einfallsreichen Andeutungen, anhand derer der Affe in den Köpfen der Darsteller und des Publikums auferstehen kann.
Es ist eine gelungene, fulminante Inszenierung und deswegen ist es nur allzu schade, dass diese bereits am Freitag zum letzten Mal in Klagenfurt über die Bühne gegangen ist…

…wer dennoch eine ebenso abenteuerliche Reise auf eine Insel im Nirgendwo unternehmen möchte, dem sei „Robison Crusoe – Projekt einer Insel“ im Burgtheater ans Herz gelegt. Hier entsteht ebenfalls mit wenigen Mitteln und genialem Schauspiel (Joachim Meyerhoff und Ignaz Kirchner) unglaublich Großes.

LINKS:

- Trailer King Kong
- Premierenbericht King Kong
- Paul Graham Brown
- James Edward Lyons
- Robinson Crusoe - Burgtheater

*Image via

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