Montag, 20. Dezember 2010

Musical Christmas 2010

Spät aber doch habe ich es dieses Jahr zum mittlerweile traditionellen Weihnachtskonzert der VBW geschafft und das eine Woche vor Heilig Abend. Eigentlich sollte ich schon längst in richtiger Weihnachtsstimmung sein, denn jedes Jahr nehme ich mir vor den Advent so richtig zu zelebrieren. Studium und Arbeit stellen sich da gerne quer und so versuche ich zumindest die paar wenigen freien Stunden in der Weihnachtszeit zu genießen - mit Punsch, einer netten Christmas-CD oder eben auch einem Weihnachtskonzert. Am Samstag war ich allerdings alles andere als in Weihnachtsstimmung, ich kam von einem Theater – von der Arbeit - ins andere, das Ronacher, und war müde und etwas angespannt…jetzt war es an den Künstlern der VBW Weihnachten in mich einkehren zu lassen. Kurz: Sie haben es geschafft. Das Musical Christmas Konzert war dieses Jahr wieder einen Besuch wert.


Das Konzert hat allerdings mit einigen Stolpersteinen begonnen, der erste Akt kam irgendwie nicht ganz ins „Fließen“. Die stimmungsvolle Einführung („First Noel“) des auf der Bühne versammelten Orchesters wurde leider mit einem von Uwe Kröger sehr merkwürdig vorgetragenen Gedicht ein wenig zerstört. Schade. Carin Filipcic konnte mit „The Christmas Song“ den kurzen Abfall des Stimmungsaufbaus retten und überzeugte den ganzen Abend hindurch mit ihrer warmen, kräftigen Stimme. Sei es nun bei „Cantique de Noël“ oder dem in einwandfreiem Schwedisch vorgetragenen „Gabriella’s Sång“ aus Wie im Himmel. Filipcic hat einfach das gewisse Etwas. Sie singt mit wunderbarem Gefühl und viel Tiefgang – es ist immer eine Freude sie auf der Bühne zu sehen.

Als nächstes trat Musical Christmas-Neuzugang Rasmus Borkowski auf die Bühne des Ronachers. „Driving Home For Christmas“ ist ein Song der zur Langeweile neigt. Ich hab ihn ganz gerne, aber diesen doch etwas eintönigen Song alleine auf einem „Sesserl“ vor einem riesig großen Orchester zu singen ist eine Herausforderung. Borkowski hat sie gut gemeistert, allerdings gab es schon Momente, in denen der Song knapp über der Langeweile schwebte.

Es folgte „When Christmas Comes To Town” aus Polarexpress, einem Film, der vor allem mit seinem Soundtrack verzaubert. Von Dennis Kozelzuh (Regie) nett inszeniert: zwei Frauen, arm und reich, besinnen sich auf den Spirit of Christmas. Das Kostüm von Caroline Vasicek durfte man allerdings nicht beachten, was soll das gewesen sein? Ein violettes Wichtel-Nonnen-Ensemble mit schlechtem Schnitt und lächerlicher Mütze. Wenn schon arm, dann bitte ordentliche Lumpen! Da hätte man sich mehr einfallen lassen können. Auch bei der Bühne gab es einige Mankos. Komische Würfel sollten einen neuen Dreh in Tannenbaum & Co. bringen, leider wirkte das aber eher steril und uninspiriert. Richtig kitschige Weihnachtsdeko und ein großer Christbaum – das hätte ich mir gewünscht…was für ein Glück, dass wenigstens der „Vampir-Mond“ so gut gepasst hat.

Kommen wir zum Streitpunkt: Uwe Kröger. Er kann einem ja leidtun, der Uwe. Er geht und benimmt sich als hätte er einen Stock im - bitte entschuldigt die Wortwahl - Arsch. Unlocker und steif stolziert er herum. Seine Hochblüte ist vorbei und er scheint es jetzt auch endlich gemerkt zu haben. Ständig schummelt er sich über schwierige Töne hinweg, doch man merkt auch seine Unsicherheit. Doch es gibt auch gute Momente. Jene Momente, in denen er sich mal locker zeigt, sich einmal nicht selbst von außen betrachtet und einfach nur ist. Dann klingt seine Stimme auch besser, nicht verkrampft und der alte Uwe strahlt ein wenig hervor. Viel zu selten aber lässt er sich einfach gehen.

Nett auch „Santa vs. Christkind“, spritzig vorgetragen von Caroline Vasicek und Rasmus Borkowski. Es war etwas Anderes und schon deswegen besonders, da es von einem Orchestermitglied geschrieben wurde. Allerdings wollte es vielleicht einen Tick zu viel. 

Meine Highlights des ersten Aktes waren aber „Koppången“ von Wietske van Tongeren (sehr stimmungsvoll – passend auch der „Schleiertanz“ des Ensembles), „Who Would Imagine A King“ von Caroline Vasicek (ihre sanfte angenehme Stimme kam hier gut zur Geltung) und das Amerikanische Weihnachtsmedley, mit dem es in die Pause ging. Hier wurde es zum ersten Mal besinnlich und gegen Ende richtig schwungvoll. Dass „Grandma Got Run Over By A Reindeer“ ins Medley aufgenommen wurde, war erfrischend anders und wurde auch sehr humorvoll interpretiert. Die Lieder sind gut ineinander übergegangen und die Arrangements können nur gelobt werden. Die Musik erfüllte den ganzen Raum und das Orchester konnte sich von seiner besten Seite zeigen.

Der zweite Teil des Konzerts war für mich ein einziger Genuss. Fröhliche Weihnacht überall, könnte man auch sagen. Eröffnet wurde mit dem großartigen „Polar Express“. Dennis Kozeluh hat sich die Rolle des Schaffners in den letzten Jahren einverleibt und performte einwandfrei. Sein „Do You Hear What I Hear?“ war nicht nur sehr imposant, sondern vor allem eindringlich und schön „christmassy“.

Krögers "Herzwunschliste" ist so gar nicht mein Fall. „My Grown Up Christmas List“ ist eines der schönsten Weihnachtslieder, David Foster hat es einfach drauf tolle Songs zu schreiben, aber der deutsche Text ist einfach nur letztklassig - unsinnig und schlecht gereimt. Katastrophal! Nett allerdings das Kinderfoto von Klein-Uwe und Geschwister vor dem geschmückten Christbaum...

Wie jedes Jahr gab es auch eine A cappella-Nummer. „Es wird scho glei dumpa“ war nicht nur schön anzuhören weil es wunderbar performt wurde, sondern auch weil es durch und durch österreichisch ist und das lässt mir genau wie „Stille Nacht“ (Zugabe) schon das Herz aufgehen.

„Cantique de Noël“ von Carin Filipcic und Wietske van Tongeren schaffte es ebenfalls zu einem Höhepunkt. Ihre Stimmen harmonieren so gut (auch mit Vasicek, da alle sehr warme, „weihnachtliche“ Stimmen haben) und die Freundschaft der beiden wurde spürbar und machte das Lied noch schöner. Mit einem flotten „It’s Beginning To Look A Lot Like Christmas“ ging es schon langsam dem Ende zu. Ein deutsches Weihnachtsmedley durfte natürlich auch nicht fehlen, bevor es zum vorletzten Song des Abends kam - „War is over“.

Zwischendurch wurde das Programm immer wieder durch Weihnachtsgedichte und -geschichten gewürzt, „A Christmas Carol“ von Charles Dickens wurde für mich zu einem wahren Highlight des Abends. Rasmus Borkowski als Märchenonkel, sehr empfehlenswert! Die Geschichte wurde durch ihn zum Leben erweckt – mit Hilfe von zwei Weihnachtselfen (sehr lustig: Christian Petru und Anna Knott). Pures Weihnachtsvergnügen!

Die wenigen Zwischentexte, die sonst noch als Verbindungselemente dienen sollten, waren zwar manchmal selbstironisch (Uwe Kröger) und ganz okay, aber meistens eher holprig und mit unlustigen Witzchen versehen. Da hätte sich Dennis Kozeluh wirklich mehr einfallen lassen können. Auch das Ensemble hätte vielleicht noch mehr zeigen können, als auf der Bühne „herumzuwichteln“, was ganz nett war, aber nicht mehr. Mehr (und anspruchsvollere) Tanzszenen hätten dem Konzert wahrscheinlich gut getan.

Alles in allem war es aber – dank des überaus gelungenen zweiten Aktes – ein schönes Weihnachtskonzert. Ich habe das Ronacher mit Weihnachtsfreuden verlassen – was gibt es Schöneres?! So soll es doch sein.

Achja, das im Programm angekündigte "Großer Herr, o starker König/ Ach mein herzliebes Jesulein!" wurde leider ausgelassen...

Für alle, die es dieses Jahr nicht zu Musical Christmas geschafft haben, die neue CD ist durchaus gelungen. Uwe Kröger klingt hier außerdem viel besser. Dank an die Technik von heute! „A Musical Christmas“ ist definitiv eine Investition wert.

*Image via

Links:

- Musical Christmas, VBW
- Review bei Musical Musing
- Review bei Kultur Channel

Anspieltipp:

 "Koppången" gesungen von Helen Sjöholm (bekannt aus Wie im Himmel und Kristina från Duvemåla)

4 Kommentare:

  1. Zu "When Christmas comes to town", weil ich das vergessen hab.-): Also, das Ganze spielt ja offensichtlich im Freien, und Wietske geht in Stöckelschüchen :-) Und die arme Frau bekommt für ihren (doch wohl eher ziemlich für sie wichtigen) Schlitten einen Muff. Das Ganze ist sowas an den Haaren herbeigezogen, dass ich beim letzten Mal eigentlich fast lachen musste, aber ich habs ja auch 6 Mal gesehen.
    Fröhliche Weihnachten!

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  2. Wenn man es so oft gesehen hat blickt man sicher jedes Mal anders auf diese Szene und nimmt mehr wahr - ich habs einfach mal so hingenommen :) Viel nachdenken darf man da eh nicht, weil sonst ergibt das Ganze bald keinen Sinn mehr. Warum z.B. die "reiche Frau" für 2 oder 3 Sackerl in denen eh nix drin ist einen Schlitten braucht ist die Frage...Besseres Schuhwerk hätte es wohl eher getan. :D

    Danke für deinen Kommentar! Wünsche dir auch Frohe Weihnachten!

    Liebe Grüße, Julia

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  3. deine zusammenfassung- wie immer ien genuss :)
    war auch am samstag dort. meine eindrücke decken sich mit deinen! in diesem sinne: frohe weihnachten!
    lg conny

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  4. Vielen, lieben Dank!
    Wünsche dir auch schöne Feiertage!

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