…südwestlich von Java, wüten böse Winde…dort wohnt Kong.
King Kong, König der Affen, Herrscher von Skull Island, mit einem unheimlichen
Verschleiß von Frauen (dieser Affe kann sich das anscheinend leisten). Ihn zu
finden hat sich Regisseur Carl Denham zur Aufgabe gemacht und zusammen mit
Schauspielerin Ann und Schiffskapitän Jack macht er sich auf die Reise…
„King Kong“ als Musical mag vielleicht zunächst unmöglich erscheinen,
doch am Theater ist nichts unmöglich, sofern es gelingt den nötigen Raum dafür
zu öffnen.
Es gibt einen Grund warum es das Stück jetzt vermehrt an kleine
Theaterbühnen schafft. Lässt man sich als Zuschauer darauf ein, wird man von
Paul Graham Browns Musik und James Edward Lyons Buch in Kongs Universum
entführt. Was man dazu braucht sind drei Darsteller, die vollen Einsatz zeigen,
eine große Portion Einfallsreichtum und Phantasie.
Ich liebe Inszenierungen, die dem Publikum mit kreativen
Ideen und manchmal nur wenigen Mitteln, erlauben in die Geschichte
einzusteigen und selbst ein Teil davon zu werden. Es ist allerdings eine Kunst das
richtige Maß zu finden - denn es kann schnell zu wenig oder zu aufdringlich
sein. Gelingt es aber, nimmt der Zuschauer einen wesentlichen Part in der Erzählung
ein. Er baut sich den Dschungel in Gedanken, kann die Dimensionen verändern. Klettert
mit Kong und Ann auf das Empire State Building oder befindet sich plötzlich inmitten
einer Zeremonie der Ureinwohner von Skull Island.
Lässt man es als Zuschauer ganz zu, lässt man sich fallen,
dann entfaltet sich die Geschichte und das Abenteuer beginnt. Da kommt Spannung
auf, man merkt plötzlich wie man in die Story einsteigt und mitfiebert.
Um dieses Abenteuer entstehen zu lassen, braucht es
Darsteller, die sich ebenfalls ganz darauf einlassen. In der Klagenfurter
Inszenierung sieht man hier drei Talente auf der Bühne, die alle auf demselben
Niveau agieren. Und was für ein Niveau das ist! Wann und wo bekommt man so
etwas geboten? Selten, viel zu selten. Aber hier haben sich unter der Regie von
Nicole Claudia Weber drei Darsteller gefunden, die sich um nichts nachstehen
und so harmonisch miteinander spielen, dass man sich als Zuschauer keinerlei
Mühen machen muss und sich einfach fallen lassen kann. Die Aufführung sprüht vor Energie, die den ganzen Raum des kleinen
Napoleonstadls, einnimmt. Man kann sich ihr nicht entziehen.
Mit Karacho kommt Christof Messner als Filmregisseur Carl
Denham, auf der Suche nach dem nächsten Coup, auf die Bühne gestürmt
und schon geht es los. Skrupellos überredet er die Schauspielerin Ann mit ihm
auf Reisen zu gehen, um ein Star zu werden – auf der Suche nach King Kong.
Messner steht das Böse der Rolle gut, die Rolle fordert einiges ab, aber er
verliert nie an Energie und bleibt immer sehr präsent. Leicht überspitzt
präsentieren sich die drei Charaktere, aber doch immer authentisch. Auch wenn
man outriert, es muss immer auch Ehrlichkeit im Spiel sein. Zumindest ein
Funke, an dem sich das Publikum festhalten kann, mit dem man sich
identifizieren kann. Messner, Mönch und Hees schaffen das durchwegs. Der Faden
zum Publikum geht nie verloren.
Bettina Mönch ist als Ann Darrow kein dummes Blondchen, auch
wenn es vielleicht anfangs so scheinen mag. In den Szenen mit Kong spielt sie Ann,
mit einem ironischen Zwinkern, sehr gefühlvoll und später ernst und
nachdenklich. Gerade auch wenn Kong sie auf den Wolkenkratzer „entführt“ –
blickt sie „hoch auf dem Gipfel der Welt“ auf das Leben hinunter und bewegt mit
ihren Gedanken.
Auch wenn King Kong ein tragisches Ende findet, so findet
Ann ihr Glück mit Jack Driscoll (Dominik Hees), dem launischen Seemann. Hees
spielt den rauen Seefahrer mit viel Leidenschaft und führt die Wandlung seines
Charakters sympathisch und mit Leichtigkeit durch.
Zusätzlich zu ihren grandiosen Schauspiel- und Gesangsleistungen
schieben die drei Kisten herum, spielen
mit Barbie- und Fingerpuppen, bestreiten als Ureinwohner rituelle Tänze,
entführen sich selbst und retten sich aus den tiefsten Schluchten. Das
erfordert Einsatz – und zwar von allen. Die Band (Musikalische Leitung: Jeff Frohner, Christoph Schödl & Stephan Först) spielt was das Zeug hält und
wenn zwischendurch Zeit ist – es muss Zeit sein – wird schnell mal einem Vogel
zum Fliegen verholfen.
Das Bühnenbild von Judith Leikauf und Karl Fehringer überzeugt
mit Detailreichtum und Humor. Es ist unglaublich kreativ und gut umgesetzt. Man
hat das Maximale herausgeholt.
Und auch King Kong wird zum Leben erweckt, mit gelungenen
Soundeffekten und einfallsreichen Andeutungen, anhand derer der Affe in den
Köpfen der Darsteller und des Publikums auferstehen kann.
Es ist eine gelungene, fulminante Inszenierung und deswegen
ist es nur allzu schade, dass diese bereits am Freitag zum letzten Mal in Klagenfurt
über die Bühne gegangen ist……wer dennoch eine ebenso abenteuerliche Reise auf eine Insel im Nirgendwo unternehmen möchte, dem sei „Robison Crusoe – Projekt einer Insel“ im Burgtheater ans Herz gelegt. Hier entsteht ebenfalls mit wenigen Mitteln und genialem Schauspiel (Joachim Meyerhoff und Ignaz Kirchner) unglaublich Großes.
LINKS:
- Trailer King Kong
- Premierenbericht King Kong
- Paul Graham Brown
- James Edward Lyons
- Robinson Crusoe - Burgtheater
*Image via
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